Kunstraub?
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Der Vergleich mit politischen Bürgerbewegungen, die wir heuer international erleben durften, wäre abgeschmackt. Noch gibt es keine Zeltstädte. Noch baut keiner Barrikaden. Dennoch – die Ankündigung die Kunstsektion des Landesmuseums nach Krems zu verlegen, hat eine – im wahrsten Sinne des Wortes – bürgerliche Protestbewegung ausgelöst, wie sie die Landeshauptstadt schon lange nicht mehr erlebt hat. Chronologie einer Aufregung.
Im letzten MFG sprachen der Leiter der Abteilung Kunst und Kultur des Landes Niederösterreich, Hermann Dikowitsch, und NÖKU Chef Paul Gessl im Hinblick auf den kolportierten Abzug der Kunstsektion aus dem Landesmuseum noch einmütig von „Gerüchten, derer es bekanntlich viele gibt.“ Zwar überlege man prinzipiell immer in verschiedene Richtungen, auch im Hinblick auf die sinnvollste Weiterentwicklung des Landesmuseums, „aber ich sag gar nicht, es muss etwas weg – das würde den Prozess, in dem wir uns befinden, präjudizieren“, so Gessl damals.
Nur zwei Wochen später war der Prozess offensichtlich abgeschlossen – im Zuge einer Pressekonferenz präsentierte der Landeshauptmann die Pläne für die Errichtung einer neuen „Landesgalerie“ in Krems um 35 Millionen Euro sowie die Etablierung eines „Hauses der Geschichte“ in St. Pölten um drei Millionen Euro. Die im Landesmuseum integrierte Kunstsektion werde Teil der Landesgalerie und daher nach Krems abgesiedelt.
Schockstarre
Was unmittelbar danach folgte war zunächst – nichts. Die Medien druckten die Botschaft einigermaßen reflexions- und kommentarlos ab, und auch in Kulturkreisen blieb es fürs Erste gespenstisch ruhig. Zu überraschend, zu unwirklich schien der Gedanke, dass das erst 2002 fertiggestellte Landesmuseum – Hans Holleins einziger in Österreich realisierter Museumsbau – nach nur zwölf Jahren und drei Umbauten später schon wieder eines seiner zwei Hauptstandbeine, nämlich die Kunst, einbüßen sollte. Wie in Schockstarre verharrten die Vertreter der St. Pöltner Kultur- und Kunstszene. Selbst der Förderverein Kulturbezirk, in dem das Landesmuseum fixes Mitglied ist, erfuhr von der tiefgreifenden Reform aus den Medien, was Präsident Lothar Fiedler, immerhin Leithammel von 550 Kulturbegeisterten aus ganz Niederösterreich, bis heute bitter aufstößt. „Ich bin schockiert, von der gesetzten Tatsache und wie das langjährig vorbereitete Projekt letztlich abgewickelt wurde!“ Damit spricht er einen Kernkritikpunkt an, den auch Friedrich Sochurek teilt: „Als zeitgenössischer St. Pöltner Künstler schmerzt es mich natürlich, dass die Kunstsektion nach Krems gewandert wird. Leider ohne vorangegangene, diesbezüglich kulturpolitisch notwendige Diskussion.“
Als demoralisierend im Zuge der Präsentation kam noch der offensichtliche Schulterschluss mit der Hauptstadt-Politik hinzu – der Bürgermeister nahm bei der Pressekonferenz am Podium Platz und lachte anschließend mit dem Landeshauptmann und seinem Bürgermeisterkollegen aus Krems vom PR-Foto, was keiner gewissen Ironie entbehrte: So hält Matthias Stadler gemeinsam mit dem Landeshauptmann ein Gemälde in die Kamera, welches man alsbald – so die Pläne umgesetzt werden – nicht mehr in St. Pölten, sondern in Krems bewundern wird können. Einen symbolischen Anstrich bekam das Ganze zusätzlich noch dadurch, dass der Bürgermeister dabei (freilich aus Sicherheitsgründen) weiße Handschuhe trägt, gar so als wollte er sich nicht schmutzig machen, quasi die Hände in Unschuld waschen. Herbert Binder, der ehemalige Präsident des österreichischen Zeitungsherausgeberverbandes und Gründungsobmann des Fördervereins Kulturbezirk St. Pölten fand hierfür späterhin den wenig schmeichelhaften Ausdruck „Ministrant“.
Nur zwei Wochen später war der Prozess offensichtlich abgeschlossen – im Zuge einer Pressekonferenz präsentierte der Landeshauptmann die Pläne für die Errichtung einer neuen „Landesgalerie“ in Krems um 35 Millionen Euro sowie die Etablierung eines „Hauses der Geschichte“ in St. Pölten um drei Millionen Euro. Die im Landesmuseum integrierte Kunstsektion werde Teil der Landesgalerie und daher nach Krems abgesiedelt.
Schockstarre
Was unmittelbar danach folgte war zunächst – nichts. Die Medien druckten die Botschaft einigermaßen reflexions- und kommentarlos ab, und auch in Kulturkreisen blieb es fürs Erste gespenstisch ruhig. Zu überraschend, zu unwirklich schien der Gedanke, dass das erst 2002 fertiggestellte Landesmuseum – Hans Holleins einziger in Österreich realisierter Museumsbau – nach nur zwölf Jahren und drei Umbauten später schon wieder eines seiner zwei Hauptstandbeine, nämlich die Kunst, einbüßen sollte. Wie in Schockstarre verharrten die Vertreter der St. Pöltner Kultur- und Kunstszene. Selbst der Förderverein Kulturbezirk, in dem das Landesmuseum fixes Mitglied ist, erfuhr von der tiefgreifenden Reform aus den Medien, was Präsident Lothar Fiedler, immerhin Leithammel von 550 Kulturbegeisterten aus ganz Niederösterreich, bis heute bitter aufstößt. „Ich bin schockiert, von der gesetzten Tatsache und wie das langjährig vorbereitete Projekt letztlich abgewickelt wurde!“ Damit spricht er einen Kernkritikpunkt an, den auch Friedrich Sochurek teilt: „Als zeitgenössischer St. Pöltner Künstler schmerzt es mich natürlich, dass die Kunstsektion nach Krems gewandert wird. Leider ohne vorangegangene, diesbezüglich kulturpolitisch notwendige Diskussion.“
Als demoralisierend im Zuge der Präsentation kam noch der offensichtliche Schulterschluss mit der Hauptstadt-Politik hinzu – der Bürgermeister nahm bei der Pressekonferenz am Podium Platz und lachte anschließend mit dem Landeshauptmann und seinem Bürgermeisterkollegen aus Krems vom PR-Foto, was keiner gewissen Ironie entbehrte: So hält Matthias Stadler gemeinsam mit dem Landeshauptmann ein Gemälde in die Kamera, welches man alsbald – so die Pläne umgesetzt werden – nicht mehr in St. Pölten, sondern in Krems bewundern wird können. Einen symbolischen Anstrich bekam das Ganze zusätzlich noch dadurch, dass der Bürgermeister dabei (freilich aus Sicherheitsgründen) weiße Handschuhe trägt, gar so als wollte er sich nicht schmutzig machen, quasi die Hände in Unschuld waschen. Herbert Binder, der ehemalige Präsident des österreichischen Zeitungsherausgeberverbandes und Gründungsobmann des Fördervereins Kulturbezirk St. Pölten fand hierfür späterhin den wenig schmeichelhaften Ausdruck „Ministrant“.
