Füllfeder
Text
Roul Starka
Ausgabe
Eine Kolumne mit der Füllfeder, geschrieben in ein Moleskine-Notizheft mit einem Ahornblatt als Lesezeichen. In unserem kleinen Garten, mit dem süßesten Hund daneben. Vor mir summt eine Umwälzpumpe, damit das Wasserl im Pool Freude hat. Das Kimi-Hunzi, schwarzes Mädi, liegt vor einem rechteckigen Blumentopf mit orangefarbenen und rosa Blumen. Mit ‚rosanen‘ Blumen gefällt mir besser. Zusätzlich stecken im Topf zwei Solarlichtkugerl aus Glas. Links und rechts vom Topf sitzen zwei Buddhas, die zwei weitere Solarlichterl in ihren zart verkreuzten Fingern halten, Daumenspitze an Daumenspitze, leicht abgestützt in ihrem Schoß. Genau in meine Augen schaut mir eine wippende Plastikschnecke. Sie steckt auf einem Draht auch im Blumentopf, mit Blume unter ihrem Popo als Schutz.Wir, meine Frau und ich, haben noch viel mehr Buddhas im Haus und im Garten. Meine Frau liebt Buddha, sie sagt „Buddhi“. Ich liebe meine Frau, ich sag „Schatzi“.
Jetzt zwitschert ein Vogerl, es ist eindeutig aus St. Pölten. Das erkennt man an seinen böhmisch-melancholischen Harmonien, an seinem traurigen Moll am Traisenstrand, an seinem quietschglücklichen Dur im Autodrom am Rummelplatz. Alles fettzwiebelt und knoblaucht und salzt, so gut. Dann Zuckerwatte, Mama im Mund.
Anscheinend hat mir so ein St. Pöltner Vogerl eine seiner Federn zum Schreiben geschenkt. Und jetzt hat ein paar Seiten weiter das Ahornblatt gedrückt, mich gerufen. Ich werde das Blatt auf diesen Text legen, dass ich ihn wieder finde, wenn mich seine Worte rufen. Wiese. Seepferdchen an der Wand.