Am liebsten nackt!
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
Sie ist nicht nur Obfrau der Literarischen Gesellschaft St. Pölten, sondern vertritt St. Pölten auch als bildende Künstlerin in der US-Partnerstadt Altoona. Sie hält (pseudo-)intellektuelles Wischiwaschi für Zeitverschwendung und schafft sich mit ihrer mitunter recht direkten Art nicht nur Freunde. Was für sie in der Kunst und im Leben wirklich zählt, verrät sie dem MFG: Eva Riebler-Übleis.
Wieso in ihrem Haus in Pottenbrunn an den Wänden derzeit so viele Bilder von Kühen hängen? „Am liebsten male beziehungsweise zeichne ich Akte. In der Malakademie Bad Reichenhall jetzt im März waren allerdings keine Modelle im Raum – also nahm ich nackte Kühe und Schafe aufs Korn.“ Meint die bildende Künstlerin Eva Riebler-Übleis und schmunzelt, während sie Kaffee kredenzt. Es ist einer der ersten schönen und richtig heißen Tage des Jahres – und so sitzen wir gemütlich im Garten vorm Haus, wo mir Riebler auch von ihrem gleichsam hochoffiziellen USA-Aufenthalt erzählt, bei dem sie gemeinsam mit Gotthard Fellerer St. Pölten in der Partnerstadt Altoona künstlerisch vertreten hat. „Ich bin froh, wieder hier zu sein“, meint sie, während sie den Duft des frischen Kaffees genießerisch einatmet. „Altoona hat etwa 40.000 Einwohner – und da gibt‘s grad einmal ein Theater, keine Straßencafés, nichts. Seit meiner Rückkehr umarme ich jeden Schanigarten.“ Wenn das der American Way of Life sei … Riebler bekommt glänzende Augen: „Wir haben hier in Europa eine dermaßen reichhaltige Kultur – das wird einem im direkten Vergleich wieder so richtig bewusst.“
Kultur war ihr schon wichtig, als sie sehr klein war. Geboren 1952 in Steyr beklebte sie mittels Tixostreifen die Doppeltür im elterlichen Haus mit eigenen Werken, die der Vater „zu loben hatte.“ Riebler lacht und grinst spitzbübisch: „Vielleicht mochte er die zahlreichen Exponate tatsächlich. Nach seinem Tod fand ich von ihm Zeichnungen aus 1926 – die waren wirklich gut.“ Also wählte sie das Malen als Nische innerhalb der Familie und der (insgesamt drei) Geschwister für sich. „Mit sechs Jahren durfte ich bereits im Gymnasium einen Malkurs besuchen. Die Formate meiner Arbeiten waren ungefähr 100 mal 80 – also genau meine Größe.“
Die Formate sollten in etwa so bleiben – Riebler wuchs heran. Nach ihrer Matura in Linz studierte sie in Salzburg Germanistik und Geografie. „Seit ich Kafka in der Schule gelesen habe, war ich von Literatur begeistert. Was er an psychologischer Tiefe bot, sah ich bei Remarque etwa in gesellschaftskritischer Hinsicht.“ Ab 1997 unterrichtete Riebler an der HAK St. Pölten Deutsch und Geografie. „Kunst und Lehren waren immer miteinander verzahnt. Ich konnte an der HAK, wo’s an sich keine musischen Fächer gab, von 2001 bis ‘13 das Kunstprojekt HAK-Art leiten.“ Und das sei sehr gut angekommen. „Vielleicht weil ich ganz gut zuhören kann. Hoffe ich halt.“
Ab 1977 erhielt sie ihre künstlerische Ausbildung bei Karl Korab, Claus Pack und anderen. Und seit damals liebt sie auch das Aktzeichnen. Im Zentrum ihrer Kunst stehe sowieso immer der Mensch. Sie blickt wieder zu den Kühen und grinst: „Na ja, meistens!“ Und nicht nur in Österreich ist die Künstlerin punkto Ausstellungen recht umtriebig. 2004 war sie in Stockholm bei der Art Fair zu Gast, 2014 hatte sie eine Solo-Ausstellung in Peking, dazwischen eine in Brünn und jetzt eben in Altoona, um nur ein paar zu nennen.
