MFG - „Einfach eine coole Geschichte“
„Einfach eine coole Geschichte“


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

„Einfach eine coole Geschichte“

Text Johannes Reichl
Ausgabe 12/2022

Medienprofi Michael Ausserer wurde vor zwei Jahren als Geschäftsführer der NÖN engagiert und hat innerhalb kürzester Zeit den angestaubten Medien-Tanker wieder flott gemacht. Nicht nur, dass man die Nummer-1-Position als meisterverkaufte Zeitung Niederösterreichs zurückerobert hat, steigt man mit NÖN-N1 jetzt sogar ins Fernsehgeschäft ein. Zeit, für ein Gespräch.

Sind Sie eigentlich der berühmte Wunderwuzzi? Für Medien-Insider mutet die Entwicklung der NÖN in den letzten Jahren ja ein bisschen wie eine kleine Wiederauferstehung an?
Erfolg ist immer Teamleistung! Wir sind tatsächlich sehr gut unterwegs und konnten zuletzt immer positive Jahresergebnisse erzielen – das ist in diesen herausfordernden Zeiten schon ein starkes Ausrufezeichen, zugleich Bestätigung unserer Bemühungen: Wir haben im Vorjahr ja mitten während der Corona-Pandemie einen Relaunch gewagt. Mit Erfolg: Die NÖN ist wieder die Nummer eins in Niederösterreich bei den Verkaufszeitungen! Aktuell implementieren wir ein neues Redaktionssystem, bauen einen Webshop auf und setzen die eingeleitete Digitalisierung zielstrebig um.

Antizyklisches Investieren quasi – und das, wie manche Schwarzmaler im Hinblick auf den Printsektor meinen, in eine sterbende Branche.
Also was Regionalmedien betrifft, sehe ich das gar nicht so pessimistisch, sondern glaube sogar an einen Turn­around. Selbst im Print sind wir relativ stabil, und digital geht sowieso durch die Decke. Den Menschen ist zusehends Regionalität, Heimat, Nähe wichtig – in allen Lebensbereichen, vom Urlaub bis zur Ernährung. Die NÖN mit ihrer historisch gewachsenen Regionalität hat diesbezüglich natürlich immense Glaubwürdigkeit und ein dementsprechend gutes Standing bei den Menschen. Wir sind immerhin mit 600 Mitarbeitern in jeder Ecke Niederösterreichs vertreten – das kann kein anderes Medium bieten!

Und ihr stellt euch mit NÖN-N1-TV aktuell noch breiter auf: War das ehemals ausschlaggebend für Ihre Bestellung, immerhin haben Sie als Fernsehmacher auch Café Puls in lichte Höhen geführt? 
Das war sicher einer der Gründe, wobei ich mich selbst als Medien- und Kommunikationsprofi betrachte – ich kenne die Branche ja von allen Seiten. Bereits mit 16 habe ich meine ersten Zeitungsartikel verfasst, bei RAI Südtirol in Bozen Radiobeiträge gemacht, Fernsehen bei Puls 4, dann war ich Chefredakteur des Medienhauses der Erzdiözese Wien und jetzt bei der NÖN ist die Verlegerseite hinzugekommen – letztlich, das ist mein Credo, geht es im Medienbereich um die bestmögliche Verschränkung sämtlicher Tasks, um erfolgreich zu sein. 

Bestmögliche Vernetzung also nach innen, um maximalen Output zu generieren?
Wenn wir etwa ein Schwerpunktthema setzen, dann schauen wir, ob vielleicht eine Presseaussendung dazu passt, welche Anknüpfungen gibt es im B2B- und B2C-Bereich, wie begleiten wir das marketingtechnisch, welche Kunden würden sich vielleicht gerne in diesem Umfeld präsentieren. Unsere Strategie geht dabei nicht von einzelnen Vertriebswegen aus, sondern primär einmal vom Content, also vom Inhalt, den wir dann aber über alle unsere Kanäle – Zeitung, online, Social Media und jetzt eben auch TV – spielen. Bei alledem – das ist ganz wichtig hervorzustreichen – gibt es aber immer eine ganz klare Trennung zwischen Redaktion und Verkauf. Das ist bei uns selbstverständlich! Ebenso, dass jede Werbung ganz eindeutig als solche gekennzeichnet wird.

Das heißt, versteckte Beinschab-Tools bzw. genehme Berichterstattung gegen Werbung wird man in der NÖN nicht finden?
Ganz sicher nicht, das nehmen wir sehr ernst. Wir haben ein gültiges Redaktionsstatut. Unsere Journalisten sind allesamt nach dem Journalisten-Kollektivvertrag angestellt und können frei agieren – nur so kannst du glaubwürdig sein für dich selbst und für die Leser. Uns kommt diesbezüglich auch unser breites Mitarbeiternetz zugute – unsere Leute sind ja quasi in jeder Gemeinde präsent, man hat also ein Gesicht zum Journalisten, trifft ihn vorort. Daher wissen die Leute aus direktem Kontakt, wofür die NÖN steht und können das leicht überprüfen: für seriösen Journalismus und ebensolche Berichterstattung, im Übrigen auch positive.

