Wahrheit
Text
Rosa
Ausgabe
Ganz unverhüllt geb ich es zu: Rosa hat schlechte Gedanken und verwünschte Wünsche: Person U. soll als gestiefelter Kater von einer Riesenratte ins Niemandsland verschleppt werden! B. rate ich dringend mal von ganz außen auf ihr zierliches Inneres zu sehen und dann schleunigst die Realität und den Zahn der Zeit als gegeben hinzunehmen. Mann P. soll endlich seine Hufe schwingen und in Richtung Rosa traben. Ansonsten ist nach Paragraf 1, Rosa-Strafgesetzbuch mit gewaltigen Versäumnissen zu rechnen. M. könnte langsam aber sicher einmal mehr darüber sinnieren, ob ein Neuer immer auch automatisch Neues bringt! „Rosa!“ sag ich mir. „Rosa, du solltest nicht solche Gedanken mit dir herumtragen. Das bringt doch nichts!“ Wie jetzt? Sollte ich vielleicht einfach mal aussprechen, was mir im Kopf so herumirrt? Schreiben ist doch schon mal ein Anfang. In den letzten Tagen ist es nicht einfacher geworden, all diesen teuflischen Ballast aus meinem Hirn zu verbannen. Gut, schieb ich die Wünsche halt mal in ein Eck, um sie vielleicht bald wieder hervorzulocken und abzurufen, quasi. Aber was, wenn andere auch denken wie Rosa? Was, wenn der gestiefelte Kater aus Rosa eine Maus macht und sie blutrünstig verschlingt? Nein, vollkommen unmöglich. Einzig meinem Chefredakteur könnte ich es verzeihen, würde er mich manchmal zum Teufel schicken wollen. Dann, wenn Rosa wieder mal mehr ihren Gedanken hinterher hängt (und damit auch seinen Terminen) als sich mit dem Ernst des Schreibens zu beschäftigen. Aber lieber Don G., was soll Rosa machen? Gedanken sind nun mal frei!