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Auftrag: Integration


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St. Pöltens gute Seite

Auftrag: Integration

Text Mathias Kirner
Ausgabe 12/2010

Die Stadt St. Pölten widmet dem Bereich Integration einen eigenen Beauftragten. Was der genau tut, erfuhren wir bei einem Besuch im Rathaus.

Das Integrationsbüro im St. Pöltener Rathaus besteht seit 2005 und erfüllt nicht das Klischeebild, das man sich zuvor im Kopf gebildet hat: Kein Hauch von Streetworker-Charme, keine Multikulti-Aura, sondern ein nüchternes Arbeitszimmer. Nur ein Roll Up mit „Herzlich Willkommen“ in verschiedensten Sprache lässt auf den Job, der hier gemacht wird, schließen. Detail am Rande: Der Integrationsbeauftragte sitzt im selben Büro wie die Frauenbeauftragte. Diskriminierte Bevölkerungsgruppen unter sich?!
Michael Putzenlechner übt seinen Job seit April 2008 aus. Seine Aufgaben liegen einerseits in der Vernetzung sämtlicher Beteiligten, andererseits auch darin, konkrete Projekte abzuwickeln. Unter „Vernetzung“ versteht die Stadt dabei etwa die Organisation von Arbeitskreisen, „an denen NGOs, Glaubensgemeinschaften und Migrantenvereine beteiligt sind.“
Bei den Projekten wiederum wird ein Hauptschwerpunkt insbesondere auf das Thema Sprache gelegt. „Die Stadt bietet Deutschkurse an, wir unterstützen aber auch Deutschkurse, die von Vereinen durchgeführt werden“, erläutert Putzenlechner. Für die Deutsch-Förderung von Schülern bietet die Stadt zudem eine spezielle Sprachlernsoftware an, die zurzeit in sechs St. Pöltener Schulen zum Einsatz kommt.
Ein anderer Schwerpunkt lässt sich unter dem Übertitel „Umgang miteinander“ zusammenfassen. Ein Beispiel hierfür wäre die Supervision für Lehrlinge mit Migrationshintergrund. „Diese Initiative zielt darauf ab, Jugendliche zu unterstützen, wenn sie aufgrund ihrer Abstammung oder ihrer Kultur im Lehrbetrieb oder in der Berufsschule benachteiligt werden.“
Eine weitere Aktivität des Integrationsbüros besteht in der Durchführung von Seminaren. Zum Beispiel bietet man „Argumentationstrainings gegen Vorurteile für NGOs, aber auch für Magistratsbedienstete an.“ Dabei soll der entwaffnende Umgang mit Stammtischparolen vermittelt werden.

Integrationsbereitschaft versus Aufnahmegesellschaft
Soviel zu den Aktivitäten. Und welches Integrationsverständnis hat Putzenlechner selbst? „Jeder, der zuzieht, muss ein Maß an Integrationsbereitschaft mitbringen“, stellt er klar. „Andererseits hat aber auch die Aufnahmegesellschaft noch zu wenig Einblick.“ Wohl eine vorsichtige Formulierung dafür, dass Integration eine Aufgabe ist, die von beiden Seiten in Angriff genommen werden muss und keine Einbahn darstellt.
Wo sieht er die größten Integrationsprobleme? „Das ist schwer zu sagen, Probleme bei der Integration werden von jedem subjektiv und anders empfunden.“ Dennoch macht er Problemfelder vor allem bei der Sprache und in der Schule aus. Die Stadt versucht dem unter anderem durch Eltern-Informationsabende zu begegnen.
Das Budget des Integrationsbüros mutet mit 17.000 Euro gering an. Eine Pseudoeinrichtung? Putzenlechner negiert und verweist darauf, „dass der Magistrat Integration als Querschnittsmaterie begreift, an deren Finanzierung mehrere Abteilungen beteiligt sind.“ So wurde die Lernsoftware etwa von der EDV-Abteilung finanziert. Außerdem würden Projekte immer über Co-Finanzierungen abgewickelt. Die Supervision für Lehrlinge wird beispielsweise für 2010 und 2011 vom Europäischen Sozialfonds subventioniert.
Putzenlechner hat das Integrationsthema bereits während seines Psychologie-Studiums interessiert. „Es ist sehr vielfältig und herausfordernd!“ Waren ihm die Sensibilität und das Konfliktpotential seiner Aufgabe schon vor Jobantritt bewusst? “Nein, aber man kommt schnell drauf.“