Über den Plattentellerrand hinaus
Text
Kati Waldhart
Ausgabe
Zum Ranieri machte ihn der „eindeutig italienische Vorname, der ja fast einen entsprechenden Nachnamen verlange“. Heute ist der St. Pöltner Mario Ranieri im Hard Techno Bereich eine internationale Größe.
Kommt er heute nach Tschechien, hissen die Fans eine rot-weiß-rote Fahne mit dem Aufdruck „Supermario“. In seiner Heimatstadt ist er aber (noch) überraschend unbekannt.
Im Gespräch stolpert man gleich zu Beginn über die erste Fehlannahme. Mario Ranieri sonnt sich nämlich nicht gerne an italienischen Stränden, er hat mit Italien rein gar nichts am Hut: „Wenn Urlaub, dann lieber Mexiko. Generell die spanische Kultur!“ Auf zum zweiten Fehler. Denn auf die Frage, ob der Techno-DJ Ibiza mag, verneint er kühl. Da war er auch noch nie, da möchte er auch nicht hin, weil: „Party machen kann ich jedes Wochenende. Urlaub aber bedeutet Strand und Ruhe. Die Clubs schauen eh überall gleich aus: verraucht, laut, dreckig.“
So viel Nüchternheit überrascht. Mario Ranieri: „Aber die Leute in den Clubs, die sind schon sehr verschieden. Holländer sind sehr kritisch, warten geradezu auf Fehler des DJs. Die Österreicher sind generell recht fad, typische ‚An-der-Bar-Lehner’, ganz im Gegensatz zu Slowenen, die sind wahrhaftige Bilderbuch-Raver, zeigen viel Haut und tragen Sachen in Neonfarben.“
Ranieri steht für Kult
In osteuropäischen Ländern wird er teilweise als Superstar verehrt, besonders in tschechischen Clubs steht Ranieri für Kult: „Es stimmt schon, dass man als DJ mit einem gewissen Bekanntheitsgrad leicht Frauen abschleppen kann. Es ist erschreckend, wie oberflächlich die Welt doch ist. Aber darum bin ich ja nicht DJ geworden...“
Gibt es Vorbilder? „Meinen Stil hab ich selber geprägt, da gibt es also keine direkten Vorbilder. Aber ich schätze auch Künstler völlig anderer Richtungen. Beispielsweise Marylin Manson, System of a Down oder Aphex Twin. Oder Falco! Was der in Sachen Musik geleistet hat, ist wirklich toll. Österreichs einziger Superstar.“
Das Talent stammt vom Vater. Der Jazzmusiker ließ Klein-Mario auch Klavier lernen, „das hab ich aber bald sinnlos gefunden, immer nur was nachspielen“. Als ihm sein Cousin im Volksschulalter Depeche Mode vorspielte, ging es so richtig los. Mit 16 Jahren die ersten Plattenspieler im Haus, mit 17 die ersten Gehversuche als DJ im Glasnost („Der Chef hat mich raus getreten. Im Prinzip mach ich heute noch das Gleiche. Damals wollte es halt keiner hören.“)
1999 gründet Mario sein Label „Schubfaktor“, im gleichen Jahr kommt auch sein erster Release, die Karriere beginnt, wird mit einem Youngster of Arts 2006 geadelt. Geradezu pervers erscheint unter diesem Aspekt die Tatsache, dass es bis 2006 gedauert hat, dass es zum ersten Auftritt in der Heimatstadt kommt: „Harald Reiterer startete im Frei.Raum die Hard Sessions, vorher gab es in dieser Szene nichts.“
Generell sieht Ranieri die St. Pöltner Szene im Aufwind: „Es heißt ja, wenn man das Nachtleben von St. Pölten genießen will, so muss man nach Wien fahren. Natürlich ist St. Pölten keine Clubmetropole. Aber es hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, ob Klub Vorsicht, Warehouse oder Frei.Raum. Sogar im Batcave war letztens was Elektronisches.“ Besonders interessant scheint da auch, dass zwischen Ranieri und anderen Szene-Heads (Reload, Urban Art Forms) bisher noch kein reger Kontakt war. Wer weiß, was da draus noch alles entstehen kann?
