MFG - Shopping platonisch
Shopping platonisch


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Shopping platonisch

Text Herbert „Hebi“ Binder
Ausgabe 03/2006
Zwanzig Jahre sind wir heuer Landeshauptstadt. Den damaligen, natürlich streng wissenschaftlichen Prognosen gemäß sollte St.Pölten derzeit somit etwa 70.000 Einwohner zählen. Hamaabernicht. Die Fußgängerzone – ein  wahres Kommerzdorado. Issieabernurzumteil.
Einer MfG exclusiv zugänglichen Studie des IRCD (Institute for the research of commercial disappointments) zufolge liegt die Ursache in zwei Fakten: Jeder Passant ist ein Mensch, deswegen aber nicht gleich ein Käufer. Und: Shopping ist nicht gleichbedeutend mit tatsächlich Einkaufen. Wir selbst können mit eigenen  Augen feststellen, dass Tausende, die täglich in der  St.Pöltner City ihre Runden  drehen, im strengen Sinn keine Konsumenten sind:
Pensionierte Magistratsbeamte und ewig junge, golden handgeshakete Eisenbahner mit ihrem freundschaftlichen „Grüssi!“ bzw. „Dag!“. Pausierende Verkäuferinnen wie vormittägig lernmüde Schülerinnen auf dem Weg zur nächsten Herberge mit absolutem Rauchzwang.
Prälaten  und sonstige Mitglieder des höheren Klerus in  Ruhe, die an ihrem unauffälligen Äußeren leicht zu erkennen sind.
Heizdecken-Touristen  aus  den Stadtsälen, die dem alles entscheidenden Vortrag (und damit ihrer ultimativen Chance) kurzfristig  entkommen konnten.
In kleineren Gruppen ältere,  gepflegte Herren am „Pensionistenstrich“, die einander bezichtigen, eigentlich wegen „Essen auf Rädern“ mittags pünktlich daheim sein zu müssen.
Mitbürger  aus dem  Bezirk Melk schließlich, die  irgendwo klare Auskunft zu bekommen hoffen, ob der Europaplatz nun im  Uhrzeiger-, oder doch eher im Gegenuhrzeigersinn zu befahren wäre.
Bitte, wer soll da noch a G´schäft machen?