Suder-Auszeit
Text
Tina Reichl
Ausgabe
su-dern, Präteritum: su-der-te, Partizip II: ge-su-dert
österreichisch: sich beklagen, jammern, nörgeln, raunzen
Klimakleber in St. Pölten. Große Aufregung auf Facebook und sogar in der Familien-Whatsapp-Gruppe ist die Aktion das Thema Nummer 1. Wer hat dafür warum (kein) Verständnis und die Emotionen gehen so hoch, dass man denken könnte, die Klimakleber blockieren die eigene Einfahrt. Streit liegt in der Luft. Sobald nur ein Radweg asphaltiert wird, ist schon von Bodenversiegelung die Rede. Man ist schnell auf 1000 in diesen Tagen und begibt sich auf dünnes Eis! Darf man überhaupt noch auf Kreuzfahrt fahren? Ich frage für einen Freund, am besten anonym. Und wenn ja, dann nur mit einem E-Auto zum Abfahrtshafen? Oder nein, lieber nicht, die sind ja auch schon in Verruf geraten. Es gibt kein grau mehr. Es wird nur mehr kollektiv gesudert. Domplatz, Frequency, Baustellenmanagement und Klimakleber haben definitiv die Wetterthemen abgelöst. Aber ich will diese Suderei hinter mir lassen. Will mit Menschen reden, die eigene Themen haben, die nicht in der Zeitung stehen. Will das Handy weglegen und nicht wissen, warum wer wem nicht die Hand gegeben hat beim Tennismatch und was dahintersteckt. Wer wen ungerechtfertigt auf den Mund geküsst hat und was seine Mutter dazu sagt. Eine SUDER-AUSZEIT wird in dieses Haus einziehen.
„Was? Am Montag beginnt schon wieder die Schule? Oidaaa!“ Okay, jetzt muss ich das mit der suderfreien Zone nur noch meinem Sohn verklickern.