VON DER KUNST, SICH NICHT GANZ AUSZUZIEHEN
Text
Andreas Reichebner
Ausgabe
Burlesque kann so viel sein: zart, sexy, komödiantisch, erotisch, feurig, dramatisch ... aber auf jeden Fall ist es ein Showtanz, dem das Teasen, die Kunst der Verführung inne liegt – und doch bleibt am Schluss das Höschen an und die Nippel bedeckt. Kalinka Kalaschnikow beherrscht diesen Showtanz wie kaum eine andere.
Es begann eigentlich wie ein Märchen. Vor langer Zeit, na ja, eher vor ein paar Jahren, war eine tolle Modeschau unter den Fittichen von Monika Weber, der Tochter des musikalischen „Drahdiwaberl“ Enfant terribles Stefan Weber, geplant. Das grandiose Finale sollte dabei ein Striptease-Act sein. Nur allein, die Stripperin fiel aus. Da war guter Rat teuer, aber eine junge Herzogenburgerin in der Nähe und bei den Planungen hautnah dabei. „Mach du doch den Strip“, war die Ansage des Modeschauteams und die junge Dame aus der Punk-Szene, die schon vorher sehr von den gewagten Videos der Pin-up-Ikone Bettie Page angetan war, „wie die mit ihrer Sexualität spielte, herrlich“, stimmte zu. „Eigentlich wurde ich ja eher gezwungen“, erinnert sich die damals junge Punkerin und lächelt geheimnisvoll. „Ich mache es aber nur auf Burlesque“, war ihre Ansage, denn bei diesem Showtanz zieht man sich nicht zur Gänze aus. „Ich habe mir dann in aller Eile ein Kostüm zusammengeschustert, so auf Femme fatale.“ Der Spontanauftritt wurde ein veritabler Erfolg. „Kannst das nicht auch auf meiner Party machen?“, waren danach häufige Fragen. Und so begann es eben. Ob sie dabei mit dem Halbnackt Sein ein Problem hatte? „War und ist mir wurst“, lacht sie.
Und jetzt sitzt eine 31-jährige selbstsichere, schöne Frau vor dem Schreiber dieser Zeilen, im Vintage-Look mit grauem Faltenrock, heller, gestreifter Bluse und Lockenwicklern im Haar, das von einem bezaubernden Tuch bedeckt ist und Fingernägel in Herzerlform. Ihren Tee nimmt sie mit meisterlicher Grazie ein. Am Abend hat sie einen Auftritt vor einer Porsche-Community. Aus der jungen Punkerin ist Kalinka Kalaschnikow, die wohl heißeste Nummer in der österreichischen Burlesque-Szene geworden. Aber Halt, so schnell geht es auch im Märchen nicht.
Und jetzt sitzt eine 31-jährige selbstsichere, schöne Frau vor dem Schreiber dieser Zeilen, im Vintage-Look mit grauem Faltenrock, heller, gestreifter Bluse und Lockenwicklern im Haar, das von einem bezaubernden Tuch bedeckt ist und Fingernägel in Herzerlform. Ihren Tee nimmt sie mit meisterlicher Grazie ein. Am Abend hat sie einen Auftritt vor einer Porsche-Community. Aus der jungen Punkerin ist Kalinka Kalaschnikow, die wohl heißeste Nummer in der österreichischen Burlesque-Szene geworden. Aber Halt, so schnell geht es auch im Märchen nicht.
Was ist Burlesque eigentlich?
