Das Unmögliche möglich machen
Text
Eva Seidl
Ausgabe
Von 5. bis 13. Mai findet zum zweiten Mal das Erzählkunstfestival Fabelhaft statt. MFG sprach mit Saddek el Kebir, der beim Festival die Märchen aus 1001 Nacht neu interpretieren wird.
Warum ist das Erzählen wichtig?
Weil es Kommunikation bedeutet. Das Leben fängt damit an. Wenn man sich in einer Beziehung nichts zu erzählen hat, ist das das Ende. Wenn man die Gabe hat, zu erzählen, sollte man viele Menschen davon profitieren lassen.
Was bedeutet es für Sie persönlich?
Erzählen ist mein Leben! Es geht darum, den Menschen Nachrichten zu bringen. Die eine Möglichkeit ist, von etwas Tatsächlichem zu erzählen, das der Hörer noch nicht kennt.
Die zweite Möglichkeit ist immaterieller Natur, dass man also von Träumen, von Fantasien, von Imaginärem erzählt: Über Helden und Antihelden, über andere Völker, Menschen, Religionen. Das Besondere ist, dass man sozusagen gemeinsam - Erzähler und Publikum - in einer Stunde oder auch in nur zehn Minuten die Möglichkeit hat, zusammen etwas zu erleben. Vielleicht zu reiten, zu fliegen. In einer Welt, die vom Erzähler und Zuhörer geschaffen wird!
Sie leben in Algerien und Deutschland. Gibt es Unterschiede im Erzählen?
Es gibt keinen großen Unterschied, das Erzählen ist überall gleich, nur die Art und Weise, wie es angenommen wird, ist anders. Ich finde, dass in Deutschland die Menschen besser zuhören als in Algerien, vielleicht weil es weniger Erzähler gibt. Der Unterschied liegt in den Geschichten. Alle Geschichten kommen aus dem Orient, sie haben jedoch unterschiedliche Wege genommen, sich anders entwickelt. Es ist wie bei den Religionen, sie haben die gleichen Wurzeln.
Sie erzählen in beiden Sprachen. Eignet sich die deutsche Sprache zum Erzählen?
Wenn man von der arabischen Sprache ausgeht, ist die deutsche Sprache wunderbar, weil sie dieselbe Konstruktion hat. Jede Sprache ist schön! Jede Sprache hat ihre eigene Magie. Es ist die Aufgabe des Erzählers, diese Magie, die Töne, den Klang der Sprache herauszufinden. Wenn man die Möglichkeit, ja den Luxus hat, in mehreren Sprachen zu erzählen, ist das wunderbar. Es ist eine Art Verfremdungseffekt, und der Zuhörer ist dankbar, weil er sieht, dass sich der Erzähler auf seine Sprache einlässt.
Warum braucht es ein Erzählfestival?
Wir brauchen Geschichten! Brauchen das Erzählen. Paare müssen einander erzählen, Kindern muss man Geschichten erzählen, damit sie sich imaginär entwickeln. Seinem Kind ein Buch vorzulesen, ist doch anders und besser, als es vor den Fernsehapparat zu setzen. Welches Kind ist nicht dankbar, jeden Tag eine Geschichte erzählt zu bekommen. Wenn Eltern diese Zeit nicht haben, ist das schon schlimm.
Sie erzählen die Märchen aus „1001 Nacht“. Was macht diese Geschichten heute noch interessant?
Ihre Erotik. Dass sie keine Grenzen haben. Sie erzählen von allen möglichen Völkern, Menschen und Religionen. Alle haben eine Chance, etwas zu werden, alle spielen eine Rolle. Es gibt immer einen Antagonisten im Menschen, eine Sonnen- und eine Schattenseite. „1001 Nacht“ wird von einer Frau erzählt, für die es ums Überleben geht. Die Geschichten sind die einzige Waffe, die sie hat. Es geht darum, aus dem Tyrannen einen Menschen zu machen. Das ist auch die Liebe, dass das Unmögliche möglich wird, dass man fliegen, dass man reiten kann, dass zwei Frauen oder Männer sich lieben können. Homosexualität war damals erlaubt. Alles, was in eine Geschichte passt, kann erlaubt werden. Alles kann in Frage gestellt werden, außer, dass es einen Gott gibt.
