Der mit dem scharfen Messer
Text
Andreas Reichebner
Ausgabe
New York, zu Beginn der achtziger Jahre des vorigen Jahrhunderts: Jean Michel Basquiat zieht, von der Graffiti-Szene aus kommend, als erster afroamerikanischer Künstler mit seinen Exponaten in die Galerien der amerikanischen Kulturhauptstadt ein. St. Pölten, 30 Jahre später: Einer der ersten Apologeten österreichischer Graffiti-Tags, „labinsac“, jetzt „Wolf“, stellt seine Stencils (Schablonenkunst) erstmals im St. Pöltner Stadtmuseum aus.
Mit dabei im Kreise der ausgestellten großformatigen Porträts ist ein der Schablonenkunst entsprungenes Konterfei des von „Wolf“ seit seiner Jugend so verehrten New Yorker Künstlers. „Einer meiner Kunsterzieher im BORG, der Bernauer Toni, hat mich mit Jean Michel Basquiat, mit Street Art aus New York und den hippen Städten erstmals konfrontiert“, erzählt „Wolf“ – die Initialzündung für eine erste Sprayerkarriere.
Erste Sprayerversuche
„Wolf“, aufgewachsen als Wolfgang Gstettner, beginnt unter dem Künstlerpseudonym „labinsac“ Mitte der achtziger Jahre erste Graffiti in der Öffentlichkeit zu platzieren. „Wir haben damals versucht, uns geeignete Plätze zum Sprayen zu suchen. Es war nicht die Hardcore-Version, so mit durch die Nacht marschieren und alles beschmutzen.“
Erste Tags entstanden, dreidimensionale Klassiker mit fetten Umrandungen, „so mit Out-Lines, Old School-Style eben“. MTV brachte Sendungen über Graffiti-Künstler aus aller Welt. Ein paar Jungs, mitten drin „labinsac“, sprangen auf den Zug auf. Das Graffito – genau genommen seit den gekratzten Inschriften im Alten Ägypten bekannt, das aber im Taggen, beim Markieren, in Verbindung mit der HipHop-Kultur seine jetzige Ausprägung erfuhr – war also in St. Pölten angekommen.
Schnell muss es gehen beim Taggen: „Du brauchst viel Übung als Sprayer, aber wir haben im Unterschied zur heute gebräuchlichen Unsitte, so gut wie nur zu beschmieren – und das noch dazu mit schlechten Tags – die öffentlichen Räume so ausgewählt, dass wir nicht wirklich etwas zerstört haben“, so „Wolf“, wobei er sich des gesetzlichen Graubereichs, was jetzt schon illegal ist, und was noch nicht, durchaus bewusst ist.
Der Kick, seine Tags überall zu platzieren, wird gerade jetzt wieder medial ordentlich durchgekaut. Eben erst hat die Deutsche Bahn angekündigt, Überwachungsdrohnen mit Kameras im Kampf gegen illegale Sprayer einzusetzen, und die ÖBB klagt über Schäden in Millionenhöhe, verursacht durch Graffiti. Ehemalige Sprayeraktionen „labinsacs“, unter anderem beim legendären Kultgasthof Koll, blieben aber im geschützten Bereich der Legalität.
Nach der ersten intensiven Graffitizeit folgte die Zeit der „bürgerlichen Versuchung“ – Heirat, Kinder, Familie. „Aber ganz aus den Augen habe ich auch damals das Sprayen nicht verloren“, erzählt „Wolf“, dessen Bürgertum bald aus den Fugen geriet. Die Idee eines ehemaligem Schulkollegen, sich doch mit coolen Stencils (Schablonenkunst) zu befassen, brachte „Wolf“ wieder auf Schiene Richtung Kunst. Arbeiten von Stencilguerillakämpfer und Graffitiweltenbummler Banksy wurden maßgeblich. Dessen Werk versuchte „Wolf“ ins Österreichische zu übersetzen.
„Wolf“, aufgewachsen als Wolfgang Gstettner, beginnt unter dem Künstlerpseudonym „labinsac“ Mitte der achtziger Jahre erste Graffiti in der Öffentlichkeit zu platzieren. „Wir haben damals versucht, uns geeignete Plätze zum Sprayen zu suchen. Es war nicht die Hardcore-Version, so mit durch die Nacht marschieren und alles beschmutzen.“
Erste Tags entstanden, dreidimensionale Klassiker mit fetten Umrandungen, „so mit Out-Lines, Old School-Style eben“. MTV brachte Sendungen über Graffiti-Künstler aus aller Welt. Ein paar Jungs, mitten drin „labinsac“, sprangen auf den Zug auf. Das Graffito – genau genommen seit den gekratzten Inschriften im Alten Ägypten bekannt, das aber im Taggen, beim Markieren, in Verbindung mit der HipHop-Kultur seine jetzige Ausprägung erfuhr – war also in St. Pölten angekommen.
