Bio - Denn du bist, was du isst
Ausgabe
Spätestens seit Supermarktketten „Bio“ als einträgliche Markt- und Marketinglücke entdeckt und Filme wie Erwin Wagenhofers „We Feed The World“ die Produktionsbedingungen der industriellen Landwirtschaft kritisch hinterfragt haben, ist das Thema „Ernährung“ für viele auch in den persönlichen Fokus gerückt. Neuerdings geht mancher noch bewusster auf den Markt, weil er „bio“ besser findet. Ob alles gehalten wird, was versprochen wird? Eine Spurensuche.
Ein trister Samstagmorgen im Mai, der Himmel ist grau und es nieselt. Unwirkliche Bedingungen für den St. Pöltner Markt am Domplatz, doch zahlreiche Besucher lassen sich dadurch nicht ihre Einkaufslust verderben. Die Grabungen am Domplatz zeugen von der Geschichte dieses Platzes und beförderten mittelalterliche Klostermauern zu Tage. Und irgendwie fühlt man sich bei all den Ständen so umsäumt von den Mauern des Doms auch ein bisschen ins Mittelalter zurückversetzt. Statt riesiger Auswahl im Supermarkt kommen die Besucher wegen regionaler Produkte, „weil die hier einfach besser schmecken, die Qualität besser ist“, wie uns nicht nur ein Marktbesucher versichert. Naturbelassen sei das, bio, direkt vom Bauern aus der Region, chemisch unbehandelt und nicht mit Antibiotika vollgepumpt. Die heile Ernährungswelt sozusagen, wofür man auch gern ein bisserl mehr ausgibt. Aber entspricht das auch der Realität?
Ja, natürlich?
Beim Schlendern durch die Stände fällt auf, dass öfters „naturbelassen“ oder „Natur pur“ geschrieben steht. Wirklich „bio“ bietet nur ein Teil der Verkäufer an: „Heute sind hier nur ein paar Bio-Standln“, klärt uns Anna Bracher, ihres Zeichens Bezirksbäuerin und selbst mit einem Stand am Markt vertreten, auf. „Aber das ist so eine Sache – das hängt davon ab, wer von den Bauern überhaupt bio produzieren kann und will. Da müssen die Gegebenheiten dementsprechend vorhanden sein“, fährt sie fort. Wobei sie klarstellt, dass man auch ohne das „bio“-Etikett die Rückmeldung bekomme, dass die Produkte am Markt besser schmecken als jene im Supermarkt. Die Waren kommen großteils von hiesigen Bauern. Und hätten dementsprechende Qualität und Frische. „Wir produzieren ohne Zusatzstoffe, ohne Geschmacksverstärker – so natürlich wie es nur geht.“ Letztlich bliebe es jedem selbst überlassen, ob er sich gesund ernähren möchte. „Wir sind alle mündige Bürger.“
Noch mehr Detailinfos zu Struktur und Angebot am Markt erfährt man im dafür zuständigen städtischen Marktamt. „Wir haben rund 80% landwirtschaftliche Produzenten und einige wenige Händler – sonst gäbe es im Winter gar kein Obst und Gemüse am Markt“, erläutert Leiterin Gabriele Bertl die Zusammensetzung der Marktbeschicker. Insgesamt befahren rund 60 bis 80 Marktbeschicker regelmäßig die diversen St. Pöltner Märkte, sie kommen vorwiegend aus dem Umland von St. Pölten, aus dem unteren Traisental, der Melker Gegend und der Wachau. „Das heißt auf den St. Pöltner Märkten werden hauptsächlich regionale Schmankerl angeboten, was kurze Transportwege und weniger CO2-Belastung bedeutet!“, so Bertl. Und wie viele davon sind Biobauern? „Ca. 10% der Landwirte produzieren biologisch. Dazu müssen sie zertifiziert sein und müssen uns diese Zertifikate auch vorlegen!“ Das wird auch kontrolliert. „Ein Marktaufsichtsorgan ist an jedem Markttag vor Ort und kontrolliert natürlich stichprobenartig die Qualität der Waren. Wer mit bio wirbt, muss auch bio anbieten“, stellt Bertl klar. Gibt es eine Beanstandung, so wird eng mit der Lebensmittelaufsicht des Landes zusammengearbeitet. Diese prüft die Betriebe auch lebensmittelrechtlich direkt am Hof, wie uns ein Kleinbauer vorort bestätigt. „Kontrolliert wird nicht nur am Markt, sondern auch bereits direkt am Hof!“ Seine 30 Schweine und 30 Stiere stehen im Stall, hätten aber genügend Platz sich niederzulegen und zu bewegen. Gewisse Mindestnormen schreibt u. a. die EU vor, die er aber ohnedies bei weitem übererfüllt, weil sein Fleisch das AMA Gütesiegel trägt. Daran gebunden sind rigorose Kontrollen sowie strenge Auflagen. So überprüft der zuständige Tierarzt den Hof, der Amtstierarzt wiederum die Räumlichkeiten, in denen das Fleisch verwertet wird. „Bio ist es aber nicht, das wäre finanziell schwer zu schaffen“, räumt der Bauer ein. Aber – ein Euro ins Phrasenschwein – die Qualität des Fleisches schmecke man natürlich. Und genau deshalb erfreut sich der St. Pöltner Markt seit mittlerweile über 800 Jahren größter Beliebtheit. Einen kleinen Seitenhieb auf manch städtischen Kunden kann sich der Bauer zuletzt nicht verkneifen. „Unsere Produkte werden zwar geschätzt, über die damit verbundenen ‚Belästigungen‘ wie Lärm, mitunter Gestank oder den Landmaschinen auf den Straßen wird aber gern geschmipft.“ Essen mit Verantwortung
Der Markt stellt sozusagen die Welt im Kleinen dar. Aber die Lebensmittel kommen nicht nur vom Bauern nebenan, sondern von überallher. Mit seinem Ess- und Kaufverhalten beeinflusst der Konsument direkt Aspekte wie CO2-Ausstoß, Tierhaltung, Arbeitsbedingungen etc.
