Feuer am Dach?
Text
Johannes Mayerhofer
Ausgabe
Freiwillige Feuerwehren sind wichtig und bieten vielfältige Aufgaben, klar. Aber warum tun sich Floriani-Verbände flächendeckend immer schwerer damit, jungen Nachwuchs zu finden? Und was sagt das über Jugend, Gesellschaft und die Bedeutung von Vereinen aus?
Kreischende Feuerwehrsirenen, Blaulicht, zersplitternde Glasscheiben, eine verbeulte Autotür, die aufgeschnitten wird und natürlich Wasser aus dem Hochdruckschlauch sowie lodernde Flammen. All das unterlegt mit frenetischer Musik. Im Bild: Begeisterte, uniformierte Kids im Alter von zehn bis 15 Jahren. Nein, Halbherzigkeit kann man der Freiwilligen Feuerwehr Krems bei ihren Social Media Auftritten nicht vorwerfen. Gerade was das Anwerben von Nachwuchs für die Feuerwehrjugend betrifft, legen sich die Florianis von der Donau ins Zeug. In der Feuerwehrzentrale weiß man, wie notwendig es ist, die Fühler dorthin auszustrecken, wo Kinder und Jugendliche erreichbar sind. Nicht nur in Krems haben FFs Probleme, begeisterten Nachwuchs für sich zu gewinnen. Dabei fangen viele Feuerwehr„karrieren“ schon in jungen Jahren an.
Früh übt sich!
Daniel Reuter, bautechnischer Zeichner aus Krems, ist erst 25 Jahre alt, ein „junger Hupfer“ also. Innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Krems ist er allerdings schon fast ein langgedienter Veteran. Kein Wunder, denn Daniel war erst zehn Jahre alt, als er sich der Feuerwehrjugend in seiner Heimatgemeinde Hollenburg anschloss. „Wir waren eine kleine Gruppe im Ort. Einige meiner Freunde waren schon länger dabei und über die bin ich dann auch zur Feuerwehr gestoßen“, erzählt er. Kameradschaft und die Möglichkeiten Neues zu lernen waren schon damals Triebfedern seines Engagements bei der FF. Vonseiten anderer Kinder und Jugendlicher hätten er und seine Kameraden von Zeit zu Zeit spotthafte Reaktionen und manchmal auch Neid erlebt. „Neid auf unsere Kameradschaft“, wie Daniel meint. Neben dem Schulstress standen bei ihm Heimstunden in der Feuerwehrwache, Vorbereitungen für Wissenstests, Teilnahmen an Übungen, Wettkämpfen und Jugendlagern – seine „persönlichen Highlights“ – am Plan. Den Kindern und Jugendlichen werde ein Sinn für Zusammenarbeit und die Bedeutung von Hierarchien vermittelt. „Feuerwehr ist Hierarchie, das ist klar.“ Von seinen damaligen Freunden bei der Feuerwehrjugend seien einige auch heute noch im FF-Team, aber eben nicht alle: „Diese Lebensjahre sind eben eine schwierige Zeit, viele haben dann mit 15 oder so eine Freundin oder entwickeln andere Interessen.“ Heute ist Reuter Sachbearbeiter für Atemschutz der FF Krems, zu der eine Zentrale und acht Wachen gehören. Einen Raum im hinteren Teil der Zentrale, die Werkstatt, kann er sein „Reich“ nennen. „Ich bin hier zuständig dafür, dass die Atemschutzvorrichtungen funktionieren, dass alles gewartet und auf Schäden kontrolliert wird, dass die Kameraden die Ausbildung besuchen. Es ist wie ein zweiter Job für mich. Neben diesen Aufgaben muss ich auch oft in Bereitschaft sein. Aber man hat ja auch Freude daran und die Kameraden müssen sich auf mich verlassen können, dass mit dem Atemschutz alles funktioniert.“ An der Verantwortung wachse man auch persönlich mit, meint Daniel. „Man entwickelt sich mit der Feuerwehr. Man entwickelt Fähigkeiten, hat die Chance sich zu beweisen, lernt aber auch, wo Grenzen sind und wo man sich in eine Gruppe einzuordnen hat.“