Vielleicht sollte man hier einen Einschub machen und erklären, wie es sich eigentlich mit Burlesque verhält. In Burlesque, sagt nicht nur Wikipedia, steckt das italienische Wörtchen „burla“, was so in etwa Schabernack heißt. Zu Beginn, im 19. Jahrhundert stand die komödiantische Unterhaltung im Vordergrund – Stan Laurel ist etwa dieser Szene entwachsen. Im Laufe der Zeit kam die erotisch aufreizende Komponente und auch die Travestie dazu. Tänzerinnen wie Gipsy Rose Lee wurden zu Legenden, die Glanzzeit war vor dem zweiten Weltkrieg. Pornographie und Frauenbewegung wurden aber zu den Totengräbern des Burlesque. Seit den 90er-Jahren ist Burlesque wieder groß im Kommen. Stars wie Dita von Teese zeigen davon, und eben auch Kalinka Kalaschnikow. Aber jetzt wieder weiter mit Kalinkas Werdegang.
„Am Anfang habe ich auf klassische Femme fatale, die mit dem Feuer spielt, getan“, so Kalinka, die schon immer wusste, dass sie auf eine Bühne gehört. „Mit französischem Namen und auf ursexy und lieblich.“ Aber ganz passte dieses Gehabe nicht zu ihr. „Sanft und zart hat mir keiner so richtig abgenommen“, blickt Kalinka Kalaschnikow zurück. Damals wurde sie aber wegen ihres Aussehens von vielen für eine Russin gehalten, und so war es nicht allzu weit zum jetzigen Künstlernamen. Den hat sie von der österreichischen Sängerin und ehemaligen „Crazy Horse“-Showtänzerin Marla Blumenblatt erhalten. „Sie hat mich einfach umgetauft.“ Und dieser Name ist eine starke Ansage, zeugt von Kalinkas gewaltiger, tiefgründiger Energie und ihrem Hang zum großen Drama auf der Bühne. Kalinkas Körpersprache strotzt vor Dynamik. „Obwohl ich überhaupt keinen Sport mache und nichts trainiere“, sagt sie, „aber das ist ja das Schöne am Burlesque, es ist egal wie du aussiehst.“ Schließlich geht es ja um die eigene Weiblichkeit, um das aufreizende Spiel, um das Publikum in den Bann zu ziehen und da sind nicht immer nur die idealen Maße gefordert.
Das sieht Kalinka auch bei ihren Burlesque-Workshops, die sie mittlerweile abhält. „Den Mädels helfen die Tanzworkshops, am Anfang zieren sie sich noch, sich auszuziehen, aber dann bekommen sie einen anderen Blick auf ihren Körper, sehen die Dinge, die schön sind.“ Hat nicht jede Frau ihre besonderen Reize? Und so tummeln sich „junge Haserln, die für eine Polterparty üben“ neben reiferen Damen, „wie meine zwei 70-jährigen Linzerinnen“ und „Tänzerinnen, die dann auch auf die Bühne wollen“ in Kalinkas Workshops.
Das Herrliche an Burlesque, versichert sie immer wieder, ist der Umstand, dass viele Rollen auf der Bühne gespielt werden können: lustig und sexy, zart und feengleich, rassig und feurig oder auch slapstickhaft erotisch, hier gibt es keine Grenzen und Einschränkungen – alles ist erlaubt. „Ich glaube, der große Unterschied zwischen Burlesquetänzerin und Stripperin ist der: Im Burlesque macht die Tänzerin ihre Show eigentlich für sich selbst und die Stripperin macht es für Geld“, philosophiert Kalinka, „schließlich haben wir bei unseren Shows gut zwei Drittel Frauen im Publikum.“ Gut, gratis ist der Burlesque-Auftritt auch nicht, aber diese Einschätzung hat schon etwas für sich. Denn von der Schmuddelecke ist diese Art des Showtanzes kilometerweit entfernt, auch wenn die meisten Auftrittsorte mit dunkelrotem Samt glänzen. Schwierigkeiten mit allzu aufdringlichen und hormonell stimulierten Männern sind nicht vorhanden. „Das ist eher im Privatleben, dass dich einer blöd ansteigt. Das gibt es beim Burlesque nicht.“
So ist etwa Kalinkas Familie bei vielen Auftritten mit dabei. Mama Monica hilft bei den Kostümen, Papa Fritz, der Tischler ist, fertigt den einen oder anderen Bühnenbau. „Warum sagst du denn nicht, dass du Kunst machst?“, war eine der ersten Fragen von Papa Fritz, als er ihre Show sah. Kalinkas Auftritte sind durchgestylt und strotzen vor ungezähmter Kraft. Nummern wie „In the wood“ oder „The Music Box“ zeigen auch ihre ungeheure Kreativität und skurrile Verspieltheit. Sie bewegt sich in der faszinierenden Welt der Nipple Tassels (mit Quasteln), der Nipple Pasties (ohne Quasteln), der Shimmys (rasches Schütteln bestimmter Körperteile), der „Champagne Showers“ und der Federfächer gekonnt als einer der österreichischen Stars, ist fest integriert in der Szene, einem kunterbunten Haufen von weiblichen, aber auch männlichen Tänzern.