Der St. Pöltner Ernäherungswissenschaftler Martin Schlatzer, aus moralischen Beweggründen Veganer geworden, setzt sich insbesondere mit den Folgen der Fleischproduktion und des -konsums auseinander und hat diesbezüglich schon einige Publikationen veröffentlicht, wie zuletzt „Tierproduktion und Klimawandel“. Nicht nur aus ernährungswissenschaftlichen, sondern z. B. auch klimatischen Gründen rät er weniger tierische Produkte zu konsumieren oder sich optional vegetarisch zu ernähren, Bio-Produkte zu kaufen sowie regionale oder fair gehandelte Waren zu erstehen. Es muss ja nicht gleich vegan sein, wenngleich er einräumt. „Vegan ist das Normalste der Welt. Das ist nichts Extremes!“
Dass unsere Ernährungsweise negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima hat, ist ein alter Hut. Wie groß aber die Auswirkungen der Tierhaltungen tatsächlich sind, zeigen neueste Untersuchungen: So ist nach einer Studie der FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) der Tierproduktionssektor an 18% der emittierten Treibhausgase Schuld. Im Vergleich dazu schlägt der Verkehr „nur“ mit 13,5% zu Buche. „Unsere Essenswahl macht somit also einen größeren Unterschied als die Wahl der Fortbewegung!“, gibt Schlatzer zu bedenken. Tierische Produkte hätten einen sehr hohen CO2-Impact. Im Vergleich zu pflanzlichen Produkten ist er im Schnitt zehnmal so hoch, wobei Rindfleisch die höchsten Werte aufweist. Schlatzer rechnet vor: „Durch biologische vegetarische Ernährung kann man im Gegensatz zu einer konventionellen Ernährung mit Fleisch beim eigenen ökologischen Fußabdruck etwa zwei Drittel CO2 einsparen!“ Doch es geht nicht nur um die Klimabilanz. So wird für die Herstellung derselben Menge Fleisch laut Studien zwei- bis dreimal so viel Wasser eingesetzt als für pflanzliche Produkte. Abgesehen von den Schlachtabfällen wird die Energie, die man in Form von Futtermitteln in die Produktion von Fleisch steckt, vielfach in den Stoffwechsel des Tieres investiert. Die Ballaststoffe z. B. gehen dadurch komplett verloren. Deshalb spricht man diesbezüglich von Veredelungsverlust. Schlatzer nennt es weniger euphemistisch „Ressourcenverschwendung.“ Genug für alle?
Drei wesentliche Faktoren limitieren die Fleischproduktion: Bodenerosion, Verfügbarkeit von Böden, Auswirkungen des Klimawandels auf künftige Erträge. So fallen fruchtbare Gebiete der fortschreitenden Urbanität zum Opfer oder werden durch Erosion zerstört. Die meisten agrarischen Landnahmen gehen in den letzten Jahren dabei mehrheitlich auf das Konto von Biotreibstoff, nicht etwa Essen. Die Zunahme der Weltbevölkerung um ca. 2 Milliarden Menschen sowie ein prognostizierter weltweiter Anstieg des Fleischkonsums um 70% in den nächsten 40 Jahren resultieren in einem erhöhten Druck auf die Lebensmittelproduktion sowie die Ernährungssicherung. Durch den vernetzten Weltmarkt, den börsenorientieren Handel mit Lebensmitteln, der aktuellen Finanzkrise sowie Spekulationen steigen die Preise. In ärmeren Regionen, wo bis zu 80% des Haushaltsbudgets (im Vergleich zu 20% des Budgets in Industriestaaten) für Lebensmittel ausgegeben werden, führt dies zu einer untragbaren Belastung. Dabei könnte man derzeit neun bis zehn Milliarden Menschen ernähren. „Es gibt keine Versorgungs-, sondern eine Verteilungsproblematik“, stellt diesbezüglich Schlatzer klar. Mittel- bis langfristig würden die Probleme jedoch gravierender werden, damit auch die globale Ernährungsversorgung. Und genau an diesem Punkt wird dann entscheidend sein, ob man ausgehend von den verwendeten Futtermitteln im Hinblick auf ihre Kalorienmenge zusätzlich 3,5 Milliarden Menschen in Form von Getreide oder lediglich 1 Milliarde Menschen mittels Fleisch ernährt. Denn 40% der weltweiten Getreideernte und sogar 90% der Weltsojaernte werden an Tiere verfüttert, besagt eine Studie der FAO aus dem Jahre 2006. Fleischlos
In eine ähnliche Kerbe schlägt die St. Pöltner Autorin Nina Messinger, Expertin im Bereich Vegetarismus: „Ich habe mich in den letzten 10 Jahren sehr intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt, vieles ausprobiert, Seminare besucht, intensiv recherchiert. Das Ergebnis ist eindeutig: Je pflanzlicher und naturbelassener, desto besser!“ Mittlerweile sei es wissenschaftlich erwiesen, dass eine abwechslungsreiche, pflanzliche Ernährungsweise mit einer ausreichenden Menge an Frischkost alles liefert, was wir für ein gesundes, langes Leben brauchen. Die weltweit größte jemals durchgeführte Ernährungsstudie – die Chinastudie – habe bestätigt, dass Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren, einen bleibenden Vorteil davon haben, so Messinger. Sie zeigte ebenso auf, dass Krankheiten wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes umso häufiger auftreten, je höher der Anteil des tierischen Eiweißes in der Nahrung ist.