Weil es Kommunikation bedeutet. Das Leben fängt damit an. Wenn man sich in einer Beziehung nichts zu erzählen hat, ist das das Ende. Wenn man die Gabe hat, zu erzählen, sollte man viele Menschen davon profitieren lassen.
Was bedeutet es für Sie persönlich?
Erzählen ist mein Leben! Es geht darum, den Menschen Nachrichten zu bringen. Die eine Möglichkeit ist, von etwas Tatsächlichem zu erzählen, das der Hörer noch nicht kennt.
Die zweite Möglichkeit ist immaterieller Natur, dass man also von Träumen, von Fantasien, von Imaginärem erzählt: Über Helden und Antihelden, über andere Völker, Menschen, Religionen. Das Besondere ist, dass man sozusagen gemeinsam - Erzähler und Publikum - in einer Stunde oder auch in nur zehn Minuten die Möglichkeit hat, zusammen etwas zu erleben. Vielleicht zu reiten, zu fliegen. In einer Welt, die vom Erzähler und Zuhörer geschaffen wird!
Sie leben in Algerien und Deutschland. Gibt es Unterschiede im Erzählen?
Es gibt keinen großen Unterschied, das Erzählen ist überall gleich, nur die Art und Weise, wie es angenommen wird, ist anders. Ich finde, dass in Deutschland die Menschen besser zuhören als in Algerien, vielleicht weil es weniger Erzähler gibt. Der Unterschied liegt in den Geschichten. Alle Geschichten kommen aus dem Orient, sie haben jedoch unterschiedliche Wege genommen, sich anders entwickelt. Es ist wie bei den Religionen, sie haben die gleichen Wurzeln.
Sie erzählen in beiden Sprachen. Eignet sich die deutsche Sprache zum Erzählen?
Wenn man von der arabischen Sprache ausgeht, ist die deutsche Sprache wunderbar, weil sie dieselbe Konstruktion hat. Jede Sprache ist schön! Jede Sprache hat ihre eigene Magie. Es ist die Aufgabe des Erzählers, diese Magie, die Töne, den Klang der Sprache herauszufinden. Wenn man die Möglichkeit, ja den Luxus hat, in mehreren Sprachen zu erzählen, ist das wunderbar. Es ist eine Art Verfremdungseffekt, und der Zuhörer ist dankbar, weil er sieht, dass sich der Erzähler auf seine Sprache einlässt.
Warum braucht es ein Erzählfestival?
Wir brauchen Geschichten! Brauchen das Erzählen. Paare müssen einander erzählen, Kindern muss man Geschichten erzählen, damit sie sich imaginär entwickeln. Seinem Kind ein Buch vorzulesen, ist doch anders und besser, als es vor den Fernsehapparat zu setzen. Welches Kind ist nicht dankbar, jeden Tag eine Geschichte erzählt zu bekommen. Wenn Eltern diese Zeit nicht haben, ist das schon schlimm.
Sie erzählen die Märchen aus „1001 Nacht“. Was macht diese Geschichten heute noch interessant?
Ihre Erotik. Dass sie keine Grenzen haben. Sie erzählen von allen möglichen Völkern, Menschen und Religionen. Alle haben eine Chance, etwas zu werden, alle spielen eine Rolle. Es gibt immer einen Antagonisten im Menschen, eine Sonnen- und eine Schattenseite. „1001 Nacht“ wird von einer Frau erzählt, für die es ums Überleben geht. Die Geschichten sind die einzige Waffe, die sie hat. Es geht darum, aus dem Tyrannen einen Menschen zu machen. Das ist auch die Liebe, dass das Unmögliche möglich wird, dass man fliegen, dass man reiten kann, dass zwei Frauen oder Männer sich lieben können. Homosexualität war damals erlaubt. Alles, was in eine Geschichte passt, kann erlaubt werden. Alles kann in Frage gestellt werden, außer, dass es einen Gott gibt.