Augebookt!
Text
Althea Müller
Ausgabe
Ich beruhigte mich gerade mental damit, im Stillen aus einem Printmagazin Tierbilder auszuschneiden, sinnierte so vor mich hin, während ich mit der Schere versuchte, freigestellte Katzenbarthaare nicht zu cutten – und kam drauf, dass wir alle facebookdeppad sind mittlerweile: Hatten wir früher einen Unfall, smsten wir unseren Freunden, dass sie uns Zigaretten, aber die starken, und O-Saft, aber den guten, ins Spital bringen sollten. Heute erstellen wir ein Facebook-Album mit Stilbildern vom Krankenhausaufenthalt, inklusive Veranstaltung mit den Besuchszeiten plus Link zum Online-Polizeibericht. Waren wir früher frisch verliebt, war die wichtigste Offiziellmachung jene, unsere/n Liebste/n bei Mama und Papa anzuschleppen. Heute hat die Änderung des Beziehungsstatus’ das elterliche Schöffengericht an Priorität überholt. Und wollten wir mit jemandem nichts mehr zu tun haben, z. B., weil er oder sie einfach ein Trottel war, kam man um die persönliche Abgrenzung nicht hinaus – heute erfolgt der simple Kick aus der Freundesriege. Also ich mag Facebook, aber das wird fad. Heuer wird es darum keine X-Mess Postings geben, sondern selbstgebastelte Weihnachtskarten. Richtig schirch, aber von Herzen. Und nur an ausgewählte Menschen, nicht an „öffentlich“ oder „alle“. Und den neuen Mann, in den ich so narrisch verliebt bin, dass ich – völlig frei von Drogen – grad überall rosarote Eichhörnchen sehe, den stell ich auch nicht auf Facebook zur Schau, basta. Lieber schreib ich drüber im mfg. Das lesen eh meine Eltern auch. Und ah ja genau, übrigens, Herr-eh-scho-wissen: Du bist a fester Trottel! A fester! Happy new year.