In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
Ausgabe
In der man sich immer wieder einmal die Frage stellt, ob sie wirklich eine ist. So geschehen Herrn S. an einem Dienstag-Nachmittag: Termin in der Innenstadt, kein Kleingeld dabei, rasch noch in ein Einkaufscenter an der Promenade zum Wechseln. In sage und schreibe 5 (in Worten: fünf!) Geschäften war es nicht möglich, einen 5-Euro-Schein (5, nicht 500) in Kleingeld wechseln zu lassen. Das Antwort- und Ausredenspektrum reichte von „Ich hab kein Kleingeld“ bis zu „Ich darf nicht wechseln“ (sic!). Auch ein Herr Inspektor konnte den Riesenschein nicht filetieren. Ergebnis: Ohnehin schon zu spät dran, riskiert S. und – erraten – darf nun 20 Euro Strafe zahlen.Der Kleingeldwechsler von jetzt ist der Kunde von in 5 Minuten, liebe Geschäftsleute. So brauchen wir keinen Masterplan, keine Einkaufs-Plattform und City-Irgendwas. Außerdem: Geldwechsel ist kein Verbrechen!Damit verbunden ein Spendenaufruf: Gehen Sie bitte beim nächsten Mal am Augustin-Verkäufer oder defensiven Bettler bewusst vorbei und tun Sie wieder einmal etwas Gutes: Schenken Sie den Kaufleuten ein bisschen Kleingeld, damit sie endlich wechseln können.
In der Politiker mit Relativität und Wahrscheinlichkeitsrechnung so ihre liebe Not haben und sich schon mal um den „unwesentlichen“ Faktor 10 verschätzen. El Clásico: Der Maiaufmarsch der SPÖ am Rathausplatz. So wollen die Genossen heuer satte 2.500 Teilnehmer am 1. Mai gesichtet haben – relativ viel. Die Polizei vor Ort hingegen zählte nur knappe 300 – das ist relativ wenig. Die Initiatoren der Hundefreilaufzone wiederum kündigten einen Marsch auf den Rathausplatz an. 500 Gleichgesinnte, ihre Vierbeiner im Schlepptau, sollten der Forderung nach einer größeren (als der von der Stadt umgesetzten) Hundefreilaufzone Nachdruck verleihen – was relativ viel wäre. Allein, geworden sind es je nach Zählweise 80, 50 oder 30 Hundbesitzer – also relativ wenig. Die Anzahl der Hunde war trotz Unterstützung durch Stoff-Wuffis überschaubar. Den Grund für die enttäuschende Teilnahme hatte man schnell parat: Schuld seien die Bürger, die motschgern, aber für ihre Interessen nicht auf die Straße gehen. Ein relativ schwaches „Argument“. Vielleicht ist es eher so, wie eine NÖN-Umfrage nahelegt. Das Thema ist den Leuten relativ wurscht.
In der es das Land Niederösterreich und die Stadt St. Pölten – welch Symbolik – nicht schaffen, wengistens anlässlich 25 Jahre Hauptstadt gemeinsam zu feiern. Stattdessen kochen beide ihr eigenes Süppchen. Das offizielle St. Pölten seines am 7. Juli, wie Kulturamtsleiter Thomas Karl verrät. „Mit Sonderpostamt, großem Fest am Rathausplatz und Festsitzung des Gemeinderates, zu der selbstverständlich der Landeshauptmann eingeladen wird.“ Wie großzügig! Auch das Land macht großen Bahnhof um den Geburtstag – allein! „Mit der Stadt gemeinsam sind keine Feierlichkeiten geplant“, so Bernhard Heinl vom Büro Landeshauptmann. Von 7.- 9. Juli findet im Regierungsviertel ein „Fest für Niederösterreich“ mit Feierstunde des Landtages, Jubiläumsfest, Freibier etc. statt. Zwei Feiern! So richtig freuen kann sich das Geburtstagskind darüber nicht. Es wäre so schön gewesen, wenn die Eltern wenigstens einmal ihre gegenseitigen Ressentiments außen vor gelassen hätten und über ihren Schatten gesprungen wären. Die Familie friedlich vereint an einem Tisch. Allein, dazu sind sie offensichtlich noch immer nicht in der Lage – auch nach 25 Jahren nicht. Eine große Enttäuschung!