Negative findet man dahingegen zuhauf im Internet. Läuft es da ein bisschen à la „Video killed the Radiostar“ ab – ist das Internet der Totengräber des etablierten Journalismus?
Was wir aktuell jedenfalls beobachten können, ist eine Demokratisierung der Medienlandschaft. Jeder, der Eloquenz und das nötige technische Know-how besitzt, kann auf seinem Social-Media-Kanal Infos verbreiten. Das führt zu einer unglaublichen Informationsflut, wodurch es für die Leser zusehends schwierig wird, einzuordnen, was richtig ist und was falsch. Gerade dies ist aber umgekehrt die große Chance für etablierte Medien, weil es die ureigenste Aufgabe des Journalismus ist, quasi Licht ins Dunkel zu bringen, den Lesern also einen Durchblick zu verschaffen, auf Basis guter Recherche Fakt von Fake zu trennen. Ich glaube daher sogar an eine Trendumkehr, dass also in Zukunft die Arbeit der Journalisten wieder mehr geschätzt werden wird als es vielleicht aktuell der Fall ist.

Wobei einige schwarze Schafe – Stichwort Chats – durch ihr schlampiges Naheverhältnis zur Politik ja der Branche gerade eher mächtig geschadet haben. Wasser auf den Mühlen jener, die meinen „de Medien san sowieso olle kauft!“ Wie kann man wieder Vertrauen aufbauen?
Durch Unabhängigkeit. Bei der NÖN leben wir seit jeher Äquidistanz zu allen Parteien, wobei aber jede Partei – wie alle anderen Partner auch – Werbung bei uns schalten kann. Diese wird aber ohne jede Ausnahme als solche gekennzeichnet und hat keinerlei Einfluss auf die redaktionelle Berichterstattung. Man kann sich Berichterstattung bei uns nicht kaufen! 

Wobei gerade im Regionalmedien-Bereich, weil im Dorf sozusagen jeder jeden kennt, durchaus eine gewisse Gefahr der Verhaberung besteht. Wie geht die NÖN damit um?
In der Wahrnehmung kommt ein Bürgermeister in der Berichterstattung sicher öfter vor, was aber alleine dem Umstand geschuldet ist, dass er in der Regel auch präsenter ist bei relevanten Anlässen. Mit Verhaberung hat das aber nichts zu tun, und schon gar nicht mit irgendeiner politischen Farbe – denn in der einen Gemeinde ist es vielleicht ein ÖVP-Politiker, in der Nachbargemeinde einer der SPÖ oder einer anderen Partei. Was für uns letztlich als einziges Kriterium ausschlaggebend ist, sind die Geschichten selbst, ob sie also relevant sind, ob sie die Leser interessieren, ob sie vielleicht eine gewisse Brisanz in sich bergen. In diesem Fall ist es unser klares Credo, die unterschiedlichen Positionen zu einem Thema zu vermitteln, verschiedene Seiten zu Wort kommen zu lassen. In der NÖN wird man daher keine einseitigen Artikel finden, weil wir das Gegenteil leben.

Um nochmals auf NÖN-N1-TV zu kommen. Dessen Sitz ist aktuell in Mödling, wird es auch in St. Pölten eine Dependance geben? 
Ja, wir planen hier in der Zentrale in der Gutenbergstraße ein zweites Inhouse-Studio, wo wir etwa Interviews mit aufzeichnen können. Wir begrüßen ja bereits jetzt sehr viele Persönlichkeiten aus Politik, Sport, Kultur und Wirtschaft bei uns im Haus. Gleichzeitig möchten wir mittelfristig neue Sendungen entwickeln und das Programm schrittweise erweitern. Am Ende des Tages ist es unser Ziel, DER überall sichtbare Videoplayer Niederösterreichs schlechthin zu werden – nicht zuletzt natürlich auch auf allen unseren eigenen Plattformen. So können wir die Reichweite erhöhen und die NÖN als multimediale Marke stärken

Klingt nach einer klaren Mission und viel Arbeit. Abnützungserscheinungen sind aber noch nicht zu erkennen – Sie sprühen richtiggehend vor Elan.
(lacht) Weil ich einfach dankbar für diese Aufgabe bin. Es gibt tatsächlich keinen einzigen Tag, an dem ich in der Früh nicht mit Freude in die Arbeit fahre. Nieder­österreich ist ein so spannendes und vielfältiges Land, auch die Mentalität der Leute ist je nach Region anders. Was aber alle eint, ist die Liebe zum Bundesland – und die NÖN, die du in jedem Winkel findest. Das ist schon bemerkenswert, dass die NÖN aufgrund ihrer gewachsenen Historie so etwas wie eine einigende und identitätstiftende Klammer in Niederösterreich ist. Die NÖN ist einfach eine coole Geschichte!