Das Deutsche Krebsforschungs-Zentrum in Heidelberg wiederum untersuchte 21 Jahre lang das Leben von Vegetariern und kam zu dem Ergebnis, dass Vegetarier länger leben und überdurchschnittlich gesund sind. Diese Ergebnisse und eigene Erfahrungen hat Messinger in ihrem Buch „Du sollst nicht töten“ aufgearbeitet, „um den Menschen die ungeheure Macht der Wahl ihrer Nahrung bewusst zu machen und sie für die wunderbaren Vorzüge sowie die Wichtigkeit einer gesunden, naturbelassenen und pflanzlich basierenden Ernährung zu sensibilisieren. Außerdem möchte ich bewusst machen, welche weitreichenden, oftmals ungeahnten Folgen der massenhafte Konsum tierischer Produkte hat.“ Dabei gehe es ihr aber nicht darum, irgendjemanden zu missionieren, sondern vielmehr darum auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse aufzuklären, weshalb auch verschiedene Fachexperten wie der bekannte Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Claus Leitzmann, der Krebsspezialist Dr. Klaus Gstirner oder der Theologe Dr. Kurt Remele am Buch mitgearbeitet haben. Und Messinger möchte manch Mär als solche entlarven. „Es ist z. B. eine veraltete Überzeugung und nur mehr ein profitorientierter Werbeslogan, dass Fleisch stark macht oder Milch gesund für unsere Knochen ist. Eine vegetarische Ernährungsweise ist natürlich nicht die Lösung aller Probleme. Aber sie ist ein wesentliches Fundament für ein gesünderes, zukunftssicheres und friedvolleres Leben und Miteinander – denn der Mensch ist, was er isst.“ Richtig ernähren?
Sind Vegetarier also die „besseren“ Esser? Und wie ernährt man sich am sinnvollsten? FH-Prof. Gabriele Karner, Studiengangleiterin Diätologie an der Fachhochschule St. Pölten, betont v. a. die Notwendigkeit von Abwechslungsreichtum im Hinblick auf das, was man gemeinhin eine „ausgewogene Ernährung“ nennt. „Kein Lebensmittel soll vernachlässigt und kein Lebensmittel überbetont werden.“ Täglich kohlenhydratreiche Speisen, am idealsten Vollkornprodukte, sowie Obst und Gemüse sind ein wichtiger Baustein. Wichtig sei außerdem ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder verdünnten Fruchtsäften, nicht zu vergessen – als Gesundheitszwilling der Ernährung quasi – ausreichend Bewegung. „Laut Österreichischem Ernährungsbericht 2008 essen die Österreicher zu fett, zu zuckerreich und zu salzig.“
Dass Vegetarier pauschal besser dran sind als Mischesser kann Karner so nicht bestätigen, umgekehrt ernähren sie sich aber jedenfalls nicht mangelhafter oder ungesünder. Wobei es auch auf die vegetarisch gewählte Form ankomme, derer es ja mehrere gibt. „So kann eine ‚Ovo-lacto-vegetabile Ernährung‘ welche pflanzliche Lebensmittel, Milch, Milchprodukte und Eier miteinschließt, empfohlen werden, während bei ‚veganer Ernährung‘, die aus rein pflanzlichen Lebensmitteln besteht und z. B. auch keinen Honig enthält, Vorsicht geboten ist.“
Studien belegten auch gewisse ernährungsphysiologische Vorteile vegetarischer Ernährungsformen wie z. B. eine geringere Zufuhr an gesättigten Fettsäuren und höhere Zufuhr an Vitaminen. Und Vegetarier bekommen alles, was der Körper so braucht. „Die durchschnittliche Energiezufuhr der Studienteilnehmer lag innerhalb der Richtwerte. Auch die ausreichende Versorgung mit kritisch diskutierten Nährstoffen wie Protein, Vitamin A, D, B2 und B12, Calzium, Eisen, Zink und Jod wird erfüllt.“
Damit schließt sich der Kreis. Denn egal, ob man nun „Fleischfresser“, Vegetarier oder Veganer ist, letztlich kommt es vor allem auf die Qualität der Lebensmittel an. Ob Bioprodukte generell gesünder im Sinne von z. B. vitaminreicher sind als konventionelle Produkte, „konnte bis dato wissenschaftlich nicht abschließend beurteilt werden“, so Karner, verweist aber auf die streng geregelten Produktionsbedingungen: „Insofern gibt es auf alle Fälle ökologische Vorteile für Mensch, Tier und Pflanzen.“
Einen einfachen Lösungsansatz liefert Frank Drieschner in der „ZEIT“. „Weniger Fleisch und ein Ende der Wegwerfkultur“. Denn – der eigene biologische Fußabdruck beeinflusst nicht nur das Weltklima, die Wirtschaft und berührt ethische Fragen, sondern ist auch ein wesentlicher Faktor der eigenen Gesundheit und Lebenserwartung. Ja, „gessen wird, wos am Tisch kommt“, aber mündige Bürger wissen heute, was sie zu sich nehmen und welchen Weg das Essen genommen hat. Zum Thema:
Fleischeslust
Ein durchschnittlicher Österreicher konsumiert laut Agrarmarkt Austria im Schnitt 100kg Fleisch pro Jahr. Davon entfallen 56,8kg auf Schweinefleisch, 18,3kg auf Rind- und Kalbfleisch, 20,1kg auf Geflügel und der Rest auf andere Fleischsorten. Um diesem Heißhunger zu stillen, werden pro Jahr allein in Österreich über 70 Mio. Hühner, 5,6 Mio. Schweine, 620.000 Rinder und 290.000 Schafe geschlachtet, weltweit sind es über 66 Milliarden Tiere. EVI ST. PÖLTEN
