MFG - Götterdämmerung
Götterdämmerung


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Götterdämmerung

Text Herbert „Hebi“ Binder
Ausgabe 11/2015
Erwin Pröll wird nächstes Jahr 70. Für eine letzte Karriere müsste er jetzt bald anfangen. Soll er das? Unglaubliche 35 Jahre ist er inzwischen Regierungsmitglied. Aber quo usque, wie der gebildete Engländer sagt?
Derzeit steht Pröll auf der Zinne des Tempels (Mt 4,5-7, Lk 4,9-12) und der Teufel rät ihm zu einem Köpfler Richtung Hofburg. Dort aber will das Volk keine Politiker mit operativem Impetus, schon gar keine Machertypen. Was imperial Abgeklärtes, was Staatsnotarielles wird dort erwartet. Und zu bedenken wäre wohl auch, dass es selbst für „Schwarze“ der westlichen und südlichen Bundesländer keinen ärgeren Gottseibeiuns für das Vaterland gäbe als einen Macher aus Niederösterreich ...
Pröll hat wie kaum ein anderer beigetragen zur kulturellen Identität des Landes, hat auf europäischer Ebene die Regionen als wahren Lebensraum der Menschen gefördert. Visionäre Kultur und ein Europa der Regionen, das wären echte Herausforderungen für einen, der sich jetzt noch nicht zurücklehnen will.
Klaus Küng wird nicht mehr lang Diözesanbischof sein, er hat seinen Rücktritt eingereicht. Ruhe hatte er zu bringen nach den turbulenten Jahren von Kurt Krenn, der sich als einladender Gastgeber für klerikale Problemfälle aus dem ganzen deutschen Sprachraum hervortat – manche davon sind noch immer als „Kirchenleerer“ im Einsatz. Küng ist Mitglied des Opus Dei in Österreich, gewissermaßen der Spanischen Hofreitschule des Apostolats. Er hat sich diesbezüglich in seinen 11 Bischofsjahren weise zurückgehalten, ja für manche Ältere aus der Katholischen Aktion sogar zu stark auf eine meditativ-defensive, selbstgenügsame „Grüppchenkirche“ gebaut.
Lassen wir uns in beiden Fällen überraschen. „Fürchtet euch nicht!“ (Lk 2, 8-20)