Vielleicht sollte man hier einen Einschub machen und erklären, wie es sich eigentlich mit Burlesque verhält. In Burlesque, sagt nicht nur Wikipedia, steckt das italienische Wörtchen „burla“, was so in etwa Schabernack heißt. Zu Beginn, im 19. Jahrhundert stand die komödiantische Unterhaltung im Vordergrund – Stan Laurel ist etwa dieser Szene entwachsen. Im Laufe der Zeit kam die erotisch aufreizende Komponente und auch die Travestie dazu. Tänzerinnen wie Gipsy Rose Lee wurden zu Legenden, die Glanzzeit war vor dem zweiten Weltkrieg. Pornographie und Frauenbewegung wurden aber zu den Totengräbern des Burlesque. Seit den 90er-Jahren ist Burlesque wieder groß im Kommen. Stars wie Dita von Teese zeigen davon, und eben auch Kalinka Kalaschnikow. Aber jetzt wieder weiter mit Kalinkas Werdegang.
„Am Anfang habe ich auf klassische Femme fatale, die mit dem Feuer spielt, getan“, so Kalinka, die schon immer wusste, dass sie auf eine Bühne gehört. „Mit französischem Namen und auf ursexy und lieblich.“ Aber ganz passte dieses Gehabe nicht zu ihr. „Sanft und zart hat mir keiner so richtig abgenommen“, blickt Kalinka Kalaschnikow zurück. Damals wurde sie aber wegen ihres Aussehens von vielen für eine Russin gehalten, und so war es nicht allzu weit zum jetzigen Künstlernamen. Den hat sie von der österreichischen Sängerin und ehemaligen „Crazy Horse“-Showtänzerin Marla Blumenblatt erhalten. „Sie hat mich einfach umgetauft.“ Und dieser Name ist eine starke Ansage, zeugt von Kalinkas gewaltiger, tiefgründiger Energie und ihrem Hang zum großen Drama auf der Bühne. Kalinkas Körpersprache strotzt vor Dynamik. „Obwohl ich überhaupt keinen Sport mache und nichts trainiere“, sagt sie, „aber das ist ja das Schöne am Burlesque, es ist egal wie du aussiehst.“ Schließlich geht es ja um die eigene Weiblichkeit, um das aufreizende Spiel, um das Publikum in den Bann zu ziehen und da sind nicht immer nur die idealen Maße gefordert.
Das sieht Kalinka auch bei ihren Burlesque-Workshops, die sie mittlerweile abhält. „Den Mädels helfen die Tanzworkshops, am Anfang zieren sie sich noch, sich auszuziehen, aber dann bekommen sie einen anderen Blick auf ihren Körper, sehen die Dinge, die schön sind.“ Hat nicht jede Frau ihre besonderen Reize? Und so tummeln sich „junge Haserln, die für eine Polterparty üben“ neben reiferen Damen, „wie meine zwei 70-jährigen Linzerinnen“ und „Tänzerinnen, die dann auch auf die Bühne wollen“ in Kalinkas Workshops.