Daniel Reuter, bautechnischer Zeichner aus Krems, ist erst 25 Jahre alt, ein „junger Hupfer“ also. Innerhalb der Freiwilligen Feuerwehr Krems ist er allerdings schon fast ein langgedienter Veteran. Kein Wunder, denn Daniel war erst zehn Jahre alt, als er sich der Feuerwehrjugend in seiner Heimatgemeinde Hollenburg anschloss. „Wir waren eine kleine Gruppe im Ort. Einige meiner Freunde waren schon länger dabei und über die bin ich dann auch zur Feuerwehr gestoßen“, erzählt er. Kameradschaft und die Möglichkeiten Neues zu lernen waren schon damals Triebfedern seines Engagements bei der FF. Vonseiten anderer Kinder und Jugendlicher hätten er und seine Kameraden von Zeit zu Zeit spotthafte Reaktionen und manchmal auch Neid erlebt. „Neid auf unsere Kameradschaft“, wie Daniel meint. Neben dem Schulstress standen bei ihm Heimstunden in der Feuerwehrwache, Vorbereitungen für Wissenstests, Teilnahmen an Übungen, Wettkämpfen und Jugendlagern – seine „persönlichen Highlights“ – am Plan. Den Kindern und Jugendlichen werde ein Sinn für Zusammenarbeit und die Bedeutung von Hierarchien vermittelt. „Feuerwehr ist Hierarchie, das ist klar.“ Von seinen damaligen Freunden bei der Feuerwehrjugend seien einige auch heute noch im FF-Team, aber eben nicht alle: „Diese Lebensjahre sind eben eine schwierige Zeit, viele haben dann mit 15 oder so eine Freundin oder entwickeln andere Interessen.“ Heute ist Reuter Sachbearbeiter für Atemschutz der FF Krems, zu der eine Zentrale und acht Wachen gehören. Einen Raum im hinteren Teil der Zentrale, die Werkstatt, kann er sein „Reich“ nennen. „Ich bin hier zuständig dafür, dass die Atemschutzvorrichtungen funktionieren, dass alles gewartet und auf Schäden kontrolliert wird, dass die Kameraden die Ausbildung besuchen. Es ist wie ein zweiter Job für mich. Neben diesen Aufgaben muss ich auch oft in Bereitschaft sein. Aber man hat ja auch Freude daran und die Kameraden müssen sich auf mich verlassen können, dass mit dem Atemschutz alles funktioniert.“ An der Verantwortung wachse man auch persönlich mit, meint Daniel. „Man entwickelt sich mit der Feuerwehr. Man entwickelt Fähigkeiten, hat die Chance sich zu beweisen, lernt aber auch, wo Grenzen sind und wo man sich in eine Gruppe einzuordnen hat.“
Are the kids alright?
Kameradschaft und Teamgeist, das Erlernen neuer Fähigkeiten, der „Neid der anderen“ – welchen man sich ja bekannterweise hart verdienen muss – und die Mithilfe zum Erhalt der öffentlichen Sicherheit: Gründe, sich bei einer Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren, scheint es viele zu geben. Was sind aber die Gründe, weshalb die Zahlen jener Jungspunde, die sich davon begeistern lassen, deutlich abnehmen?
