MFG - Vizebürgermeister Vizebürgermeisterin
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MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Vizebürgermeister Vizebürgermeisterin

Text Johannes Reichl
Ausgabe 09/2005
„Wenn Sie in der Politik etwas gesagt haben wollen, wenden Sie sich an einen Mann. Wenn Sie etwas getan haben wollen, wenden Sie sich an eine Frau.“ Iron Lady?Niemand Geringerer als Margarete Thatcher hat dieses Zitat geprägt. Die ehemalige englische Premierministerin wurde ja gerne als „Iron Lady“ tituliert, zurecht aufgrund ihres neoliberalen Kurses, zu unrecht, weil sie halt nicht in das (männliche) Klischeebild der Spezies Frau passte. Sie schlug die Herren der Schöpfung – siehe obiges Zitat – mit ihren eigenen Waffen: Chauvinismus! Keine „Iron Lady“, aber eine resolute Dame mit Handschlagqualität ist Susanne Kysela. Als erste Vizebürgermeisterin St. Pöltens schreibt sie Stadtgeschichte – ein positives Kapitel. In der derzeit allgemeinen Aufbruchsstimmung ist dies ein weiteres hoffnungsvolles Indiz dafür, dass diese tatsächlich Substanz besitzen könnte, St. Pölten einen Modernitätsschub erfährt. Freilich ist Kyselas Bestellung kein Grund, sich selbstzufrieden auf die Schultern zu klopfen. Frauen & Politik – da ist Österreich nach wie vor „Entwicklungsland“. So waren im Jahr 2003 von insgesamt 2539 Bürgermeisterposten gerade einmal 1,91% mit Frauen besetzt. In den 573 niederösterreichischen Gemeinden werkten 1999 „immerhin“ 15 Bürgermeisterinnen und 44 Vizebürgermeisterinnen. Die „Frauenquote“ im St. Pöltner Gemeinderat beträgt magere 26%, wobei uns da noch - sozusagen das andere Extrem – die Grünen mit einer 100% Quote rausreißen. Protokollfragen wie „Heißt das jetzt Frau Bürgermeister oder Frau Bürgermeisterin“ sind angesichts dessen Kinderkram, ganz abgesehen von nervigen Sprachverunglimpfungen á la „St. PöltnerInnen“. Die Kandidatenlisten für die nächstjährigen Wahl werden zeigen, wie ernst es die Parteien wirklich mit der Gleichberechtigung meinen. Von Mythen & Legenden
Einer der sich sogar eine Frau Bürgermeister gewünscht hätte, ist Hübl Hans, der angesichts zahlreicher Gerüchte und Legenden um seine Person zum Mythos mutiert ist. Wir besuchten ihn in seiner Wohnung. Und wir hatten das Vergnügen, eine lebende Legende zu treffen: Zirkus-Genie und Roncalli-Gründer Bernhard Paul, der uns u.a. von seiner Kindheit in Wilhelmsburg erzählte.