Das Herrliche an Burlesque, versichert sie immer wieder, ist der Umstand, dass viele Rollen auf der Bühne gespielt werden können: lustig und sexy, zart und feengleich, rassig und feurig oder auch slapstickhaft erotisch, hier gibt es keine Grenzen und Einschränkungen – alles ist erlaubt. „Ich glaube, der große Unterschied zwischen Burlesquetänzerin und Stripperin ist der: Im Burlesque macht die Tänzerin ihre Show eigentlich für sich selbst und die Stripperin macht es für Geld“, philosophiert Kalinka, „schließlich haben wir bei unseren Shows gut zwei Drittel Frauen im Publikum.“ Gut, gratis ist der Burlesque-Auftritt auch nicht, aber diese Einschätzung hat schon etwas für sich. Denn von der Schmuddelecke ist diese Art des Showtanzes kilometerweit entfernt, auch wenn die meisten Auftrittsorte mit dunkelrotem Samt glänzen. Schwierigkeiten mit allzu aufdringlichen und hormonell stimulierten Männern sind nicht vorhanden. „Das ist eher im Privatleben, dass dich einer blöd ansteigt. Das gibt es beim Burlesque nicht.“
So ist etwa Kalinkas Familie bei vielen Auftritten mit dabei. Mama Monica hilft bei den Kostümen, Papa Fritz, der Tischler ist, fertigt den einen oder anderen Bühnenbau. „Warum sagst du denn nicht, dass du Kunst machst?“, war eine der ersten Fragen von Papa Fritz, als er ihre Show sah. Kalinkas Auftritte sind durchgestylt und strotzen vor ungezähmter Kraft. Nummern wie „In the wood“ oder „The Music Box“ zeigen auch ihre ungeheure Kreativität und skurrile Verspieltheit. Sie bewegt sich in der faszinierenden Welt der Nipple Tassels (mit Quasteln), der Nipple Pasties (ohne Quasteln), der Shimmys (rasches Schütteln bestimmter Körperteile), der „Champagne Showers“ und der Federfächer gekonnt als einer der österreichischen Stars, ist fest integriert in der Szene, einem kunterbunten Haufen von weiblichen, aber auch männlichen Tänzern.
Frau Zirkusdirektor
Kalinka leitet seit Kurzem den „Cirque Rouge“, eine Eventreihe, die in unterschiedlichsten Établissements die vielfältigsten Burlesque-Shows hinzaubert. Ihre Freundin Antonia Gruber alias Tiga Lily, vor sechs Jahren Gründerin des Cirque Rouge, hat ihn ihr übergeben und widmet sich nun ganz ihrem Shop „Goldstück“, einem Geschäft für Vintage-Mode. „Burlesque bestimmt mein ganzes Leben. Meine Wohnung ist voll mit ausgefallenen, alten, schrägen Sachen. Sehe ich ein Objekt, das für ein Kostüm oder so passen könnte, bin ich entzückt. Ich bin süchtig nach alten Filmen mit Cyd Charisse, von Alfred Hitchcock oder von Klassikern mit Fred Astaire und Marilyn Monroe.“ Sie sieht sich gerne in einer Zeit oder besser sehnt sich danach, wo der Akt der Verführung, das „Teasen“, wo der Mann noch galant sein sollte, eine schöne Rolle spielt. „Die meisten Frauen vergessen auf ihre Reize, haben schon vergessen, wie das Verführen, dieses geheimnisvolle Spiel einfach Spaß macht“, so Kalinka, die ihre Leidenschaft auf der Bühne auslebt.
Bei den Shows des „Cirque Rouge“ gibt es auch diverse Dresscodes. „Es ist erstaunlich, dass die Jungs, die in Vintage-Sachen oder anderen Verkleidungen kommen, plötzlich wie Gentleman agieren“, sieht sie die Burlesque-Szene eher auf dem gehobenen Partyniveau denn in der bereits erwähnten schmuddeligen Ecke.