Diese Frage beschäftigt auch Johanna Stoiber. Sie ist als Jugendbeauftragte zuständig für die Betreuung und auch Rekrutierung der FF-Jugend in Krems. Auch sie ist bereits seit Kindheitstagen „dabei“, stieß zur Kremser FF als sie zwölf war, nach den Eindrücken der Hochwasserkatastrophe im Jahr 2002. Eine Rolle spiele laut Stoiber im speziellen Fall der Kremser FF die geografische Lage. „In der Stadt ist das Verhältnis der Menschen viel anonymer als im kleinen Dorf, wo sich jeder kennt und die FF ein Teil der Gemeinschaft ist“, so die 29-Jährige. Doch da sich FFs sowohl im städtischen, als auch im ländlichen Bereich mit dem Phänomen konfrontiert sehen, muss es auch andere Faktoren geben. Was sich definitiv verändert habe, das seien die Zahlen anderer Vereine. „Heute gibt es ja ein wirkliches „Griss“ um Kinder und Jugendliche. Die haben ein größeres Vereinsangebot, als es früher der Fall war.“ Gerade im Bereich Sport habe sich da sehr viel getan und ausdifferenziert. Hinzu komme der demografische Trend: „Es gibt eben immer weniger Kinder.“
Ein weiterer Grund sei der stetig steigende digitale Medienkonsum bei Kids und Jugendlichen. Dieser würde, etwa vermittelt über das ständig greifbare Smartphone, die Bedürfnisse der jungen Leute nach Erlebnis, Abenteuer, Action zu einem Teil bereits stillen. Der Anreiz, aufzustehen und aktiv etwas zu machen, würde dadurch sinken. Stoiber ist auch der Meinung, dass die Digitalisierung der Kommunikation dazu beitrage, dass Kinder zunehmend Hemmungen bekämen, sich in unvertraute Situationen oder in analogen (in Jugendsemantik übersetzt: „face-to-face“/„real life“) Kontakt mit unbekannten Personen zu begeben. Eine digitale Blase also, in die man kaum eindringen kann? So einfach sieht es Stoiber auch wieder nicht, denn es gibt Wege. Die Feuerwehr Krems strecke ihre Fühler regelmäßig aus, etwa in Kooperation mit Schulen, aber auch durch die Veranstaltung von Workshops, wie zuletzt am 31. August. Sie meint: „Die Schwierigkeit ist nicht so sehr, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, sondern den Schritt hinzubekommen, dass ein kontaktierter Jugendlicher dann auch tatsächlich längerfristig bei uns bleibt.“ Einen Grundsatz beim Rekrutieren sei laut Stoiber zentral: „Man muss vor allem dorthin gehen, wo man Kinder und Eltern gemeinsam antrifft. Die Rolle der Eltern darf man nicht unterschätzen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder sich vollkommen aus eigener Initiative dazu entschieden, zur FF zu kommen, sei geringer als wenn eine Eltern-Kind-Dynamik im Spiel sei. Beim Eintritt werden zwar ärztliche Gutachten zur körperlich-seelischen Eignung verlangt, darüber hinaus sei die Feuerwehr offen für alle, die den Anforderungen entsprechen können. Und hier tut sich laut Reuter und Stoiber ein weiteres spezifisches „Problem“ der Feuerwehr Krems auf: „Wir geben nach außen ein sehr professionelles Bild ab. Das ist gut, aber der Effekt ist, dass viele glauben, wir seien eine Berufsfeuerwehr.“ Nicht wenige würden daher gar nicht auf die Idee kommen, dass es sich um eine Freiwillige Feuerwehr mit Feuerwehrjugend handle.
Kameradschaft und Teamgeist, das Erlernen neuer Fähigkeiten, der „Neid der anderen“ – welchen man sich ja bekannterweise hart verdienen muss – und die Mithilfe zum Erhalt der öffentlichen Sicherheit: Gründe, sich bei einer Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren, scheint es viele zu geben. Was sind aber die Gründe, weshalb die Zahlen jener Jungspunde, die sich davon begeistern lassen, deutlich abnehmen?
