St. Pölten - das war eine Grenzerfahrung!
Ausgabe
MFG plauderte mit Jean-Michel über ihre Rückkehr nach St. Pölten, die Freundschaft zu FM4, den Weg zu „Von hier an blind“ und ein bisschen Politik.
Könnt ihr euch eigentlich noch an den letzten Auftritt in St. Pölten erinnern?
Wo uns die Bühne fast weggeflogen ist? OH JA! Das war eine Grenzerfahrung! Anfangs war es ein schöner Tag, super Wetter, wir waren im See baden und hatten sehr viel Spaß, besonders als wir unserem Tontechniker die Badehose geklaut haben. (lacht) Wir haben vorm Auftritt zwar etwas von einer Sturmwarnung gehört, aber dachten, es wird schon nicht so schlimm. Plötzlich fliegt ein Partyzelt weg: Katastrophenstimmung. Einerseits waren wir in Sorge um das Publikum. Andererseits waren wir aber auch betrübt, weil es ein so geiler Tag war, ein super Konzert und dann – kurz vorm Höhepunkt – kommt so ein Fuck-Orkan! Am 17. November kommt ihr im Rahmen FM4-Tour zurück. Warum? Liegt euch FM4 so am Herzen?
Wir finden FM4 wirklich toll! Vor allem weil sie von Anfang an, an uns geglaubt haben. Damals ohne Plattenvertrag haben wir einfach Tapes an Radiosender geschickt. FM4 hatte den Mut uns Raum zu geben. Sie hätten uns auslachen können, haben aber „Guten Tag“ gespielt, uns zu Konzerten eingeladen. Nach Jahren ist daraus eine Freundschaft geworden. Außerdem finden wir den Sender an sich toll. Auf FM4 könnt ihr stolz sein, da sind wir in Deutschland schon etwas neidig. Bei uns sind Radioprogramme meistens stark formatiert… Freut ihr euch auf die anderen Bands, die mit euch auf der Bühne stehen werden?
Besonders freuen wir uns auf The Robocop Kraus, die haben wir vor zwei Jahren entdeckt und von dem Moment an verehrt. Endlich haben wir dann mal gemeinsam gespielt und uns nach dem Konzert lange unterhalten. Das sind sehr herzliche und geerdete Menschen, wahnsinnig nett. Leider verbindet uns bisher nur dieser eine Abend. Das werden wir am 17. November ändern! Vom Debut zum zweiten Album ist eine Entwicklung zu bemerken. Gab’s da einen Reifeprozess?
Klar hat es einen Reifeprozess gegeben, den ich jetzt aber nicht zu dramatisch sehen würde. Jede Band macht zwischen zwei Alben sowas durch. Wir bringen jetzt einfach andere Dinge in unsere Songs ein, verarbeiten die Eindrücke anders, dringen in neue Gefilde vor. Außerdem war die Zusammenarbeit viel stärker, jeder hat seinen Teil zur Musik beigetragen. Euer neues Album scheint etwas melancholischer als der Vorgänger.
Wenn man viel Zeit miteinander verbringt, dann kristallisieren sich Themen heraus, die einen beschäftigen. Beispielsweise die Bewältigung der Todesangst. Auf unserem ersten Album gab es ja auch traurige Songs, wie ’Du Erkennst Mich Nicht Wieder’. Aber diese Angstthemen unterzubringen, dazu waren wir nicht bereit. Unsere ganze Situation war damals noch relativ unstet, wir wussten noch nicht, ob wir von unserer Musik überhaupt leben könnten. Als wir dann aber dieses große Glück hatten, fühlten wir uns sicherer und begannen verstärkt unsere Gefühle rauszulassen. Das wirft uns jetzt aber nicht aus der Bahn. Das Pendel hat beim zweiten Album eben einfach mehr in Richtung Melancholie ausgeschlagen. Komischerweise fiel uns das aber erst auf, als wir das Album schon beendet hatten. Als wir fertig waren ist uns aufgefallen 'Das ist schon sehr melancholisch'. Mit diesen Texten gräbt man schon sehr tief - im eigenen Ich. Der Erfolg hat euch ja anfangs ziemlich überrumpelt. Habt ihr euch schon daran gewöhnt?
