"Ich darf keine Ruhe geben!"
Text
Eva Seidl
Ausgabe
Erwin Steinhauer ist „Der Bockerer“. Ab 7. Dezember im Landestheater St. Pölten. Mit MfG sprach er über den aktuellen Bezug des Stücks und das Zusammenspiel mit seinem Sohn Matthias Franz Stein, der im Stück den Sohn und Nazi Hans Bockerer darstellt.
Nach 2006 sind Sie nun mit dem „Bockerer“ zurück im Landestheater. Was ist das für ein Stück für Sie?
Die Reihe der österreichischen Widerstandsliteratur ist ja eine sehr kurze. Ich finde, „Der Bockerer“ ist ein ganz wichtiges Stück, das 1946 von Ulrich Becher und Peter Preses in New York geschrieben und 1948 in Wien in der Scala zum ersten Mal zur Aufführung kam. Es zeigt einen unpolitischen Kleinbürger, der aber eine tolle Portion Zivilcourage und Anarchie in sich hat, und wenn es mehr solcher Leute gegeben hätte, dann wär die Abstimmung, die Geschichte mit dem Heldenplatz vielleicht doch anders ausgegangen. Dann wär unser Stellenwert in der Geschichte ein anderer, als er eben jetzt ist.
Das Stück spielt 1938. Was macht das Stück noch heute wichtig und aktuell?
Ich hab einen klaren Grund, warum ich es spiele: Solange es Menschen gibt, die heute, 2007, noch immer behaupten, dass die Sache mit den Gaskammern nicht bewiesen ist, und die viele Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlosen - und das sind Leute, die teilweise auch in unserer Regierung sitzen - solange habe ich als Schauspieler mit meinen Mitteln die Pflicht, mit so einem Stück an unsere Geschichte, an unsere Vergangenheit zu erinnern. Das ist mein Antrieb, dass ich die Mittel nutze, die mir in meinem Beruf zur Verfügung stehen. Die geben ja keine Ruh‘, die Verleugner, die Verharmloser. Also darf ich auch keine Ruhe geben.
Sie spielen gemeinsam mit Ihrem Sohn, der auch im Stück Ihren Sohn darstellt. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Es ist schwierig und gewöhnungsbedürftig, weil ich ja mit meinem Sohn eine Geschichte habe. Ich war Vater und erlebe jetzt ein Spannungsverhältnis zwischen Vater und Sohn, das wir in dieser Art und Weise, solange er noch bei mir gelebt hat, nicht gekannt haben.
Er ist als Nazi im Stück auch gewalttätig, das war für mich auf den ersten Proben sicherlich sehr gewöhnungsbedürftig, aber er hat das sehr gut gemacht.
Es ist jedenfalls sehr spannend mit ihm zu spielen, weil man als Vater immer Angst hat, dass er mir nicht entspricht, oder dass wir uns bei einer Probe über Auflösungen streiten oder dass wir grundsätzlich anderer Meinung sind über eine Figur. Das ist aber alles eigentlich nicht der Fall. Wir haben über das Stück nie unter vier Augen gesprochen. Jede Auseinandersetzung wurde während der Proben geführt, wir haben nicht privat im Kammerl probiert. Wir wollten vollkommen vorurteilsfrei in die Proben gehen und das war auch gut so.
Die Reihe der österreichischen Widerstandsliteratur ist ja eine sehr kurze. Ich finde, „Der Bockerer“ ist ein ganz wichtiges Stück, das 1946 von Ulrich Becher und Peter Preses in New York geschrieben und 1948 in Wien in der Scala zum ersten Mal zur Aufführung kam. Es zeigt einen unpolitischen Kleinbürger, der aber eine tolle Portion Zivilcourage und Anarchie in sich hat, und wenn es mehr solcher Leute gegeben hätte, dann wär die Abstimmung, die Geschichte mit dem Heldenplatz vielleicht doch anders ausgegangen. Dann wär unser Stellenwert in der Geschichte ein anderer, als er eben jetzt ist.
Das Stück spielt 1938. Was macht das Stück noch heute wichtig und aktuell?
Ich hab einen klaren Grund, warum ich es spiele: Solange es Menschen gibt, die heute, 2007, noch immer behaupten, dass die Sache mit den Gaskammern nicht bewiesen ist, und die viele Verbrechen der Nationalsozialisten verharmlosen - und das sind Leute, die teilweise auch in unserer Regierung sitzen - solange habe ich als Schauspieler mit meinen Mitteln die Pflicht, mit so einem Stück an unsere Geschichte, an unsere Vergangenheit zu erinnern. Das ist mein Antrieb, dass ich die Mittel nutze, die mir in meinem Beruf zur Verfügung stehen. Die geben ja keine Ruh‘, die Verleugner, die Verharmloser. Also darf ich auch keine Ruhe geben.
Sie spielen gemeinsam mit Ihrem Sohn, der auch im Stück Ihren Sohn darstellt. Wie funktioniert die Zusammenarbeit?
Es ist schwierig und gewöhnungsbedürftig, weil ich ja mit meinem Sohn eine Geschichte habe. Ich war Vater und erlebe jetzt ein Spannungsverhältnis zwischen Vater und Sohn, das wir in dieser Art und Weise, solange er noch bei mir gelebt hat, nicht gekannt haben.
Er ist als Nazi im Stück auch gewalttätig, das war für mich auf den ersten Proben sicherlich sehr gewöhnungsbedürftig, aber er hat das sehr gut gemacht.
Es ist jedenfalls sehr spannend mit ihm zu spielen, weil man als Vater immer Angst hat, dass er mir nicht entspricht, oder dass wir uns bei einer Probe über Auflösungen streiten oder dass wir grundsätzlich anderer Meinung sind über eine Figur. Das ist aber alles eigentlich nicht der Fall. Wir haben über das Stück nie unter vier Augen gesprochen. Jede Auseinandersetzung wurde während der Proben geführt, wir haben nicht privat im Kammerl probiert. Wir wollten vollkommen vorurteilsfrei in die Proben gehen und das war auch gut so.