Diese Frage beschäftigt auch Johanna Stoiber. Sie ist als Jugendbeauftragte zuständig für die Betreuung und auch Rekrutierung der FF-Jugend in Krems. Auch sie ist bereits seit Kindheitstagen „dabei“, stieß zur Kremser FF als sie zwölf war, nach den Eindrücken der Hochwasserkatastrophe im Jahr 2002. Eine Rolle spiele laut Stoiber im speziellen Fall der Kremser FF die geografische Lage. „In der Stadt ist das Verhältnis der Menschen viel anonymer als im kleinen Dorf, wo sich jeder kennt und die FF ein Teil der Gemeinschaft ist“, so die 29-Jährige. Doch da sich FFs sowohl im städtischen, als auch im ländlichen Bereich mit dem Phänomen konfrontiert sehen, muss es auch andere Faktoren geben. Was sich definitiv verändert habe, das seien die Zahlen anderer Vereine. „Heute gibt es ja ein wirkliches „Griss“ um Kinder und Jugendliche. Die haben ein größeres Vereinsangebot, als es früher der Fall war.“ Gerade im Bereich Sport habe sich da sehr viel getan und ausdifferenziert. Hinzu komme der demografische Trend: „Es gibt eben immer weniger Kinder.“
Ein weiterer Grund sei der stetig steigende digitale Medienkonsum bei Kids und Jugendlichen. Dieser würde, etwa vermittelt über das ständig greifbare Smartphone, die Bedürfnisse der jungen Leute nach Erlebnis, Abenteuer, Action zu einem Teil bereits stillen. Der Anreiz, aufzustehen und aktiv etwas zu machen, würde dadurch sinken. Stoiber ist auch der Meinung, dass die Digitalisierung der Kommunikation dazu beitrage, dass Kinder zunehmend Hemmungen bekämen, sich in unvertraute Situationen oder in analogen (in Jugendsemantik übersetzt: „face-to-face“/„real life“) Kontakt mit unbekannten Personen zu begeben. Eine digitale Blase also, in die man kaum eindringen kann? So einfach sieht es Stoiber auch wieder nicht, denn es gibt Wege. Die Feuerwehr Krems strecke ihre Fühler regelmäßig aus, etwa in Kooperation mit Schulen, aber auch durch die Veranstaltung von Workshops, wie zuletzt am 31. August. Sie meint: „Die Schwierigkeit ist nicht so sehr, die Kinder und Jugendlichen zu erreichen, sondern den Schritt hinzubekommen, dass ein kontaktierter Jugendlicher dann auch tatsächlich längerfristig bei uns bleibt.“ Einen Grundsatz beim Rekrutieren sei laut Stoiber zentral: „Man muss vor allem dorthin gehen, wo man Kinder und Eltern gemeinsam antrifft. Die Rolle der Eltern darf man nicht unterschätzen.“ Die Wahrscheinlichkeit, dass Kinder sich vollkommen aus eigener Initiative dazu entschieden, zur FF zu kommen, sei geringer als wenn eine Eltern-Kind-Dynamik im Spiel sei. Beim Eintritt werden zwar ärztliche Gutachten zur körperlich-seelischen Eignung verlangt, darüber hinaus sei die Feuerwehr offen für alle, die den Anforderungen entsprechen können. Und hier tut sich laut Reuter und Stoiber ein weiteres spezifisches „Problem“ der Feuerwehr Krems auf: „Wir geben nach außen ein sehr professionelles Bild ab. Das ist gut, aber der Effekt ist, dass viele glauben, wir seien eine Berufsfeuerwehr.“ Nicht wenige würden daher gar nicht auf die Idee kommen, dass es sich um eine Freiwillige Feuerwehr mit Feuerwehrjugend handle.
Kinderfeuerwehren: Die Lösung des Problems?
Doch genug der Problemanalyse. Welche Problemlösungen könnten helfen? Manchmal hilft es, einen Blick über den nationalen Tellerrand zu werfen, so wie Dietmar Fahrafellner. Der Kommandant der St. Pöltner Florianis und Landesfeuerwehrkommandant für NÖ hat sich bei den bayerischen Kollegen umgesehen und berichtet: „Die probieren dort schon einige Zeit unterschiedliche Modelle von Kinderfeuerwehren und machen damit gute Erfahrungen.“ Das Konzept ist simpel: Ddie Altersgrenzen sollen nach unten hin geöffnet werden. Kinder sollen schon ab acht Jahren mitmachen können. „Natürlich muss das alles spielerischer und weniger streng geschehen als bei der regulären Feuerwehrjugend und man muss regionale Unterschiede in der Umsetzung zulassen“, erklärt Fahrafellner. Mittlerweile werde das Konzept von etwa 20 Wehren in NÖ umgesetzt, wobei es laut Fahrafellner in Hainburg derartig gut funktioniere, dass man sogar einen Aufnahmestopp aussprechen musste. Positiv sei die bisherige Bilanz auch in Amstetten und Mödling. Beinahe täglich komme es zu Neugründungen von Kinderfeuerwehren in NÖ, so Fahrafellner.