Anfangs war es komisch, als die Konzerte plötzlich größer wurden. Langsam haben wir und aber daran gewöhnt – mit großem Respekt vor dem Erfolg. Es ist schön, viel mehr Leute erreichen zu können als früher. Wenn mir dann aber ein zitternder Fan gegenüber steht, der nervös nach einem Autogramm fragt, fühle ich mich heute noch komisch, irgendwie entkoppelt, weil die einen vielleicht als Übermenschen sehen, was aber gar nicht der Realität entspricht. Im normalen Leben gibt es dieses Starding bei uns nicht. Wir haben alle noch dieselben Wohnungen. Außer dass einen ab und zu mal jemand auf der Straße erkennt, gibt es da wenig Unterschiede zu anderen. Glaubt ihr, dass Angela Merkel, wie einst Judith dem Feldherrn Holofernes, dem Kanzler sozusagen den Kopf abschlagen und damit ihr Volk retten wird?
Da gibt es, denke ich, geteilte Meinungen. Aber ich habe große Massenbündnisse nie als wirklich gut empfunden. Damit verdrängt man die Unzufriedenen an den Rand. Jedenfalls muss Deutschland lernen, dass wir einen Teil unseres Wohlstandes an andere Länder abgeben müssen. Das ist ja durch die Globalisierung gar nicht anders möglich. Das Niveau zwischen den Ländern wird sich angleichen. Was sich mit der Regierungsbildung jetzt in den letzten Wochen abgespielt hat war ein reines Puppentheater. Völlig ohne jeden Reiz. Da ging es keine Sekunde lang um Inhalte, sondern nur um Personen. Wer weiß… vielleicht entwickelt sich da ja jetzt ein neues Feindbild, wie damals unter Kohl? Jedenfalls würde ich in dieser Zeit keine Politik machen wollen.
Wo uns die Bühne fast weggeflogen ist? OH JA! Das war eine Grenzerfahrung! Anfangs war es ein schöner Tag, super Wetter, wir waren im See baden und hatten sehr viel Spaß, besonders als wir unserem Tontechniker die Badehose geklaut haben. (lacht) Wir haben vorm Auftritt zwar etwas von einer Sturmwarnung gehört, aber dachten, es wird schon nicht so schlimm. Plötzlich fliegt ein Partyzelt weg: Katastrophenstimmung. Einerseits waren wir in Sorge um das Publikum. Andererseits waren wir aber auch betrübt, weil es ein so geiler Tag war, ein super Konzert und dann – kurz vorm Höhepunkt – kommt so ein Fuck-Orkan! Am 17. November kommt ihr im Rahmen FM4-Tour zurück. Warum? Liegt euch FM4 so am Herzen?
Wir finden FM4 wirklich toll! Vor allem weil sie von Anfang an, an uns geglaubt haben. Damals ohne Plattenvertrag haben wir einfach Tapes an Radiosender geschickt. FM4 hatte den Mut uns Raum zu geben. Sie hätten uns auslachen können, haben aber „Guten Tag“ gespielt, uns zu Konzerten eingeladen. Nach Jahren ist daraus eine Freundschaft geworden. Außerdem finden wir den Sender an sich toll. Auf FM4 könnt ihr stolz sein, da sind wir in Deutschland schon etwas neidig. Bei uns sind Radioprogramme meistens stark formatiert… Freut ihr euch auf die anderen Bands, die mit euch auf der Bühne stehen werden?
