America After The War...
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Die Schlacht ist geschlagen! George W. Bush wurde in seinem Amt als US-Präsident bestätigt und bleibt auch die nächsten vier Jahre der mächtigste Mann der Welt. Wir horchten uns bei den St. Pöltner „Amis“ um, wie sie den Wahlausgang beurteilen:
Don Ferguson (Künstler, hat heuer die österreichische Staatsbürgerschaft angenommen): Ich hab’ mich 100 mal gefragt „Was ist mit den Amis los? Wie ist es möglich, dass Bush gewinnt?“ Die US-Bürger haben wohl einfach Angst, und werden in dieser über die Medien permanent gehalten. Was Michael Moore in „Fahrenheit 9/11“ gezeigt hat - es stimmt einfach!
Außerdem – und dagegen habe ich schon in den 60’ern im Civil Rights Movement angekämpft – ist das US-Wahlsystem einfach korrupt. Absurd ist u.a. das „The Winner Takes It All“-Prinzip. Bereits 2000 gab es Bundesstaaten, in welchen Gore und Nader zusammen mehr Stimmen als Bush hatten - dennoch gingen alle an ihn. Das wäre in Europa undenkbar. Aber was soll man tun - man kann eigentlich nur Österreicher werden!“
John Varity (New York, Pädagoge):
Kerry war absolut verlogen und George W. Bush ist eine Dumpfbacke. Beide sind korrupte Politiker. Aber während Kerry als Senator 20 Jahre lang nichts für die USA geleistet hat, hat Bush als Gouverneur Texas wenigstens im Bildungsbereich vom quasi dümmsten Bundesstaat unter die Top 10 geführt.
Was mein Land angeht, kann ich nur sagen, dass George das geringere Übel ist. Die Mehrheit der US-Bürger hält Moral und Sicherheit für wichtige Themen. Hier in Europa pfeift man darauf. Was ich für gefährlich halte ist diese regelrechte Gehirnwäsche, die hier betrieben wird. Haben Sie in einem einzigen Medium irgendetwas Positives über Bush gelesen? Amerika ist der Feind schlechthin - nach den Weltkriegen tobt der Wirtschaftskrieg. Aus europäischer Sicht verstehe ich das sogar – wenngleich es primitiv ist. Es ist jedenfalls einfach zu wenig, nur zu rufen „Kerry, Kerry“ mit dem Argument, dass man Bush nicht mag. So kommen Idioten an die Macht.
John Cliff (Ilinois, Basketballspieler):
Ich habe Kerry gewählt, weil ich mit Bush Amtsführung und seinen Themen nicht einverstanden bin. Aber er wurde wiedergewählt, das muss man zur Kenntnis nehmen. Warum? Wohl deshalb, weil viele US-Bürger seine Meinung, in den Krieg zu ziehen, teilen. Dadurch erscheint er als starker, tatkräftiger Führer - ein Image, das Kerry den Menschen überhaupt nicht vermitteln konnte.
Der Krieg wird zwar thematisiert, man hört auch, dass Leute sterben im Irak - aber in Wahrheit ist dies für das Empfinden der Bürger zu weit weg. Da war 9/11 viel unmittelbarer, der Kampf gegen den Terror. Derzeit geht in den USA jedenfalls ein Riss durch die Gesellschaft und ich befürchte, dass er in den nächsten vier Jahren noch tiefer wird. Es wird viele Jahre und eines neuen Präsidenten bedürfen, um die Gräben zu überwinden.
William Briscoe (New York, Tänzer):
John Kerry als Präsident hätte ich nicht gespürt. Das ist kein Präsident für ein Land, das im Krieg steht. Wir brauchen jetzt einen Commander, der Entscheidungen trifft und nicht zaudert, auch wenn nicht immer alles richtig sein mag. In einem Krieg wechselt man nicht den Präsidenten aus, außerdem halte ich nichts davon, einen Präsidenten nach vier Jahren abzuwählen. Bush hat sicher viel Mist gebaut, aber man muss ihm die Chance geben, es in der zweiten Amtsperiode besser zu machen, seine Ansätze durchzuziehen.
Nach 9/11 haben wir erstmals zur Kenntnis nehmen müssen, dass wir nicht unangreifbar, sondern verletztlich sind. Das hat uns allen ein Gefühl für die Bedeutung von Sicherheit gegeben.
Der derzeitige Riss in der Gesellschaft ist groß, bereits seit 2000, weil viele Demokraten damals gefühlt haben, dass ihnen die Wahl gestohlen wurde – damit ist klarerweise scher umzugehen. Aber jetzt ist Bush Präsident, und er wurde wiedergewählt.