St. Schelling: „Wenn’s die St. Pöltner nicht gäbe.“
Text
Michael Müllner
Ausgabe
Die Plattform „St. Pölten 2020“ lud Hans Jörg Schelling in das Cityhotel D&C um der geladenen St. Pöltner Wirtschaftsclique zu erklären, wie es um St. Pölten steht. Mit scharfen Gedanken sorgte der Finanzminster für unterhaltsame Spannung – den anwesenden Stadtpolitikern gab er auf elegante Art Hausaufgaben mit.
Nach den obligaten Lobreden von Plattformobmann Josef Wildburger und Bürgermeister Matthias Stadler, unterstützt von aktuellen Imagespots, mit denen sich die Stadt auf internationalen Messen bewirbt, kam der Auftritt von Hans Jörg Schelling. Die Stadtsäle im Cityhotel waren gefüllt, Wirtschaft und Politik hatte sich versammelt um zu hören, warum es denn den gebürtigen Vorarlberger nach St. Pölten verschlagen hat – und warum er seit nunmehr 33 Jahren nicht wieder weggezogen ist.
Anfangs legte Schelling die Karten offen. Der wirklich einzige Grund, warum er nach St. Pölten zog, sei seine Frau Uschi gewesen. Damals dachte er noch: „Eine ganz nette Stadt. Wenn es nicht die St. Pöltner gäbe.“ Schelling erklärt: „Da sperrt ein neues Lokal auf, der St. Pöltner geht hin und sagt anerkennend: 'Ja, wirklich ganz nett hier. Mal schaun, wie lang’s das gibt.'“Doch es folgen versöhnliche Töne, die Stadt und die St. Pöltner haben sich in diesen 33 Jahren deutlich verändert.
Das Imagevideo zuvor bewirbt St. Pölten mit: „An der A1.“ Der Marketingmann trocken: „An der A1 liegt Loosdorf und Böheimkirchen auch. Es sei zu wenig mit Zahlen und Fakten für eine Stadt zu werben, es brauche Emotionen. Eine USP, die es für St. Pölten noch nicht gäbe, die Markenpositionierung sei noch nicht klar. Eine schwierige Aufgabe, keine Frage, denn der Wettkampf der Städte sei sehr hart geworden. Doch Schelling hat auch Anregungen.
„Warum schaffen wir es nicht, dass die St. Pöltner Unternehmer, ihre Briefe mit ‚mit freundlichen Grüßen aus St. Pölten‘ verschicken“, fragt Schelling in den Raum. Wenn man am Sonntag vormittags um 11:00 Uhr von einem Touristen gefragt wird, wo man denn hier in der Innenstadt essen gehen könne – und man „kann ihn nur zum Asiaten, McDonalds oder Schnitzelhaus schicken“, dann zeige das ein klares Manko, meint Schelling.
Das Regierungsviertel sei noch immer eine Art exterritoriales Gebiet. Er erinnere sich an eine weiße Linie an der italienische Motorradpolizei abgebogen sei, als er vor wenigen Tagen mit Bundespräsident Fischer einen Staatsbesuch im Vatikan absolviert habe. Ähnlich sei es mit dem Regierungsviertel, das habe ewig gebraucht, bis man kapiert hat, was die Stadt hier Tolles hingestellt bekommen hat. Wobei: „Okay, beim Leintuch rund um die Hypo kann man geteilter Meinung sein. Dennoch sitzen dort drinnen nur hellwache Köpfe“, scherzt Schelling. Feixen kann er.
