Sein oder Nichtsein
Text
Sascha Harold
Ausgabe
Noch immer wird das V im „Büro V“ bisweilen fälschlicherweise als römische Zahl interpretiert und mit 5 übersetzt. Dabei steht es für V wie Veranstaltung, handelt es sich doch um die, in eine eigene GmbH ausgelagerte Veranstaltungs- und Eventagentur der Stadt St. Pölten. Diese stand zuletzt wider Willen im Mittelpunkt.
So echauffierte sich FP-Gemeinderat Klaus Otzelberger angesichts des Umstandes, dass Stadtfest und Stadtsilvester seitens der Stadt eingespart werden, über die Höhe der diesjährigen Dotierung für die Büro V-Leistungen. „Laut Antrag im Gemeinderat beträgt die Gesamterfordernis für das Büro V 536.000 Euro. Effizient würde das Büro V dann arbeiten, wenn es ohne Subventionen außer den gesetzlich geregelten Förderungen auskommt.“ Büro V Chef Peter Puchner verstand die Welt nicht mehr und erläuterte, dass die Zuschüsse notwendig seien, da fast alle Veranstaltungen unterdotiert seien und Sponsorengelder akquiriert werden müssen, „zudem werden Mieten und Eintrittsgelder wieder an die Stadt rückgeführt – und wir arbeiten nicht gewinnorientiert! Herr Otzelberger soll mir eine Firma zeigen, die solche Aufträge übernehmen würde.“ Im Hinblick auf den in der Diskussion ebenfalls diskutierten Hauptstadtball, den Otzelberger als „Selbstläufer, der sich auch ohne Subventionen rechnen müsste“, bezeichnete, entgegnete Puchner, „dass Herr Otzelberger von der Materie keine Ahnung hat und es nicht der Mühe wert findet, sich zu informieren.“
Die Freiheitlichen, die als einzige im Gemeinderat dem Beschluss nicht zustimmten, gingen aber noch einen Schritt weiter, und stellten die Sinnhaftigkeit des Büro V per se in Frage. „In Zeiten wie diesen, in denen man überall sparen muss, darf auch das Büro V kein Tabu-Thema sein. Es stellt sich die Frage der Notwendigkeit einer solchen Gesellschaft. Irgendwelche Eröffnungen und Einweihungen könnten auch die entsprechenden Abteilungen selbst machen, dazu benötigt man kein eigenes Veranstaltungsbüro.“
Könnte man wohl, es stellt sich allerdings die Frage, was damit gewonnen wäre? Die Abteilungen müssten dafür ebenso Personal und Ressourcen abstellen – man wäre damit einfach nur in jenem Stadium, in dem das Büro V ehemals ohnedies schon gewesen ist: Eine eigene Sektion der Kulturabteilung, mit dem Nachteil, dass man in die Gebarung weniger Einblick hätte. Das ist nämlich u. a. ein Vorteil der GmbH – ein Mehr an Transparenz, wofür auch ein Aufsichtsrat, in dem die Gemeinderatsfraktionen vertreten sind, als Gralshüter fungieren.
Und alles über externe Agenturen abwickeln? Auch eine Option, ob tatsächlich aber kostengünstiger, bleibt ebenfalls fraglich. Vizebürgermeister Matthias Adl (ÖVP) ortet auch Nachteile. „Im Großen und Ganzen leistet das Büro V gute Arbeit, und es ist fraglich, ob die Zusammenarbeit mit den Behörden so reibungslos funktionieren würde, wenn die Aufträge Externe übernehmen.“
Auch die Grünen haben kein Problem mit dem Büro V, wobei Nicole Buschenreiter anregt, Veranstaltungen der Stadt grundsätzlich auszuschreiben. „Das Büro V kann sich dann ja an einer solchen Ausschreibung beteiligen.“ Und sie geht die Diskussion eher programmatisch an. „Meiner Meinung nach sollten Nischenveranstaltungen wie etwa das Barockfest, das sich alleine durch Sponsorengelder nicht verwirklichen lassen würde, gefördert werden“, so die Mandatarin.
Damit trifft Buschenreiter eher den Nerv der Bevölkerung. Denn auch viele Bürger stießen sich mehr an der Tatsache, dass Stadtsilvester und Stadtfest einfach gestrichen wurden, denn an der für sie sekundären Frage, wer diese umsetzt. Das heißt die Stadt wird prinzipiell überlegen müssen, welche Veranstaltungen sie für St. Pölten aus öffentlich-gesellschaftlichem Interesse heraus für wichtig erachtet, welche davon sie – unter Berücksichtigung der Abwicklungsoptionen und Kostenstruktur – selbst veranstalten soll, bei welchen sie private-public-partnerships eingeht und als aktiver Partner mit dabei ist, und bei welchen sie als passiver Förderer auftritt.
Modelle gibt es hierzu viele. Manche Städte, wie z. B. Graz, verzichten auf ein eigenes Stadt-Veranstaltungsbüro. Teilweise werden Kulturveranstaltungen über die Trägervereine organisiert und vom Kulturressort subventioniert. „Wir haben im Zuge einer Budgeteinsparung 2003 Veranstaltungsbereiche abgegeben“, erläutert Kulturamtsleiter Peter Grabensberger, verweist aber auch darauf, dass es diverse GmbHs im Grazer Kulturbereich gebe. Andere Städte wiederum betreiben, wie St. Pölten, eine eigene Veranstaltungsgesellschaft, wenn man etwa an die „stadt wien marketing GmbH“ oder die „Kultur Marketing Event – Wiener Neustadt GmbH“ denkt.
