Sie liebt mich, sie liebt mich nicht ...
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Das waren keine leichten Wochen für St. Pölten!
Zuerst war da der Kremser Bürgermeister Reinhard Resch, der im Zuge der Präsentation der neuen Landesgalerie Krems, die vom Land Niederösterreich in Zeiten eines ausgerufenen Sparkurses (ja, selbst dort gibt’s das neuerdings – jetzt wird’s wirklich kritisch!) um läppische 35 Millionen Euro errichtet wird, vollmundig meinte, dass Krems damit zur offiziellen Kulturhauptstadt wird. „Wie? Wos?“, fragte da der St. Pöltner Intellektuelle irritiert „oba des san doch wir!“ Noch dazu wo ihm die politischen Landeswürdenträger und Landeskulturbeamten immer treuherzig versichert hatten, dass die Absiedlung der Kunstsektion des Landesmuseums von St. Pölten nach Krems ja bei gleichzeitiger Etablierung eines Hauses der Geschichte in der Hauptstadt selbiger „einen großen Nutzen und eine enorme Aufwertung bringen“ wird.
Als nächstes holte der neue Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger gegen St. Pölten aus, der – was freilich schon hart an der Grenze zum Humoristischen lag – im Brustton meinte, dass Wiener Neustadt die einzige urbane Stadt Niederösterreichs sei. Nix da St. Pölten oder andere! Nicht einmal vielleicht. NUR Wiener Neustadt. Dass dies just aus dem Mund eines Mannes kam, der seit Jahren als ÖVP Klubobmann im NÖ Landtag, also mitten in St. Pölten tätig ist, überraschte dann doch, erklärt sich aber wohl damit, dass der Herr Bürgermeister in all der Zeit noch nie seinen Horizont über die Grenzen des Regierungsviertels hinaus in die restliche Stadt erweitern konnte. Da hätte er schöne Augen gemacht, wie urbans da abläuft! Na Hallo!
Dann war da noch die Sache mit Autorin Vea Kaiser, also eigentlich eher jene mit dem ORF, der – wie sich die Autorin sicher riesig freute – seinen ersten Beitrag über ihren neuen Roman „Makarionissi“ mit „Keine Gnade für St. Pölten“ titelte und lieber darüber sprach, warum sich ihre Hauptfigur darin verstieg von „rosabäckigen, dicklichen und oft miserabel gekleideten St. Pöltnern, die aussahen, als wären sie gerade erst aus dem Stalldienst entlassen worden“ zu reden, anstatt von Literatur. „Also, sowas auch, so eine Frechheit“, raunten da die urbanen Kulturhauptstädter (also jetzt die St. Pöltner, nicht die Kremser!) aufgebracht und eilten sofort nach Hause, um den Sitz ihres schneidigen City-Outfits vor dem Spiegel zu überprüfen. Trotzdem sollen am folgenden Tag so viele Anzug- und Abendkleidträger wie noch nie in St. Pölten gesichtet worden sein – mitten am Vormittag – und nur bei manchen blitzten noch die Gummistiefel hervor.
Konnte das Stadtoberhaupt all diese Sticheleien, ja Lappalien noch mit stoischer Ruhe und einer „da steh ich gelassen drüber“-Attitüde wegwischen, fiel ihm das bei einer aktuellen Studie über die Markenstärke St. Pöltens schon schwerer – die fußt nämlich auf schnöden Zahlen und verwies St. Pölten auf den 21. von 23 Plätzen. Aber das konnte doch nicht sein, wen hatte man denn da bitteschön befragt – Resch und Schneeberger? Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, zog das Stadtoberhaupt die Studie ganz einfach in Zweifel, und die Pressestelle hatte auch schnell den wahren Missetäter parat: Die bösen Medien, weil die bitteschön viel zu wenig über die Herrlichkeiten St. Pöltens berichten.
Als gelernter St. Pöltner atmet man ob dieser weltmännsichen Reaktion erleichtert auf, und völlige Entwarnung kam dann am 31. Mai, als die immer noch von den Medien mit St. Pölten dauerpenetrierte Vea Kaiser im ORF Interview klarstellte. „Ich glaube, dass jeder, der das Buch liest, ganz genau merkt, dass St. Pölten nicht schlecht wegkommt, sondern dass es eigentlich stellenweise sogar eine Liebeserklärung an St. Pölten ist.“
Da leuchteten unsere Augerl auf und manch Backerl zog wieder ein bisserl rosa Farbe auf. Wir werden ja doch geliebt! Irgendwie ... Is ja eh alles super!
Aber halt, liebe St. Pöltner. So einfach dürft ihr es euch auch wieder nicht machen! Ihr solltet euch schon die Frage stellen, wie das so ist mit Selbst- und Fremdwahrnehmung. Und sich verbessern ist ja schließlich auch nicht verboten, ein paar Etzis von außen könntet ihr euch schon holen – von Krems und Wiener Neustadt zum Beispiel, weil man soll schließlich von den Besten lernen.
