MFG - We were Mods!
We were Mods!


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

We were Mods!

Text Dietmar "Hasi" Haslinger
Ausgabe 08/2006

Ein kleiner Haufen Eingeschworener mit „Popper-Haarschnitt”, 60-ies Anzügen, Parkas und Vespas - bestehend aus Kicks, Bela, Hasi, Vogo, Proschi, Tommi, Stefan S., Albert C., Johanna P., Claudia J., Quenda P., Babsi Z. trifft sich wöchentlich bei der „Meli” in der Fuhrmannsgasse.

Wir träumen von England und Quadrophenia raubt uns den Schlaf. Es spricht sich herum, dass die „coolen Typen” auf ihren Rollern nicht beißen und die Gruppe wächst bis Jahresende beträchtlich. Kurt H., Düsi, Susi S., Annette G., Schneps, Gerhard O., Zandi, Flashy Fred und mehr schließen sich an. Legendäre Partys folgen, bunte Pillen werden geworfen, Cola-Rum ist auch ok und  The Jam, The Who, Police und The Clash sind unsere Helden. Die Mod-Ideale werden mit dem „No Future” der Punks vermengt und ergeben unsere eigene Philosophie.
1982
Am outfit wird hart gearbeitet, edle Anzüge, tolle Schuhe, echte Parkas... und am wichtigsten .... jeder muss eine Vespa haben! Übers Jahr Dazugestoßene verscherbeln ihre Zündapps und Mofas, und diverse alte Männer, sowie Erd und Hentschl reiben sich die Hände, denn der Fuhrpark wächst ebenso rasant wie die ganze Gruppierung. Sommer
Sommer 1982
Die ersten „Jungen” stoßen dazu, der „FE” wird Sommer-Hauptquartier, es tummeln sich zu Spitzen-Zeiten mehr als 100 Gleichgesinnte aus unserem Haufen beim alten Fedrizzi. Gleich anschließend die Mitglieder des Motorradclubs „Morak”, die zuerst mal mit uns „Schlitten fahren” (die Moraks verfolgten uns mit ihren fetten Bikes und schoben den Vespas mit ausgestreckten Bein an!) Somit hatten wir sogar unser eigenes kleines Brighton (Ausschreitungen in den 60-ies zwischen Rockern und Mods). Gegenüber vom FE Kreidler, Zaps und Puch Cobras, die „Rover-Partie”, auch an die 100 Leute, dazu noch „normalsterbliche” Eislutschende im 100-er Bereich, meistens gab es kein vor und zurück beim Treff beim Sommerbad. Ein wahrer „summer of love” den es so zuvor und danach (außer `83) nie mehr gegeben hat in St.Pölten!
Die Vespas werden emsig frisiert, 75 ccm, 102 ccm und die Verwegensten bauen gleich ganze Lang-Hub-Motoren mit 138ccm in die kleinen Roller, die sich, noch ohne Sturzhelmpflicht, der 120 kmh-Marke nähern!
Der Kontakt sowohl zu den Kremser Mods/Popper/Italo-freaks als auch zu den Wiener Mods wird intensiviert, im September sorgen die Wiener dann auch für die ersten gröberen Ausschreitungen mit massivem Polizei-Einsatz.
Herbst 1982
Wir taumeln zwischen Kremser Pulverturm-Partys, Fahrten in verschiedenste Kinos um Quadrophenia zu sehen und uns zu prügeln, Haus-Partys bei Bela und unserem neuen „Club” beim Graf von einem Hoch ins nächste! Was für ein Leben! Kicks und Punk-girl Cola sind das schrillste Paar der Stadt, wir alle ohnehin cooler als cool und„My Generation” noch immer die Hymne.
1983
Wie lange kann so eine große Gang existieren? Erste Rückzugs-Gefechte von Bela und Kicks, die noch immer die Fahne der Mods hoch halten, alle anderen eint nun eigentlich die VESPA. Zu viele Mitäufer? Oder doch nicht? Warum fahren jetzt auch „Normalos” eine Vespa und tragen Parka? Dürfen die das? Ach herrlich, wie blöd wir waren!
Noch ein „summer of love”, diesmal noch größer, noch mehr Leute. Nach damaligen Angaben sollen 1983 knapp über 150 Vespas in Besitz von St. Pöltner Jugendlichen gewesen sein! Wow! Beim „FE” herrscht Ausnahmezustand.