Schnell muss es gehen beim Taggen: „Du brauchst viel Übung als Sprayer, aber wir haben im Unterschied zur heute gebräuchlichen Unsitte, so gut wie nur zu beschmieren – und das noch dazu mit schlechten Tags – die öffentlichen Räume so ausgewählt, dass wir nicht wirklich etwas zerstört haben“, so „Wolf“, wobei er sich des gesetzlichen Graubereichs, was jetzt schon illegal ist, und was noch nicht, durchaus bewusst ist.
Der Kick, seine Tags überall zu platzieren, wird gerade jetzt wieder medial ordentlich durchgekaut. Eben erst hat die Deutsche Bahn angekündigt, Überwachungsdrohnen mit Kameras im Kampf gegen illegale Sprayer einzusetzen, und die ÖBB klagt über Schäden in Millionenhöhe, verursacht durch Graffiti. Ehemalige Sprayeraktionen „labinsacs“, unter anderem beim legendären Kultgasthof Koll, blieben aber im geschützten Bereich der Legalität.
Nach der ersten intensiven Graffitizeit folgte die Zeit der „bürgerlichen Versuchung“ – Heirat, Kinder, Familie. „Aber ganz aus den Augen habe ich auch damals das Sprayen nicht verloren“, erzählt „Wolf“, dessen Bürgertum bald aus den Fugen geriet. Die Idee eines ehemaligem Schulkollegen, sich doch mit coolen Stencils (Schablonenkunst) zu befassen, brachte „Wolf“ wieder auf Schiene Richtung Kunst. Arbeiten von Stencilguerillakämpfer und Graffitiweltenbummler Banksy wurden maßgeblich. Dessen Werk versuchte „Wolf“ ins Österreichische zu übersetzen.
Das Messer wird zum Werkzeug
„Ich habe angefangen, zuerst Buchstaben zu schneiden, dann Ziffern und später aufwendigere Sachen wie Köpfe“, so der St. Pöltner Künstler, dem ab nun das Messer als sein ursächliches Zeichengerät diente. Die Suche nach einem Atelier wurde dringlich, das er im frei:raum fand, wo er zwischen 2003 und 2007 im Backstageraum arbeitete. Workshops und Aufträge folgten, „Wolf“ machte sich unter labinsac einen Namen in der Stencilszene. Red Bull, Puls-TV und Wiener wurden vorstellig.
Es entwickelten sich aus einfachen Schwarz-Weiß Stencils im Laufe der Jahre detailreichere Schablonen, die durch Verwendung zusätzlicher Farben nuancierter, aber auch „fetter“ wurden. „Wolf“ nennt es „aufgepoppt“ im Sinne eines Keith Haring oder Andy Warhol. „Meine Stencils haben einen hohen Faktor an Reproduzierbarkeit. Der Aufwand in der Vorarbeit ist sehr groß, aber man kann in unheimlicher Schnelligkeit einen riesengroßen Effekt erzielen.“ Neben der formalen Entwicklung ist bei seinen Exponaten auch eine inhaltliche Veränderung eingetreten – ein undifferenzierter Aufschrei ist einer fundierten Gesellschaftskritik gewichen.
Stadtmuseumsleiter Thomas Pulle hat erkannt, „welch Potenzial in mir steckt.“ Folgerichtig wurde eine Ausstellung „a.e.r.o.s.o.l.i.u.m. cetium – st pölten sprüht. labinsac goes Wolf“ im Stadtmuseum eingerichtet. In den Arkaden befinden sich bis 23. Juni seine Stencils. „Ich denke, ich war jetzt reif für diese Ausstellung. Ich hab sehr viel Kraft da hineingelegt, weil ich eigentlich sehr stolz bin, als St. Pöltner Künstler hier auszustellen“, sieht sich der Stencilkünstler, der von seiner Frau Siegrid Mayer eifrig unterstützt wird, in seiner Heimatstadt einmal bestätigt.