Besonders freuen wir uns auf The Robocop Kraus, die haben wir vor zwei Jahren entdeckt und von dem Moment an verehrt. Endlich haben wir dann mal gemeinsam gespielt und uns nach dem Konzert lange unterhalten. Das sind sehr herzliche und geerdete Menschen, wahnsinnig nett. Leider verbindet uns bisher nur dieser eine Abend. Das werden wir am 17. November ändern! Vom Debut zum zweiten Album ist eine Entwicklung zu bemerken. Gab’s da einen Reifeprozess?
Klar hat es einen Reifeprozess gegeben, den ich jetzt aber nicht zu dramatisch sehen würde. Jede Band macht zwischen zwei Alben sowas durch. Wir bringen jetzt einfach andere Dinge in unsere Songs ein, verarbeiten die Eindrücke anders, dringen in neue Gefilde vor. Außerdem war die Zusammenarbeit viel stärker, jeder hat seinen Teil zur Musik beigetragen. Euer neues Album scheint etwas melancholischer als der Vorgänger.
Wenn man viel Zeit miteinander verbringt, dann kristallisieren sich Themen heraus, die einen beschäftigen. Beispielsweise die Bewältigung der Todesangst. Auf unserem ersten Album gab es ja auch traurige Songs, wie ’Du Erkennst Mich Nicht Wieder’. Aber diese Angstthemen unterzubringen, dazu waren wir nicht bereit. Unsere ganze Situation war damals noch relativ unstet, wir wussten noch nicht, ob wir von unserer Musik überhaupt leben könnten. Als wir dann aber dieses große Glück hatten, fühlten wir uns sicherer und begannen verstärkt unsere Gefühle rauszulassen. Das wirft uns jetzt aber nicht aus der Bahn. Das Pendel hat beim zweiten Album eben einfach mehr in Richtung Melancholie ausgeschlagen. Komischerweise fiel uns das aber erst auf, als wir das Album schon beendet hatten. Als wir fertig waren ist uns aufgefallen 'Das ist schon sehr melancholisch'. Mit diesen Texten gräbt man schon sehr tief - im eigenen Ich. Der Erfolg hat euch ja anfangs ziemlich überrumpelt. Habt ihr euch schon daran gewöhnt?
Anfangs war es komisch, als die Konzerte plötzlich größer wurden. Langsam haben wir und aber daran gewöhnt – mit großem Respekt vor dem Erfolg. Es ist schön, viel mehr Leute erreichen zu können als früher. Wenn mir dann aber ein zitternder Fan gegenüber steht, der nervös nach einem Autogramm fragt, fühle ich mich heute noch komisch, irgendwie entkoppelt, weil die einen vielleicht als Übermenschen sehen, was aber gar nicht der Realität entspricht. Im normalen Leben gibt es dieses Starding bei uns nicht. Wir haben alle noch dieselben Wohnungen. Außer dass einen ab und zu mal jemand auf der Straße erkennt, gibt es da wenig Unterschiede zu anderen. Glaubt ihr, dass Angela Merkel, wie einst Judith dem Feldherrn Holofernes, dem Kanzler sozusagen den Kopf abschlagen und damit ihr Volk retten wird?
Da gibt es, denke ich, geteilte Meinungen. Aber ich habe große Massenbündnisse nie als wirklich gut empfunden. Damit verdrängt man die Unzufriedenen an den Rand. Jedenfalls muss Deutschland lernen, dass wir einen Teil unseres Wohlstandes an andere Länder abgeben müssen. Das ist ja durch die Globalisierung gar nicht anders möglich. Das Niveau zwischen den Ländern wird sich angleichen. Was sich mit der Regierungsbildung jetzt in den letzten Wochen abgespielt hat war ein reines Puppentheater. Völlig ohne jeden Reiz. Da ging es keine Sekunde lang um Inhalte, sondern nur um Personen. Wer weiß… vielleicht entwickelt sich da ja jetzt ein neues Feindbild, wie damals unter Kohl? Jedenfalls würde ich in dieser Zeit keine Politik machen wollen.