Rauchfreizeichen
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
Endlich! Endlich dürfen wir uns über das von uns allen (also beinahe einem Siebentel der Bevölkerung) ersehnte flächendeckende Rauchverbot in der Gastronomie freuen. Dagegen verblassen Klimakrise, Ehrenmorde und andere unbedeutende, gleichwohl bedauerliche Einzelfälle. Jahrhundertelang gefolterte und traumatisierte Nichtraucher können sich zaghaft wieder in „lokale“ Einrichtungen wagen. Und da auch gelegentliches Genussrauchen als kriminelles Suchtverhalten enttarnt wurde, wollen wir nun nicht auf halbem Wege stehen bleiben. Wie kommen etwa geknechtete Veganer dazu, sich spätestens auf dem Weg zum WC durch Räume kämpfen zu müssen, die vom Fleisch-Odeur schnitzelfressender Proleten kontaminiert sind? Oder denken Sie doch nur an die armen Eltern, die die schockgeröteten Augen ihrer Kleinsten bedecken müssen, wenn sie wieder einmal einer Kreatur ansichtig werden, die in aller Öffentlichkeit – ich wage es gar nicht niederzuschreiben – Alkohol (!) trinkt: Hier sollte sich endlich die gebenedeite Achse der Guten mit unseren willkommenen religiösen Fundamentalisten zusammentun, um diesem Treiben nachhaltig ein Ende zu setzen. Nicht wenige Kaffeehäuser sind ohne die Raucherräume nun übrigens endgültig zu Kindergärten mutiert, in denen aus Lautstärkegründen eh kein erwachsenes Gespräch mehr möglich ist: Aber wer will heute ernsthaft noch reden? Es gibt noch viel zu verbieten – packen wir’s an!
Nur irgendwann, wenn das letzte Stück Genusskultur gekillt wurde, dämmert uns vielleicht, dass Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit allein auch nicht glücklich machen.
Nur irgendwann, wenn das letzte Stück Genusskultur gekillt wurde, dämmert uns vielleicht, dass Überheblichkeit und Selbstherrlichkeit allein auch nicht glücklich machen.