Brandbeschleuniger
Binder war es auch, der sich als erster wieder aus der Starre zu lösen schien und in einer spitzen Glosse für NEWS Niederösterreich den Terminus vom „Kunstraub am Landesmuseum“ prägte und zum Widerstand aufrief: „Eine junge Landeshauptstadt, die sich ein Kunstmuseum widerspruchslos wegnehmen lässt, wird unweigerlich wieder zur künstlichen Landeshauptstadt!“ Die Leser lud er zu einem einfachen Gedankenspiel ein: „Angenommen, den Oberösterreichern würde aus heiterem Himmel mitgeteilt, die Kunstschätze des Landesmuseums in Linz übersiedelten nach Wels. Dafür sei für Linz ein ‚Haus der Geschichte‘ angedacht. Dafür müsse man halt um drei Millionen Euro (das vierte Mal in 15 Jahren) im Kulturbezirk umbauen. Für die neue ‚Galerie OÖ‘ in Wels aber wären jedenfalls einmal 35 Millionen Euro vorgesehen. – Undenkbar!“
In der selben Ausgabe legte freilich auch der Landeshauptmann seine Sicht der Dinge dar. Auf den sich regenden Unmut der Hauptstadtkunstszene angesprochen, zeigte sich der LH wenig amused. „Das sind offensichtlich einige wenige, die viel zu wenig Einblick in die gesamte Kulturgeschichte des Landes haben. Oder von vordergründigen Emotionen und Egoismen gleitet werden“, ließ er wissen, und versuchte die Grundstoßrichtung der Beschlüsse darzulegen. „Es geht um langfristige Kulturpolitik, nicht um kleinkarierten Provinzialismus.“
Sollte das Winken mit der Provinzialismuskeule dazu gedacht gewesen sein, die aufmümpfigen Bürger sozusagen bei der Ehre zu packen und zur Raison zu bringen, so ging dieser Versuch jedenfalls kläglich schief. Ganz im Gegenteil wirkten die harten Worte des Landesvaters wie ein Brandbeschleuniger. Die bis dahin einzelnen, für sich dahin glosenden Widerstandsglutnester, die vielleicht bald erloschen wären, wurden dadurch geradezu befeuert und wuchsen sich allmählich zum Flächenbrand aus. Von „Einzelpersönlichkeiten“ kann mittlerweile jedenfalls längst nicht mehr die Rede sein, tatsächlich steht praktisch die gesamte St. Pöltner Kunstszene geschlossen gegen die Abwanderungspläne, und als Provinzler wollte man sich schon gar nicht abkanzeln lassen. Der ehemalige NÖPLAN Boss Norbert Steiner etwa spricht diesbezüglich von einem Angriff „unter der Gürtellinie“ und Lothar Fiedler fehlen schlicht die Worte „Die bestürzten Reaktionen hiesiger Kulturmacher medial als kleinkariert abzutun, anstatt sich einer Diskussion zu stellen – wo Letztere täglich Kultur leben und auch viele Bücher gelesen haben ...“
Michaela Steiner wiederum – immerhin Motor hinter heute fixen Errungenschaften wie Bühne im Hof oder Höfefest – rief eine Unterschriftenliste ins Leben, welche den vom Landeshauptmann hingeworfenen Fehdehandschuh (wie es viele empfanden) aufgriff und zur zentralen Chiffre des Aufrufes machte: „Information zur Unterschriftenliste der ‚kunstaffinen und kleinkarierten Provinzler‘“ Noch heute geht sie in Saft, wenn sie an die prinzipielle Vorgehensweise in der Causa denkt: „Ich bin einfach entsetzt, wie geheim die ganze Sache gehalten und ausgemacht wurde. Das halte ich demokratiepolitisch für extrem bedenklich! Warum bitte wird nach 100 Jahren die Kunst des Landesmuseums mutwillig demontiert?“ Genau dagegen opponiert sie mit der Unterschriftenliste, deren Kernanliegen sich wie folgt liest: „Wir sprechen uns ganz entschieden gegen diese Maßnahme aus, die auch ganz erhebliche Finanzmittel von 35 Millionen Euro erfordern würden. Wir fordern vielmehr das Land Niederösterreich auf, das Niederösterreichische Landesmuseum als Haus für Natur UND Kunst zu erhalten und weiterzuentwickeln.“
Binder war es auch, der sich als erster wieder aus der Starre zu lösen schien und in einer spitzen Glosse für NEWS Niederösterreich den Terminus vom „Kunstraub am Landesmuseum“ prägte und zum Widerstand aufrief: „Eine junge Landeshauptstadt, die sich ein Kunstmuseum widerspruchslos wegnehmen lässt, wird unweigerlich wieder zur künstlichen Landeshauptstadt!“ Die Leser lud er zu einem einfachen Gedankenspiel ein: „Angenommen, den Oberösterreichern würde aus heiterem Himmel mitgeteilt, die Kunstschätze des Landesmuseums in Linz übersiedelten nach Wels. Dafür sei für Linz ein ‚Haus der Geschichte‘ angedacht. Dafür müsse man halt um drei Millionen Euro (das vierte Mal in 15 Jahren) im Kulturbezirk umbauen. Für die neue ‚Galerie OÖ‘ in Wels aber wären jedenfalls einmal 35 Millionen Euro vorgesehen. – Undenkbar!“
In der selben Ausgabe legte freilich auch der Landeshauptmann seine Sicht der Dinge dar. Auf den sich regenden Unmut der Hauptstadtkunstszene angesprochen, zeigte sich der LH wenig amused. „Das sind offensichtlich einige wenige, die viel zu wenig Einblick in die gesamte Kulturgeschichte des Landes haben. Oder von vordergründigen Emotionen und Egoismen gleitet werden“, ließ er wissen, und versuchte die Grundstoßrichtung der Beschlüsse darzulegen. „Es geht um langfristige Kulturpolitik, nicht um kleinkarierten Provinzialismus.“
Sollte das Winken mit der Provinzialismuskeule dazu gedacht gewesen sein, die aufmümpfigen Bürger sozusagen bei der Ehre zu packen und zur Raison zu bringen, so ging dieser Versuch jedenfalls kläglich schief. Ganz im Gegenteil wirkten die harten Worte des Landesvaters wie ein Brandbeschleuniger. Die bis dahin einzelnen, für sich dahin glosenden Widerstandsglutnester, die vielleicht bald erloschen wären, wurden dadurch geradezu befeuert und wuchsen sich allmählich zum Flächenbrand aus. Von „Einzelpersönlichkeiten“ kann mittlerweile jedenfalls längst nicht mehr die Rede sein, tatsächlich steht praktisch die gesamte St. Pöltner Kunstszene geschlossen gegen die Abwanderungspläne, und als Provinzler wollte man sich schon gar nicht abkanzeln lassen. Der ehemalige NÖPLAN Boss Norbert Steiner etwa spricht diesbezüglich von einem Angriff „unter der Gürtellinie“ und Lothar Fiedler fehlen schlicht die Worte „Die bestürzten Reaktionen hiesiger Kulturmacher medial als kleinkariert abzutun, anstatt sich einer Diskussion zu stellen – wo Letztere täglich Kultur leben und auch viele Bücher gelesen haben ...“
Michaela Steiner wiederum – immerhin Motor hinter heute fixen Errungenschaften wie Bühne im Hof oder Höfefest – rief eine Unterschriftenliste ins Leben, welche den vom Landeshauptmann hingeworfenen Fehdehandschuh (wie es viele empfanden) aufgriff und zur zentralen Chiffre des Aufrufes machte: „Information zur Unterschriftenliste der ‚kunstaffinen und kleinkarierten Provinzler‘“ Noch heute geht sie in Saft, wenn sie an die prinzipielle Vorgehensweise in der Causa denkt: „Ich bin einfach entsetzt, wie geheim die ganze Sache gehalten und ausgemacht wurde. Das halte ich demokratiepolitisch für extrem bedenklich! Warum bitte wird nach 100 Jahren die Kunst des Landesmuseums mutwillig demontiert?“ Genau dagegen opponiert sie mit der Unterschriftenliste, deren Kernanliegen sich wie folgt liest: „Wir sprechen uns ganz entschieden gegen diese Maßnahme aus, die auch ganz erhebliche Finanzmittel von 35 Millionen Euro erfordern würden. Wir fordern vielmehr das Land Niederösterreich auf, das Niederösterreichische Landesmuseum als Haus für Natur UND Kunst zu erhalten und weiterzuentwickeln.“
Eine Frage der Hauptstadt?