EVI (Erzeuger, Verbraucher, Initiativen) hat den aktuellen Trend Richtung bewusster Ernährung schon vor Jahrzehnten vorweggenommen und steht seit 30 Jahren für faire Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau aus regionaler Erzeugung. „Wir haben den Anspruch, jedem gesunde Ernährung zu ermöglichen und durch den Kauf unserer Produkte auch einen Beitrag für die Umwelt zu leisten“, beschreibt Geschäftsführerin Maria Pohl die Philosophie von EVI. Mit einem üblichen Supermarkt möchte sie ihren Markt nicht vergleichen. „Von der Größe her mögen wir den Eindruck erwecken, aber ein Supermarkt sind wir deshalb noch nicht.“ Vielmehr gehe es darum gute Qualität zu fairen Preisen für Konsumenten und Produzenten zu gewährleisten. Der Erfolg gibt EVI recht. „Wir haben einen steten Anstieg seit der Gründung verzeichnet. Auch in Zeiten der Wirtschaftskrise ging es bergauf mit dem Geschäft“, freut sich Pohl. Dies schreibt sie insbesondere der Authentizität von EVI zu: „EVI ist nicht nur ein Geschäft. Hier identifizieren sich alle Mitarbeiter mit unserem Sortiment. Wir sind auch nicht auf einen ‚Bio-Zug‘ aufgesprungen, weil es ein ‚großes‘ Geschäft versprach. Wir wollen einfach ehrlich sein.“ Künftig sieht Pohl den Trend zu Abstufungen von Bio-Produkten: „Wir entwickeln uns immer mehr in die Richtung von ‚bio‘ und ‚super-bio‘. Denn was die EU als ‚bio‘ ansieht, ist nur unterster Standard, darf das Prädikat aber trotzdem tragen.“ Greißlerei_2.0
Ein innovatives und nachhaltiges Geschäftsmodell in Sachen bewusster Ernäherung haben Maria Teichmann und Petra Kirchner ins Leben gerufen: Die Greißlerei_2.0. Dahinter verbirgt sich ein Online-Markt mit regionalen Bioprodukten, die von ca 30 Biobauern aus der Region stammen. Der Kunde stellt sich online bis jeweils Dienstag 9 Uhr sein „Biokistl“ zusammen, am Freitag erfolgt dann die Abholung direkt in der „Greißlerei“, die in einer ehemaligen Garage auf der Rückseite der Campus Villa in der Ingruberstraße/Mühlbach situiert ist! Wie die Damen auf die Idee kamen? Maria Teichmann: „Es gibt viele Gründe, warum wir uns entschieden haben, diese Greißlerei ins Leben zu rufen. Einerseits hat uns das Einkaufen im Supermarkt genervt. Ständig so viel Plastik mit nach Hause zu nehmen und nicht zu wissen, woher das Zeug kommt, das man da isst, war kein gutes Gefühl. Aber auch der Gedanke, dass es bei uns mal keine Landwirtschaft mehr gibt, weil alles im Ausland billiger ist, ist für uns sehr beunruhigend. Was ist, wenn eine große Krise kommt und der Transport von Gemüse aus dem Ausland nicht mehr möglich ist? Die Bauern in unserer Region können aber nur dann bestehen, wenn wir ihnen ihre Produkte abkaufen.“ Die Kunden haben umgekehrt die Gewissheit und das gute Gefühl, frische, 100%ige Bioware aus nächster Nähe, also mit günstigem ökologischen Fußbabdruck zu erstehen. Bio - Siegel
Nur Bio-Produkte dürfen die Bezeichnung aus (kontrolliert) biologischem (ökologischem) Anbau bzw Landwirtschaft tragen. Achtung: Bezeichnungen wie "aus naturnahem Anbau", "aus kontrolliertem Anbau" oder "aus umweltgerechter Landwirtschaft" haben mit Bio nichts zu tun!
1. Das Europäische Bio-Siegel: mindestens 95 % aus ökologischem Anbau, gentechnikfrei und keine chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und chemische Dünger 2. AMA - Staatliches Bio-Siegel (mit Ursprungsangabe): 100% landwirtschaftliche Rohstoffe aus der angeführten Region, bei verarbeiteten Produkten mindestens 2/3 3. AMA - Staatliches Bio-Siegel (ohne Ursprungsangabe): biologische Landwirtschaft und kontrolliert biologischer Anbau, ohne Gentechnik, chemisch-synthetische Pflanzenschutz- mittel und leicht lösliche mineralische Düngermittel, artgerechte Tierhaltung und Fütterung mit biologisch produzierten Futtermitteln 4. BIO-Austria-Kennzeichen: Produkte aus ökologischem Landbau der Mitglieder des Verbandes Bio Austria 5. Demeter: biologisch-dynamisch erzeugte Produkte; Im Mittelpunkt: die Förderung eines gesunden Zusammenspiels von Menschen, Tieren, Pflanzen, Erde und Kosmos. 6. Ja! Natürlich: 1994 von Werner Lampert für den Handelskonzern Billa entwickelt. Die Marke verfolgt eine Partnerschaft mit 7.000 Bio-Bauern und rund 80 ausgewählten Partnerbetrieben. Ja! Natürlich bietet darüber hinaus auch Fair-Trade-Produkte. 7. Zurück zum Ursprung: Die Hofer-Eigenmarke verzichtet auf Konservierungsstoffe, Aromamittel oder Stabilisatoren und produziert ausschließlich gentechnik-frei. Strenge Auflagen für die Lieferanten und Landwirte garantieren artgerechte Tierhaltung und umweltschonende Produktion. Spar natur pur: vorwiegend österreichische Lebensmittel aus rein biologischer Landwirtschaft; Erzeuger müssen 100% biologisch bewirtschaften. Deutsches staatliches Bio-Kontroll-Siegel: Keine konservierende Strahlung, Gentechnik, synthetische Pflanzenschutzmittel, leicht lösliche mineralische Dünger, Geschmacks- verstärker, künstliche Aromen, Farbstoffe und Emulgatoren; Tiere sind artgerecht zu halten und werden nur mit ökologisch produzierten Futtermitteln ohne Zusatz von Antibiotika und Leistungsförderern gefüttert. Meinungen zum Thema:
Gabriele Karner, FH-St. Pölten/Diätologie:
„Wichtig ist die 'ausgewogene Ernährung'. Kein Lebensmittel soll vernachlässigt und kein Lebensmittel überbetont werden.“ Markus Schlatzer, Ernährungswissenschaftler:
„Durch biologische vegetarische Ernährung kann man im Gegensatz zu einer konventionellen Ernährung mit Fleisch beim eigenen ökologischen Fußabdruck etwa zwei Drittel CO2 einsparen!“ Gabriele Bertl:
„Auf den St. Pöltner Märkten werden hauptsächlich regionale Schmankerl angeboten, was kurze Transportwege und weniger CO2-Belastung bedeutet!“
Beim Schlendern durch die Stände fällt auf, dass öfters „naturbelassen“ oder „Natur pur“ geschrieben steht. Wirklich „bio“ bietet nur ein Teil der Verkäufer an: „Heute sind hier nur ein paar Bio-Standln“, klärt uns Anna Bracher, ihres Zeichens Bezirksbäuerin und selbst mit einem Stand am Markt vertreten, auf. „Aber das ist so eine Sache – das hängt davon ab, wer von den Bauern überhaupt bio produzieren kann und will. Da müssen die Gegebenheiten dementsprechend vorhanden sein“, fährt sie fort. Wobei sie klarstellt, dass man auch ohne das „bio“-Etikett die Rückmeldung bekomme, dass die Produkte am Markt besser schmecken als jene im Supermarkt. Die Waren kommen großteils von hiesigen Bauern. Und hätten dementsprechende Qualität und Frische. „Wir produzieren ohne Zusatzstoffe, ohne Geschmacksverstärker – so natürlich wie es nur geht.“ Letztlich bliebe es jedem selbst überlassen, ob er sich gesund ernähren möchte. „Wir sind alle mündige Bürger.“
Noch mehr Detailinfos zu Struktur und Angebot am Markt erfährt man im dafür zuständigen städtischen Marktamt. „Wir haben rund 80% landwirtschaftliche Produzenten und einige wenige Händler – sonst gäbe es im Winter gar kein Obst und Gemüse am Markt“, erläutert Leiterin Gabriele Bertl die Zusammensetzung der Marktbeschicker. Insgesamt befahren rund 60 bis 80 Marktbeschicker regelmäßig die diversen St. Pöltner Märkte, sie kommen vorwiegend aus dem Umland von St. Pölten, aus dem unteren Traisental, der Melker Gegend und der Wachau. „Das heißt auf den St. Pöltner Märkten werden hauptsächlich regionale Schmankerl angeboten, was kurze Transportwege und weniger CO2-Belastung bedeutet!“, so Bertl. Und wie viele davon sind Biobauern? „Ca. 10% der Landwirte produzieren biologisch. Dazu müssen sie zertifiziert sein und müssen uns diese Zertifikate auch vorlegen!“ Das wird auch kontrolliert. „Ein Marktaufsichtsorgan ist an jedem Markttag vor Ort und kontrolliert natürlich stichprobenartig die Qualität der Waren. Wer mit bio wirbt, muss auch bio anbieten“, stellt Bertl klar. Gibt es eine Beanstandung, so wird eng mit der Lebensmittelaufsicht des Landes zusammengearbeitet. Diese prüft die Betriebe auch lebensmittelrechtlich direkt am Hof, wie uns ein Kleinbauer vorort bestätigt. „Kontrolliert wird nicht nur am Markt, sondern auch bereits direkt am Hof!“ Seine 30 Schweine und 30 Stiere stehen im Stall, hätten aber genügend Platz sich niederzulegen und zu bewegen. Gewisse Mindestnormen schreibt u. a. die EU vor, die er aber ohnedies bei weitem übererfüllt, weil sein Fleisch das AMA Gütesiegel trägt. Daran gebunden sind rigorose Kontrollen sowie strenge Auflagen. So überprüft der zuständige Tierarzt den Hof, der Amtstierarzt wiederum die Räumlichkeiten, in denen das Fleisch verwertet wird. „Bio ist es aber nicht, das wäre finanziell schwer zu schaffen“, räumt der Bauer ein. Aber – ein Euro ins Phrasenschwein – die Qualität des Fleisches schmecke man natürlich. Und genau deshalb erfreut sich der St. Pöltner Markt seit mittlerweile über 800 Jahren größter Beliebtheit. Einen kleinen Seitenhieb auf manch städtischen Kunden kann sich der Bauer zuletzt nicht verkneifen. „Unsere Produkte werden zwar geschätzt, über die damit verbundenen ‚Belästigungen‘ wie Lärm, mitunter Gestank oder den Landmaschinen auf den Straßen wird aber gern geschmipft.“ Essen mit Verantwortung
Der Markt stellt sozusagen die Welt im Kleinen dar. Aber die Lebensmittel kommen nicht nur vom Bauern nebenan, sondern von überallher. Mit seinem Ess- und Kaufverhalten beeinflusst der Konsument direkt Aspekte wie CO2-Ausstoß, Tierhaltung, Arbeitsbedingungen etc.