Eine große Sternfahrt wird angedacht ... dann geplant ... und findet statt: Erster Treffpunkt in St.Pölten ... fast alle sind gekommen... auf nach Krems ... was für ein Anblick!!! Vespas, Vespas, Vespas ... die komplette St.Pöltner und Kremser Szene, einige Mods aus Wien ... 200 ausgelassene Kids machen sich auf nach Ottenschlag, wo wir ein eingezäuntes Areal zur Verfügung gestellt bekommen haben.
Dann neigt sich der Sommer zu Ende und irgendwie haben viele unbewusst dieses Gefühl „das wars”, die meisten werden oder sind bereits 18, der Führerschein wird gemacht und die Vespa verklopft ... BEKLOPFT, wie sich heutzutage herausstellt! Aber irgendwie ging es weiter ... von den „Alten” legten 1984 zwar die meisten den Parka ab, aber das „Mod”-Lebensgefühl blieb. „MOD” ist ja nur eine Abkürzung für modern ... und nach diesem modernen Lebensgefühl, flippiger und hipper Mode, neuesten Musik-Trends lebten und leben doch einige von uns weiter und brausen auf neuen Grantourismos durch die Urbanität. Manch andere haben ihr bestes Stück niemals hergegeben (wie klug!) oder eine alte Vespa erworben und lassen mit ihren Schmuckstücken jetzt das Herz aller wahren Mods höherschlagen! 
Rocker Didi Prochaska
Dass es heute noch bei etwas rustikaleren Motorradtreffen den sportiven Wettbewerb des „Vespaweitwerfens“ gibt, zeigt deutlich, wie das Verhältnis der echten Biker zu den Vespafahrern, insbesondere den „Mods“ bis heute ausschaut. Weil Vespas eben Roller und keine Motorräder und somit was für Weicheier sind! Harte Hunde tragen Leder und keine Pseudo-Parker und fahren richtige Bikes und keine kreischenden Blechschüsseln! Wobei man jetzt wieder differenzieren muss – „Rocker“ waren wir auch keine. Also solche mit schweren Chopper und klassischem Harley-Outfit. Wir waren ein aufstrebender Motorradklub namens „MORAK“, der bald zum zweitgrößten Motorradclub in Österreich wuchs. Und unser Kleinkrieg mit den „blöden Buben“ von den „Mods“ begann erst, als sich diese just und provokanterweise „unseren“ Treffpunkt beim „Fe“ beim Kaltbad (heute Bachinger) auch als den ihren erkoren. Da begann unser neues Hobby: Vespajagen! Besonders Ernstl Nowak beherrschte mit seiner SR diesen Sport exzellent. Nachfahren auf der Jahnstraße, Fuß aufs Vespatrittbrett und Vollgas bis der Vespa-Motor seinen Geist aufgab! „Morak-Sport-Vespamord!“ war unser Motto. Aber heute, zweieinhalb Jahrzehnte später, lachen wir gottseidank gemeinsam darüber…
Rocker Andi Reichebner
„Plattmachen“ – Rollo von Bob, der Baumeister, hätte es nicht anders formuliert – war der erste Gedanke beim Auftauchen einer „Vepsn“, in den Tagen als sich frisch gekampelte, in feinstes Tuch gewickelte Jungmenschen, kurz „Mods“ genannt, auf den St.Pöltner Straßen tummelten. Für unser eins reichten ja Jeans, eine alte Triumph-Lederjacke und ein „Hobel“, der nicht in jeder Kurve den Kontakt mit dem Boden suchte. Kurz, wir waren die Rocker, ungebügelt und krawattenlos. Und wer den Kultfilm „Quadrophenia“ beäugt hatte, musste als Rocker die Mods einfach sekkieren. Obwohl es damals auch den hartgesottensten Bikern einleuchten musste: am Ende machen die sich ohnehin selbst fertig – „i hope i die, before i get old.“
„Plattmachen“ - das einspurige Programm. Aber wen? Edgar, Kicks, Hasi oder den Werner, die sich da im obersten Drehzahlbereich abmühten, das Weite zu suchen? Waren ja alles gute Jungs, so wie ihre bevorzugte Musik. Keine guten Voraussetzungen für den aggressionsbereiten Rocker vom Motorradclub „Caprifischer“! Also, was tun? Her mit der St. Pöltner Lösung: Vor dem Fe den wilden Rocker markieren, nachher bei der Meli eine heiße Schokolade schlürfen und warten bis eins der Mods-Mädchen genug hat, sich auf einer Vespa ihren A... wund zu reiben.“