Andere Stimmen sehen die Idee eher kritisch. „Wenn man, so wie ich, mit zehn Jahren zur Feuerwehrjugend kommt, hat man mehr als fünf Jahre „Durststrecke“. Natürlich macht man Übungen und dergleichen, aber man wartet Jahre, bis man an tatsächlichen Einsätzen teilnehmen kann. Durch die Kinderfeuerwehr wird diese Zeit noch ausgeweitet“, meint etwa Daniel Reuter. Jugendbetreuerin Stoiber betont: „So junge Kids brauchen besonders geschultes Betreuungspersonal. Da muss man eben von Wache zu Wache schauen, wie das läuft.“ Ob die Kinderfeuerwehren langfristig der Schlüssel zur Lösung des Problems sind, wird wohl erst in einigen Jahren seriös zu beurteilen sein. Währenddessen schmiedet Fahrafellner weitere Pläne: „Wir haben den Auftritt der FFs in den Social Media Plattformen. Aber wir haben auch vor, mehr in die Sprache der Jugend einzutauchen und auch Kooperationen mit Influencer-Stars und Firmen einzugehen.“
Es gibt aber auch positive Trends. „Der Anteil der Frauen und Mädchen steigt bei uns stetig. Im aktiven Dienst haben wir in NÖ nur sechs Prozent, bei der Jugend sind es aber mittlerweile 30 Prozent. Hätten wir nicht so viel weiblichen Zuwachs, würde die Zahl unserer Mitglieder sinken“, erklärt Fahrafellner.
Doch genug der Problemanalyse. Welche Problemlösungen könnten helfen? Manchmal hilft es, einen Blick über den nationalen Tellerrand zu werfen, so wie Dietmar Fahrafellner. Der Kommandant der St. Pöltner Florianis und Landesfeuerwehrkommandant für NÖ hat sich bei den bayerischen Kollegen umgesehen und berichtet: „Die probieren dort schon einige Zeit unterschiedliche Modelle von Kinderfeuerwehren und machen damit gute Erfahrungen.“ Das Konzept ist simpel: Ddie Altersgrenzen sollen nach unten hin geöffnet werden. Kinder sollen schon ab acht Jahren mitmachen können. „Natürlich muss das alles spielerischer und weniger streng geschehen als bei der regulären Feuerwehrjugend und man muss regionale Unterschiede in der Umsetzung zulassen“, erklärt Fahrafellner. Mittlerweile werde das Konzept von etwa 20 Wehren in NÖ umgesetzt, wobei es laut Fahrafellner in Hainburg derartig gut funktioniere, dass man sogar einen Aufnahmestopp aussprechen musste. Positiv sei die bisherige Bilanz auch in Amstetten und Mödling. Beinahe täglich komme es zu Neugründungen von Kinderfeuerwehren in NÖ, so Fahrafellner.
Andere Stimmen sehen die Idee eher kritisch. „Wenn man, so wie ich, mit zehn Jahren zur Feuerwehrjugend kommt, hat man mehr als fünf Jahre „Durststrecke“. Natürlich macht man Übungen und dergleichen, aber man wartet Jahre, bis man an tatsächlichen Einsätzen teilnehmen kann. Durch die Kinderfeuerwehr wird diese Zeit noch ausgeweitet“, meint etwa Daniel Reuter. Jugendbetreuerin Stoiber betont: „So junge Kids brauchen besonders geschultes Betreuungspersonal. Da muss man eben von Wache zu Wache schauen, wie das läuft.“ Ob die Kinderfeuerwehren langfristig der Schlüssel zur Lösung des Problems sind, wird wohl erst in einigen Jahren seriös zu beurteilen sein. Währenddessen schmiedet Fahrafellner weitere Pläne: „Wir haben den Auftritt der FFs in den Social Media Plattformen. Aber wir haben auch vor, mehr in die Sprache der Jugend einzutauchen und auch Kooperationen mit Influencer-Stars und Firmen einzugehen.“
Es gibt aber auch positive Trends. „Der Anteil der Frauen und Mädchen steigt bei uns stetig. Im aktiven Dienst haben wir in NÖ nur sechs Prozent, bei der Jugend sind es aber mittlerweile 30 Prozent. Hätten wir nicht so viel weiblichen Zuwachs, würde die Zahl unserer Mitglieder sinken“, erklärt Fahrafellner.
