Chicken
Ausgabe
Hallo, mein Name ist Althea und ich bin Moveholic. Umzugssüchtig. Immer wieder bemühe ich mich, zu kommen um zu bleiben. Und packe dann doch wieder meine Köfferchen. Ich bin vor einiger Zeit durch irren Erinnerungsaufwand auf 27 Umzüge in zehn Jahren gekommen. Plus die Umzüge als Kind und die seit meiner letzten Zählung, müssten es mittlerweile um die 35 sein. (Mal kurz am Kaffee nippen, an der Zigarette ziehen und hilfesuchend in die imaginäre Runde meiner imaginären Selbsthilfegruppe schauen. Keiner da. Aha.) Ich will hier nichts beschönigen: Spott und Hohn wie „Kauf dir einen Wohnwagen!“ einerseits (Familie), Verführung à la „Kennst du schon diese neue Immobilienseite?“ andererseits (best friend Sil). Ständig auf der Suche. Kaum die letzten Bücher eingeräumt, kommt schon wieder die Sehnsucht: Eine größere Wohnung, eine kleinere. Mehr Stadt. Mehr Land. Nie sagen: Hier investiere ich jetzt, weil das zahlt sich aus, das ist was für länger. Ich bin stolz, wenn ich mal ein halbes Jahr umzugsabstinent bleibe. Ich frage mich: Wie oft kann man Dinge wie einen Steinhasen, den man achtjährig auf einer Tombola gewonnen hat, eigentlich in Zeitungspapier ein- und wieder auswickeln, bevor man vollends den Verstand verliert? Ich frage mich: Wann hört das auf, ständig neue Nägel in neue Wände zu schlagen, um die alten Bilder aufzuhängen? Ich frage mich: Wie ist es, endlich anzukommen? Zuhause zu sein? „Ja. Rührend“, sagt Sil denkbar ungerührt, „und jetzt hilf mir.“ Wir tragen grade Möbel in meine neue Wohnung. Und ich werde versuchen, standhaft zu bleiben. Mich daheim zu fühlen. Ehrlich: Ich habe den festen Vorsatz, mit dem Umziehen aufzuhören…