Ich esse, also bin ich
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
Ja, ja, ich geb’s zu: Trotz gelegentlicher, mitunter fast ernstgemeinter Versuche schaff‘ ich’s nicht – die völlige Hinwendung zum Vegetariertum. Oder gar zum Veganen. Dazu schmeckt mir Fleisch einfach zu gut. Ein Gastgarten ohne Schweinsbraten und Bier? Sorry, Leute, geht gar nicht. Oder die herrliche Lama-Salami, die es derzeit bei Inge Lorenz am Markt gibt: besser und stärker als jeder gute Vorsatz. Und Fundamental-Verzicht ist sowieso nur was für Genussfeinde (also jene Pharisäer, die uns auch das flächendeckende Indoor-Rauchverbot eingebrockt haben). Dennoch: Ich brauch’s nimmer täglich. Zweimal die Woche (das aber unverhandelbar) reicht auch. Und ansonsten kommen halt Gemüse, Hummus und Tofu an die Hunger stillende Reihe. So man zu Hause speist. Denn die St. Pöltner Gastronomie macht es einem nicht gerade leicht. Wir verfügen zwar über die höchste Kebap-Dichte diesseits des Bosporus, aber über ein einladendes veganes oder vegetarisches Lokal hat sich noch keiner drüber getraut. Wieso eigentlich? Vielleicht, weil es die St. Pöltner im Grunde am liebsten fett, viel und kostengünstig haben. Obwohl sich da zuletzt einiges geändert hat – ich sag‘ nur: Vinzenz Pauli. Aber es wär‘ ein Wagnis. Da macht man doch lieber den 100.000. Take-Away-Pizzaladen auf. Der stinkt zwar vielleicht nicht ganz bis zum Himmel – aber Piloten im Landeanflug auf Wien könnten da schon ein Problem kriegen. Nein, ernsthaft: Ein ansprechender Ort für avanciertes Vegetariertum tut dringend Not. Vielleicht hat ja jemand von euch Lesenden ein Einsehen. Einen Stammgast hättet ihr auf jeden Fall schon! Also …?