Der Schaden ist getan
Text
Michael Müllner
Ausgabe
Jahr für Jahr Fixstarter in den Top-Ten der unbeliebten Berufe: Journalisten und Politiker. Im Kombi-Pack können beide schon mal für Sorgenfalten und Zornesröte sorgen. Wie man auf den Rücken anderer Geschichten macht.
Im Mai eröffnete das D&C Cityhotel am Völklplatz. Ein Hoteliers-Ehepaar aus Ischgl investierte 14 Millionen Euro in den neuen touristischen Leitbetrieb, auch bei Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) war die Freude groß, konnte er doch einen wichtigen Punkt seiner Agenda vor der Wahl abhaken: Das langsam verfallende Grundstück mit den denkmalgeschützten „Stadtsälen“ wurde an den Hotelbetrieb verkauft und als Veranstaltungssaal in das Gesamtkonzept eingebunden. Die Stadt wünschte sich ein behindertengerechtes Hotel, weshalb die daraus entstehenden Mehrkosten mittels Förderung abgedeckt und ein rückzahlbares Darlehen gewährt wurde. Seit Mai hat sich das Hotel am Markt laut Hoteldirektor Walter Jahn sehr gut etabliert, „wir liegen mit allen Zahlen im Plan.“ Gerüchten zufolge liegt die Auslastung bei 50 Prozent – man kann das Glas also sprichwörtlich halb voll oder halb leer sehen. Ende gut, alles gut – könnte man meinen.
STADLER eins drüberziehen
Klaus Otzelberger, Klubobmann der St. Pöltner FPÖ, ließ im Oktober mit einer Aussendung aufhorchen. Er fragte sich, ob das Hotel zum nächsten Millionengrab für St. Pölten wird. Mit diesen „bad news“ schaffte es Otzelberger sofort auf die Titelseite der Lokalausgabe der Bezirksblätter sowie auf prominente Seiten der NÖN und diverser Tageszeitungen. Für einige Ausgaben gab es wieder einen Aufreger, schließlich mussten der Hotelbetreiber und auch das Rathaus mit Fakten kontern. Walter Jahn: „Das D&C Cityhotel will mit jedem konstruktiv zusammenarbeiten, alle Politiker sind bei uns als Gäste gleichermaßen willkommen. Wir lassen aber nicht auf unserem Rücken politisches Kleingeld wechseln! Wenn Herr Otzelberger Bürgermeister Stadler eine drüberziehen will, dann soll er das nicht auf unsere Kosten tun.“ Der Ärger von Jahn begründet sich in der einseitigen Aufmachung der Medien zum Thema. Mit dem Gerücht der schlechten Auslastung rund um das vermeintliche „Millionengrab“ seien Partner des Hotels verunsichert worden und eingebuchte Kunden wieder abgesprungen. Schwierige Themenfindung
Das mediale Muster griff wie erwartet. Heinz Lackner von den Bezirksblättern: „Wie alle Journalisten arbeiten auch wir mit dem Hintergedanken der Folgegeschichte. Der Fairness halber schauen wir aber auch in der Auftaktgeschichte, dass wir alle Sichtweisen einbeziehen.“ Gerade bei einer „schwierigen Themenfindung“ wie in St. Pölten schaffen es dann Leute wie Otzelberger mit Themen wie diesem auf die Titelseite – immerhin muss ja Woche für Woche ein Produkt gefüllt werden. Der Platz für eine zweite, meist konträre Meinung wird dann knapp, oder muss auf die nächste Ausgabe warten. Stellt sich die Frage: Muss das so sein? Der Schaden ist getan
Laut Wolfgang Jahn war es der Eigentümerfamilie Mangold nach der ersten Aufregung wichtig, „dass nicht der Eindruck entsteht, ihr sei hier ein Hotel geschenkt worden. Die beiden haben sehr viel privates Geld investiert, weil sie an das Hotel glauben und waren über diese Berichterstattung nicht begeistert.“ Dass nicht jede „news“ automatisch auch „good news“ fürs Geschäft sein muss, macht Jahn auch deutlich: „Wenn Kunden mit großem Buchungsvolumen nachfragen, ob es überhaupt noch Sinn macht fürs nächste Jahr zu buchen, dann wird klar, weshalb wir auf Politiker mit falschen Gerüchten, die unser Geschäft schädigen, gerne verzichten können. Der Schaden ist getan.“ Aber auch die Medien entlässt Jahn nicht aus ihrer Verantwortung: „Ich verstehe nicht, wie man derart unseriöse und unrecherchierte Geschichten bringen kann. Scheinbar ist es ein Sport das Neue erstmal schlecht zu machen. Die Aussage von Otzelberger, er wolle uns ja nur helfen, setzt dem Ganzen dann noch die paradoxe Krone auf.“
Doch Otzelberger bleibt dabei: „Mein Anliegen ist es dem Cityhotel und anderen Betrieben mit einer städtischen Marketing- und Imagekampagne für den Tourismus zu helfen. Es muss mehr in Werbung investiert werden, sonst ist das in das Cityhotel investierte Steuergeld in den Wind geschossen! Doch die SPÖ bindet uns Opposition nicht in Entscheidungen ein und enthält uns Informationen vor.“ Gute VORSÄTZE
Ähnliches geschah als Max Krempl, Neo-ÖVP-Gemeinderat, vor Kurzem zum Generalangriff auf die „citySUPAcard“ blies. Hinter der Ruhe rund um die städtische Jugendkarte stecke aber nicht mangelndes Interesse nach der Wahl, sondern der anstehende Einstieg eines neuen Projektpartners – also alles gut, wie Jugendkoordinator Wolfgang Matzl meint.