Das ist aber nicht immer so. St. Pölten ist nach wie vor nicht das Eldorado für die zeitgemäße und anarchische Kunstausübung. „Du kannst hier fast keine Netzwerke aufbauen, das wäre in Wien besser. Das Herumhängen mit anderen Künstlern fällt mehr oder weniger flach, und es gibt keine Galerie, die frische und visionäre Kunst zeigt“, so „Wolf“, der mit seinen Künstlerkollegen von kg4 – Florian Nährer, Marcus Hufnagl, Martin Sch. aka filius delacroix – eine kleine, feine Kunstszene bildet. Dieser fehlt es aber an einer dauerhaften Präsentationsfläche. Künstlersein in Niederösterreichs Hauptstadt ist nach wie vor eine äußerst exponierte Angelegenheit.
Langjährige Kunstinstitutionen wie der St. Pöltner Künstlerbund haben sich hingegen mit dem Kunst:Werk im Löwenhof in der Linzerstraße einen Ort, der mit moderner Kunst bespielt wird, geschaffen. Leer stehende Gebäude in eben dieser Straße, „statt einer Verbarrikadierung mit DOKA-Platten, wären ideal für Kunst. Aber wenn man die Immobilienmakler fragt, sind es plötzlich DIE Mega-Hot Spot und sie halten die Hand auf. Da müsste die Stadt oder der Stadtmanager kreativen Ideen mehr Chancen geben“, ereifert sich der St. Pöltner Künstler, und fügt hinzu: „Aber im Regierungsviertel ist es ja das Gleiche. Von den ursprünglichen Visionen, etwa des Architekten, der ja auch für die Skater gebaut hat, ist nicht viel übrig geblieben. Jetzt ist dort deep house!“ Traurig findet er auch, dass das einzige Streetwaregeschäft, das „Seven“, zugemacht hat. Weg ist der Umschlagplatz für Skater, Surfer, HipHopper, und „das Café Publik ist genau in den Monaten geschlossen, in denen man schön flanieren könnte.“„Wiener Wände“ – Flächen, an denen sich Sprayer ordentlich austoben können, findet man in der Stadt nicht.
„Ich habe angefangen, zuerst Buchstaben zu schneiden, dann Ziffern und später aufwendigere Sachen wie Köpfe“, so der St. Pöltner Künstler, dem ab nun das Messer als sein ursächliches Zeichengerät diente. Die Suche nach einem Atelier wurde dringlich, das er im frei:raum fand, wo er zwischen 2003 und 2007 im Backstageraum arbeitete. Workshops und Aufträge folgten, „Wolf“ machte sich unter labinsac einen Namen in der Stencilszene. Red Bull, Puls-TV und Wiener wurden vorstellig.
Es entwickelten sich aus einfachen Schwarz-Weiß Stencils im Laufe der Jahre detailreichere Schablonen, die durch Verwendung zusätzlicher Farben nuancierter, aber auch „fetter“ wurden. „Wolf“ nennt es „aufgepoppt“ im Sinne eines Keith Haring oder Andy Warhol. „Meine Stencils haben einen hohen Faktor an Reproduzierbarkeit. Der Aufwand in der Vorarbeit ist sehr groß, aber man kann in unheimlicher Schnelligkeit einen riesengroßen Effekt erzielen.“ Neben der formalen Entwicklung ist bei seinen Exponaten auch eine inhaltliche Veränderung eingetreten – ein undifferenzierter Aufschrei ist einer fundierten Gesellschaftskritik gewichen.
Stadtmuseumsleiter Thomas Pulle hat erkannt, „welch Potenzial in mir steckt.“ Folgerichtig wurde eine Ausstellung „a.e.r.o.s.o.l.i.u.m. cetium – st pölten sprüht. labinsac goes Wolf“ im Stadtmuseum eingerichtet. In den Arkaden befinden sich bis 23. Juni seine Stencils. „Ich denke, ich war jetzt reif für diese Ausstellung. Ich hab sehr viel Kraft da hineingelegt, weil ich eigentlich sehr stolz bin, als St. Pöltner Künstler hier auszustellen“, sieht sich der Stencilkünstler, der von seiner Frau Siegrid Mayer eifrig unterstützt wird, in seiner Heimatstadt einmal bestätigt.