Über 500 Personen haben den Appell mittlerweile unterschrieben, und dass sich darunter neben lokalen Größen auch zahlreiche Nicht-St. Pöltner-Kapazunder finden, hat der Debatte eine noch tiefere Dimension verliehen: Tatsächlich geht es nämlich nicht „nur“ mehr darum, dass die Kunst aus dem Landesmuseum abgezogen wird, sondern im Subtext flammt auch eine alte Grundsatzdebatte auf: Was macht die Hauptstadt aus? Wie muss sie ausgestattet sein? Wie steht es um das Bekenntnis zu ihr? Die bildende Künstlerin und Obfrau der Literarischen Gesellschaft, Eva Riebler, etwa persifliert diesbezüglich den ehemaligen Hauptstadt-Werbeslogan. „Eine Landeshauptstadt ohne Kunst ist wie ein Gulasch ohne Saft!“ und fragt sich „Wer hat eigentlich Interesse, die Landeshauptstadt künstlerisch so auszuhungern?“
Damit spielt sie auf eine, auf den ersten Blick hin fast bizarr anmutende Wahrnehmung an: In der Öffentlichkeit werden bislang nämlich weniger die vermeintlichen Entscheidungsträger, also die Politiker, als vielmehr die Kulturbeamten als die „bösen Buben“ und Drahtzieher hinter der Aktion vermutet. Diesbezüglich geistert gar das Wort vom „Beamtenkomplott“ durch den Äther, eine Kremser Lobby habe sich durchgesetzt und die Politik, aus Selbstprofilierung, schlecht beraten, wie auch Herbert Binder andeutet. „Die Kulturpolitik in Niederösterreich erweckt in manchen Sektoren den Eindruck, als würde sie im Interesse der persönlichen seelischen Bereicherung des einen oder anderen Kulturbeamten veranstaltet. So sehr gepflegter Lokalpatriotismus Existenzgrundlage jedes demokratisch gewählten Politikers ist, so ist er doch ein absolutes No-Go als Handlungsmaxime leitender Beamter.“
Der ehemalige Kulturstadtrat St. Pöltens und spätere Landtagsabgeordnete Siegfried Nasko, der dieser Tage mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet wurde, ortet diesbezüglich überhaupt eine historische Kontinuität. Bis heute fehle in Kulturbelangen ein eindeutiges Bekenntnis des Landes zu seiner Hauptstadt. „Während der Linzer Kulturentwicklungsplan 1999 die kulturelle Infrastruktur und das künstlerisch-kulturelle Potential auf die konstruktive Zusammenarbeit von Stadt Linz und Land Oberösterreich zurückführte, gab es weder zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der St. Pöltner Kulturstudie – und gibt es bis heute nicht – ein eindeutiges und unumstößliches Bekenntnis seitens der Landesregierung bzw. der vor allem von dem in Krems beheimateten Joachim Rössl repräsentierten Landeskulturverwaltung zu St. Pölten auch als kulturelle Hauptstadt einschließlich aller damit verbundener wesentlicher Funktionen. Die St. Pöltner Kulturstudie kritisierte vor allem die Lancierung der politischen Option, neben St. Pölten Krems mit kulturellen Hauptstadt- bzw. Zentralfunktionen auszugestalten.“
Über 500 Personen haben den Appell mittlerweile unterschrieben, und dass sich darunter neben lokalen Größen auch zahlreiche Nicht-St. Pöltner-Kapazunder finden, hat der Debatte eine noch tiefere Dimension verliehen: Tatsächlich geht es nämlich nicht „nur“ mehr darum, dass die Kunst aus dem Landesmuseum abgezogen wird, sondern im Subtext flammt auch eine alte Grundsatzdebatte auf: Was macht die Hauptstadt aus? Wie muss sie ausgestattet sein? Wie steht es um das Bekenntnis zu ihr? Die bildende Künstlerin und Obfrau der Literarischen Gesellschaft, Eva Riebler, etwa persifliert diesbezüglich den ehemaligen Hauptstadt-Werbeslogan. „Eine Landeshauptstadt ohne Kunst ist wie ein Gulasch ohne Saft!“ und fragt sich „Wer hat eigentlich Interesse, die Landeshauptstadt künstlerisch so auszuhungern?“
Damit spielt sie auf eine, auf den ersten Blick hin fast bizarr anmutende Wahrnehmung an: In der Öffentlichkeit werden bislang nämlich weniger die vermeintlichen Entscheidungsträger, also die Politiker, als vielmehr die Kulturbeamten als die „bösen Buben“ und Drahtzieher hinter der Aktion vermutet. Diesbezüglich geistert gar das Wort vom „Beamtenkomplott“ durch den Äther, eine Kremser Lobby habe sich durchgesetzt und die Politik, aus Selbstprofilierung, schlecht beraten, wie auch Herbert Binder andeutet. „Die Kulturpolitik in Niederösterreich erweckt in manchen Sektoren den Eindruck, als würde sie im Interesse der persönlichen seelischen Bereicherung des einen oder anderen Kulturbeamten veranstaltet. So sehr gepflegter Lokalpatriotismus Existenzgrundlage jedes demokratisch gewählten Politikers ist, so ist er doch ein absolutes No-Go als Handlungsmaxime leitender Beamter.“
Der ehemalige Kulturstadtrat St. Pöltens und spätere Landtagsabgeordnete Siegfried Nasko, der dieser Tage mit dem österreichischen Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst ausgezeichnet wurde, ortet diesbezüglich überhaupt eine historische Kontinuität. Bis heute fehle in Kulturbelangen ein eindeutiges Bekenntnis des Landes zu seiner Hauptstadt. „Während der Linzer Kulturentwicklungsplan 1999 die kulturelle Infrastruktur und das künstlerisch-kulturelle Potential auf die konstruktive Zusammenarbeit von Stadt Linz und Land Oberösterreich zurückführte, gab es weder zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der St. Pöltner Kulturstudie – und gibt es bis heute nicht – ein eindeutiges und unumstößliches Bekenntnis seitens der Landesregierung bzw. der vor allem von dem in Krems beheimateten Joachim Rössl repräsentierten Landeskulturverwaltung zu St. Pölten auch als kulturelle Hauptstadt einschließlich aller damit verbundener wesentlicher Funktionen. Die St. Pöltner Kulturstudie kritisierte vor allem die Lancierung der politischen Option, neben St. Pölten Krems mit kulturellen Hauptstadt- bzw. Zentralfunktionen auszugestalten.“
Verdrängte Vision?
