MFG - Die Kunst der Bundesländer
Die Kunst der Bundesländer


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

Die Kunst der Bundesländer

Text Marion Pfeffer
Ausgabe 03/2011

Anno dazumal war die Rolle der Landesbühne ganz klar. Junge Künstler verdienten sich ihre ersten Sporen und nutzten sie als Sprungbrett nach Wien und in die weite Welt. Heute spielen die Häuser in den Bundesländern nicht mehr die zweite Geige hinter Wien. Das soll der bevorstehende Intendantengipfel im St. Pöltner Festspielhaus am 20. März medienwirksam unter Beweis stellen.

Der mutet ein bisschen wie ein Maturatreffen an. Ein solches Treffen war längst im Gespräch. „Das müssten wir mal machen“ und „eigentlich wäre es an der Zeit“ hörte man von so mancher regionaler Kulturinstitution. Dass eine Bereitschaft zum Dialog also immer vorhanden war, stand außer Frage. Aber wer organisiert die Chose? Die Chance beim Schopf gepackt haben die Kulturredakteure Erna Cuesta und Franz Zoglauer, die die Schirmherrschaft übernommen haben und die Veranstaltung über ihre Sendung „Highlights“ bei ATV einem breiten Publikum zugänglich machen. Als erfahrene Branchenkennerin – Cuesta ist bereits seit über 20 Jahren in den Kulturredaktionen Österreichs verankert – sah sie die Notwendigkeit, ein Bewusstsein zu schaffen. „Es ist erstaunlich, in welcher kreativen Qualität und mit welchem Engagement in den Bundesländern Theater und Oper gemacht wird. Und das mit wesentlich weniger Geld, dafür mit wesentlich mehr Problemen!“, so Cuesta über ihre Motivation.

Unter dem Arbeitstitel „Die Kunst der Landestheater - Zugpferd Bundesland auf der Überholspur“ werden die einzelnen Häuser einen Überblick über ihr Angebot geben und die Themen und Probleme besprechen, mit denen sie zu kämpfen haben. Ein bisschen wie Maturatreffen scheint es auch deshalb, da viele der Intendanten entweder jeweils beim anderen „in der Lehre“ waren und/oder bereits bei früheren Projekten zusammen gearbeitet haben. Bei einer solch guten Vernetzung der Häuser stellt sich die Frage der Notwendigkeit eines derartigen medialen Treffens. Schwingt da nicht auch ein Minderwertigkeitskomplex mit? „Minderwertigkeit ist vielleicht das falsche Wort. Es gilt vielmehr, ein Ungleichgewicht auszubalancieren. Die Intendanten selbst haben ganz sicher keinen Komplex. Das geht eher vom ‚Wasserkopf‘ Wien aus, der jahrelang seine Vorherrschaft in Sachen Kultur zur Schau gestellt hat“, so die Medienexpertin. Ob dies auch zu einem Gutteil journalistischer Arroganz zu verdanken ist, wird von Cuesta mit einem klaren „Ja!“ beantwortet. Aus Wien rauszufahren, kann auch unbequem sein. Wie schafft man es dann, das Publikum zu motivieren? „Die Häuser kennen ihr Publikum recht gut und stellen sich darauf ein. Ich beobachte schon seit längerem eine Emanzipation des Publikums. Es wird mündiger und lässt sich nicht mehr alles vorsetzen und das ist gut so. Daraus resultiert ein klarer kreativer Auftrag an die Häuser. Sie trauen sich was und werden sehr oft mit einem ausgeprägten Kulturpatriotismus belohnt“, lobt Cuesta anerkennend. Genau das müsse besser in den Medien transportiert werden. Kultur ist jedenfalls nichts mehr für die „bürgerliche“ Schicht oder die älteren Semester. Kultur wird heutzutage in einem großen, erschwinglichen Angebot präsentiert. Das treibt auch junge Leute in die Häuser. St. Pölten sei dafür ein gutes Beispiel mit seinen drei großen Kultureinrichtungen (Festspielhaus, Landestheater und Bühne im Hof). „St. Pölten bietet sich aufgrund der Lage für unseren Gipfel gut an. Außerdem ist die Zusammenarbeit mit dem Festspielhaus sehr unkompliziert. Das Haus hat sich als idealer Standort entpuppt.“

Was wünscht sie sich persönlich als Outcome des Gipfels? „Er soll nur der Startschuss für viele weitere Treffen sein. Mit der medialen Aufmerksamkeit wollen wir eine Bewusstwerdung für die kulturelle Qualität der Bundesländer erzielen und den Bühnen Vernetzungsmöglichkeiten bieten.“

Zur Person:
Erna Cuesta

Von 1990 bis 2009 war Erna Cuesta in der ORF Kulturredaktion tätig. 2009 wechselte die Journalistin als Senior Consultant und Mediencoach zur Agentur media consult. Sie moderiert gemeinsam mit Franz Zoglauer das wöchentliche Kulturmagazin „Highlights“ auf ATV.