„Ich bin ja eher eine Einzelgängerin, aber habe durchaus eine konspirative Ader und bin auch vernetzungsfähig.“ Am liebsten bei und mit der Kulturinitiative Schupfengalerie in Herzogenburg etwa. Apropos Vernetzung: Seit 2003 ist sie auch als Obfrau der Literarischen Gesellschaft St. Pölten (kurz LitGes) tätig, wo sie für Vereinsleben, Webauftritt und sämtliche Veranstaltungen wie etwa Poetry Slams, Lesungen oder den monatlichen Jour-fix zuständig ist und die viermal pro Jahr erscheinende Literaturzeitschrift „etcetera – literatur und so weiter“ herausgibt.
„Ich selbst hab‘ ja auch einmal zwei Bücher geschrieben.“ Und setzt ehrlich hinzu: „Wenn ich mir die jetzt durchblättere, weiß ich, warum ich Malerin bin. Ich liebe Literatur – aber ich lese viel, zu viel, vergleiche und lasse dann im wahrsten Sinne des Wortes die Finger davon, selbst Verbrochenes drucken zu lassen“
Ihre Gemälde hingegen zeichnet eine sehr klare Direktheit aus. Ihre dargestellten Formen und Figuren, die einander oftmals überlappen, sich gelegentlich auch in der (Fast-)Abstraktion auflösen, wirken nackt, bloß und ihrer Verletzlichkeit mitunter sogar ein wenig bedrohlich. „Das hab‘ ich von Chagall. Kein überflüssiges Beiwerk. Straight. Mitunter brutal. Ich selbst werd‘ auch immer geradliniger. Und direkter. Ich mein‘, ich bin jetzt in Pension: Ich hab‘ keine Zeit mehr für selbstgenügsames intellektuelles Wischiwaschi.“
Und wie ist das jetzt ist mit der Nacktheit? „Nackt ist wahr. Und sicher nicht zwangsläufig erotisch. Erotik hat eher was mit Verhüllung zu tun.“ Ob sie mit ihrer direkten Art nicht öfters aneckt? „Klar. Aber damit muss ich leben.“
Warum sie eigentlich Kunst macht? „Es ist ein Bedürfnis, einen Gedankenaustausch herzustellen, Kritikfähigkeit, auch die eigene, zu schulen. Ich hab‘ keinen politischen, sozialen oder weltverbesserischen Auftrag. Und schon gar nicht interessiert mich sowas wie Selbstfindung oder Selbstverwirklichung. Ich will mich nicht dauernd nur mit meiner eigenen Person beschäftigen.“ Das kommunikative Element in der Kunst sei es, das sie letztendlich fasziniere. Alles zu hinterfragen „Jeder soll schauen, dass er – oder sie – viel zu denken bekommt.“ Und dieses Wissen auch anwenden. Das sei mitunter harte Arbeit. Riebler gesteht jedoch: „Fürs Eigenmarketing bin ich nicht geschaffen. ‘I like myself‘ kann ich zwar sagen, aber mich liken … hm.“ Das Netzwerk „mir fügbar machen … das kann ich nicht.
So sehr ich mit meinen Bildern im Grunde zufrieden bin.“
Nicht nur sie, ist man versucht zu sagen.
Kultur war ihr schon wichtig, als sie sehr klein war. Geboren 1952 in Steyr beklebte sie mittels Tixostreifen die Doppeltür im elterlichen Haus mit eigenen Werken, die der Vater „zu loben hatte.“ Riebler lacht und grinst spitzbübisch: „Vielleicht mochte er die zahlreichen Exponate tatsächlich. Nach seinem Tod fand ich von ihm Zeichnungen aus 1926 – die waren wirklich gut.“ Also wählte sie das Malen als Nische innerhalb der Familie und der (insgesamt drei) Geschwister für sich. „Mit sechs Jahren durfte ich bereits im Gymnasium einen Malkurs besuchen. Die Formate meiner Arbeiten waren ungefähr 100 mal 80 – also genau meine Größe.“
Die Formate sollten in etwa so bleiben – Riebler wuchs heran. Nach ihrer Matura in Linz studierte sie in Salzburg Germanistik und Geografie. „Seit ich Kafka in der Schule gelesen habe, war ich von Literatur begeistert. Was er an psychologischer Tiefe bot, sah ich bei Remarque etwa in gesellschaftskritischer Hinsicht.“ Ab 1997 unterrichtete Riebler an der HAK St. Pölten Deutsch und Geografie. „Kunst und Lehren waren immer miteinander verzahnt. Ich konnte an der HAK, wo’s an sich keine musischen Fächer gab, von 2001 bis ‘13 das Kunstprojekt HAK-Art leiten.“ Und das sei sehr gut angekommen. „Vielleicht weil ich ganz gut zuhören kann. Hoffe ich halt.“
Ab 1977 erhielt sie ihre künstlerische Ausbildung bei Karl Korab, Claus Pack und anderen. Und seit damals liebt sie auch das Aktzeichnen. Im Zentrum ihrer Kunst stehe sowieso immer der Mensch. Sie blickt wieder zu den Kühen und grinst: „Na ja, meistens!“ Und nicht nur in Österreich ist die Künstlerin punkto Ausstellungen recht umtriebig. 2004 war sie in Stockholm bei der Art Fair zu Gast, 2014 hatte sie eine Solo-Ausstellung in Peking, dazwischen eine in Brünn und jetzt eben in Altoona, um nur ein paar zu nennen.