Das ist aber nicht immer so. St. Pölten ist nach wie vor nicht das Eldorado für die zeitgemäße und anarchische Kunstausübung. „Du kannst hier fast keine Netzwerke aufbauen, das wäre in Wien besser. Das Herumhängen mit anderen Künstlern fällt mehr oder weniger flach, und es gibt keine Galerie, die frische und visionäre Kunst zeigt“, so „Wolf“, der mit seinen Künstlerkollegen von kg4 – Florian Nährer, Marcus Hufnagl, Martin Sch. aka filius delacroix – eine kleine, feine Kunstszene bildet. Dieser fehlt es aber an einer dauerhaften Präsentationsfläche. Künstlersein in Niederösterreichs Hauptstadt ist nach wie vor eine äußerst exponierte Angelegenheit.
Langjährige Kunstinstitutionen wie der St. Pöltner Künstlerbund haben sich hingegen mit dem Kunst:Werk im Löwenhof in der Linzerstraße einen Ort, der mit moderner Kunst bespielt wird, geschaffen. Leer stehende Gebäude in eben dieser Straße, „statt einer Verbarrikadierung mit DOKA-Platten, wären ideal für Kunst. Aber wenn man die Immobilienmakler fragt, sind es plötzlich DIE Mega-Hot Spot und sie halten die Hand auf. Da müsste die Stadt oder der Stadtmanager kreativen Ideen mehr Chancen geben“, ereifert sich der St. Pöltner Künstler, und fügt hinzu: „Aber im Regierungsviertel ist es ja das Gleiche. Von den ursprünglichen Visionen, etwa des Architekten, der ja auch für die Skater gebaut hat, ist nicht viel übrig geblieben. Jetzt ist dort deep house!“ Traurig findet er auch, dass das einzige Streetwaregeschäft, das „Seven“, zugemacht hat. Weg ist der Umschlagplatz für Skater, Surfer, HipHopper, und „das Café Publik ist genau in den Monaten geschlossen, in denen man schön flanieren könnte.“„Wiener Wände“ – Flächen, an denen sich Sprayer ordentlich austoben können, findet man in der Stadt nicht.
Lebendige Kunstszene fehlt
„Das Fehlen einer lebendigen Szene macht dich andererseits aber auch stark, du kannst dein eigenes Ding, deinen eigenen Style stur und unabhängig von Konkurrenten und mächtigen Einflüssen generieren. Das hat ja auch bei Bauchklang wunderbar funktioniert“, kann „Wolf“ der Ermangelung von künstlerischen Reibebäumen durchaus auch etwas abgewinnen. Wünschen würde er sich, dass heimische, aktuelle Künstler mehr in die Vermarktung, beim Image geben der Stadt einbezogen werden. „Für die Kids ist St. Pölten nicht cool. Gerade eine Kunstszene, die pulsiert, die der Jugend etwas zu sagen und zu bieten hat, kann da der Stadt ein ganz anderes Image geben.“
Als Künstler sieht er sich manchmal mit einem schlechteren Image als ein „Arbeitsloser“ konfrontiert. „Angeschnorrt wirst oft, ‚Kannst mir was machen?‘, aber zahlen wollen die meisten nichts dafür“, bleibt er dem freunderlwirtschaftlichem Sumpf kritisch gegenüber.
Für das Beatpatrol Festival hat er gerade eine Plakatserie entworfen. Zunächst wurde ein Teaser in Form des „gestencilten“ Abbild des US-amerikanischen Electro-House-DJs und Musikproduzenten Steve Aoki, „der aussieht wie Jesus“, plakatiert. Im nächsten Schritt wurden die Bilder mit Infos zum Festival versehen und damit die Geschichte aufgelöst. „Dem René Voak taugen meine Sachen. Ich bin sehr froh, dass ich das machen durfte. Er ist einer, der sich was zu machen traut, Visionen hat – braucht man sich nur das Beatpatrol anschauen, ein fettes Ding.“ Dass gleich an den ersten Tagen der Aktion einige Plakate mit Schimpfwörtern besprayt wurden, sieht „Wolf“ als „Neidgschichterln“, die eben nur aufs Schmieren aus sind.
Wo geht die künstlerische Reise hin?
Für ihn geht ohnehin die künstlerische Reise Richtung detailgetreuer Porträts in überlebensgroßem Format sowie architektonischer Stencils. Aus Los Angeles hat eben der Produzent und Rapper Chuck Inglish seine Autoinstallation erworben. Das macht den „Wolf“ gierig, ins Ausland zu gehen. „Ich habe eine Anfrage vom Bürgermeister von Mexiko City, dort mit Kindern aus den Favelas zu werken, sie zu unterrichten, das wär schon was“, möchte er nicht nur Gesellschaftskritik üben, sondern auch aktiv an einer Verbesserung der Welt mitarbeiten. Trotz aller Kritik an St. Pölten, „dem Team um Stadtmuseumsdirektor Thomas Pulle danke ich für ihren Mut und die Einsatzbereitschaft. Er hat mir bei der Ausstellung freie Hand gelassen. Ich fühle erstmals offiziell meine Kunst wertgeschätzt“, freut sich „Wolf“.
