URBANER LÄRMPEGEL
Text
Beate Steiner
Ausgabe
Unsere Welt wird immer lauter. Auch unsere kleine Welt, hier in STP. Schmerzhaft ans Ohr dringen durchs leicht geöffnete Fenster piepsende Lastwägen um 6, Presslufthämmer um 7, quietschende Kinder um 8, lautstarke Männer um 9, kreischende Sägen um 10, den laufenden Motor übertönende Autoradiomusik um 11, zurückkehrende brüllende Kids um 12 – und so weiter und so fort. Die Beschallung erreicht ihren Höhepunkt zwischen 2 und 4, wenn lustige Menschen johlend, grölend und in rekordverdächtigen Stimmlagen kierend durch die Straßen klappern und dazwischen wildgewordene aufgemotzte Zweiradler röhren – auch durch die Fußgängerzone. Manchmal geben die sich’s auch so richtig. Nicht die Zweiradler, die Menschen. Da hab ich meinen Dark-Reality-Wortschatz schon ordentlich aufrüsten können, wenn nächtens auf der Straße die (Wort-)Fetzen geflogen sind. Oder in einer gegenüberliegenden Wohnung mit deutlich hörbarer Versöhnung. Bis zum Morgengrauen, bis die dröhnenden Laster, die kreischenden Baumaschinen und die heulenden Kids wieder an der Reihe sind und für einen urbanen Lärmpegel sorgen. Dieser ist in letzter Zeit ordentlich in die Höhe geschnalzt. Nein, nicht weil die Stadt wächst und an allen Ecken und Enden Baumaschinen auffahren – das hat ein Ablaufdatum. Nicht, weil die Innenstadt zur Partyzone wird – das bringt Lebensfreude in die City und ist theoretisch zur Schlafenszeit vorbei. Quälend ist der Krach, wenn er kein Ende nimmt und sich an keine Regeln hält. Weil sich die Krachmacher an das Motto „Hauptsache, mir geht’s gut!“ halten. Schön wär ein anderes: „Leben und leben lassen“.