Freilich, und das hält der ehemalige Kremser Bürgermeister Erich Grabner sowie Vorstandsmitglied des Vereins der „Freunde der Kunstmeile Krems“ nicht zu unrecht fest, war dieser Ansatz Doktrin der Landespolitik, seitdem Siegfried Ludwig die Hauptstadtfrage Mitte der 80er wieder auf die Tagesordnung hob. „Bei der Neuordnung Niederösterreichs vor 25 Jahren war das NÖ Dezentralisierungsmodell bekanntlich Bedingung und Voraussetzung für den Landeshauptstadtstandort St. Pölten. Ich erinnere mich an Gespräche damals über die Neustrukturierung Niederösterreichs, in welchen die Kulturlandschaft des NÖ Zentralraumes visionär derart skizziert wurde: St. Pölten – Schwerpunkt darstellende Kunst; Krems – Schwerpunkt bildende Kunst; Grafenegg – Schwerpunkt Musik. Diese Vision nähert sich nunmehr der Realität.“
Eine Vision und „Arbeitsteilung“, die in St. Pölten freilich nicht gern gehört, ignoriert, zuletzt sogar für überwunden gehalten wurde – wenngleich politische Fakten wie etwa das bereits zweimal verlängerte Regionalisierungsgesetz, das die Hauptstadt nach wie vor a priori aus einer Reihe von Landesfördertöpfen ausschließt, realpolitisch stets das Gegenteil untermauerten. Der Landeshauptmann griff die vermeintliche Doktrin aus der Mottenkiste im Zuge der Pressekonferenz sodenn ganz offen auf, wenn er einer „Funktionsergänzung“ zwischen St. Pölten als „Kompetenzzentrum für die Landesgeschichte“ und Krems als „Kompetenzzentrum für Bildende Kunst“ das Wort redete.
Für pragmatische Geister wie Joe Wildburger, dem Obmann der Plattform St. Pölten 2020, ein in der Politik prinzipiell häufig falsch angewandtes Gießkannenmodell, das er auch im Fall der Museumsneustrukturierung ortet: „Nicht zum ersten Mal fallen weder inhaltlich noch wirtschaftlich nachvollziehbare Entscheidungen nach Überlegungen, wie viele Schrebergärten im Land offensichtlich laufend neu bestückt werden müssen. Wieder einmal bevorzugen wir die Gießkanne statt des ‚Stärken stärken-Prinzips‘“
Freilich, und das hält der ehemalige Kremser Bürgermeister Erich Grabner sowie Vorstandsmitglied des Vereins der „Freunde der Kunstmeile Krems“ nicht zu unrecht fest, war dieser Ansatz Doktrin der Landespolitik, seitdem Siegfried Ludwig die Hauptstadtfrage Mitte der 80er wieder auf die Tagesordnung hob. „Bei der Neuordnung Niederösterreichs vor 25 Jahren war das NÖ Dezentralisierungsmodell bekanntlich Bedingung und Voraussetzung für den Landeshauptstadtstandort St. Pölten. Ich erinnere mich an Gespräche damals über die Neustrukturierung Niederösterreichs, in welchen die Kulturlandschaft des NÖ Zentralraumes visionär derart skizziert wurde: St. Pölten – Schwerpunkt darstellende Kunst; Krems – Schwerpunkt bildende Kunst; Grafenegg – Schwerpunkt Musik. Diese Vision nähert sich nunmehr der Realität.“
Eine Vision und „Arbeitsteilung“, die in St. Pölten freilich nicht gern gehört, ignoriert, zuletzt sogar für überwunden gehalten wurde – wenngleich politische Fakten wie etwa das bereits zweimal verlängerte Regionalisierungsgesetz, das die Hauptstadt nach wie vor a priori aus einer Reihe von Landesfördertöpfen ausschließt, realpolitisch stets das Gegenteil untermauerten. Der Landeshauptmann griff die vermeintliche Doktrin aus der Mottenkiste im Zuge der Pressekonferenz sodenn ganz offen auf, wenn er einer „Funktionsergänzung“ zwischen St. Pölten als „Kompetenzzentrum für die Landesgeschichte“ und Krems als „Kompetenzzentrum für Bildende Kunst“ das Wort redete.
Für pragmatische Geister wie Joe Wildburger, dem Obmann der Plattform St. Pölten 2020, ein in der Politik prinzipiell häufig falsch angewandtes Gießkannenmodell, das er auch im Fall der Museumsneustrukturierung ortet: „Nicht zum ersten Mal fallen weder inhaltlich noch wirtschaftlich nachvollziehbare Entscheidungen nach Überlegungen, wie viele Schrebergärten im Land offensichtlich laufend neu bestückt werden müssen. Wieder einmal bevorzugen wir die Gießkanne statt des ‚Stärken stärken-Prinzips‘“
Kunst der Geldvernichtung?
Damit bekommt die Debatte noch eine weitere, sehr grundlegende Dimension. Es geht, wie immer, auch ums (Steuer)Geld und seinen verantwortungsvollen Einsatz. Viele – wie zum Beispiel das langjährige Vorstandsmitglied des Landesverbandes der niederösterreichischen Kunstvereine, PENTA-Obmann Franz Rupp – halten die kolportierten 38 Millionen Euro für die zwei Museumsprojekte in Zeiten öffentlichen Spardrucks schlichtweg „für unnütze Geldverschwendung. Schon jetzt bleiben in der Kunsthalle Krems die Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurück. Die Kunstsektion sollte weiterhin im Landesmuseum in St. Pölten verbleiben, dort gehört sie auch hin – in die Landeshauptstadt.“ Und Banker Wolfgang Just, als Generaldirektor der Sparkasse Niederösterreich Mitte West AG in finanziellen Belangen durchaus mit hoher Glaubwürdigkeit ausgestattet, spricht ironisch von „der Kunst der Geldvernichtung!“, um kopfschüttelnd hinzuzufügen: „In der Politik erlebt man manchmal ja die skurrilsten Dinge. Dass diese immer auf dem Rücken der Steuerzahler landen, beweist uns die Geschichte.“ Vor allem, so rechnet Just vor, bliebe es nicht bei den reinen Investitionskosten. „Dieser neue – völlig überflüssige – Museumspalast soll 35 Millionen Euro kosten. Schlägt man die Finanzierungskosten auf eine Laufzeit von 25 Jahren dazu, sind 50 Millionen Euro zu veranschlagen; umgerechnet in früheren Alpendollar sind das unglaubliche 700 Millionen! Mit den Errichtungs- und Finanzierungskosten ist es zudem noch nicht getan, da jedes weitere Museum auch noch hohe laufende Kosten verschlingt.“
Vor einer ganz anderen Art der Kapitalvernichtung, nämlich jener von Humankapital, warnt hingegen Galerist Karl Heinz Maringer, seines Zeichens auch bildnerischer Erzieher: „Wenn das so kommt, ist das ein ganz trauriger Moment für die Entwicklung der modernen Kunst in St. Pölten. Wir sind eine Schul- und Bildungsstadt mit 20.000 Schülern und Studenten – viele von ihnen sind im Laufe der Jahre mit ihren Klassen ins Landesmuseum gekommen und dort mit Kunst am Original konfrontiert worden. In Hinkunft wird das nicht mehr passieren, denn nach Krems werden sie nicht fahren. Damit fällt aber auch das Entfachen der Begeisterung für Kunst weg, das Heranerziehen neuer junger Interessensgruppen, die die Besucher von morgen darstellen – das ist auf Sicht ein schlimmer Substanzverlust!“
