MFG - Hund und Katz
Hund und Katz


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Hund und Katz

Text Johannes Reichl
Ausgabe 11/2005
Stadt und Land – bei allem Respekt, da ist leider noch immer der „Wurm“ drin. Und als Landes- und Stadtbürger muss ich nach fast 20 Jahren Landeshauptstadt konstatieren: das nervt allmählich!  Jüngste Beispiele. Die Überführung des ehemaligen Stadttheaters in das Landestheater sowie die Präsentationen zum Bahnhofsumbau. Der Festakt zu ersterem, also die Eröffnung des Landestheaters, glich zeitweise weniger einem kulturellen Event als einer symbolischen Machtergreifung und Auslöschung. Wenn im Hintergrund des Podiums die österreichische, die niederösterreichische und die europäische Fahne hingen, so wirkte dies zwar auf den ersten Blick hin staatstragend, zugleich musste man sich aber fragen, ob etwa jene der Stadt St. Pölten vergessen wurde. Hier steht dieses Haus, Bürger dieser Stadt haben es dereinst gegründet und aufgebaut – da war von Stadt und Land noch lange keine Rede. Wenn der Landeshauptmann offiziell eröffnete, Prof. Achim Benning über das Theater dozierte (eine pointierte Rede, über deren Inhalt sich trefflich streiten lässt, wenn Benning einem wertkonservativen Theaterbetrieb das Wort redete und sich bemüßigt fühlte, sich über eine Nobelpreisträgerin lustig zu machen), so war dies legitim. Warum gestand man aber dem höchsten Repräsentanten der Stadt und ihrer Bürger, seines Zeichens auch unmittelbarer Vorgänger als Erhalter des Hauses, nicht einige Grußworte zu? Warum wurde er vom Landeshauptmann nicht wenigstens offiziell begrüßt? Amüsant zu verfolgen war auch die Präsentation rund um die Hauptbahnhofrenovierung, im Zuge derer die Politiker darum rittern, wer sich das Mascherl der Modernisierung umhängen darf. Das brachte Kuriositäten mit sich, dass Bürgermeister und Landeshauptmann unabhängig voneinander Pressekonferenzen gaben. Als zuletzt der Landeshauptmann und der ÖBB Vorstandssprecher der Presse die „Vorverschiebung“ des Umbaus präsentierten, sandte das Rathausservice tags zuvor schnell eine Presseinformation aus, damit man ja nicht auf den städtischen Beitrag vergesse. Warum nicht alle Herren gemeinsam das Gemeinschaftsprojekt vorstellen können, ist „Politlogik“, somit für „Normalsterbliche“ nicht nachzuvollziehbar. Diese lächerlichen, längst überholten Spielchen ziehen sich bis in kleinste Detail. So passierte es einer ehemaligen Kollegin aus dem heiligen Land Tirol etwa, dass sie ein sozialdemokratischer Politiker anhielt, im Magistrat mit „Guten Tag“ zu grüßen.  Beide Seiten bekleckerten sich im gegenseitigen Umgang bisher wahrlich nicht mit Ruhm. Ich hege die Hoffnung, dass es mit Bürgermeister Stadler anders wird, dass er offensiv den Schritt aufs Land zumacht und im Falle von Enttäuschungen langen Atem beweist. Selbst wenn es ihm zeitweise so ergehen mag, wie es Maria Bill besingt: „I mecht so gern landen, mecht in deiner Nähe bleiben, dauernd fliag I mit’m Kopf, an deine Scheiben“. Jede Scheibe bekommt einmal einen Riss und zerbricht, oder aber –der Idealfall – das Fenster wird geöffnet. Das nächste Jahr, 20 Jahre Landeshauptstadt, würde dazu Möglichkeit bieten. Stadt und Land sind gefordert, endlich das umzusetzen, was der Souverän – die Landes- und Stadtbürger – schon vor 20 Jahren beschlossen haben! Noch in eigener Sache. MFG feiert seinen ersten Geburtstag. Anlass für uns, einen Relaunch durchzuführen, der sich einerseits im Layout niederschlägt, andererseits auch inhaltlich in neuen Elementen und Mitarbeitern – einfach durchblättern/-lesen und überraschen lassen!