Wie sie sich selbst auf einen Auftritt vorbereitet? „Das beginnt schon in der Früh, wie eine Art Ritual, ich bring mich kurz vor der Show in Stimmung und dann kommt das Publikum dran. Schön ist es, wenn die Zuschauer anfeuern, wenn der Applaus da ist.“ Kalinka ist durch und durch Profi, versteht ihr Kunstwerk. Deshalb tingelte sie auch schon rund um die halbe Welt. Auftritte in den USA, China, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, England und Kroatien hat sie schon erfolgreich absolviert. „Das kroatische Publikum ist das Beste. Die wissen, wie man feiert. Aber auch die Österreicher sind toll“, weiß Kalinka, die vor eineinhalb Jahren ihre erste Burlesque-Show in St. Pölten in der Bühne im Hof zeigte.
Immer wieder hat sie Ideen für neue Shows, „live mit Publikum kann ich dann sagen, ob es passt. Je nach Event, in den Kontext passend.“ Die Musik ist seit einiger Weile nur noch instrumental, „obwohl etwa ein Tom Waits immer geht oder Swing …“ Trotz aller Professionalität kann es schon einmal vorkommen, dass ein Hoppala passiert. Bei einem ihrer Auftritte ging einmal das Korsett nicht auf. „Ich hab das Ding auf Biegen und Brechen nicht aufgekriegt. Und vorher habe ich mir bei einer Kollegin noch gedacht, das passiert mir nie“, muss Kalinka heute noch schmunzeln und erzählt auch von den Shows, wo sie einmal mit ihren Stöckelschuhen im Holzboden hängenblieb und ein anderes Mal die Musik ausfiel: „Da haben die Zuschauer ‚Kalinka‘ zu singen begonnen und die Stimmung kochte über, ein herrliches Gefühl. Du musst lernen auch Fehler zu akzeptieren und mit dem Publikum zu interagieren.“
Ja, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, das kann Kalinka. Seit 3 Jahren macht sie nun schon hauptberuflich Burlesque. „Ich hatte tolle Jahre, mache solange ich Spaß daran habe und solange es für das Publikum Entertaining ist, weiter“, so der Tanzstar. Ihre Träume, einmal in der Roten Bar und der Eden-Bar in Wien oder in New York und New Orleans zu tanzen, hat sie sich schon längst erfüllt. Vor Kurzem hat sie die Matura nachgemacht, „da war mir zehn Minuten fad und vielleicht fange ich nächstes Jahr Soziologie zu studieren an.“
Etwas Märchenhaftes liegt schon in der Karriere der leidenschaftlichen Dame, die eigentlich nur einen Wunsch hat. „Einen Tag voller Langeweile“, sagt sie, zwinkert kokett und geht ab, mit einem wunderbaren Hüftschwung und herrlicher Grandezza – ein Profi im „Teasen“ halt.
Kalinka leitet seit Kurzem den „Cirque Rouge“, eine Eventreihe, die in unterschiedlichsten Établissements die vielfältigsten Burlesque-Shows hinzaubert. Ihre Freundin Antonia Gruber alias Tiga Lily, vor sechs Jahren Gründerin des Cirque Rouge, hat ihn ihr übergeben und widmet sich nun ganz ihrem Shop „Goldstück“, einem Geschäft für Vintage-Mode. „Burlesque bestimmt mein ganzes Leben. Meine Wohnung ist voll mit ausgefallenen, alten, schrägen Sachen. Sehe ich ein Objekt, das für ein Kostüm oder so passen könnte, bin ich entzückt. Ich bin süchtig nach alten Filmen mit Cyd Charisse, von Alfred Hitchcock oder von Klassikern mit Fred Astaire und Marilyn Monroe.“ Sie sieht sich gerne in einer Zeit oder besser sehnt sich danach, wo der Akt der Verführung, das „Teasen“, wo der Mann noch galant sein sollte, eine schöne Rolle spielt. „Die meisten Frauen vergessen auf ihre Reize, haben schon vergessen, wie das Verführen, dieses geheimnisvolle Spiel einfach Spaß macht“, so Kalinka, die ihre Leidenschaft auf der Bühne auslebt.