Damit bekommt die Debatte noch eine weitere, sehr grundlegende Dimension. Es geht, wie immer, auch ums (Steuer)Geld und seinen verantwortungsvollen Einsatz. Viele – wie zum Beispiel das langjährige Vorstandsmitglied des Landesverbandes der niederösterreichischen Kunstvereine, PENTA-Obmann Franz Rupp – halten die kolportierten 38 Millionen Euro für die zwei Museumsprojekte in Zeiten öffentlichen Spardrucks schlichtweg „für unnütze Geldverschwendung. Schon jetzt bleiben in der Kunsthalle Krems die Besucherzahlen hinter den Erwartungen zurück. Die Kunstsektion sollte weiterhin im Landesmuseum in St. Pölten verbleiben, dort gehört sie auch hin – in die Landeshauptstadt.“ Und Banker Wolfgang Just, als Generaldirektor der Sparkasse Niederösterreich Mitte West AG in finanziellen Belangen durchaus mit hoher Glaubwürdigkeit ausgestattet, spricht ironisch von „der Kunst der Geldvernichtung!“, um kopfschüttelnd hinzuzufügen: „In der Politik erlebt man manchmal ja die skurrilsten Dinge. Dass diese immer auf dem Rücken der Steuerzahler landen, beweist uns die Geschichte.“ Vor allem, so rechnet Just vor, bliebe es nicht bei den reinen Investitionskosten. „Dieser neue – völlig überflüssige – Museumspalast soll 35 Millionen Euro kosten. Schlägt man die Finanzierungskosten auf eine Laufzeit von 25 Jahren dazu, sind 50 Millionen Euro zu veranschlagen; umgerechnet in früheren Alpendollar sind das unglaubliche 700 Millionen! Mit den Errichtungs- und Finanzierungskosten ist es zudem noch nicht getan, da jedes weitere Museum auch noch hohe laufende Kosten verschlingt.“
Vor einer ganz anderen Art der Kapitalvernichtung, nämlich jener von Humankapital, warnt hingegen Galerist Karl Heinz Maringer, seines Zeichens auch bildnerischer Erzieher: „Wenn das so kommt, ist das ein ganz trauriger Moment für die Entwicklung der modernen Kunst in St. Pölten. Wir sind eine Schul- und Bildungsstadt mit 20.000 Schülern und Studenten – viele von ihnen sind im Laufe der Jahre mit ihren Klassen ins Landesmuseum gekommen und dort mit Kunst am Original konfrontiert worden. In Hinkunft wird das nicht mehr passieren, denn nach Krems werden sie nicht fahren. Damit fällt aber auch das Entfachen der Begeisterung für Kunst weg, das Heranerziehen neuer junger Interessensgruppen, die die Besucher von morgen darstellen – das ist auf Sicht ein schlimmer Substanzverlust!“
Sowohl als auch
Und das Haus der Geschichte? Schwingt bislang eher als eine Art Appendix in der „Kunstraub“-Debatte mit. So meint etwa Joe Wildburger: „Natürlich ist es ein großer Erfolg, wenn in St. Pölten im Herzen Ostarrichis ein österreichweit längst notwendiges Haus der Geschichte errichtet wird. Nur was hat das mit bildender Kunst, einer Landesgalerie oder einem Sammlermuseum zu tun?“ Möglicherweise sogar mehr, als bislang „kommuniziert“ wurde: So geht in Insiderkreisen das Gerücht, das Durchringen zur Realisierung eines Hauses der Geschichte habe überhaupt erst das Rad in Sachen Kunstabsiedlung in Gang gesetzt, weil man Platz für die Historienschau machen müsse.
Wie dem auch sei, aktuell muss das Haus der Geschichte – dem viele an sich gar nicht ablehnend gegenüber stehen – jedenfalls mit dem Kollateralschaden der Ablehnung leben, weil es unter dem Junktim „Kunst oder Geschichte“ wahrgenommen wird. Viele orten in dem Projekt zudem eine Art Lückenbüßer und Beruhigungspille, welche den Abzug der Kunst kompensieren soll. „Es kann doch nicht sein, dass man nur mehr Molche, Fische etc. im Landesmuseum zeigt – St. Pölten braucht auch moderne Kunst! Und das Haus der Geschichte halte ich für eine Alibihandlung – ich bin äußerst skeptisch, dass es die erhoffte Attraktivität und Besuchersteigerung bringen wird“, zweifelt etwa Karl Heinz Maringer.
Optimistischer sind diesbezüglich schon die Touristiker. Eva Prischl von der städtischen Tourismusabteilung etwa wälzt bereits Pläne. „Im Hinblick auf die kulturtouristische Wertschöpfung in St. Pölten sollte das zukünftige ‚Haus der Geschichte‘ ein Ausflugsziel von Schulklassen im Rahmen des Unterrichtsgegenstandes Geschichte sein. Somit wäre ein neues touristisches Geschäftsfeld – betreute mehrtägige Projekttage – geboren“, und Andreas Purt, Geschäftsführer des Mostviertel Tourismus, ist überzeugt „dass toll umgesetzte Projekte immer auch entsprechende Relevanz auf Besucherzahlen und damit freizeittouristische Umsätze haben. Die Geschichte Niederösterreichs wird mit Sicherheit viele neue Besucher nach St. Pölten locken.“ Auch die von vielen monierte Investitionsschieflage, hier 35 Millionen in Krems, dort drei Millionen in St. Pölten, hält er im Sinne eines langfristigen Ausgleichs für nicht weiter tragisch: „In den letzten Jahren wurden von Seiten des Landes erhebliche Investitionen im Mostviertel, aber auch in St. Pölten – Stichwort Stadion etc. – vorgenommen. Aktuell steht der alpine Raum des Mostviertels mit den Investitionen rund um die Landesausstellung 2015 regional im Fokus. Die Prioritäten schwanken immer wieder, gleichen sich aber aus meiner langjährigen Erfahrung doch regelmäßig aus.“
Eine Ansicht, die nicht alle teilen. So meint etwa Siegfried Nasko, nicht frei von Polemik: „Diese kontinuierliche Präferierung von Krems auf Kosten St. Pöltens im Bildungs- und Kulturbereich erinnert fatal an die deutschen Besatzungsjahre, in denen Krems Gauhauptstadt war und St. Pölten gleichfalls mit leeren Floskeln abgespeist wurde. Schon aus diesen Gründen würde ein Haus der zumindest Lokal- oder Landes-Geschichte durchaus auch den Kremsern zur Selbstfindung gut tun.“
Und das Haus der Geschichte? Schwingt bislang eher als eine Art Appendix in der „Kunstraub“-Debatte mit. So meint etwa Joe Wildburger: „Natürlich ist es ein großer Erfolg, wenn in St. Pölten im Herzen Ostarrichis ein österreichweit längst notwendiges Haus der Geschichte errichtet wird. Nur was hat das mit bildender Kunst, einer Landesgalerie oder einem Sammlermuseum zu tun?“ Möglicherweise sogar mehr, als bislang „kommuniziert“ wurde: So geht in Insiderkreisen das Gerücht, das Durchringen zur Realisierung eines Hauses der Geschichte habe überhaupt erst das Rad in Sachen Kunstabsiedlung in Gang gesetzt, weil man Platz für die Historienschau machen müsse.
