Feuer fangen
Text
Johannes Reichl
Ausgabe
Es ist wie das erste Knistern, das man hört, wenn der Zunder allmählich Feuer fängt und sich die Flammen – noch gar nicht gänzlich sichtbar – unter den großen Holzscheiten auszubreiten beginnen, erste Wärme, Energie freisetzen.
Keine Angst, das wird jetzt keine Weihnachtsgeschichte, sondern ich rede von der Kulturhauptstadt-Idee, die sukzessive um sich greift und immer mehr Leute ansteckt. Auch in den MFG-Interviews kommen wir immer wieder unweigerlich auf dieses Thema zu sprechen – und das ist ein gutes Zeichen.
Cafetier Michael Glöckel etwa ortet in der Bewerbung ein Indiz neuen Selbstbewusstseins „weil wir uns das heute einfach zutrauen. In meiner Jugendzeit wäre der Gedanke noch völlig absurd gewesen.“ Nicht dass es nicht schon damals Visionäre gegeben hätte. Der ehemalige Kulturstadtrat Siegfried Nasko etwa brachte St. Pölten bereits im Vorfeld der Europäischen Kulturhauptstadt 2009 aufs Tapet, und erntete dafür Unverständnis bis hin zum Vorwurf des Größenwahns. St. Pölten als Europäische Kulturhauptstadt – das klang für viele nach Science Fiction.
Doch The Times They Are Changing, und die unwahrscheinliche Zukunft von gestern ist die greifbare Wirklichkeit von morgen. Heute fühlt sich die Sache tatsächlich anders an, als hätte sich das berühmte Fenster geöffnet und als sei Österreich nur deshalb mit der Kulturhauptstadt 2024 an der Reihe, weil St. Pölten reif dafür ist. Die Stadt ist unübersehbar im Aufwind, im Wandel, und dieser Wind of Change schlägt sich auf vielen Ebenen nieder – im Hinblick auf die Bewerbung vor allem auch im neuen Kuschelkurs zwischen Stadt und Land. Landeshauptfrau und Bürgermeister haben seit Mikl-Leitners Amtsantritt gefühlt mehr gemeinsame öffentlichkeitswirksame Termine im Feelgood Modus absolviert, als die Vorgänger-Tandems Gruber-Pröll, Stadler-Pröll in den vergangenen 30 Jahren zusammengenommen. Zudem wurde im Vorjahr ein konkreter „new deal“ geschnürt, der von einem „new Stil“ sphärisch getragen wird. Fuhr das Land etwa vor drei Jahren in Sachen Abzug der Kunstsektion des Landesmuseums nach Krems noch brutal über die Stadt und die Kulturszene drüber, setzt man in Sachen Kulturhauptstadt von Beginn an auf Kommunikation und Partizipation. So wurde mit dem St. Pöltner Jakob Redl just der Mit-Initiator der KulturhauptSTART-Plattform in eine leitende Position gehievt und mit dem erfahrenen Michael Duscher aus dem eigenen NÖKU Stall zusammengespannt. Das ist ein starkes Zeichen. Redls Bestellung signalisiert zudem eine geistige Öffnung abseits parteipolitischer Engstirnigkeit, die für den Erfolg eines solchen Projektes unabdingbar ist: Denn wurden früher derlei Bestellungen hüben wie drüben zumeist nach Parteinähe vergeben (schwarz im Land, rot in der Stadt), so hat man mit Redl jemanden geholt, der zwar nicht als Funktionär, aber doch als längjähriger Referent der Grünen politisch quasi „exponiert“ ist. Und keinen kümmerts – was herrlich wohltuend ist, weil es tatsächlich „nur“ ums Know-how und das Netzwerk zu gehen scheint, das er mit einbringt.
Die Zeichen stehen also gut. Die Kulturhauptstadt-Idee schafft es schon jetzt, manch althergebrachte Eigen- bis Dummheit zu durchbrechen oder gar alte potemkinsche Dörfer mit Leben zu erfüllen. Wer hätte etwa gedacht, dass der schon aussortierte Stadtslogan „Mitten in Europa“, der ehemals als reine geographische Zuordnung platt, ja pseudo wirkte, jetzt plötzlich eine schlüssige Einschreibung erfährt! „St. Pölten 2024. Mitten in Europa. Mitten im Aufbruch“, prangt sodenn auf den Einladungen zum „Auftakt“ am 12. Dezember in der Bühne im Hof. Im Zuge dessen wird das Kulturhauptstadt-Bewerbungsfeuer, das ohnedies schon allerorten glost, quasi offiziell entzündet. Lassen wir uns anstecken. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg, der – soviel steht fest – ein spannender wird. Ein Weg nach Europa. Ein Weg zu uns selbst.
