In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
Ausgabe
In der man nach Eingabe des Suchbegriffs „älteste Stadt Österreichs“ auf google im ersten ausgespuckten Artikel u.a. lesen kann: „Diese Urkunde stellt das älteste erhaltene Stadtrecht Österreichs dar.“ Zu lesen auf der Homepage der Stadt... Enns! Wie, Enns? Geben die noch immer keine Ruh mit ihrem Stadtrecht von 1212, wo St. Pölten sich doch nächstes Jahr selbst zu 850 Jahre Stadtrecht gratuliert, also auf IHR ältestes Stadtrecht von 1159 verweist?! Das liegt zwar nur in einer Kopie vor und umfasst gerade einmal drei Artikel, aber „wie Karl Helleiner, Ordinarius der University Toronto, feststellte, liegt kein Grund vor, das Privileg wegen seiner Kürze nicht als gültige Stadtrechtsurkunde anzuerkennen“, so Kulturamtsleiter Thomas Karl. Na eben! In Wahrheit ist es ohnedies Blunzn! Der Sexappeal des Terminus „älteste Stadt“ ist endenwollend, auch imagemäßig! Stattdessen sollte man sich lieber neue Superlative erarbeiten. Z. B. St. Pölten, die innovativste Stadt Österreichs. St. Pölten, die lebenswerteste Stadt Österreichs. St. Pölten, die beste Stadt Österreichs...
In der zuletzt Titanic Horror verbreitet wurde und die Bewohner im Glanzstoff-Viertel bereits begannen, Arche Noahs zu bauen. Immerhin hatte eine vom Landesklinikum in Auftrag gegebene Studie zutage gefördert, dass im Hinblick auf die Glanzstoff-Stilllegung und der damit ausfallenden Wasserentnahme der Grundwasserspiegel steigen könnte. Ein Medium fühlte sich sogleich veranlasst, gar nicht reißerisch mit deftigen Headlines wie „Droht Hauptstadt Norden abzusaufen?“ ein bisserl Panik zu verbreiten. Auch ein Politiker skizzierte „ein Absaufen der Stadt“, weil sich eine seriöse Sprachgebung nun wirklich nicht zur Emotionalisierung eignet, um so zu tun, als ob der Bürgermeister die Stadt quasi desinteressiert der Sintflut überlässt. Die Stadtführung wiederum brillierte zunächst mit dem hilfreichen Klassiker „Wir sind nicht zuständig“ und durch Informationspolitik á la Glanzstoff: Anstatt die Bevölkerung vorort zu informieren, ließ man sie blöd sterben. Alles in allem ein Paradebeispiel, wie man es NICHT macht! Nun prüft seriös die NÖ Wasserrechtsabteilung.
In der ÖVP und SPÖ nach der Wahl verhaltensoriginell „analysierten“. So münzten Teile der SPÖ das schlechteste Partei-Ergebnis aller Zeiten gar in einen Sieg um, weil man ja „in den Umfragen vor der Wahl noch viel schlechter gelegen sei“ und gegen die ÖVP „gewonnen“ habe. Bizarr auch die Aussage einer SP-Politikerin im Gemeinderat, die „gekränkte Eitelkeiten der ÖVP am Tag nach der Nationalratswahl“ ortete. Interessante (Selbst-)Wahrnehmung angesichts eines SP-Verlustes in St. Pölten Stadt von 8,2% (ÖVP -4,2%). Die ÖVP wiederum verblüffte durch Thesen wie „es hätte noch schlimmer kommen können“. Schlimmer als -8,3% im Bund?! Außerdem sei das Stadt-Ergebnis eine Quittung für die SP-Kommunalpolitik, während die eigenen Verluste natürlich nur Folge der Bundespolitik seien. Wie jetzt? Und im Gemeinderat sowie in den Medien übte sich ein VP-Politiker wie gehabt selbstverliebt in billiger Polemik unter der Gürtellinie, und bekam selbiges Echo aus den SPÖ-Reihen. Schön, dass ÖVP und SPÖ die richtigen Lehren aus der Wahl gezogen haben... Strache wird‘s freuen!