Bei den Shows des „Cirque Rouge“ gibt es auch diverse Dresscodes. „Es ist erstaunlich, dass die Jungs, die in Vintage-Sachen oder anderen Verkleidungen kommen, plötzlich wie Gentleman agieren“, sieht sie die Burlesque-Szene eher auf dem gehobenen Partyniveau denn in der bereits erwähnten schmuddeligen Ecke.
Wie sie sich selbst auf einen Auftritt vorbereitet? „Das beginnt schon in der Früh, wie eine Art Ritual, ich bring mich kurz vor der Show in Stimmung und dann kommt das Publikum dran. Schön ist es, wenn die Zuschauer anfeuern, wenn der Applaus da ist.“ Kalinka ist durch und durch Profi, versteht ihr Kunstwerk. Deshalb tingelte sie auch schon rund um die halbe Welt. Auftritte in den USA, China, Deutschland, Frankreich, den Niederlanden, England und Kroatien hat sie schon erfolgreich absolviert. „Das kroatische Publikum ist das Beste. Die wissen, wie man feiert. Aber auch die Österreicher sind toll“, weiß Kalinka, die vor eineinhalb Jahren ihre erste Burlesque-Show in St. Pölten in der Bühne im Hof zeigte.
Immer wieder hat sie Ideen für neue Shows, „live mit Publikum kann ich dann sagen, ob es passt. Je nach Event, in den Kontext passend.“ Die Musik ist seit einiger Weile nur noch instrumental, „obwohl etwa ein Tom Waits immer geht oder Swing …“ Trotz aller Professionalität kann es schon einmal vorkommen, dass ein Hoppala passiert. Bei einem ihrer Auftritte ging einmal das Korsett nicht auf. „Ich hab das Ding auf Biegen und Brechen nicht aufgekriegt. Und vorher habe ich mir bei einer Kollegin noch gedacht, das passiert mir nie“, muss Kalinka heute noch schmunzeln und erzählt auch von den Shows, wo sie einmal mit ihren Stöckelschuhen im Holzboden hängenblieb und ein anderes Mal die Musik ausfiel: „Da haben die Zuschauer ‚Kalinka‘ zu singen begonnen und die Stimmung kochte über, ein herrliches Gefühl. Du musst lernen auch Fehler zu akzeptieren und mit dem Publikum zu interagieren.“
Ja, sich nicht aus der Ruhe bringen lassen, das kann Kalinka. Seit 3 Jahren macht sie nun schon hauptberuflich Burlesque. „Ich hatte tolle Jahre, mache solange ich Spaß daran habe und solange es für das Publikum Entertaining ist, weiter“, so der Tanzstar. Ihre Träume, einmal in der Roten Bar und der Eden-Bar in Wien oder in New York und New Orleans zu tanzen, hat sie sich schon längst erfüllt. Vor Kurzem hat sie die Matura nachgemacht, „da war mir zehn Minuten fad und vielleicht fange ich nächstes Jahr Soziologie zu studieren an.“
Etwas Märchenhaftes liegt schon in der Karriere der leidenschaftlichen Dame, die eigentlich nur einen Wunsch hat. „Einen Tag voller Langeweile“, sagt sie, zwinkert kokett und geht ab, mit einem wunderbaren Hüftschwung und herrlicher Grandezza – ein Profi im „Teasen“ halt.
Cirque Rouge präsentiert: Burlesque & Carbaret: „A Night on the Orient Express“ – die internationale Show am 11. Dezember im VAZ St. Pölten