Womit wir beim Durchhaltevermögen, das ein Künstler mit aller Konsequenz gegenüber boulevardesker Anfeindung in sich tragen muss, wären. Sein geistig verwandtes Künstlervorbild, Jean Michel Basquiat hat sich in den Drogentod treiben lassen, aber „ich hab gelernt zu kämpfen, hab mich nie gefragt aufzugeben, bin ein Stehaufmännchen, weil ich meine Kunst mit Leidenschaft, mit Herzblut betreibe.“ Das hatte Basquiat allerdings auch so gehalten.
„Das Fehlen einer lebendigen Szene macht dich andererseits aber auch stark, du kannst dein eigenes Ding, deinen eigenen Style stur und unabhängig von Konkurrenten und mächtigen Einflüssen generieren. Das hat ja auch bei Bauchklang wunderbar funktioniert“, kann „Wolf“ der Ermangelung von künstlerischen Reibebäumen durchaus auch etwas abgewinnen. Wünschen würde er sich, dass heimische, aktuelle Künstler mehr in die Vermarktung, beim Image geben der Stadt einbezogen werden. „Für die Kids ist St. Pölten nicht cool. Gerade eine Kunstszene, die pulsiert, die der Jugend etwas zu sagen und zu bieten hat, kann da der Stadt ein ganz anderes Image geben.“
Als Künstler sieht er sich manchmal mit einem schlechteren Image als ein „Arbeitsloser“ konfrontiert. „Angeschnorrt wirst oft, ‚Kannst mir was machen?‘, aber zahlen wollen die meisten nichts dafür“, bleibt er dem freunderlwirtschaftlichem Sumpf kritisch gegenüber.
Für das Beatpatrol Festival hat er gerade eine Plakatserie entworfen. Zunächst wurde ein Teaser in Form des „gestencilten“ Abbild des US-amerikanischen Electro-House-DJs und Musikproduzenten Steve Aoki, „der aussieht wie Jesus“, plakatiert. Im nächsten Schritt wurden die Bilder mit Infos zum Festival versehen und damit die Geschichte aufgelöst. „Dem René Voak taugen meine Sachen. Ich bin sehr froh, dass ich das machen durfte. Er ist einer, der sich was zu machen traut, Visionen hat – braucht man sich nur das Beatpatrol anschauen, ein fettes Ding.“ Dass gleich an den ersten Tagen der Aktion einige Plakate mit Schimpfwörtern besprayt wurden, sieht „Wolf“ als „Neidgschichterln“, die eben nur aufs Schmieren aus sind.
Wo geht die künstlerische Reise hin?
Für ihn geht ohnehin die künstlerische Reise Richtung detailgetreuer Porträts in überlebensgroßem Format sowie architektonischer Stencils. Aus Los Angeles hat eben der Produzent und Rapper Chuck Inglish seine Autoinstallation erworben. Das macht den „Wolf“ gierig, ins Ausland zu gehen. „Ich habe eine Anfrage vom Bürgermeister von Mexiko City, dort mit Kindern aus den Favelas zu werken, sie zu unterrichten, das wär schon was“, möchte er nicht nur Gesellschaftskritik üben, sondern auch aktiv an einer Verbesserung der Welt mitarbeiten. Trotz aller Kritik an St. Pölten, „dem Team um Stadtmuseumsdirektor Thomas Pulle danke ich für ihren Mut und die Einsatzbereitschaft. Er hat mir bei der Ausstellung freie Hand gelassen. Ich fühle erstmals offiziell meine Kunst wertgeschätzt“, freut sich „Wolf“.
Womit wir beim Durchhaltevermögen, das ein Künstler mit aller Konsequenz gegenüber boulevardesker Anfeindung in sich tragen muss, wären. Sein geistig verwandtes Künstlervorbild, Jean Michel Basquiat hat sich in den Drogentod treiben lassen, aber „ich hab gelernt zu kämpfen, hab mich nie gefragt aufzugeben, bin ein Stehaufmännchen, weil ich meine Kunst mit Leidenschaft, mit Herzblut betreibe.“ Das hatte Basquiat allerdings auch so gehalten.