Zuerst war da der Kremser Bürgermeister Reinhard Resch, der im Zuge der Präsentation der neuen Landesgalerie Krems, die vom Land Niederösterreich in Zeiten eines ausgerufenen Sparkurses (ja, selbst dort gibt’s das neuerdings – jetzt wird’s wirklich kritisch!) um läppische 35 Millionen Euro errichtet wird, vollmundig meinte, dass Krems damit zur offiziellen Kulturhauptstadt wird. „Wie? Wos?“, fragte da der St. Pöltner Intellektuelle irritiert „oba des san doch wir!“ Noch dazu wo ihm die politischen Landeswürdenträger und Landeskulturbeamten immer treuherzig versichert hatten, dass die Absiedlung der Kunstsektion des Landesmuseums von St. Pölten nach Krems ja bei gleichzeitiger Etablierung eines Hauses der Geschichte in der Hauptstadt selbiger „einen großen Nutzen und eine enorme Aufwertung bringen“ wird.
Als nächstes holte der neue Wiener Neustädter Bürgermeister Klaus Schneeberger gegen St. Pölten aus, der – was freilich schon hart an der Grenze zum Humoristischen lag – im Brustton meinte, dass Wiener Neustadt die einzige urbane Stadt Niederösterreichs sei. Nix da St. Pölten oder andere! Nicht einmal vielleicht. NUR Wiener Neustadt. Dass dies just aus dem Mund eines Mannes kam, der seit Jahren als ÖVP Klubobmann im NÖ Landtag, also mitten in St. Pölten tätig ist, überraschte dann doch, erklärt sich aber wohl damit, dass der Herr Bürgermeister in all der Zeit noch nie seinen Horizont über die Grenzen des Regierungsviertels hinaus in die restliche Stadt erweitern konnte. Da hätte er schöne Augen gemacht, wie urbans da abläuft! Na Hallo!
Dann war da noch die Sache mit Autorin Vea Kaiser, also eigentlich eher jene mit dem ORF, der – wie sich die Autorin sicher riesig freute – seinen ersten Beitrag über ihren neuen Roman „Makarionissi“ mit „Keine Gnade für St. Pölten“ titelte und lieber darüber sprach, warum sich ihre Hauptfigur darin verstieg von „rosabäckigen, dicklichen und oft miserabel gekleideten St. Pöltnern, die aussahen, als wären sie gerade erst aus dem Stalldienst entlassen worden“ zu reden, anstatt von Literatur. „Also, sowas auch, so eine Frechheit“, raunten da die urbanen Kulturhauptstädter (also jetzt die St. Pöltner, nicht die Kremser!) aufgebracht und eilten sofort nach Hause, um den Sitz ihres schneidigen City-Outfits vor dem Spiegel zu überprüfen. Trotzdem sollen am folgenden Tag so viele Anzug- und Abendkleidträger wie noch nie in St. Pölten gesichtet worden sein – mitten am Vormittag – und nur bei manchen blitzten noch die Gummistiefel hervor.
Konnte das Stadtoberhaupt all diese Sticheleien, ja Lappalien noch mit stoischer Ruhe und einer „da steh ich gelassen drüber“-Attitüde wegwischen, fiel ihm das bei einer aktuellen Studie über die Markenstärke St. Pöltens schon schwerer – die fußt nämlich auf schnöden Zahlen und verwies St. Pölten auf den 21. von 23 Plätzen. Aber das konnte doch nicht sein, wen hatte man denn da bitteschön befragt – Resch und Schneeberger? Und weil nicht sein kann, was nicht sein darf, zog das Stadtoberhaupt die Studie ganz einfach in Zweifel, und die Pressestelle hatte auch schnell den wahren Missetäter parat: Die bösen Medien, weil die bitteschön viel zu wenig über die Herrlichkeiten St. Pöltens berichten.
Als gelernter St. Pöltner atmet man ob dieser weltmännsichen Reaktion erleichtert auf, und völlige Entwarnung kam dann am 31. Mai, als die immer noch von den Medien mit St. Pölten dauerpenetrierte Vea Kaiser im ORF Interview klarstellte. „Ich glaube, dass jeder, der das Buch liest, ganz genau merkt, dass St. Pölten nicht schlecht wegkommt, sondern dass es eigentlich stellenweise sogar eine Liebeserklärung an St. Pölten ist.“
Da leuchteten unsere Augerl auf und manch Backerl zog wieder ein bisserl rosa Farbe auf. Wir werden ja doch geliebt! Irgendwie ... Is ja eh alles super!
Aber halt, liebe St. Pöltner. So einfach dürft ihr es euch auch wieder nicht machen! Ihr solltet euch schon die Frage stellen, wie das so ist mit Selbst- und Fremdwahrnehmung. Und sich verbessern ist ja schließlich auch nicht verboten, ein paar Etzis von außen könntet ihr euch schon holen – von Krems und Wiener Neustadt zum Beispiel, weil man soll schließlich von den Besten lernen.