„Ich bin ja eher eine Einzelgängerin, aber habe durchaus eine konspirative Ader und bin auch vernetzungsfähig.“ Am liebsten bei und mit der Kulturinitiative Schupfengalerie in Herzogenburg etwa. Apropos Vernetzung: Seit 2003 ist sie auch als Obfrau der Literarischen Gesellschaft St. Pölten (kurz LitGes) tätig, wo sie für Vereinsleben, Webauftritt und sämtliche Veranstaltungen wie etwa Poetry Slams, Lesungen oder den monatlichen Jour-fix zuständig ist und die viermal pro Jahr erscheinende Literaturzeitschrift „etcetera – literatur und so weiter“ herausgibt.
„Ich selbst hab‘ ja auch einmal zwei Bücher geschrieben.“ Und setzt ehrlich hinzu: „Wenn ich mir die jetzt durchblättere, weiß ich, warum ich Malerin bin. Ich liebe Literatur – aber ich lese viel, zu viel, vergleiche und lasse dann im wahrsten Sinne des Wortes die Finger davon, selbst Verbrochenes drucken zu lassen“
Ihre Gemälde hingegen zeichnet eine sehr klare Direktheit aus. Ihre dargestellten Formen und Figuren, die einander oftmals überlappen, sich gelegentlich auch in der (Fast-)Abstraktion auflösen, wirken nackt, bloß und ihrer Verletzlichkeit mitunter sogar ein wenig bedrohlich. „Das hab‘ ich von Chagall. Kein überflüssiges Beiwerk. Straight. Mitunter brutal. Ich selbst werd‘ auch immer geradliniger. Und direkter. Ich mein‘, ich bin jetzt in Pension: Ich hab‘ keine Zeit mehr für selbstgenügsames intellektuelles Wischiwaschi.“
Und wie ist das jetzt ist mit der Nacktheit? „Nackt ist wahr. Und sicher nicht zwangsläufig erotisch. Erotik hat eher was mit Verhüllung zu tun.“ Ob sie mit ihrer direkten Art nicht öfters aneckt? „Klar. Aber damit muss ich leben.“
Warum sie eigentlich Kunst macht? „Es ist ein Bedürfnis, einen Gedankenaustausch herzustellen, Kritikfähigkeit, auch die eigene, zu schulen. Ich hab‘ keinen politischen, sozialen oder weltverbesserischen Auftrag. Und schon gar nicht interessiert mich sowas wie Selbstfindung oder Selbstverwirklichung. Ich will mich nicht dauernd nur mit meiner eigenen Person beschäftigen.“ Das kommunikative Element in der Kunst sei es, das sie letztendlich fasziniere. Alles zu hinterfragen „Jeder soll schauen, dass er – oder sie – viel zu denken bekommt.“ Und dieses Wissen auch anwenden. Das sei mitunter harte Arbeit. Riebler gesteht jedoch: „Fürs Eigenmarketing bin ich nicht geschaffen. ‘I like myself‘ kann ich zwar sagen, aber mich liken … hm.“ Das Netzwerk „mir fügbar machen … das kann ich nicht.
So sehr ich mit meinen Bildern im Grunde zufrieden bin.“
Nicht nur sie, ist man versucht zu sagen.