Egal, welches Modell man favorisieren mag, entscheidend ist letztlich nur eines: Effizient muss es sein! Infos zum Thema:
BÜRO V
Das Büro V ist seit 2004 als eigene GmbH aus dem Magistrat ausgelagert. Ausschlaggebend waren u. a. steuerrechtliche und budgettechnische Gründe, zudem kann die Arbeit durch die GmbH-Konstruktion marktadäquater gestaltet werden. Das Büro V wurde für das Jahr 2012 von der Stadt mit der Abwicklung von Osterferienaktion, Volksfest, Sommerfestival, Christkindlmarkt sowie Vorarbeiten für den Landeshauptstadtball 2013 beauftragt. Zudem wickelt das Büro V diverse Veranstaltungen für den Magistrat (z. B. Eröffnungen u.ä.) ab und ist auch am freien Markt als Dienstleister aktiv.
Die Freiheitlichen, die als einzige im Gemeinderat dem Beschluss nicht zustimmten, gingen aber noch einen Schritt weiter, und stellten die Sinnhaftigkeit des Büro V per se in Frage. „In Zeiten wie diesen, in denen man überall sparen muss, darf auch das Büro V kein Tabu-Thema sein. Es stellt sich die Frage der Notwendigkeit einer solchen Gesellschaft. Irgendwelche Eröffnungen und Einweihungen könnten auch die entsprechenden Abteilungen selbst machen, dazu benötigt man kein eigenes Veranstaltungsbüro.“
Könnte man wohl, es stellt sich allerdings die Frage, was damit gewonnen wäre? Die Abteilungen müssten dafür ebenso Personal und Ressourcen abstellen – man wäre damit einfach nur in jenem Stadium, in dem das Büro V ehemals ohnedies schon gewesen ist: Eine eigene Sektion der Kulturabteilung, mit dem Nachteil, dass man in die Gebarung weniger Einblick hätte. Das ist nämlich u. a. ein Vorteil der GmbH – ein Mehr an Transparenz, wofür auch ein Aufsichtsrat, in dem die Gemeinderatsfraktionen vertreten sind, als Gralshüter fungieren.
Und alles über externe Agenturen abwickeln? Auch eine Option, ob tatsächlich aber kostengünstiger, bleibt ebenfalls fraglich. Vizebürgermeister Matthias Adl (ÖVP) ortet auch Nachteile. „Im Großen und Ganzen leistet das Büro V gute Arbeit, und es ist fraglich, ob die Zusammenarbeit mit den Behörden so reibungslos funktionieren würde, wenn die Aufträge Externe übernehmen.“
Auch die Grünen haben kein Problem mit dem Büro V, wobei Nicole Buschenreiter anregt, Veranstaltungen der Stadt grundsätzlich auszuschreiben. „Das Büro V kann sich dann ja an einer solchen Ausschreibung beteiligen.“ Und sie geht die Diskussion eher programmatisch an. „Meiner Meinung nach sollten Nischenveranstaltungen wie etwa das Barockfest, das sich alleine durch Sponsorengelder nicht verwirklichen lassen würde, gefördert werden“, so die Mandatarin.
Damit trifft Buschenreiter eher den Nerv der Bevölkerung. Denn auch viele Bürger stießen sich mehr an der Tatsache, dass Stadtsilvester und Stadtfest einfach gestrichen wurden, denn an der für sie sekundären Frage, wer diese umsetzt. Das heißt die Stadt wird prinzipiell überlegen müssen, welche Veranstaltungen sie für St. Pölten aus öffentlich-gesellschaftlichem Interesse heraus für wichtig erachtet, welche davon sie – unter Berücksichtigung der Abwicklungsoptionen und Kostenstruktur – selbst veranstalten soll, bei welchen sie private-public-partnerships eingeht und als aktiver Partner mit dabei ist, und bei welchen sie als passiver Förderer auftritt.
Modelle gibt es hierzu viele. Manche Städte, wie z. B. Graz, verzichten auf ein eigenes Stadt-Veranstaltungsbüro. Teilweise werden Kulturveranstaltungen über die Trägervereine organisiert und vom Kulturressort subventioniert. „Wir haben im Zuge einer Budgeteinsparung 2003 Veranstaltungsbereiche abgegeben“, erläutert Kulturamtsleiter Peter Grabensberger, verweist aber auch darauf, dass es diverse GmbHs im Grazer Kulturbereich gebe. Andere Städte wiederum betreiben, wie St. Pölten, eine eigene Veranstaltungsgesellschaft, wenn man etwa an die „stadt wien marketing GmbH“ oder die „Kultur Marketing Event – Wiener Neustadt GmbH“ denkt.
Egal, welches Modell man favorisieren mag, entscheidend ist letztlich nur eines: Effizient muss es sein! Infos zum Thema:
BÜRO V
Das Büro V ist seit 2004 als eigene GmbH aus dem Magistrat ausgelagert. Ausschlaggebend waren u. a. steuerrechtliche und budgettechnische Gründe, zudem kann die Arbeit durch die GmbH-Konstruktion marktadäquater gestaltet werden. Das Büro V wurde für das Jahr 2012 von der Stadt mit der Abwicklung von Osterferienaktion, Volksfest, Sommerfestival, Christkindlmarkt sowie Vorarbeiten für den Landeshauptstadtball 2013 beauftragt. Zudem wickelt das Büro V diverse Veranstaltungen für den Magistrat (z. B. Eröffnungen u.ä.) ab und ist auch am freien Markt als Dienstleister aktiv.