Keine Angst, das wird jetzt keine Weihnachtsgeschichte, sondern ich rede von der Kulturhauptstadt-Idee, die sukzessive um sich greift und immer mehr Leute ansteckt. Auch in den MFG-Interviews kommen wir immer wieder unweigerlich auf dieses Thema zu sprechen – und das ist ein gutes Zeichen.
Cafetier Michael Glöckel etwa ortet in der Bewerbung ein Indiz neuen Selbstbewusstseins „weil wir uns das heute einfach zutrauen. In meiner Jugendzeit wäre der Gedanke noch völlig absurd gewesen.“ Nicht dass es nicht schon damals Visionäre gegeben hätte. Der ehemalige Kulturstadtrat Siegfried Nasko etwa brachte St. Pölten bereits im Vorfeld der Europäischen Kulturhauptstadt 2009 aufs Tapet, und erntete dafür Unverständnis bis hin zum Vorwurf des Größenwahns. St. Pölten als Europäische Kulturhauptstadt – das klang für viele nach Science Fiction.
Doch The Times They Are Changing, und die unwahrscheinliche Zukunft von gestern ist die greifbare Wirklichkeit von morgen. Heute fühlt sich die Sache tatsächlich anders an, als hätte sich das berühmte Fenster geöffnet und als sei Österreich nur deshalb mit der Kulturhauptstadt 2024 an der Reihe, weil St. Pölten reif dafür ist. Die Stadt ist unübersehbar im Aufwind, im Wandel, und dieser Wind of Change schlägt sich auf vielen Ebenen nieder – im Hinblick auf die Bewerbung vor allem auch im neuen Kuschelkurs zwischen Stadt und Land. Landeshauptfrau und Bürgermeister haben seit Mikl-Leitners Amtsantritt gefühlt mehr gemeinsame öffentlichkeitswirksame Termine im Feelgood Modus absolviert, als die Vorgänger-Tandems Gruber-Pröll, Stadler-Pröll in den vergangenen 30 Jahren zusammengenommen. Zudem wurde im Vorjahr ein konkreter „new deal“ geschnürt, der von einem „new Stil“ sphärisch getragen wird. Fuhr das Land etwa vor drei Jahren in Sachen Abzug der Kunstsektion des Landesmuseums nach Krems noch brutal über die Stadt und die Kulturszene drüber, setzt man in Sachen Kulturhauptstadt von Beginn an auf Kommunikation und Partizipation. So wurde mit dem St. Pöltner Jakob Redl just der Mit-Initiator der KulturhauptSTART-Plattform in eine leitende Position gehievt und mit dem erfahrenen Michael Duscher aus dem eigenen NÖKU Stall zusammengespannt. Das ist ein starkes Zeichen. Redls Bestellung signalisiert zudem eine geistige Öffnung abseits parteipolitischer Engstirnigkeit, die für den Erfolg eines solchen Projektes unabdingbar ist: Denn wurden früher derlei Bestellungen hüben wie drüben zumeist nach Parteinähe vergeben (schwarz im Land, rot in der Stadt), so hat man mit Redl jemanden geholt, der zwar nicht als Funktionär, aber doch als längjähriger Referent der Grünen politisch quasi „exponiert“ ist. Und keinen kümmerts – was herrlich wohltuend ist, weil es tatsächlich „nur“ ums Know-how und das Netzwerk zu gehen scheint, das er mit einbringt.
Die Zeichen stehen also gut. Die Kulturhauptstadt-Idee schafft es schon jetzt, manch althergebrachte Eigen- bis Dummheit zu durchbrechen oder gar alte potemkinsche Dörfer mit Leben zu erfüllen. Wer hätte etwa gedacht, dass der schon aussortierte Stadtslogan „Mitten in Europa“, der ehemals als reine geographische Zuordnung platt, ja pseudo wirkte, jetzt plötzlich eine schlüssige Einschreibung erfährt! „St. Pölten 2024. Mitten in Europa. Mitten im Aufbruch“, prangt sodenn auf den Einladungen zum „Auftakt“ am 12. Dezember in der Bühne im Hof. Im Zuge dessen wird das Kulturhauptstadt-Bewerbungsfeuer, das ohnedies schon allerorten glost, quasi offiziell entzündet. Lassen wir uns anstecken. Machen wir uns gemeinsam auf den Weg, der – soviel steht fest – ein spannender wird. Ein Weg nach Europa. Ein Weg zu uns selbst.