Acryl, Acryl
Text
Herbert „Hebi“ Binder
Ausgabe
Grüne Witwen sollen es gelegentlich tun, Ärzte ab der Midlife Crisis, Damen der Gesellschaft, Prokuristen auf Sinnsuche: man malt. Woher kommen wir, wohin gehen wir, wie malen wir?
Acryl steht derzeit hoch im Kurs, denn Acryl macht, was man will: abstrakte Expression pur - und das voll im Energiestrom. Zeichnung, Gouache, Aquarell? Igittigitt! Das riecht ja geradezu nach Volkshochschule oder Hobbykurs Stift Geras. Die künstlerische Pranke und die NÖN-Kulturseite verlangen nach Kräftigerem. Damals, als irgendwann im Schlafzimmer die glutäugige Zigeunerin aus der Leiner-Kunstabteilung zu ersetzen war, da hatte man noch mit der in grand point ausgestickten Raffael-Madonna seine private Freude. Aber heute geht es um mehr: Kunst gehört ins Volk! Kein Kaffeehaus, keine Bankfiliale, keine Bezirkshauptmannschaft ohne buntes Dekor. Seriöse Kunstschaffende alten Stils kommen kaum mehr zum Malen, weil sie von einer Jury zur anderen eilen. Politiker, die noch bis vor wenigen Jahren ihre Volksnähe bei Spritzenweihen und Inbetriebnahmen öffentlicher WCs dokumentierten, sie hängen nun allabendlich bei irgendwelchen Vernissagen herum, bei denen man immer wieder mit Erstaunen feststellen kann, wie viel Verwandte so ein(e) Künstler(in) eigentlich hat.
Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen, o.k., Dilettanten und Amateure sind, wörtlich übersetzt, tatsächlich „Liebende“, die neben ein wenig freundschaftlicher Häme doch auch unseren Respekt vor ihrer Leidenschaft verdienen, o.k.. Gerade deshalb aber ein flehentlicher Appell:
Zeichnet, batikt in Seide, häkelt oder stickt, malt von mir aus Dürers oder Schröders betenden Feldhasen in Essig und Öl. Aber, bitte, nicht in Acryl!
Acryl steht derzeit hoch im Kurs, denn Acryl macht, was man will: abstrakte Expression pur - und das voll im Energiestrom. Zeichnung, Gouache, Aquarell? Igittigitt! Das riecht ja geradezu nach Volkshochschule oder Hobbykurs Stift Geras. Die künstlerische Pranke und die NÖN-Kulturseite verlangen nach Kräftigerem. Damals, als irgendwann im Schlafzimmer die glutäugige Zigeunerin aus der Leiner-Kunstabteilung zu ersetzen war, da hatte man noch mit der in grand point ausgestickten Raffael-Madonna seine private Freude. Aber heute geht es um mehr: Kunst gehört ins Volk! Kein Kaffeehaus, keine Bankfiliale, keine Bezirkshauptmannschaft ohne buntes Dekor. Seriöse Kunstschaffende alten Stils kommen kaum mehr zum Malen, weil sie von einer Jury zur anderen eilen. Politiker, die noch bis vor wenigen Jahren ihre Volksnähe bei Spritzenweihen und Inbetriebnahmen öffentlicher WCs dokumentierten, sie hängen nun allabendlich bei irgendwelchen Vernissagen herum, bei denen man immer wieder mit Erstaunen feststellen kann, wie viel Verwandte so ein(e) Künstler(in) eigentlich hat.
Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen, o.k., Dilettanten und Amateure sind, wörtlich übersetzt, tatsächlich „Liebende“, die neben ein wenig freundschaftlicher Häme doch auch unseren Respekt vor ihrer Leidenschaft verdienen, o.k.. Gerade deshalb aber ein flehentlicher Appell:
Zeichnet, batikt in Seide, häkelt oder stickt, malt von mir aus Dürers oder Schröders betenden Feldhasen in Essig und Öl. Aber, bitte, nicht in Acryl!