Wie dem auch sei, aktuell muss das Haus der Geschichte – dem viele an sich gar nicht ablehnend gegenüber stehen – jedenfalls mit dem Kollateralschaden der Ablehnung leben, weil es unter dem Junktim „Kunst oder Geschichte“ wahrgenommen wird. Viele orten in dem Projekt zudem eine Art Lückenbüßer und Beruhigungspille, welche den Abzug der Kunst kompensieren soll. „Es kann doch nicht sein, dass man nur mehr Molche, Fische etc. im Landesmuseum zeigt – St. Pölten braucht auch moderne Kunst! Und das Haus der Geschichte halte ich für eine Alibihandlung – ich bin äußerst skeptisch, dass es die erhoffte Attraktivität und Besuchersteigerung bringen wird“, zweifelt etwa Karl Heinz Maringer.
Optimistischer sind diesbezüglich schon die Touristiker. Eva Prischl von der städtischen Tourismusabteilung etwa wälzt bereits Pläne. „Im Hinblick auf die kulturtouristische Wertschöpfung in St. Pölten sollte das zukünftige ‚Haus der Geschichte‘ ein Ausflugsziel von Schulklassen im Rahmen des Unterrichtsgegenstandes Geschichte sein. Somit wäre ein neues touristisches Geschäftsfeld – betreute mehrtägige Projekttage – geboren“, und Andreas Purt, Geschäftsführer des Mostviertel Tourismus, ist überzeugt „dass toll umgesetzte Projekte immer auch entsprechende Relevanz auf Besucherzahlen und damit freizeittouristische Umsätze haben. Die Geschichte Niederösterreichs wird mit Sicherheit viele neue Besucher nach St. Pölten locken.“ Auch die von vielen monierte Investitionsschieflage, hier 35 Millionen in Krems, dort drei Millionen in St. Pölten, hält er im Sinne eines langfristigen Ausgleichs für nicht weiter tragisch: „In den letzten Jahren wurden von Seiten des Landes erhebliche Investitionen im Mostviertel, aber auch in St. Pölten – Stichwort Stadion etc. – vorgenommen. Aktuell steht der alpine Raum des Mostviertels mit den Investitionen rund um die Landesausstellung 2015 regional im Fokus. Die Prioritäten schwanken immer wieder, gleichen sich aber aus meiner langjährigen Erfahrung doch regelmäßig aus.“
Eine Ansicht, die nicht alle teilen. So meint etwa Siegfried Nasko, nicht frei von Polemik: „Diese kontinuierliche Präferierung von Krems auf Kosten St. Pöltens im Bildungs- und Kulturbereich erinnert fatal an die deutschen Besatzungsjahre, in denen Krems Gauhauptstadt war und St. Pölten gleichfalls mit leeren Floskeln abgespeist wurde. Schon aus diesen Gründen würde ein Haus der zumindest Lokal- oder Landes-Geschichte durchaus auch den Kremsern zur Selbstfindung gut tun.“
Kunststück
Die Fronten scheinen also verhärtet, wobei sich zuletzt zwei Falllinien herauskristallisiert haben. Zum einen sind da jene die noch eine Chance auf prinzipielle Revidierung bzw. Adaptierung der Pläne sehen – kurzum einen Verbleib der Kunst im Landesmuseum für möglich halten. So appelliert zum Beispiel Franz Rupp: „Die Verantwortlichen in der Landespolitik sollten den bereits beschlossenen Schritt nochmals gründlich überdenken“, und auch Norbert Steiner glaubt, dass der Zug noch nicht abgefahren ist, „weil es bislang ja nur einen Grundsatzbeschluss gibt.“
Parallel dazu hört man auch pessimistischere Stimmen, die sich bereits Gedanken über die Kunst-Zukunft machen – auch mittels konkreter Ideen – wie zum Beispiel den Obmann des St. Pöltner Künstlerbundes Ernest Kienzl: „Ich könnte die Situation akzeptieren und mich bis zur nächsten Wahl still in den Schmollwinkel zurückziehen, was aber genau so wenig meine Art ist, wie laut zu schreien, um einen Bürgeraufstand anzuzetteln – obwohl, darüber habe ich zumindest nachgedacht. Ich will vielmehr einer konstruktiven Lösung das Wort reden, denn ich weiß, dass die Kunst ein wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden, qualitätvollen, lebens- und besuchenswerten Landeshauptstadt ist.“
Worauf man nunmehr wartet, ist ein ernstzunehmendes Signal des Landes, wie man sich in Hinkunft in Sachen Kunst in der Hauptstadt seriös und nachhaltig einbringen will. Solange es diesbezüglich keine konkreten Zusagen gibt bzw. ein Abrücken von den Kunstabzugsplänen, wird der „Streit der Eliten um die NÖ-Galerie“, wie es Hubert Wachter von NEWS betitelt hat, wohl noch eine Zeit lang weiterköcheln – auch weil man gar nicht anders könne, wie etwa Lothar Fiedler betont: „Was erwartet man von einem Förderverein Kulturbezirk St. Pölten mit 550 Mitgliedern, von Kulturinteressierten, die sich seit Jahren intensiv an der Bildkunst im Landesmuseum erfreut haben? Sie werden nicht schweigen!“
Vielleicht wird es aber gerade der Förderverein Kulturbezirk als unmittelbarstes Scharnier zwischen den Institutionen des Kulturbezirks und der heimischen Kunstszene sein, dem es gelingt eine tragfähige Brücke zu bauen, über die letztlich alle ohne Gesichtsverlust und einigermaßen befriedet (und befriedigt) schreiten können. Und wer weiß – vielleicht bringt der nun kontroversielle Prozess am Ende des Tages sogar ein Ergebnis, das auf Sicht nachhaltiger wirkt als der Status Quo: Substanzielle (Landes)Kunst UND ein attraktives Haus der Geschichte in der Hauptstadt. Das wäre dann das wahre Kunststück! Interview NORBERT STEINER: „Ein Museum ohne Schätze ist amputiert!“ Norbert Steiner war als ehemalger NÖPLAN Chef federführend an der Umsetzung der Landeshauptstadt beteiligt und kennt die Genese des Kulturbezirks wie kaum ein anderer. Den nunmehrigen Plan, die Kunst aus dem Landesmuseum abzuziehen, lehnt er rundweg ab und warnt vor Langzeitfolgen. Sie waren als ehemaliger NÖPLAN Chef einer der wichtigsten Umsetzer der Landeshauptstadt – waren auch im Hinblick auf den Kulturbezirk federführend involviert. Wie ist dieser zustande gekommen?
Prinzipiell muss man feststellen, dass das Museum damals nicht dank, sondern trotz der Beamten der Kulturabteilung realisiert wurde. Die hätten es ja am liebsten, samt ihrer eigenen Abteilung, in Wien belassen. Es ist daher den Politikern von damals, allen voran Siegfried Ludwig, Erwin Pröll und Liese Prokop hoch anzurechnen, dass sie sich zu einer vollwertigen Hauptstadt bekannt haben und zu einem Museum, wo die Natur und Kunstschätze des Landes gezeigt werden.