An welchen St. Pöltner Hotspots trifft man Ranieri? „Ich bin eher der Stubenhocker, bin zu 99% vorm Computer, mache keinen Sport, sitz aber schon mal gerne am Ratzersdorfer See. Das Regierungsviertel finde ich sehr cool. Und beim Mediamarkt bin ich auch häufig.“ (Einwurf seiner Freundin: „Da braucht er mindestens eine Stunde!“)
Den umgebauten Live-Club schätzt er dafür eher wenig. „Beim Eröffnungswochenende wurden wir nicht rein gelassen, wir hatten die falschen Schuhe an. Einen Tag später hat es dann mit feinen Ballschuhen doch geklappt. Für mich ist der Club aber nichts, die Leute sind noch immer die gleichen, nur anders angezogen.“ Den Vergleich könne er auch wagen, denn die Nachtschicht kannte er aus eigener Erfahrung, und generell kennt er kaum Berührungsängste zum „Party-Kommerz“: „Die Mausefalle kenn ich gut, donnerstags war da immer gratis trinken! Ich geh auch öfters ins La Boom…“ Erstaunte Blicke kommentiert er mit: „Wenn ich die Musik immer in den Vordergrund stelle, dann sitz ich ja nur daheim!“
Im Sommer will Mario mit Langzeitfreundin Manuela die „Großproduktion“ Hausbau fertigstellen, danach steht eine Ausbildung zum Musikproduzenten an, Kinder sind für 2010 angedacht. „Irgendwann will ich auch ‚normale’ Musik machen. Also radiotaugliche Musik, keinen Kommerz.“ Kann es sein, dass Mario Ranieri eines Tages für Starmaniacs Songs produziert? „Nein, für die sicher nicht! Denen geht’s ums Geld machen, nicht um die Musik. Generell finde ich ja, dass diese Castingshows der Musikindustrie mehr geschadet haben als alle Raubkopierer zusammen. Die meisten bringen nur Scheiße raus, da zählt mehr das Aussehen als Musik.“
Am 30. April legt er in Tulln auf, im Mai dann auf der Love Parade – in Venezuela wohlgemerkt, ausgewählt unter zahlreichen Österreichern!
www.schubfaktor.at
Im Gespräch stolpert man gleich zu Beginn über die erste Fehlannahme. Mario Ranieri sonnt sich nämlich nicht gerne an italienischen Stränden, er hat mit Italien rein gar nichts am Hut: „Wenn Urlaub, dann lieber Mexiko. Generell die spanische Kultur!“ Auf zum zweiten Fehler. Denn auf die Frage, ob der Techno-DJ Ibiza mag, verneint er kühl. Da war er auch noch nie, da möchte er auch nicht hin, weil: „Party machen kann ich jedes Wochenende. Urlaub aber bedeutet Strand und Ruhe. Die Clubs schauen eh überall gleich aus: verraucht, laut, dreckig.“
So viel Nüchternheit überrascht. Mario Ranieri: „Aber die Leute in den Clubs, die sind schon sehr verschieden. Holländer sind sehr kritisch, warten geradezu auf Fehler des DJs. Die Österreicher sind generell recht fad, typische ‚An-der-Bar-Lehner’, ganz im Gegensatz zu Slowenen, die sind wahrhaftige Bilderbuch-Raver, zeigen viel Haut und tragen Sachen in Neonfarben.“
Ranieri steht für Kult
In osteuropäischen Ländern wird er teilweise als Superstar verehrt, besonders in tschechischen Clubs steht Ranieri für Kult: „Es stimmt schon, dass man als DJ mit einem gewissen Bekanntheitsgrad leicht Frauen abschleppen kann. Es ist erschreckend, wie oberflächlich die Welt doch ist. Aber darum bin ich ja nicht DJ geworden...“
Gibt es Vorbilder? „Meinen Stil hab ich selber geprägt, da gibt es also keine direkten Vorbilder. Aber ich schätze auch Künstler völlig anderer Richtungen. Beispielsweise Marylin Manson, System of a Down oder Aphex Twin. Oder Falco! Was der in Sachen Musik geleistet hat, ist wirklich toll. Österreichs einziger Superstar.“