Mediale Aufmerksamkeit heischen, Sachargumente finden, Vertrauen über Parteigrenzen hinweg schaffen, das Niveau von Medien und Politik in St. Pölten heben. Gute Vorsätze für 2012. Für Politiker – aber auch uns Journalisten. Interview: Klaus Otzelberger über die Folgen seiner Aussendung zum angeblichen „Millionengrab D&C Cityhotel“. Erkennen Sie den Schaden, den ihre Aussendung angerichtet hat?
Nein, denn das Imageproblem des Hotels habe sicher nicht ich verursacht. Aber meine Aussendung hat viele Leute zum Nachdenken angeregt, auch im Rathaus. Ich habe ausgesprochen, was hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde. Mir geht es darum dem Cityhotel und anderen touristischen Betrieben zu helfen, darum fordere ich eine Werbe- und Imageoffensive bezahlt von der Stadt. Das klingt nach Hohn. Als FPÖ-Klubobmann hat Ihre Aussage mehr Gewicht als sonstiges „Getuschel“. Wenn sie bei einem unabhängigen, privaten Unternehmen ein „Millionengrab“ vermuten, ist das doch bitte keine „Hilfe“?
Leider Gottes sind die Medien eher destruktiv, da braucht es schon mal eine knackige Formulierung, um die nötige Aufmerksamkeit zu finden. Und das Hotel gibt ja die Auslastungsprobleme sogar zu. Nein, das Management sagt, dass alles im Plan liegt und dass Sie mit Ihrer sachlich unseriösen Aussendung viel Vertrauen und Aufbauarbeit zerstört hätten. Wo liegt da die „Hilfe“?
Es geht jetzt darum, dass der Bürgermeister den Tourismus ankurbelt. Die Nächtigungszahlen müssen steigen, es gibt mehr Kapazität, da soll er Geld in die Hand nehmen und für die St. Pöltner Betriebe was tun. Darum ging es mir von Anfang an.
Klaus Otzelberger, Klubobmann der St. Pöltner FPÖ, ließ im Oktober mit einer Aussendung aufhorchen. Er fragte sich, ob das Hotel zum nächsten Millionengrab für St. Pölten wird. Mit diesen „bad news“ schaffte es Otzelberger sofort auf die Titelseite der Lokalausgabe der Bezirksblätter sowie auf prominente Seiten der NÖN und diverser Tageszeitungen. Für einige Ausgaben gab es wieder einen Aufreger, schließlich mussten der Hotelbetreiber und auch das Rathaus mit Fakten kontern. Walter Jahn: „Das D&C Cityhotel will mit jedem konstruktiv zusammenarbeiten, alle Politiker sind bei uns als Gäste gleichermaßen willkommen. Wir lassen aber nicht auf unserem Rücken politisches Kleingeld wechseln! Wenn Herr Otzelberger Bürgermeister Stadler eine drüberziehen will, dann soll er das nicht auf unsere Kosten tun.“ Der Ärger von Jahn begründet sich in der einseitigen Aufmachung der Medien zum Thema. Mit dem Gerücht der schlechten Auslastung rund um das vermeintliche „Millionengrab“ seien Partner des Hotels verunsichert worden und eingebuchte Kunden wieder abgesprungen. Schwierige Themenfindung
Das mediale Muster griff wie erwartet. Heinz Lackner von den Bezirksblättern: „Wie alle Journalisten arbeiten auch wir mit dem Hintergedanken der Folgegeschichte. Der Fairness halber schauen wir aber auch in der Auftaktgeschichte, dass wir alle Sichtweisen einbeziehen.“ Gerade bei einer „schwierigen Themenfindung“ wie in St. Pölten schaffen es dann Leute wie Otzelberger mit Themen wie diesem auf die Titelseite – immerhin muss ja Woche für Woche ein Produkt gefüllt werden. Der Platz für eine zweite, meist konträre Meinung wird dann knapp, oder muss auf die nächste Ausgabe warten. Stellt sich die Frage: Muss das so sein? Der Schaden ist getan