Der St. Pöltner Ernäherungswissenschaftler Martin Schlatzer, aus moralischen Beweggründen Veganer geworden, setzt sich insbesondere mit den Folgen der Fleischproduktion und des -konsums auseinander und hat diesbezüglich schon einige Publikationen veröffentlicht, wie zuletzt „Tierproduktion und Klimawandel“. Nicht nur aus ernährungswissenschaftlichen, sondern z. B. auch klimatischen Gründen rät er weniger tierische Produkte zu konsumieren oder sich optional vegetarisch zu ernähren, Bio-Produkte zu kaufen sowie regionale oder fair gehandelte Waren zu erstehen. Es muss ja nicht gleich vegan sein, wenngleich er einräumt. „Vegan ist das Normalste der Welt. Das ist nichts Extremes!“
Dass unsere Ernährungsweise negative Auswirkungen auf Umwelt und Klima hat, ist ein alter Hut. Wie groß aber die Auswirkungen der Tierhaltungen tatsächlich sind, zeigen neueste Untersuchungen: So ist nach einer Studie der FAO (Food and Agriculture Organisation of the United Nations) der Tierproduktionssektor an 18% der emittierten Treibhausgase Schuld. Im Vergleich dazu schlägt der Verkehr „nur“ mit 13,5% zu Buche. „Unsere Essenswahl macht somit also einen größeren Unterschied als die Wahl der Fortbewegung!“, gibt Schlatzer zu bedenken. Tierische Produkte hätten einen sehr hohen CO2-Impact. Im Vergleich zu pflanzlichen Produkten ist er im Schnitt zehnmal so hoch, wobei Rindfleisch die höchsten Werte aufweist. Schlatzer rechnet vor: „Durch biologische vegetarische Ernährung kann man im Gegensatz zu einer konventionellen Ernährung mit Fleisch beim eigenen ökologischen Fußabdruck etwa zwei Drittel CO2 einsparen!“ Doch es geht nicht nur um die Klimabilanz. So wird für die Herstellung derselben Menge Fleisch laut Studien zwei- bis dreimal so viel Wasser eingesetzt als für pflanzliche Produkte. Abgesehen von den Schlachtabfällen wird die Energie, die man in Form von Futtermitteln in die Produktion von Fleisch steckt, vielfach in den Stoffwechsel des Tieres investiert. Die Ballaststoffe z. B. gehen dadurch komplett verloren. Deshalb spricht man diesbezüglich von Veredelungsverlust. Schlatzer nennt es weniger euphemistisch „Ressourcenverschwendung.“ Genug für alle?
Drei wesentliche Faktoren limitieren die Fleischproduktion: Bodenerosion, Verfügbarkeit von Böden, Auswirkungen des Klimawandels auf künftige Erträge. So fallen fruchtbare Gebiete der fortschreitenden Urbanität zum Opfer oder werden durch Erosion zerstört. Die meisten agrarischen Landnahmen gehen in den letzten Jahren dabei mehrheitlich auf das Konto von Biotreibstoff, nicht etwa Essen. Die Zunahme der Weltbevölkerung um ca. 2 Milliarden Menschen sowie ein prognostizierter weltweiter Anstieg des Fleischkonsums um 70% in den nächsten 40 Jahren resultieren in einem erhöhten Druck auf die Lebensmittelproduktion sowie die Ernährungssicherung. Durch den vernetzten Weltmarkt, den börsenorientieren Handel mit Lebensmitteln, der aktuellen Finanzkrise sowie Spekulationen steigen die Preise. In ärmeren Regionen, wo bis zu 80% des Haushaltsbudgets (im Vergleich zu 20% des Budgets in Industriestaaten) für Lebensmittel ausgegeben werden, führt dies zu einer untragbaren Belastung. Dabei könnte man derzeit neun bis zehn Milliarden Menschen ernähren. „Es gibt keine Versorgungs-, sondern eine Verteilungsproblematik“, stellt diesbezüglich Schlatzer klar. Mittel- bis langfristig würden die Probleme jedoch gravierender werden, damit auch die globale Ernährungsversorgung. Und genau an diesem Punkt wird dann entscheidend sein, ob man ausgehend von den verwendeten Futtermitteln im Hinblick auf ihre Kalorienmenge zusätzlich 3,5 Milliarden Menschen in Form von Getreide oder lediglich 1 Milliarde Menschen mittels Fleisch ernährt. Denn 40% der weltweiten Getreideernte und sogar 90% der Weltsojaernte werden an Tiere verfüttert, besagt eine Studie der FAO aus dem Jahre 2006. Fleischlos
In eine ähnliche Kerbe schlägt die St. Pöltner Autorin Nina Messinger, Expertin im Bereich Vegetarismus: „Ich habe mich in den letzten 10 Jahren sehr intensiv mit dem Thema Ernährung auseinandergesetzt, vieles ausprobiert, Seminare besucht, intensiv recherchiert. Das Ergebnis ist eindeutig: Je pflanzlicher und naturbelassener, desto besser!“ Mittlerweile sei es wissenschaftlich erwiesen, dass eine abwechslungsreiche, pflanzliche Ernährungsweise mit einer ausreichenden Menge an Frischkost alles liefert, was wir für ein gesundes, langes Leben brauchen. Die weltweit größte jemals durchgeführte Ernährungsstudie – die Chinastudie – habe bestätigt, dass Menschen, die sich rein pflanzlich ernähren, einen bleibenden Vorteil davon haben, so Messinger. Sie zeigte ebenso auf, dass Krankheiten wie Herz- und Kreislauferkrankungen, Krebs und Diabetes umso häufiger auftreten, je höher der Anteil des tierischen Eiweißes in der Nahrung ist.
Das Deutsche Krebsforschungs-Zentrum in Heidelberg wiederum untersuchte 21 Jahre lang das Leben von Vegetariern und kam zu dem Ergebnis, dass Vegetarier länger leben und überdurchschnittlich gesund sind. Diese Ergebnisse und eigene Erfahrungen hat Messinger in ihrem Buch „Du sollst nicht töten“ aufgearbeitet, „um den Menschen die ungeheure Macht der Wahl ihrer Nahrung bewusst zu machen und sie für die wunderbaren Vorzüge sowie die Wichtigkeit einer gesunden, naturbelassenen und pflanzlich basierenden Ernährung zu sensibilisieren. Außerdem möchte ich bewusst machen, welche weitreichenden, oftmals ungeahnten Folgen der massenhafte Konsum tierischer Produkte hat.“ Dabei gehe es ihr aber nicht darum, irgendjemanden zu missionieren, sondern vielmehr darum auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse aufzuklären, weshalb auch verschiedene Fachexperten wie der bekannte Ernährungswissenschaftler Prof. Dr. Claus Leitzmann, der Krebsspezialist Dr. Klaus Gstirner oder der Theologe Dr. Kurt Remele am Buch mitgearbeitet haben. Und Messinger möchte manch Mär als solche entlarven. „Es ist z. B. eine veraltete Überzeugung und nur mehr ein profitorientierter Werbeslogan, dass Fleisch stark macht oder Milch gesund für unsere Knochen ist. Eine vegetarische Ernährungsweise ist natürlich nicht die Lösung aller Probleme. Aber sie ist ein wesentliches Fundament für ein gesünderes, zukunftssicheres und friedvolleres Leben und Miteinander – denn der Mensch ist, was er isst.“ Richtig ernähren?
