FAKTENCHECK
Text
Beate Steiner
Ausgabe
Sonnenschein, 18 Grad, der November zeigt sich von seiner besten Seite. Wandern ist angesagt, oder Schaukeln auf den Spielplätzen der Stadt, oder Fußballspielen, Radln, Rollerbladen — alles Outdoor-Aktivitäten, die Spaß machen bei diesen angenehmen Temperaturen. Nicht allen, denn es gibt tatsächlich Unzufriedene, die unbedingt eislaufen wollen. Und sich beschweren, dass das kühle Vergnügen bei diesen Fast-Badetemperaturen nicht möglich ist in St. Pölten. Wahrscheinlich hat diesen verstimmten Zeitgenossen eine App oder ein buntes Blatt angezeigt, dass in wenigen Wochen Weihnachten und demnach jetzt das Winterwonderland angesagt ist, mit Kälte, Schnee und wollig verpackten Kinderlein, die ihre Runden auf dem Eislaufplatz drehen. Die Tatsache, dass es grad nicht friert und daher gefrorene Flächen sehr teuer produziert werden müssten, zählt nicht. Tatsachen werden jetzt ja generell zu vernachlässigbaren Größen, Stimmungen regieren die Welt.
Denn wir leben in einer „ver-rückten“ Zeit – „postfaktisch“ heißt das im 2016er-Sprech. Zum Beispiel: Die Straße ist trocken? Das kann nicht sein – mein iPhone zeigt an, dass es regnet. Und alle meine FB-Freunde spenden dazu einen zustimmenden Daumen. Weil im Netz hab ich mir schon längst eine Community zusammengeklickt, die meine Meinung bestätigt. Und so hab ich mir aus meiner Meinung ganz schnell meine eigenen Fakten gemacht.Oder aus dem, was mir meine Friends, die Politiker meines Vertrauens und meine Lieblings-Lektüre eingeredet haben. Nein, was sie mir bewusst gemacht haben, weil ich ja eh schon immer so gedacht, nein, gefühlt hab’. Denken ist ja out. Das macht mein Leben viel einfacher – die Zukunft kann kommen. Sie wird sonnig, versprechen mir die vielen lachenden Emoticons.
Denn wir leben in einer „ver-rückten“ Zeit – „postfaktisch“ heißt das im 2016er-Sprech. Zum Beispiel: Die Straße ist trocken? Das kann nicht sein – mein iPhone zeigt an, dass es regnet. Und alle meine FB-Freunde spenden dazu einen zustimmenden Daumen. Weil im Netz hab ich mir schon längst eine Community zusammengeklickt, die meine Meinung bestätigt. Und so hab ich mir aus meiner Meinung ganz schnell meine eigenen Fakten gemacht.Oder aus dem, was mir meine Friends, die Politiker meines Vertrauens und meine Lieblings-Lektüre eingeredet haben. Nein, was sie mir bewusst gemacht haben, weil ich ja eh schon immer so gedacht, nein, gefühlt hab’. Denken ist ja out. Das macht mein Leben viel einfacher – die Zukunft kann kommen. Sie wird sonnig, versprechen mir die vielen lachenden Emoticons.