„Hätte man bei der Hauptstadtwerdung mit wichtigen Projekten begonnen, dann wäre St. Pölten schon viel weiter. Aber viele Projekte sind erst in den letzten Jahren in Angriff genommen worden, das hängt uns noch nach“, befindet Schelling. Er erzählt aus seinen Anfangsjahren in St. Pölten, als er sich im Rahmen einer privaten Initiative für die Bühne im Hof eingesetzt hat und mit Herbert Binder, damals Pressehaus-Chef, zu zweit eine Art Kabarett zur Eröffnung vorbereitet habe: „Ich dachte mir, da darf man schon mal etwas frech sein und so hatten wir einen Dialog, in dem ich zu Herbert Binder sage, dass er ja mit der NÖN quasi ein Monopol am Zeitschriftenmarkt hat. Binder antwortet, dass das so nicht sei, immerhin gibt es ja auch das St. Pölten Konkret. Ich darauf: ‚Achso, das ist ein Zeitung? Ich dachte, das ist das Fotoalbum vom Bürgermeister.‘ Auf diesen Scherz hin waren manche dann monatelang auf mich bös. So humorlos war die Stadt damals.“
Auch den heutigen Akteuren wendet sich der Finanzminister zu. Er erinnert sich, als er in den St. Pöltner Gemeinderat einzog („Ab dem Zeitpunkt hat mich keiner mehr mögen.“) und als er sicher 50 Anträge eingebracht hat. Die fanden eigentlich alle gut, „aber mir wurde gesagt, dass sie halt den Makel haben, dass sie von uns sind und nicht von der SPÖ.“ Ein Reflex der Mehrheitsfraktion, so Schelling. Wobei er den Eindruck habe, dass beide Matthiasse – gemeint sind Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) und Vizebürgermeister Matthias Adl (ÖVP) – hier die Situation in der letzten Zeit deutlich verbessert hätten. Klar, Matthias Stadler habe den Vorteil, dass er allein regiert, meint Schelling: „Daran arbeite ich noch. Denn in einer Koalition löst man bekanntlich gemeinsam die Probleme, die man alleine nicht hätte.“
Der Stadt wünscht Schelling mehr Ideen. Die Initiative „Musikalische Innenstadt“ gefalle ihm besonders, da herrsche Leben wie in einer Metropole auf St. Pöltens Plätzen. Man müsse ein Miteinander erzeugen, einen ehrlichen Wettbewerb der Ideen zulassen, denn die Stadt habe viele Chancen, die aber nur gemeinsam genützt werden können. „Seien wir ehrlich. Was könnte der Rathausplatz heute sein, wenn man damals ein Konzept gehabt hätte? Machen wir beim Domplatz nicht den selben Fehler!“
Schelling schließt mit „Ich bin ein St. Pöltner. Und stolz darauf.“ Beim Buffet gab es dann Käsleberkäse. Ob sich die zwei Matthiasse bei einem Glaserl Wein zugeprostet haben, ist nicht überliefert.
Anfangs legte Schelling die Karten offen. Der wirklich einzige Grund, warum er nach St. Pölten zog, sei seine Frau Uschi gewesen. Damals dachte er noch: „Eine ganz nette Stadt. Wenn es nicht die St. Pöltner gäbe.“ Schelling erklärt: „Da sperrt ein neues Lokal auf, der St. Pöltner geht hin und sagt anerkennend: 'Ja, wirklich ganz nett hier. Mal schaun, wie lang’s das gibt.'“Doch es folgen versöhnliche Töne, die Stadt und die St. Pöltner haben sich in diesen 33 Jahren deutlich verändert.
Das Imagevideo zuvor bewirbt St. Pölten mit: „An der A1.“ Der Marketingmann trocken: „An der A1 liegt Loosdorf und Böheimkirchen auch. Es sei zu wenig mit Zahlen und Fakten für eine Stadt zu werben, es brauche Emotionen. Eine USP, die es für St. Pölten noch nicht gäbe, die Markenpositionierung sei noch nicht klar. Eine schwierige Aufgabe, keine Frage, denn der Wettkampf der Städte sei sehr hart geworden. Doch Schelling hat auch Anregungen.
„Warum schaffen wir es nicht, dass die St. Pöltner Unternehmer, ihre Briefe mit ‚mit freundlichen Grüßen aus St. Pölten‘ verschicken“, fragt Schelling in den Raum. Wenn man am Sonntag vormittags um 11:00 Uhr von einem Touristen gefragt wird, wo man denn hier in der Innenstadt essen gehen könne – und man „kann ihn nur zum Asiaten, McDonalds oder Schnitzelhaus schicken“, dann zeige das ein klares Manko, meint Schelling.
