DER BOGENSPORT IN POTTENBRUNN HAT IMMER SAISON
Text
Thomas Schöpf
Ausgabe
Riesenspinnen, Wildschweine, ja sogar Dinosaurier! In der Raingrube bei Pottenbrunn verstecken sich allerhand Tiere. Sehr zur Freude der Bogenschützen, die auf fünf 3D-Parcours fast 365 Tage im Jahr ihrem Hobby frönen können.
Ein Tüftler und Techniker war Thomas Müller aus Völtendorf bei St. Pölten schon immer. Als Freunde ihn im Sommer 2005 dann zum ersten Mal zum Bogenschießen mitnahmen, war es schnell um ihn geschehen: „Ich musste sofort wissen, warum was wie funktioniert.“ Als er dann zu seinem Geburtstag auch noch seinen ersten eigenen Bogen und Pfeile geschenkt bekam, gab es erst recht kein Zurück mehr. „Zuerst mussten alle Freunde und Bekannten herhalten, und mich zu den oft über 100 Kilometer entfernten Kursen begleiten“, erinnert sich Müller. Bald wollte er selbst nicht mehr so weit fahren und machte aus der Not eine Tugend: Mittlerweile ist Müller seit fast fünf Jahren Betreiber der 18 Hektar großen Anlage „Bogensport Pottenbrunn“. Kein Verein, wohlgemerkt. „Ich wollte es lieber mit ein paar Schmieds machen, als mit ein paar Schmiedls“, erklärt Müller. Also pachtete er das Waldgelände „Raingrube“.
Für Alt und Jung geeignet
Aktuell stehen den Besuchern fünf, teilweise ineinander übergreifende, Parcours-Routen und drei Labestationen (zwei im Wald, eine bei Start und Ziel) zur Verfügung. Rund 150 Jahreskarten-Besitzer nutzen diese regelmäßig. Es herrscht ein leichter Männer-Überschuss, aber prinzipiell erfreut sich Jung und Alt am Bogenschießen. Kinder können frühestens ab sechs Jahren einsteigen. „Wenn sie mit ihrer Motorik schon so weit sind und die Situationen auch richtig einschätzen können“, so Müller. Beim „MFG“-Lokalaugenschein sind immer wieder Gruppen von Bogenschützen (teils mehrerer Generationen) anzutreffen, und Paare, aber auch Einzelgänger. Laufen schnellere Bogenschützen(-Gruppen) auf langsamere auf, werden jene gerne vorgelassen. So muss niemand Wartezeiten in Kauf nehmen. An manchen Spitzentagen frequentieren 200 bis 300 Personen die Anlage. Prinzipiell hat jeder drei Versuche, die 3D-Ziele zu treffen. Nach dem ersten erfolgreichen Schuss kommt der nächste Schütze dran. In der Raingrube tauchen allerhand interessante Kreaturen auf, wie zum Beispiel eine Gruppe Flamingos, ein Honig suchender Bär (Achtung: Bitte nicht den 3D-Bienenstock abschießen!) oder in einer feuchten Mulde sogar ein Nilpferd, an dessen Seite sich ein Krokodil breit macht.
Bogensport boomt
Generell boomt in Österreich der Bogensport. Insgesamt gibt es hierzulande zirka 250 eingetragene Vereine und 13.500 lizenzierte Wettkampfschützen. 3D-Parcours wie jene in Pottenbrunn werden beim Österreichischen Bogensport Verband rund 350 gelistet. „Auch bei uns waren die Zahlen trotz Corona nicht rückläufig, im Gegenteil“, freut sich Müller. Die Sportart findet ausschließlich im Freien statt, registriert wird aus Sicherheitsgründen ohnehin jeder Bogenschütze, der auf der Anlage seinem Hobby frönt. Jene in Pottenbrunn ist nahezu 365 Tage im Jahre offen. Zusperren muss Müller nur, wenn gerade gejagt wird, oder es zu sehr stürmt. Der Shop und der Verleih (Bögen, Pfeile, Handschuhe und Armschützer gehören zur Standardausrüstung) sind Mittwoch bis Sonntag bis 18 Uhr geöffnet. Parcoursbesucher mit eigener Ausrüstung dürfen eine Stunde nach Sonnenaufgang in den Wald und müssen spätestens eine Stunde vor Sonnenuntergang wieder heraus, aus Rücksicht auf die Tiere. Saison gibt es keine, die Bogenschützen sind winterfest: „In der Jahreszeit haben wir kaum einen Rückgang. Nur die Einschulungen konzentrieren sich vornehmlich auf den Sommer.“ 1.500 bis 2.000 Anfänger machen jährlich die „Parcoursreife“ in Pottenbrunn, die auch den Zutritt für diverse andere Parcours berechtigt. In einem rund 45- bis 60-minütigen Kurs erfahren Einsteiger von ausgebildeten Trainern die Basics, Tipps und Tricks und können anschließend gleich loslegen. Besonders beliebt sind in Pottenbrunn auch Events wie das Silvesterschießen oder die „Ostereierchallenge“, bei der zuletzt der 12-jährige Merin mit seinem Bogen zehn der verkehrt aufgehängten, nummerierten Lose von einer Zielscheibe schoss und so zu Gewinnlosen machte. Auch Firmen oder Schulen schauen immer wieder gerne in die Raingrube. Nähere Infos finden Sie auf der Homepage „www.bogensport-pottenbrunn.at“.