Chicken
Text
Althea Müller
Ausgabe
Es ist ja ab und zu gar net sooo schön, erwachsen zu werden. (Wie schlimm muss es dann erst sein, erwachsen zu SEIN?) Denn was ist mit all den Träumen, die man als Kind relativ ernsthaft hatte? Und einem der Blick über die Schulter offenbart, dass man noch keinen realisiert hat? (Im Garten steht offensichtlich kein Shagya Araber und meine Villa existiert, wenn, dann gut versteckt.) Zum Kreischen sind auch Dinge wie: das Fachvokabular junger Menschen nicht mehr zu verstehen und später draufzukommen, dass man schlicht zu einer den „Jugendjargon“ nicht kapierenden Rostlaube geworden ist. Auf Familienfeiern nicht mehr aufzufallen. Sätze wie „Ich kann nicht lang bleiben, ich muss heim zum Schlafen/CSI schauen/bügeln“ zu sagen und auch so zu meinen. Hosen mit Stretchanteil nicht mehr deshalb zu kaufen, weil sie dirrrty aussehen, sondern weil man blad wird. Oder von der (bösen) Parfumerie-Verkäuferin als Extra anstatt einer pussydeluxe-Duftprobe ordinäre Faltencrème-Tiegelchen („Vielleicht für die kritische Partie zwischen Ihren Augen.“) zu kriegen. All das ist schlimm am Erwachsenwerden. „Magst bissl Jimmy Eat World hören und deinen Schmerz in heißer Honigmilch ertränken?“, fragt Lieblingsfreundin Sil mitfühlend. „Lieber würd ich ein paar Jahre auf der Zeitachse zurückdrehen“, winke ich seufzend ab (Honigmilch macht ja nur erst wieder fett). „Dann mach’s so wie ich“, rät Sil, „ich bin seit fünf Jahren 23. Fühlt sich großartig an!“ Und liebevoll wie Peter Pan’s Glöckchen fügt sie hinzu: „Und wenn du die Faltencrème benutzt, funktioniert das bei dir ja vielleicht auch.“ … Na gut. Aber nur ein halbes Häferl. Und nur ein Lied. Höchstens zwei.