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Tobias Zuser
Ausgabe
Was H.C. mit kräftigen Parolen in Wien vorgemacht hat, holen jetzt seine nö. Parteigenossen eifrig nach. So wird St. Pölten wieder einmal von einer Plakatierungsflut zwangsbeglückt und darf auf spannende Sprüche wie „Mut zur Heimat“ blicken. Dass hier die Marketingköpfe vor Ideen und Kreativität scheinbar überschäumen, wird aber v. a. beim neuesten Geniestreich offensichtlich: „Nein zum AktioNITSCHmus!“ Da man gerade keine anderen schwarzen Schäflein züchtigen kann, wettert man nun also gegen Kulturförderung. Warum? Weil sie stattfindet. Was man über die eigenwillige Kunst eines Nitsch denken mag – eines ist unbestritten: Seine Aktionen und künstlerischen Leistungen haben ihm nicht nur internationales Ansehen beschert, sondern auch in die heimische Hochkultur Einzug gefunden, wie manches Bühnenbild im Festspielhaus oder der Wiener Staatsoper unter Beweis stellt. Dass nun sein Lebenswerk mit diversen Auszeichnungen und einem Museum Anerkennung findet, scheint also durchaus legitim zu sein – auch für Menschen wie mich, bei denen seine Bilder nicht für Begeisterungsstürme sorgen. Denn in Österreich ist man schon viel zu lange einen verkrampften Zugang zu unkonventioneller Kunst gewöhnt, worin sich auch manch eine Nobelpreisträgerin bestätigt fühlen könnte. Eine dementsprechende positive Entwicklung wäre also schon fast eine Plakatierung wert: „Mut zur Kunst!“ Denn was wäre diese ohne Provokation und Kontroversen? Wahrscheinlich so viel wie ein monokultureller Staat.