Weibsbild
Text
Rosa
Ausgabe
Der Fremdgänger
Zufrieden, doch noch einen Platz gefunden zu haben, winkte uns D. hinter dem Zugfenster hinaus. »Na, da kannst du aber froh sein, dass keine heiße Blondine zu ihm ins Abteil gestiegen ist«, säuselte ich verschmitzt meiner Schwester zu. »Ach, weißt du, so was interessiert ihn überhaupt nicht!« - »Was denn, Schätzchen. D. ist doch wohl nicht plötzlich schwul geworden?« - »Rosa, du bist unmöglich!« Wie wahr. »Aber mal ernsthaft. Du willst mir doch nicht etwa erklären, dass D. tatsächlich treu ist?« - »Na was denkst du denn. Natürlich ist er treu«, verschaffte sie mir mit funkelnden Augen Klarheit.
Woher kann Frau wissen, dass Mann treu ist? Und wie können wir selbst sicher sein, treu zu bleiben? Gibt es wirklich bloß eine große Liebe, die uns nach vielen Fehltritten das Leben rettet? Ist es nicht vielmehr so, dass wir einfach nicht für monogame Beziehungen geschaffen sind?
Wenn man wirklich liebt, spürt man es dann, wenn man betrogen wurde? Nehmen wir mal an Rosa hätte eine 3-jährige Beziehung gehabt, mit einem Kerl, der es doch tatsächlich fertig brachte, sich beim Auswärtsspiel erwischen zu lassen. Warum kommen die Fremdschläfer eigentlich immer wieder in die Betten ihrer Betrogenen zurück? Was erwarten sie von uns? Dass wir ihnen den Bauch kraulen und ihnen den besten Blow-Job des Jahrhunderts vergönnen, dafür, dass sie ihren Sexualtrieb anderswo ausgelebt haben? Einzig der Marsch gehört ihnen geblasen, als Unterstützung beim Auszug mit wehenden Fahnen aus dem Rosa-Liebesnest, mehr aber auch nicht. Rosa, du bist unmöglich! Wie wahr!