In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
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In der es Raucher immer schwerer haben. Nicht nur, dass sie im Durchschnitt ohnedies schon um ca. sieben Jahre kürzer leben, werden sie jetzt auch noch vor die Türe ihrer Stammkneipen gesetzt, zumindest wenn sie ihrer Sucht frönen. So stehen die Armutschgerln in kleinen Gruppen luftig gekleidet („is jo eh nur für a Zigarettenlänge“) bei klirrender Kälte im Freien und holen sich einen ordentlichen Schnupfen. Lungenentzündung statt Lungenkrebs, die neue Devise? Keine wirklich attraktive Alternative. Die Erkältung geben sie dann selbstverständlich weiter – auch an die Nichtraucher, Rache muss schließlich sein! Ob das volkswirtschaftlich wirklich soviel günstiger ist? Und wie weit geht das mit dem Rauchverbot? Rauchverbot auf Straßen, auf Parkbänken, im Kopf? Werden jetzt z. B. auch Räucherstäbchen verboten? Wird Wayne Wangs und Paul Austers Ode an den blauen Dunst, „Smoke“, auf den Index gefährlicher Filme gesetzt? Werden „Smokie“ aus den CD-Regalen verbannt – und was zum Teufel passiert mit meinem Smoking?
In der die Politik die direkte Demokratie entdeckt. So fordern einige Parteien, dass in der Frage der Neugestaltung des Domplatzes das Volk befragt wird, ja mehr noch, dieses gleich vorgibt, was es will. Klingt lieb, ist aber illusorisch. Denn Repräsentativität gewährleistet in diesem Fall nicht, dass die sinnvollste Lösung gefunden wird, sondern bloß, dass eine Schnittmenge aus unterschiedlichen Meinungen eruiert wird: Mama will einen Spielplatz für die Kleinen, der Handel einen Parkplatz, die Bauern einen Markt, die Veranstalter eine Konzertfläche, die Archäologen ein Grabungsfeld, die Skater einen Skaterpark, Historienfreaks die Reaktivierung des ehemaligen Friedhofs unter dem Areal etc. Kleinkariert mutet auch die subversive Verteufelung von „Stararchitekten“ an. Warum ein Entwurf eines Architekten – ob „Star-“ oder nicht – kein spannender Input sein soll, verwundert. Letztlich müssen die Prämissen in dem Fall lauten: urban, funktional, ästhetisch! Brainstormen kann (auch) das Volk, entscheiden muss die Politik, umsetzen sollen die Profis!
In der man sich nicht vor Höhenangst fürchten muss, wenn man hoch hinaus will. Zwar arbeitet der Magistrat derzeit an einer „Hochhausstudie“, das heißt aber nicht, dass sich schon bald ein Skyscraper nach dem anderen am Traisenufer empor streckt. Andrea Wiener von der städtischen Stadtplanung: „Es geht darum, Eignungszonen festzulegen, in denen Hochhäuser überhaupt denkbar sind. Danach kommt es auf das Gesamtprojekt an, das zahlreiche Voraussetzungen erfüllen müsste.“ Geänderte Landesgesetze machen es nötig, dass sich St. Pölten über das Thema Gedanken macht. Wo könnte ein Hochhaus theoretisch stehen, welche „Sichtachsen“ müssten erhalten bleiben? Wiener: „Fix ist, dass die barocke Altstadt, der urbane, gewachsene Kern der Stadt wohl kein Hochhaus vertragen würde.“ Für ein Hochhaus reichen übrigens schon 25 Meter – weit entfernt von visionären Projekten, die derzeit aber ohnehin nicht im Raum stehen. Womit der Dom mit seinen 77 Metern dem Himmel am Nächsten bleibt, wie schon die letzten paar Jahrhunderte. Schade, oder?