Landidyll
Ausgabe
Als Rosa vor 2 Jahren die große, weite City Wien hinter sich ließ, um am Land ein bisschen Idyll zu genießen, war meine Vorstellung eine recht träumerische: Garten soweit man blickt, ein Teil vom Häuschen, Ruhe. Soweit der Plan – soweit entfernt der Traum. Für meine Ohren und meinen an Lärm gewöhnten Kopf war das Landleben anfänglich wie das Paradies auf Erden, Erholung pur. Kein Straßenlärm, keine rülpsenden, Tür schlagenden und Haschisch rauchenden Nachbarn. Nichts, außer Ruhe. Bis sich mein Kopf, meine Ohren, mein Innerstes daran gewöhnt hatten und neue Geräusche als Lärmkulisse vorstellig wurden. Rasen mähende Landeier, auch Zaunnachbarn genannt, die pünktlich um 20 Uhr abends ihre Höllenmaschinen in die Gänge schmeißen. Steckerlkompanien (Walker), die sonntags scharenweise an Rosa klick-klackend vorbeiziehen. Wahnsinnige Mountainbiker, die mit gefühlten 150 km/h haarscharf an dir den Hang herunter vorbeischrammen. Gartenparty-Einladungen, zu denen Rosa eigentlich gar nicht will und doch hingeht oder muss, weil man seine Nachbarschaft schließlich pflegt und hegt. Ach ja, das Stadtleben hat schon so seine Vorteile. Anonym, wenn man will. Kontaktfreudig und innig, wenn man’s oder Frau braucht. Ich glaube, Rosa braucht mal Urlaub vom Landidyll.