MFG - Ausgleichsventil
Ausgleichsventil


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Ausgleichsventil

Ausgabe 09/2007

„Ich war ja ein musikalischer Spätzünder, bin erst mit etwa 27 zur Musik gekommen“, gesteht die St. Pöltner Jazz/Soulsängerin Juliane Stieglitz. Am 26. September präsentiert sie nach eineinhalb Jahren Feintuning ihren Tonträger „I Can Only Be Me“ in der Seedose.

Wie so oft im Leben hatte der Zufall (oder Schicksal, wenn man zur Fraktion der Fatalisten zählt) seine Hände im Spiel. „Ich hatte gerade einen Job aufgegeben und beschlossen: ‚So, jetzt, machst du mal etwas nur für dich!’ Zufällig bin ich einem Freund auf seinem Weg in die Musikschule begegnet, und da dachte ich mir – das wär eine Möglichkeit!“ Und so begann Stieglitz Gesangsunterricht zu nehmen, nicht im klassischen Fach, sondern „Popularmusik“. „Da ist sofort die große Leidenschaft entflammt“, und die ist bis heute ungebrochen. Nach dem Studium am Konservatorium ist „Musik bis heute ein Fixbestandteil in meinem Leben und Ausgleichsventil.“ Dies mag auch daran liegen, dass die Sängerin, so gewinnt man zumindest den Eindruck, primär einmal nicht um des Zuhörers willen singt, als vielmehr (auch) zur eigenen Seelenhygiene. „Wenn du auf der Bühne stehst, bist du im Grunde genommen auf einem relativ abgeschotteten Podium – und diese Distanz ist mir sehr wichtig. Mit Musik kann ich meine Emotionen ungebremst rauslassen, muss nicht sofort Rede und Antwort stehen. Das ist ein ungemein wertvoller Freiraum – auch für den Zuhörer!“Auf Basis dieser Philosophie verwundert es wenig, dass es auf Stieglitz CD „I can only be me“ „eigentlich immer um Zwischenmenschliches geht“. Der Song ‚Handle With Care’ etwa redet einem „respektvollen Umgang miteinander“ das Wort. Selbstredend ist Liebe ein Thema – die enttäuschte wie etwa in „I Wish“ (I never met you) ebenso wie die überwundene in der Ballade „Spread My Wings“ oder die sich wieder neu anbahnende in „Obviously“. Auch „Stille, die Zeit für sich selbst“, ist eine der Botschaften.Letztlich, und so ist das der CD namengebende Stevie Wonder Cover „I Can Only Be Me“ perfekt gewählt, läuft alles in der ultimativen Forderung nach dem Mut zum selbst zusammen. „Die Nummer ist vom Inhalt her grandios: Egal was du dir wünscht, es hilft dir im Grunde genommen gar nichts. Du bist wie du bist! Wenn man das begreift, ist das Leben um vieles leichter.“ Gewandet ist diese Message in Stieglitz’ jazzig-souligen Stil, der zwischen kraftvoll-drängend und tiefgründig-ruhig changiert. Arrangiert hat die Nummern Clemens Scholler, sechs Songs stammen aus der Feder von Stieglitz, der Rest sind Cover-Versionen. „Mir ging es auch darum, den Facettenreichtum meiner Stimme zu zeigen.“ Ein Unterfangen, das gelungen ist!