Sind Vegetarier also die „besseren“ Esser? Und wie ernährt man sich am sinnvollsten? FH-Prof. Gabriele Karner, Studiengangleiterin Diätologie an der Fachhochschule St. Pölten, betont v. a. die Notwendigkeit von Abwechslungsreichtum im Hinblick auf das, was man gemeinhin eine „ausgewogene Ernährung“ nennt. „Kein Lebensmittel soll vernachlässigt und kein Lebensmittel überbetont werden.“ Täglich kohlenhydratreiche Speisen, am idealsten Vollkornprodukte, sowie Obst und Gemüse sind ein wichtiger Baustein. Wichtig sei außerdem ausreichend Flüssigkeit in Form von Wasser oder verdünnten Fruchtsäften, nicht zu vergessen – als Gesundheitszwilling der Ernährung quasi – ausreichend Bewegung. „Laut Österreichischem Ernährungsbericht 2008 essen die Österreicher zu fett, zu zuckerreich und zu salzig.“
Dass Vegetarier pauschal besser dran sind als Mischesser kann Karner so nicht bestätigen, umgekehrt ernähren sie sich aber jedenfalls nicht mangelhafter oder ungesünder. Wobei es auch auf die vegetarisch gewählte Form ankomme, derer es ja mehrere gibt. „So kann eine ‚Ovo-lacto-vegetabile Ernährung‘ welche pflanzliche Lebensmittel, Milch, Milchprodukte und Eier miteinschließt, empfohlen werden, während bei ‚veganer Ernährung‘, die aus rein pflanzlichen Lebensmitteln besteht und z. B. auch keinen Honig enthält, Vorsicht geboten ist.“
Studien belegten auch gewisse ernährungsphysiologische Vorteile vegetarischer Ernährungsformen wie z. B. eine geringere Zufuhr an gesättigten Fettsäuren und höhere Zufuhr an Vitaminen. Und Vegetarier bekommen alles, was der Körper so braucht. „Die durchschnittliche Energiezufuhr der Studienteilnehmer lag innerhalb der Richtwerte. Auch die ausreichende Versorgung mit kritisch diskutierten Nährstoffen wie Protein, Vitamin A, D, B2 und B12, Calzium, Eisen, Zink und Jod wird erfüllt.“
Damit schließt sich der Kreis. Denn egal, ob man nun „Fleischfresser“, Vegetarier oder Veganer ist, letztlich kommt es vor allem auf die Qualität der Lebensmittel an. Ob Bioprodukte generell gesünder im Sinne von z. B. vitaminreicher sind als konventionelle Produkte, „konnte bis dato wissenschaftlich nicht abschließend beurteilt werden“, so Karner, verweist aber auf die streng geregelten Produktionsbedingungen: „Insofern gibt es auf alle Fälle ökologische Vorteile für Mensch, Tier und Pflanzen.“
Einen einfachen Lösungsansatz liefert Frank Drieschner in der „ZEIT“. „Weniger Fleisch und ein Ende der Wegwerfkultur“. Denn – der eigene biologische Fußabdruck beeinflusst nicht nur das Weltklima, die Wirtschaft und berührt ethische Fragen, sondern ist auch ein wesentlicher Faktor der eigenen Gesundheit und Lebenserwartung. Ja, „gessen wird, wos am Tisch kommt“, aber mündige Bürger wissen heute, was sie zu sich nehmen und welchen Weg das Essen genommen hat. Zum Thema:
Fleischeslust
Ein durchschnittlicher Österreicher konsumiert laut Agrarmarkt Austria im Schnitt 100kg Fleisch pro Jahr. Davon entfallen 56,8kg auf Schweinefleisch, 18,3kg auf Rind- und Kalbfleisch, 20,1kg auf Geflügel und der Rest auf andere Fleischsorten. Um diesem Heißhunger zu stillen, werden pro Jahr allein in Österreich über 70 Mio. Hühner, 5,6 Mio. Schweine, 620.000 Rinder und 290.000 Schafe geschlachtet, weltweit sind es über 66 Milliarden Tiere. EVI ST. PÖLTEN
EVI (Erzeuger, Verbraucher, Initiativen) hat den aktuellen Trend Richtung bewusster Ernährung schon vor Jahrzehnten vorweggenommen und steht seit 30 Jahren für faire Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau aus regionaler Erzeugung. „Wir haben den Anspruch, jedem gesunde Ernährung zu ermöglichen und durch den Kauf unserer Produkte auch einen Beitrag für die Umwelt zu leisten“, beschreibt Geschäftsführerin Maria Pohl die Philosophie von EVI. Mit einem üblichen Supermarkt möchte sie ihren Markt nicht vergleichen. „Von der Größe her mögen wir den Eindruck erwecken, aber ein Supermarkt sind wir deshalb noch nicht.“ Vielmehr gehe es darum gute Qualität zu fairen Preisen für Konsumenten und Produzenten zu gewährleisten. Der Erfolg gibt EVI recht. „Wir haben einen steten Anstieg seit der Gründung verzeichnet. Auch in Zeiten der Wirtschaftskrise ging es bergauf mit dem Geschäft“, freut sich Pohl. Dies schreibt sie insbesondere der Authentizität von EVI zu: „EVI ist nicht nur ein Geschäft. Hier identifizieren sich alle Mitarbeiter mit unserem Sortiment. Wir sind auch nicht auf einen ‚Bio-Zug‘ aufgesprungen, weil es ein ‚großes‘ Geschäft versprach. Wir wollen einfach ehrlich sein.“ Künftig sieht Pohl den Trend zu Abstufungen von Bio-Produkten: „Wir entwickeln uns immer mehr in die Richtung von ‚bio‘ und ‚super-bio‘. Denn was die EU als ‚bio‘ ansieht, ist nur unterster Standard, darf das Prädikat aber trotzdem tragen.“ Greißlerei_2.0
