MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 12/2011
...in der es für die Grünen zwar nicht „vom Winde verweht“, dafür aber vom „Hochdruckreinger weggespült“ spielte. So wurden nunmehr die von den Grünen während des Wahlkampfes auf den Asphalt aufgemalten grünen Fußspuren beseitigt. Diese hatten sich ja in Folge als im höchsten Maße resistent erwiesen, was freilich nicht unbedingt für die Performance der Grünen selbst zutraf. Bezeichnend, dass diese Aktion der größte Aufreger der Ära Cagri Dogan war, dessen Tage gezählt zu sein scheinen – zumindest befindet er sich auffallend auf Tauchstation. Aber vielleicht bedarf es ja manchmal der gänzlichen Reinigung für einen Neuanfang, denn siehe da: Die Grünen legen nach hochexplosiven Themen wie Babyklappe für Kätzchen, Hundemord in Osteuropa oder Holzschlägerungen im Stadtwald endlich wieder ein ernst zunehmendes kommunales, grünes Kernthema auf den Tisch: die S 34. 
... in der manch Ordnungshüter „Gspiar“  vermissen lässt. So staunte ein Team von „Essen auf Rädern“ nicht schlecht, als ein Polizist ihren Wagen anhielt und angesichts des gesetzeswidrigen Tatbestandes, dass die Insassen nicht angeschnallt waren, Strafe einheben wollte. Dass ihm die freiwilligen Helfer auseinanderzusetzen versuchten, dass sie quasi alle 50-100 Meter stehenbleiben und aussteigen müssen, beeindruckte den Gesetzeshüter nicht vollends – zumindest vom Fahrer hob er die Strafe ein. 
Auch ein Parksheriff bewies seltenes Einfühlungsvermögen. Eine Mutter parkte ihr Auto in der Kurzparkzone, um die Tochter vom Klavierunterricht abzuholen. Da das kleine Brüderchen im Auto eingeschlafen war, blieb sie mit ihm wartend im Auto sitzen. Der Parksheriff verlangte aber, obwohl sie das schlafende Kind nicht allein lassen konnte, dass sie einen Parkschein löst, andernfalls müsse sie wegfahren. 
... in der anhand der immer wieder aufflammenden Diskussion um eine Zusammenlegung von Bezirkshauptmannschaft und Magistrat wunderbar nachvollziehbar ist, warum die „Verwaltungsreform“ bis dato nicht mehr als ein zahnloser Papiertiger ist. Während in diesem Fall nämlich die ÖVP eine Abgabe der Magistratsagenden an die Bezirkshauptmannschaft ventiliert, ist die Lesart der SPÖ genau umgekehrt, also – diesbezüglich sei man  gesprächsbereit – eine Übernahme der Bezirkshauptmannschaft-Agenden in den Magistrat, bei Ausgleich der Mehrkosten versteht sich. Keine Spur auf beiden Seiten, eigene Kompetenzen und Pfründe im Sinne einer Gesamtentlastung abzugeben. Für den Bürger, dem es herzlich egal ist, wo er seine Behördenwege erledigt, ist jedenfalls schwer nachvollziehbar, warum in einer Stadt wie St. Pölten zwei Parallelstrukturen bestehen, v.a. wenn er dafür die Mehrkosten tragen muss.