Das Regierungsviertel sei noch immer eine Art exterritoriales Gebiet. Er erinnere sich an eine weiße Linie an der italienische Motorradpolizei abgebogen sei, als er vor wenigen Tagen mit Bundespräsident Fischer einen Staatsbesuch im Vatikan absolviert habe. Ähnlich sei es mit dem Regierungsviertel, das habe ewig gebraucht, bis man kapiert hat, was die Stadt hier Tolles hingestellt bekommen hat. Wobei: „Okay, beim Leintuch rund um die Hypo kann man geteilter Meinung sein. Dennoch sitzen dort drinnen nur hellwache Köpfe“, scherzt Schelling. Feixen kann er.
„Hätte man bei der Hauptstadtwerdung mit wichtigen Projekten begonnen, dann wäre St. Pölten schon viel weiter. Aber viele Projekte sind erst in den letzten Jahren in Angriff genommen worden, das hängt uns noch nach“, befindet Schelling. Er erzählt aus seinen Anfangsjahren in St. Pölten, als er sich im Rahmen einer privaten Initiative für die Bühne im Hof eingesetzt hat und mit Herbert Binder, damals Pressehaus-Chef, zu zweit eine Art Kabarett zur Eröffnung vorbereitet habe: „Ich dachte mir, da darf man schon mal etwas frech sein und so hatten wir einen Dialog, in dem ich zu Herbert Binder sage, dass er ja mit der NÖN quasi ein Monopol am Zeitschriftenmarkt hat. Binder antwortet, dass das so nicht sei, immerhin gibt es ja auch das St. Pölten Konkret. Ich darauf: ‚Achso, das ist ein Zeitung? Ich dachte, das ist das Fotoalbum vom Bürgermeister.‘ Auf diesen Scherz hin waren manche dann monatelang auf mich bös. So humorlos war die Stadt damals.“
Auch den heutigen Akteuren wendet sich der Finanzminister zu. Er erinnert sich, als er in den St. Pöltner Gemeinderat einzog („Ab dem Zeitpunkt hat mich keiner mehr mögen.“) und als er sicher 50 Anträge eingebracht hat. Die fanden eigentlich alle gut, „aber mir wurde gesagt, dass sie halt den Makel haben, dass sie von uns sind und nicht von der SPÖ.“ Ein Reflex der Mehrheitsfraktion, so Schelling. Wobei er den Eindruck habe, dass beide Matthiasse – gemeint sind Bürgermeister Matthias Stadler (SPÖ) und Vizebürgermeister Matthias Adl (ÖVP) – hier die Situation in der letzten Zeit deutlich verbessert hätten. Klar, Matthias Stadler habe den Vorteil, dass er allein regiert, meint Schelling: „Daran arbeite ich noch. Denn in einer Koalition löst man bekanntlich gemeinsam die Probleme, die man alleine nicht hätte.“
Der Stadt wünscht Schelling mehr Ideen. Die Initiative „Musikalische Innenstadt“ gefalle ihm besonders, da herrsche Leben wie in einer Metropole auf St. Pöltens Plätzen. Man müsse ein Miteinander erzeugen, einen ehrlichen Wettbewerb der Ideen zulassen, denn die Stadt habe viele Chancen, die aber nur gemeinsam genützt werden können. „Seien wir ehrlich. Was könnte der Rathausplatz heute sein, wenn man damals ein Konzept gehabt hätte? Machen wir beim Domplatz nicht den selben Fehler!“
Schelling schließt mit „Ich bin ein St. Pöltner. Und stolz darauf.“ Beim Buffet gab es dann Käsleberkäse. Ob sich die zwei Matthiasse bei einem Glaserl Wein zugeprostet haben, ist nicht überliefert.