MFG - 2009
2009


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

2009

Text Johannes Reichl
Ausgabe 12/2008
2009 wird das Jahr, in dem Bürgermeister Matthias Stadler Vizebürgermeister Johannes Sassmann doch glatt das Du-Wort anträgt (oder der Ältere dem Jüngeren) und beide beim nächstjährigen Leopoldi-Kirtag-Kellergassenfest auf Freundschaft und gute Zusammenarbeit anstoßen.
2009 wird das Jahr, in dem der Vizebürgermeister doch glatt zu Wirtschaftsdelegationen eingeladen wird, weil das nämlich gar nicht weh tut, er möglicherweise Positives beitragen kann, und das ganz bestimmt niemandes Prestige schmälert.
2009 wird das Jahr, in dem das politische Apartheidsystem abgeschafft wird und sich die Parteienvertreter bei offiziellen Anlässen doch glatt gemeinsam an einen Tisch setzen, anstatt feinsäuberlich nach Parteien getrennt unter ihresgleichen zu verweilen.
2009 wird das Jahr, in dem Landeshauptmann Pröll beim Hauptstadtball Bürgermeister Stadler zum Eröffnungswalzer auffordert, und beide in konstruktiver Harmonie in eine rosige Stadt-Land-Zukunft tanzen.
2009 wird das Jahr, in dem Stadtrat Bernhard Wurzer mit seinen 35 Lenzen endlich die peinliche mediale Punzierung „Jungspund“ los wird, weil jüngere Gemeinderäte im Stadtparlament nachrücken, um unverdorbenes, frisches Blut einzubringen.
2009 wird das Jahr, in dem Gerhard Karner und Anton Heinzl gemeinsam auf ein Bier gehen und sich über ihre gegenseitigen Anschüttkampagnen dumm und dämlich lachen, weil diese auch wirklich zu lächerlich und peinlich sind.
2009 wird das Jahr, in dem der Gemeinderat doch glatt wieder zu einem Gremium politischer Entwicklungs- und Entscheidungsprozesse wird, anstatt in Sachen Stadtentwicklung zum Vollzugsorgan der Innenstadtplattform zu verkommen.
2009 wird das Jahr, in dem plakative Worte wie „Metatrends“ und „Megatrends“ auf die Watchlist subversiver Worthülsen gesetzt und durch Ausdrücke wie „konkrete Arbeit“ ersetzt werden.
2009 wird das Jahr, in dem Politiker auf jegliche Rhetorik-Seminare pfeifen, ihre Spindoktoren rauswerfen und wieder zu authentischen, kantigen Menschen werden, anstatt zu einem personifizierten beliebigen Image zu mutieren.
2009 wird das Jahr, in dem der Bürgermeister endlich sein Hotelprojekt präsentieren darf, bevor er Panik bekommen muss, dass seine erste Amtszeit vorher abläuft.
2009 wird das Jahr, in dem als vordringlichstes Stadt-Projekt die Zukunft des jährlich 450.000 Besucher zählenden VAZ auf Schiene gebracht wird, um St. Pölten als Kongress-, Veranstaltungs- und Messestandort samt millionenschweren Effekten auf Wirtschaft und Tourismus zu sichern.
2009 wird das Jahr, in dem die Parteizentralen sämtliche Propaganda einstellen und stattdessen auf seriöse Information setzen, die sich darauf beschränkt, eigene Leistungen darzulegen, anstatt jene der anderen madig zu machen.
2009 wird das Jahr, in dem die Lokalmedien die Kleinkariertheit der Politiker boykottieren und nicht mehr jeden lächerlichen, perfiden Rülpser zum großen Thema hochzustilisieren.
2009 wird das Jahr, in dem verbale Schläge unter die Gürtellinie des politischen Mitstreiters mit ebensolchen in natura bestraft werden.
2009 wird das Jahr, in dem die SPÖ-Zentrale Aussendungen mit Worten wie „Dieser Vorschlag der ÖVP ist äußerst sinnvoll und wird von uns vollends unterstützt“ beginnt, und die ÖVP Pressemittellungen schreibt á la „Das hat der Bürgermeister wirklich gut gemacht. Wir gratulieren!“

2009 wird das Jahr, in dem der Weltfrieden anbricht...