Laut Wolfgang Jahn war es der Eigentümerfamilie Mangold nach der ersten Aufregung wichtig, „dass nicht der Eindruck entsteht, ihr sei hier ein Hotel geschenkt worden. Die beiden haben sehr viel privates Geld investiert, weil sie an das Hotel glauben und waren über diese Berichterstattung nicht begeistert.“ Dass nicht jede „news“ automatisch auch „good news“ fürs Geschäft sein muss, macht Jahn auch deutlich: „Wenn Kunden mit großem Buchungsvolumen nachfragen, ob es überhaupt noch Sinn macht fürs nächste Jahr zu buchen, dann wird klar, weshalb wir auf Politiker mit falschen Gerüchten, die unser Geschäft schädigen, gerne verzichten können. Der Schaden ist getan.“ Aber auch die Medien entlässt Jahn nicht aus ihrer Verantwortung: „Ich verstehe nicht, wie man derart unseriöse und unrecherchierte Geschichten bringen kann. Scheinbar ist es ein Sport das Neue erstmal schlecht zu machen. Die Aussage von Otzelberger, er wolle uns ja nur helfen, setzt dem Ganzen dann noch die paradoxe Krone auf.“
Doch Otzelberger bleibt dabei: „Mein Anliegen ist es dem Cityhotel und anderen Betrieben mit einer städtischen Marketing- und Imagekampagne für den Tourismus zu helfen. Es muss mehr in Werbung investiert werden, sonst ist das in das Cityhotel investierte Steuergeld in den Wind geschossen! Doch die SPÖ bindet uns Opposition nicht in Entscheidungen ein und enthält uns Informationen vor.“ Gute VORSÄTZE
Ähnliches geschah als Max Krempl, Neo-ÖVP-Gemeinderat, vor Kurzem zum Generalangriff auf die „citySUPAcard“ blies. Hinter der Ruhe rund um die städtische Jugendkarte stecke aber nicht mangelndes Interesse nach der Wahl, sondern der anstehende Einstieg eines neuen Projektpartners – also alles gut, wie Jugendkoordinator Wolfgang Matzl meint.
Mediale Aufmerksamkeit heischen, Sachargumente finden, Vertrauen über Parteigrenzen hinweg schaffen, das Niveau von Medien und Politik in St. Pölten heben. Gute Vorsätze für 2012. Für Politiker – aber auch uns Journalisten. Interview: Klaus Otzelberger über die Folgen seiner Aussendung zum angeblichen „Millionengrab D&C Cityhotel“. Erkennen Sie den Schaden, den ihre Aussendung angerichtet hat?
Nein, denn das Imageproblem des Hotels habe sicher nicht ich verursacht. Aber meine Aussendung hat viele Leute zum Nachdenken angeregt, auch im Rathaus. Ich habe ausgesprochen, was hinter vorgehaltener Hand getuschelt wurde. Mir geht es darum dem Cityhotel und anderen touristischen Betrieben zu helfen, darum fordere ich eine Werbe- und Imageoffensive bezahlt von der Stadt. Das klingt nach Hohn. Als FPÖ-Klubobmann hat Ihre Aussage mehr Gewicht als sonstiges „Getuschel“. Wenn sie bei einem unabhängigen, privaten Unternehmen ein „Millionengrab“ vermuten, ist das doch bitte keine „Hilfe“?
Leider Gottes sind die Medien eher destruktiv, da braucht es schon mal eine knackige Formulierung, um die nötige Aufmerksamkeit zu finden. Und das Hotel gibt ja die Auslastungsprobleme sogar zu. Nein, das Management sagt, dass alles im Plan liegt und dass Sie mit Ihrer sachlich unseriösen Aussendung viel Vertrauen und Aufbauarbeit zerstört hätten. Wo liegt da die „Hilfe“?
Es geht jetzt darum, dass der Bürgermeister den Tourismus ankurbelt. Die Nächtigungszahlen müssen steigen, es gibt mehr Kapazität, da soll er Geld in die Hand nehmen und für die St. Pöltner Betriebe was tun. Darum ging es mir von Anfang an.