Auf dem Weg in eine Individualisten-Gesellschaft?
Welche Schlüsse können aus der Nachwuchssituation der Feuerwehren gezogen werden? Handelt es sich hier bloß um ein isoliertes Problem der Feuerwehren oder spiegeln sich darin viel weitreichendere Veränderungen der Gesellschaft? Welche Rolle spielen Vereine in der Sozialisierung von Jugendlichen? Bernhard Heinzlmeier ist Mitbegründer und Vorsitzender des Wiener Instituts für Jugendkulturforschung und beschäftigt sich seit über 20 Jahren aus sozialempirischer Sicht mit diesen Fragen. Einen generellen Bedeutungsverlust der Vereine sieht er nicht, manche Vereine seien „angesagter“, andere eben nicht. Was aber Freiwilligenvereine wie die Feuerwehr besonders treffe, sei die Auflösung traditioneller Gemeinschaften, wie die Dorfgemeinschaften. „Dort gibt es Abwanderung, Zuzug aus der Stadt. Gleichzeitig haben wir Entwicklungen einer Individualisierung. Die Menschen sehen sich als Einzelne und nicht als Teil einer Gemeinschaft“, so Heinzlmeier. Er sieht eine Tendenz, dass Leistungen von Vereinen in den ökonomischen Dienstleistungsbereich verschoben werden. „Das Leben ist diskontinuierlicher geworden. Menschen pflegen weniger Treue im privaten Umfeld, als auch gegenüber der Firma und so weiter. Unter anderem durch die Digitalisierung der Kommunikation werden Interaktionen flüchtiger, unpersönlicher und unverbindlicher. All das bietet natürlich keine guten Grundlagen für Freiwilligenvereine, die auf Kontinuität, Tradition und Hierarchie aufgebaut sind“, führt er weiter aus.
Ebenfalls eine Rolle spiele laut Heinzlmeier der banale Umstand, dass ein Tag eben nur 24 Stunden hat. „Der Zeitdruck ist heute ein wesentlich höherer. Wenn man sich etwa die Schule anschaut, ist das schon so von Leistungsnachweisen und Formalisierung geprägt. Die Schüler müssen sich dem quasi mit Haut und Haar verschreiben.“ Die Nachwuchssituation der Freiwilligenorganisationen sei zum Teil eine Folge des „Strukturwandels der Öffentlichkeit und der Institutionen“. Vor allem im städtischen Bereich spiele der demographische Aspekt der Migration und anderer Kulturen eine Rolle. „Vereine existieren nie losgelöst von kulturellen und traditionellen Bedingungen. Und manche Zuwanderermilieus haben eine kulturelle Ferne zu der Art von Freiwilligenorganisationen, wie wir sie etwa in Österreich haben. Die haben dafür ihre ethnischen Communities mit entsprechendem Vereinswesen“, erklärt Heinzlmeier. Auch NÖ-Feuerwehrchef Fahrafellner berichtet von Problemen: „Wir haben Leute aus unterschiedlichen Nationen und oft funktioniert es gut, auch wenn die sprachliche Verständigung natürlich funktionieren muss. Wir hatten allerdings schon Fälle, wo Kinder sich der Feuerwehrjugend angeschlossen haben und dann später von den Eltern wieder herausgenommen wurden, weil denen das kulturell fremd ist. Bei Muslimen ist das etwa oft so.“
Zurück in der FF-Zentrale Krems sitzt Daniel Reuter in seiner Werkstatt im Spätdienst. „Mal sehen, wie lang es heute dauert. Vielleicht bis 20.00 Uhr, vielleicht auch später“, sagt er. Die Vereinbarkeit mit dem Privatleben sei manchmal nicht einfach, gesteht er. Wenn man sich mit einem Feuerwehrmann einlässt, müsse man damit wohl leben. Der Feuerwehrdienst ist für Daniel eben mehr als ein einfaches Hobby – und das schon seit seiner Kindheit.