Das Talent stammt vom Vater. Der Jazzmusiker ließ Klein-Mario auch Klavier lernen, „das hab ich aber bald sinnlos gefunden, immer nur was nachspielen“. Als ihm sein Cousin im Volksschulalter Depeche Mode vorspielte, ging es so richtig los. Mit 16 Jahren die ersten Plattenspieler im Haus, mit 17 die ersten Gehversuche als DJ im Glasnost („Der Chef hat mich raus getreten. Im Prinzip mach ich heute noch das Gleiche. Damals wollte es halt keiner hören.“)
1999 gründet Mario sein Label „Schubfaktor“, im gleichen Jahr kommt auch sein erster Release, die Karriere beginnt, wird mit einem Youngster of Arts 2006 geadelt. Geradezu pervers erscheint unter diesem Aspekt die Tatsache, dass es bis 2006 gedauert hat, dass es zum ersten Auftritt in der Heimatstadt kommt: „Harald Reiterer startete im Frei.Raum die Hard Sessions, vorher gab es in dieser Szene nichts.“
Generell sieht Ranieri die St. Pöltner Szene im Aufwind: „Es heißt ja, wenn man das Nachtleben von St. Pölten genießen will, so muss man nach Wien fahren. Natürlich ist St. Pölten keine Clubmetropole. Aber es hat sich in den letzten Jahren stark verbessert, ob Klub Vorsicht, Warehouse oder Frei.Raum. Sogar im Batcave war letztens was Elektronisches.“ Besonders interessant scheint da auch, dass zwischen Ranieri und anderen Szene-Heads (Reload, Urban Art Forms) bisher noch kein reger Kontakt war. Wer weiß, was da draus noch alles entstehen kann?
An welchen St. Pöltner Hotspots trifft man Ranieri? „Ich bin eher der Stubenhocker, bin zu 99% vorm Computer, mache keinen Sport, sitz aber schon mal gerne am Ratzersdorfer See. Das Regierungsviertel finde ich sehr cool. Und beim Mediamarkt bin ich auch häufig.“ (Einwurf seiner Freundin: „Da braucht er mindestens eine Stunde!“)
Den umgebauten Live-Club schätzt er dafür eher wenig. „Beim Eröffnungswochenende wurden wir nicht rein gelassen, wir hatten die falschen Schuhe an. Einen Tag später hat es dann mit feinen Ballschuhen doch geklappt. Für mich ist der Club aber nichts, die Leute sind noch immer die gleichen, nur anders angezogen.“ Den Vergleich könne er auch wagen, denn die Nachtschicht kannte er aus eigener Erfahrung, und generell kennt er kaum Berührungsängste zum „Party-Kommerz“: „Die Mausefalle kenn ich gut, donnerstags war da immer gratis trinken! Ich geh auch öfters ins La Boom…“ Erstaunte Blicke kommentiert er mit: „Wenn ich die Musik immer in den Vordergrund stelle, dann sitz ich ja nur daheim!“
Im Sommer will Mario mit Langzeitfreundin Manuela die „Großproduktion“ Hausbau fertigstellen, danach steht eine Ausbildung zum Musikproduzenten an, Kinder sind für 2010 angedacht. „Irgendwann will ich auch ‚normale’ Musik machen. Also radiotaugliche Musik, keinen Kommerz.“ Kann es sein, dass Mario Ranieri eines Tages für Starmaniacs Songs produziert? „Nein, für die sicher nicht! Denen geht’s ums Geld machen, nicht um die Musik. Generell finde ich ja, dass diese Castingshows der Musikindustrie mehr geschadet haben als alle Raubkopierer zusammen. Die meisten bringen nur Scheiße raus, da zählt mehr das Aussehen als Musik.“
Am 30. April legt er in Tulln auf, im Mai dann auf der Love Parade – in Venezuela wohlgemerkt, ausgewählt unter zahlreichen Österreichern!
www.schubfaktor.at