Die Fronten scheinen also verhärtet, wobei sich zuletzt zwei Falllinien herauskristallisiert haben. Zum einen sind da jene die noch eine Chance auf prinzipielle Revidierung bzw. Adaptierung der Pläne sehen – kurzum einen Verbleib der Kunst im Landesmuseum für möglich halten. So appelliert zum Beispiel Franz Rupp: „Die Verantwortlichen in der Landespolitik sollten den bereits beschlossenen Schritt nochmals gründlich überdenken“, und auch Norbert Steiner glaubt, dass der Zug noch nicht abgefahren ist, „weil es bislang ja nur einen Grundsatzbeschluss gibt.“
Parallel dazu hört man auch pessimistischere Stimmen, die sich bereits Gedanken über die Kunst-Zukunft machen – auch mittels konkreter Ideen – wie zum Beispiel den Obmann des St. Pöltner Künstlerbundes Ernest Kienzl: „Ich könnte die Situation akzeptieren und mich bis zur nächsten Wahl still in den Schmollwinkel zurückziehen, was aber genau so wenig meine Art ist, wie laut zu schreien, um einen Bürgeraufstand anzuzetteln – obwohl, darüber habe ich zumindest nachgedacht. Ich will vielmehr einer konstruktiven Lösung das Wort reden, denn ich weiß, dass die Kunst ein wesentlicher Bestandteil einer funktionierenden, qualitätvollen, lebens- und besuchenswerten Landeshauptstadt ist.“
Worauf man nunmehr wartet, ist ein ernstzunehmendes Signal des Landes, wie man sich in Hinkunft in Sachen Kunst in der Hauptstadt seriös und nachhaltig einbringen will. Solange es diesbezüglich keine konkreten Zusagen gibt bzw. ein Abrücken von den Kunstabzugsplänen, wird der „Streit der Eliten um die NÖ-Galerie“, wie es Hubert Wachter von NEWS betitelt hat, wohl noch eine Zeit lang weiterköcheln – auch weil man gar nicht anders könne, wie etwa Lothar Fiedler betont: „Was erwartet man von einem Förderverein Kulturbezirk St. Pölten mit 550 Mitgliedern, von Kulturinteressierten, die sich seit Jahren intensiv an der Bildkunst im Landesmuseum erfreut haben? Sie werden nicht schweigen!“
Vielleicht wird es aber gerade der Förderverein Kulturbezirk als unmittelbarstes Scharnier zwischen den Institutionen des Kulturbezirks und der heimischen Kunstszene sein, dem es gelingt eine tragfähige Brücke zu bauen, über die letztlich alle ohne Gesichtsverlust und einigermaßen befriedet (und befriedigt) schreiten können. Und wer weiß – vielleicht bringt der nun kontroversielle Prozess am Ende des Tages sogar ein Ergebnis, das auf Sicht nachhaltiger wirkt als der Status Quo: Substanzielle (Landes)Kunst UND ein attraktives Haus der Geschichte in der Hauptstadt. Das wäre dann das wahre Kunststück! Interview NORBERT STEINER: „Ein Museum ohne Schätze ist amputiert!“ Norbert Steiner war als ehemalger NÖPLAN Chef federführend an der Umsetzung der Landeshauptstadt beteiligt und kennt die Genese des Kulturbezirks wie kaum ein anderer. Den nunmehrigen Plan, die Kunst aus dem Landesmuseum abzuziehen, lehnt er rundweg ab und warnt vor Langzeitfolgen. Sie waren als ehemaliger NÖPLAN Chef einer der wichtigsten Umsetzer der Landeshauptstadt – waren auch im Hinblick auf den Kulturbezirk federführend involviert. Wie ist dieser zustande gekommen?
Prinzipiell muss man feststellen, dass das Museum damals nicht dank, sondern trotz der Beamten der Kulturabteilung realisiert wurde. Die hätten es ja am liebsten, samt ihrer eigenen Abteilung, in Wien belassen. Es ist daher den Politikern von damals, allen voran Siegfried Ludwig, Erwin Pröll und Liese Prokop hoch anzurechnen, dass sie sich zu einer vollwertigen Hauptstadt bekannt haben und zu einem Museum, wo die Natur und Kunstschätze des Landes gezeigt werden.
Dieses Grundbekenntnis war auf dem Prinzip abgestellt, nicht nur eine „Tintenburg“ zu schaffen, sondern eine vollwertige Hauptstadt mit dementsprechenden zentralen Einrichtungen. Halten Sie den nunmehrigen Schritt in diesem Sinne für eine Art Kindesweglegung?
Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus, und ganz ehrlich, ich verstehe ihn nicht, kann ihn einfach nicht nachvollziehen. Hier in St. Pölten wurde etwas Herzeigbares, Nachhaltiges geschaffen, und nun macht man es mies und unterminiert die Idee dahinter, demontiert das Museum – das ist schon ein starkes Stück! Wobei ich die „Täter“ auf der Kulturverwaltungsebene orte. Hier gab es stets manch hohe Beamte, die mit der Hauptstadt nicht allzuviel anzufangen wussten und eher mit Krems verheiratet sind.
Auf den ersten Blick sieht es tatsächlich so aus, und ganz ehrlich, ich verstehe ihn nicht, kann ihn einfach nicht nachvollziehen. Hier in St. Pölten wurde etwas Herzeigbares, Nachhaltiges geschaffen, und nun macht man es mies und unterminiert die Idee dahinter, demontiert das Museum – das ist schon ein starkes Stück! Wobei ich die „Täter“ auf der Kulturverwaltungsebene orte. Hier gab es stets manch hohe Beamte, die mit der Hauptstadt nicht allzuviel anzufangen wussten und eher mit Krems verheiratet sind.
Und die Politik?
Den Politikern war bislang immer klar, dass nur eine vollwertige Landeshauptstadt die Früchte und Effekte trägt, die man sich von ihr erhofft. Es geht ja nicht um Krems oder St. Pölten, sondern es geht um die Hauptstadt als Zentrum des Landes, das in Konkurrenz zu den anderen Hauptstädten steht – da gehören selbstverständlich und unbedingt die kulturellen Einrichtungen dazu! Stellen Sie sich vor, man beschließt etwa in Innsbruck einen Teil der Schätze nach Hall zu transferieren – das ist doch undenkbar.
Wir sind Krems sicher nichts neidisch, aber man darf, nein man muss umgekehrt verfechten und schützen, was die Hauptstadt ausmacht – und zwar für Niederösterreich! Wenn man die Standorte Krems und St. Pölten weiterentwicklen möchte, so soll man das tun, aber doch bitte nicht einen auf Kosten des anderen!
Den Politikern war bislang immer klar, dass nur eine vollwertige Landeshauptstadt die Früchte und Effekte trägt, die man sich von ihr erhofft. Es geht ja nicht um Krems oder St. Pölten, sondern es geht um die Hauptstadt als Zentrum des Landes, das in Konkurrenz zu den anderen Hauptstädten steht – da gehören selbstverständlich und unbedingt die kulturellen Einrichtungen dazu! Stellen Sie sich vor, man beschließt etwa in Innsbruck einen Teil der Schätze nach Hall zu transferieren – das ist doch undenkbar.
Wir sind Krems sicher nichts neidisch, aber man darf, nein man muss umgekehrt verfechten und schützen, was die Hauptstadt ausmacht – und zwar für Niederösterreich! Wenn man die Standorte Krems und St. Pölten weiterentwicklen möchte, so soll man das tun, aber doch bitte nicht einen auf Kosten des anderen!
Wobei ja nicht das ganze Landesmuseum verlegt wird, sondern „nur“ die Kunstabteilung.
Die ist aber ein Herzstück! Das Landesmuseum lebt ja – und das hat der Landeshauptmann selbst im Zuge der Eröffnung 2002 betont und das ist ja ursächlichste Bestimmung des Landesmuseums seit jeher – von seinen Schätzen, sowohl was die Kunst, als auch was die Natur betrifft. Hans Hollein hatte ganz klar den Auftrag, ein Haus für Natur und für Kunst zu konzipieren – und wie stolz waren wir nicht alle, dass Holleins einziger Museumsbau in Österreich Realität wurde. Das war übrigens nicht zuletzt dem Landeshauptmann zu danken. Und jetzt möchte man das einfach amputieren – das versteht niemand.