Welche Schlüsse können aus der Nachwuchssituation der Feuerwehren gezogen werden? Handelt es sich hier bloß um ein isoliertes Problem der Feuerwehren oder spiegeln sich darin viel weitreichendere Veränderungen der Gesellschaft? Welche Rolle spielen Vereine in der Sozialisierung von Jugendlichen? Bernhard Heinzlmeier ist Mitbegründer und Vorsitzender des Wiener Instituts für Jugendkulturforschung und beschäftigt sich seit über 20 Jahren aus sozialempirischer Sicht mit diesen Fragen. Einen generellen Bedeutungsverlust der Vereine sieht er nicht, manche Vereine seien „angesagter“, andere eben nicht. Was aber Freiwilligenvereine wie die Feuerwehr besonders treffe, sei die Auflösung traditioneller Gemeinschaften, wie die Dorfgemeinschaften. „Dort gibt es Abwanderung, Zuzug aus der Stadt. Gleichzeitig haben wir Entwicklungen einer Individualisierung. Die Menschen sehen sich als Einzelne und nicht als Teil einer Gemeinschaft“, so Heinzlmeier. Er sieht eine Tendenz, dass Leistungen von Vereinen in den ökonomischen Dienstleistungsbereich verschoben werden. „Das Leben ist diskontinuierlicher geworden. Menschen pflegen weniger Treue im privaten Umfeld, als auch gegenüber der Firma und so weiter. Unter anderem durch die Digitalisierung der Kommunikation werden Interaktionen flüchtiger, unpersönlicher und unverbindlicher. All das bietet natürlich keine guten Grundlagen für Freiwilligenvereine, die auf Kontinuität, Tradition und Hierarchie aufgebaut sind“, führt er weiter aus.
Ebenfalls eine Rolle spiele laut Heinzlmeier der banale Umstand, dass ein Tag eben nur 24 Stunden hat. „Der Zeitdruck ist heute ein wesentlich höherer. Wenn man sich etwa die Schule anschaut, ist das schon so von Leistungsnachweisen und Formalisierung geprägt. Die Schüler müssen sich dem quasi mit Haut und Haar verschreiben.“ Die Nachwuchssituation der Freiwilligenorganisationen sei zum Teil eine Folge des „Strukturwandels der Öffentlichkeit und der Institutionen“. Vor allem im städtischen Bereich spiele der demographische Aspekt der Migration und anderer Kulturen eine Rolle. „Vereine existieren nie losgelöst von kulturellen und traditionellen Bedingungen. Und manche Zuwanderermilieus haben eine kulturelle Ferne zu der Art von Freiwilligenorganisationen, wie wir sie etwa in Österreich haben. Die haben dafür ihre ethnischen Communities mit entsprechendem Vereinswesen“, erklärt Heinzlmeier. Auch NÖ-Feuerwehrchef Fahrafellner berichtet von Problemen: „Wir haben Leute aus unterschiedlichen Nationen und oft funktioniert es gut, auch wenn die sprachliche Verständigung natürlich funktionieren muss. Wir hatten allerdings schon Fälle, wo Kinder sich der Feuerwehrjugend angeschlossen haben und dann später von den Eltern wieder herausgenommen wurden, weil denen das kulturell fremd ist. Bei Muslimen ist das etwa oft so.“
Zurück in der FF-Zentrale Krems sitzt Daniel Reuter in seiner Werkstatt im Spätdienst. „Mal sehen, wie lang es heute dauert. Vielleicht bis 20.00 Uhr, vielleicht auch später“, sagt er. Die Vereinbarkeit mit dem Privatleben sei manchmal nicht einfach, gesteht er. Wenn man sich mit einem Feuerwehrmann einlässt, müsse man damit wohl leben. Der Feuerwehrdienst ist für Daniel eben mehr als ein einfaches Hobby – und das schon seit seiner Kindheit.