Ein innovatives und nachhaltiges Geschäftsmodell in Sachen bewusster Ernäherung haben Maria Teichmann und Petra Kirchner ins Leben gerufen: Die Greißlerei_2.0. Dahinter verbirgt sich ein Online-Markt mit regionalen Bioprodukten, die von ca 30 Biobauern aus der Region stammen. Der Kunde stellt sich online bis jeweils Dienstag 9 Uhr sein „Biokistl“ zusammen, am Freitag erfolgt dann die Abholung direkt in der „Greißlerei“, die in einer ehemaligen Garage auf der Rückseite der Campus Villa in der Ingruberstraße/Mühlbach situiert ist! Wie die Damen auf die Idee kamen? Maria Teichmann: „Es gibt viele Gründe, warum wir uns entschieden haben, diese Greißlerei ins Leben zu rufen. Einerseits hat uns das Einkaufen im Supermarkt genervt. Ständig so viel Plastik mit nach Hause zu nehmen und nicht zu wissen, woher das Zeug kommt, das man da isst, war kein gutes Gefühl. Aber auch der Gedanke, dass es bei uns mal keine Landwirtschaft mehr gibt, weil alles im Ausland billiger ist, ist für uns sehr beunruhigend. Was ist, wenn eine große Krise kommt und der Transport von Gemüse aus dem Ausland nicht mehr möglich ist? Die Bauern in unserer Region können aber nur dann bestehen, wenn wir ihnen ihre Produkte abkaufen.“ Die Kunden haben umgekehrt die Gewissheit und das gute Gefühl, frische, 100%ige Bioware aus nächster Nähe, also mit günstigem ökologischen Fußbabdruck zu erstehen. Bio - Siegel
Nur Bio-Produkte dürfen die Bezeichnung aus (kontrolliert) biologischem (ökologischem) Anbau bzw Landwirtschaft tragen. Achtung: Bezeichnungen wie "aus naturnahem Anbau", "aus kontrolliertem Anbau" oder "aus umweltgerechter Landwirtschaft" haben mit Bio nichts zu tun!
1. Das Europäische Bio-Siegel: mindestens 95 % aus ökologischem Anbau, gentechnikfrei und keine chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel und chemische Dünger 2. AMA - Staatliches Bio-Siegel (mit Ursprungsangabe): 100% landwirtschaftliche Rohstoffe aus der angeführten Region, bei verarbeiteten Produkten mindestens 2/3 3. AMA - Staatliches Bio-Siegel (ohne Ursprungsangabe): biologische Landwirtschaft und kontrolliert biologischer Anbau, ohne Gentechnik, chemisch-synthetische Pflanzenschutz- mittel und leicht lösliche mineralische Düngermittel, artgerechte Tierhaltung und Fütterung mit biologisch produzierten Futtermitteln 4. BIO-Austria-Kennzeichen: Produkte aus ökologischem Landbau der Mitglieder des Verbandes Bio Austria 5. Demeter: biologisch-dynamisch erzeugte Produkte; Im Mittelpunkt: die Förderung eines gesunden Zusammenspiels von Menschen, Tieren, Pflanzen, Erde und Kosmos. 6. Ja! Natürlich: 1994 von Werner Lampert für den Handelskonzern Billa entwickelt. Die Marke verfolgt eine Partnerschaft mit 7.000 Bio-Bauern und rund 80 ausgewählten Partnerbetrieben. Ja! Natürlich bietet darüber hinaus auch Fair-Trade-Produkte. 7. Zurück zum Ursprung: Die Hofer-Eigenmarke verzichtet auf Konservierungsstoffe, Aromamittel oder Stabilisatoren und produziert ausschließlich gentechnik-frei. Strenge Auflagen für die Lieferanten und Landwirte garantieren artgerechte Tierhaltung und umweltschonende Produktion. Spar natur pur: vorwiegend österreichische Lebensmittel aus rein biologischer Landwirtschaft; Erzeuger müssen 100% biologisch bewirtschaften. Deutsches staatliches Bio-Kontroll-Siegel: Keine konservierende Strahlung, Gentechnik, synthetische Pflanzenschutzmittel, leicht lösliche mineralische Dünger, Geschmacks- verstärker, künstliche Aromen, Farbstoffe und Emulgatoren; Tiere sind artgerecht zu halten und werden nur mit ökologisch produzierten Futtermitteln ohne Zusatz von Antibiotika und Leistungsförderern gefüttert. Meinungen zum Thema:
Gabriele Karner, FH-St. Pölten/Diätologie:
„Wichtig ist die 'ausgewogene Ernährung'. Kein Lebensmittel soll vernachlässigt und kein Lebensmittel überbetont werden.“ Markus Schlatzer, Ernährungswissenschaftler:
„Durch biologische vegetarische Ernährung kann man im Gegensatz zu einer konventionellen Ernährung mit Fleisch beim eigenen ökologischen Fußabdruck etwa zwei Drittel CO2 einsparen!“ Gabriele Bertl:
„Auf den St. Pöltner Märkten werden hauptsächlich regionale Schmankerl angeboten, was kurze Transportwege und weniger CO2-Belastung bedeutet!“