Die ist aber ein Herzstück! Das Landesmuseum lebt ja – und das hat der Landeshauptmann selbst im Zuge der Eröffnung 2002 betont und das ist ja ursächlichste Bestimmung des Landesmuseums seit jeher – von seinen Schätzen, sowohl was die Kunst, als auch was die Natur betrifft. Hans Hollein hatte ganz klar den Auftrag, ein Haus für Natur und für Kunst zu konzipieren – und wie stolz waren wir nicht alle, dass Holleins einziger Museumsbau in Österreich Realität wurde. Das war übrigens nicht zuletzt dem Landeshauptmann zu danken. Und jetzt möchte man das einfach amputieren – das versteht niemand.
Den Kritikern an den Plänen wurde seitens der Landespolitik sowie Teilen der Beamtenschaft schnell der Begriff „Provinzialismus“ um die Ohren geschleudert. Ist da vielleicht etwas dran?
Das ist eine Argumentation, die weit unter der Gürtellinie ist und erst recht Widerstand erzeugt hat. Wir haben in Niederösterreich und mit dem Kulturbezirk, denke ich, sehr eindrucksvoll bewiesen, dass uns provinzielles Denken fern liegt. Auf dem Weg zur Hauptstadt war Transparenz unsere oberste Maxime, wir waren stets bereit, die Dinge öffentlich und breit zu diskutieren. Wenn also etwas provinziell, kleinkariert und überholt ist, so bestenfalls die Vorgehensweise in dieser Angelegenheit, dass man solch weitreichende Pläne ohne vorangehenden Meinungsbildungsprozess völlig an der Öffentlichkeit vorbei schmiedete, um die Bürger dann vor vollendete Tatsachen zu stellen. Das ist ein unkultivierter Umgang mit den Bürgern, der bei Großprojekten dieser Dimension einfach nicht mehr vorkommen darf.
Weil Sie die Kosten ansprechen. Auch diese haben ja viele Kritiker auf den Plan gerufen.
Dass man in Zeiten wie diesen um 38 Millionen Euro – wir sprechen also von über 500 Millionen Schilling in alter Währung – derartige Projekte hochziehen möchte, obwohl es schon ein intaktes Landesmuseum samt Kunstsammlung gibt, halte ich für unausgewogen und unverhältnismäßig. Zum Vergleich: Der gesamte Kulturbezirk hat uns ehemals 1 Milliarde Schilling gekostet.
Das ist eine Argumentation, die weit unter der Gürtellinie ist und erst recht Widerstand erzeugt hat. Wir haben in Niederösterreich und mit dem Kulturbezirk, denke ich, sehr eindrucksvoll bewiesen, dass uns provinzielles Denken fern liegt. Auf dem Weg zur Hauptstadt war Transparenz unsere oberste Maxime, wir waren stets bereit, die Dinge öffentlich und breit zu diskutieren. Wenn also etwas provinziell, kleinkariert und überholt ist, so bestenfalls die Vorgehensweise in dieser Angelegenheit, dass man solch weitreichende Pläne ohne vorangehenden Meinungsbildungsprozess völlig an der Öffentlichkeit vorbei schmiedete, um die Bürger dann vor vollendete Tatsachen zu stellen. Das ist ein unkultivierter Umgang mit den Bürgern, der bei Großprojekten dieser Dimension einfach nicht mehr vorkommen darf.
Weil Sie die Kosten ansprechen. Auch diese haben ja viele Kritiker auf den Plan gerufen.
Dass man in Zeiten wie diesen um 38 Millionen Euro – wir sprechen also von über 500 Millionen Schilling in alter Währung – derartige Projekte hochziehen möchte, obwohl es schon ein intaktes Landesmuseum samt Kunstsammlung gibt, halte ich für unausgewogen und unverhältnismäßig. Zum Vergleich: Der gesamte Kulturbezirk hat uns ehemals 1 Milliarde Schilling gekostet.
Was halten Sie prinzipiell von der Idee eines Hauses der Geschichte in St. Pölten?
Ein Museum lebt von Schätzen, von der Originalität, von der Haptik. Welche Schätze zeigt man aber, wenn man diese jetzt nach Krems trägt? Es gibt ja keine Sammlung für ein Haus der Geschichte. Alle reden aktuell von der Ostarrichi-Urkunde und ähnlichem – nur, die liegt z. B. im bayrischen Nationalmuseum. Für mich bleibt also der Befund, dass man mit dem nun geplanten Schritt eines der zwei Standbeine des Landesmuseums, nämlich die Kunst, mutwillig amputiert ohne etwas Gleichwertiges zu schaffen.
Ein Museum lebt von Schätzen, von der Originalität, von der Haptik. Welche Schätze zeigt man aber, wenn man diese jetzt nach Krems trägt? Es gibt ja keine Sammlung für ein Haus der Geschichte. Alle reden aktuell von der Ostarrichi-Urkunde und ähnlichem – nur, die liegt z. B. im bayrischen Nationalmuseum. Für mich bleibt also der Befund, dass man mit dem nun geplanten Schritt eines der zwei Standbeine des Landesmuseums, nämlich die Kunst, mutwillig amputiert ohne etwas Gleichwertiges zu schaffen.
In St. Pölten kursiert mittlerweile eine Unterschriftenliste gegen die Pläne, viele, auch seitens des Landes hochdekorierte Persönlichkeiten, machen sich für den Verbleib der Kunstsektion im Landesmuseum stark. Glauben Sie, dass dies noch irgendetwas bewirken kann?
Also ich glaube immer daran, dass man noch etwas ändern kann, solange nicht gebaut, geschweige denn geplant wird. Bislang besteht ja nur ein Grundsatzbeschluss des Landtages. In dieser Phase ist es also durchaus noch möglich, eine vernünftige, ausgewogene Entwicklung für Krems und St. Pölten voranzutreiben – ohne einem Standort etwas wegzunehmen. In diesem Sinne halte ich es mit Siegfried Ludwig, der zu mir immer gesagt hat: „Herr Steiner, aufgeben tut man Briefe.“
Man muss die ganze Causa auch umfassender betrachten. Es geht um die Hauptstadt und ihre Funktion. Wenn man jetzt beginnt, die Kunst fortzutragen, wo hört es dann auf? Was kommt als Nächstes? Landeshauptmann Erwin Pröll ist seinerzeit mit der Realisierung des Kulturbezirks, mit der Umsetzung des Landesmuseums so viel gelungen. Ich glaube nicht, dass es in seinem Sinn ist, das alles jetzt zunichte zu machen.
Also ich glaube immer daran, dass man noch etwas ändern kann, solange nicht gebaut, geschweige denn geplant wird. Bislang besteht ja nur ein Grundsatzbeschluss des Landtages. In dieser Phase ist es also durchaus noch möglich, eine vernünftige, ausgewogene Entwicklung für Krems und St. Pölten voranzutreiben – ohne einem Standort etwas wegzunehmen. In diesem Sinne halte ich es mit Siegfried Ludwig, der zu mir immer gesagt hat: „Herr Steiner, aufgeben tut man Briefe.“
Man muss die ganze Causa auch umfassender betrachten. Es geht um die Hauptstadt und ihre Funktion. Wenn man jetzt beginnt, die Kunst fortzutragen, wo hört es dann auf? Was kommt als Nächstes? Landeshauptmann Erwin Pröll ist seinerzeit mit der Realisierung des Kulturbezirks, mit der Umsetzung des Landesmuseums so viel gelungen. Ich glaube nicht, dass es in seinem Sinn ist, das alles jetzt zunichte zu machen.