Scheibchenweises Wachsen
Text
Dominik Leitner
Ausgabe
St. Pölten möchte wachsen – und dadurch endlich „groß“ werden. Zwei große Projekte, die „Glanzstadt“ auf dem alten Glanzstoffgelände sowie die Verwertung der WWE-Gründe sind für die kommenden 20 Jahre angedacht. Dabei bemerkt man ein verstärktes Interesse an der Landeshauptstadt: Bei einem europaweiten Architekturwettbewerb trumpfte St. Pölten mit 27 Einreichungen auf.
Vor fast sieben Jahren schloss die Glanzstoff Austria ihre Pforten – und seither diskutiert man über die Zukunft des rund 21 Hektar großen Areals. Immer wieder tauchten neue Ideen, Pläne oder auch konkrete Nutzungen für das Gelände bzw. die Fabrikshalle auf: Von 2012 weg mietete sich die New Design University (NDU) für drei Jahre ein, 2014 kam schließlich sogar die Idee eines Filmstudios auf. Seit einem Jahr kennt man aber die geplante Zukunft des Glanzstoffareals: Die so genannte „Glanzstadt“ soll nicht nur neuen Wohnraum bieten; in Wahrheit arbeitet man hier an einem komplett neuen Stadtteil.
Wir fragten nach dem Status quo der Projekte und wie es jetzt eigentlich weiter geht.
Wir fragten nach dem Status quo der Projekte und wie es jetzt eigentlich weiter geht.
Projekt Glanzstadt
Der „Masterplan“ zur Glanzstadt sieht Umfangreiches vor: In den denkmalgeschützten, alten Glanzstoffhallen will man ein Kreativquartier entstehen lassen, im östlichen Teil Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe ansiedeln und so für bis zu 1.000 Arbeitsplätze sorgen und im westlichen Teil schließlich 1.000 bis 1.300 Wohneinheiten. Doch bevor auch nur ansatzweise mit Arbeiten auf dem Gelände begonnen werden kann, muss der Flächenwidmungsplan geändert werden. Norbert Steiner, ehemaliger NÖPLAN Boss, war federführend bei der Entwicklung des Stadteilkonzeptes und erklärt den bevorstehenden Ablauf: Nach einer strategischen Umweltprüfung und der Erarbeitung eines teilräumlichen Entwicklungskonzeptes wurde beantragt, auf dieser Basis den Flächenwidmungsplan von Bauland Industriegebiet auf Bauland Wohn- und Kerngebiet zu ändern. „Dieses Änderungsverfahren läuft derzeit und soll im Frühjahr 2016 abgeschlossen werden.“
Millionenschweres Investment
Da im bisherigen Flächenwidmungsplan das gesamte Areal (durch den damals noch laufenden Betrieb des Unternehmens) als Industriegebiet eingeplant war, ist es erst später möglich, mit dem Bau von Wohnungen zu beginnen. Die Planungen für die erste Ausbaustufe sollen zeitgleich mit dem Flächenwidmungsplan abgeschlossen sein. Laut dem St. Pöltner Stadtplaner Jens de Buck könnte bereits 2017 mit einer ersten Bebauung begonnen werden. Der gesamte Ausbau wird aber, so der Plan der Glanzstadt-Projektentwickler, wohl 15 bis 20 Jahre in Anspruch nehmen. Genaue Kosten kann Steiner verständlicherweise noch nicht nennen, er geht aber von einem Gesamtinvestment in dreistelliger Millionenhöhe aus.
Das Anfang 2014 medienwirksam überlegte Filmstudio auf dem Areal steht übrigens offenbar nicht mehr zur Diskussion: Weder Stadt noch Land konnten auf Anfrage von neuen Konzeptideen berichten. Der bekannte Dokumentarfilmer Kurt Mündl, der gerade seinen Unternehmenssitz nach St. Pölten verlegt hat, kann der Idee aber nach wie vor viel abgewinnen: „Ich werde versuchen dazu beizutragen, dass die Landeshauptstadt zur Filmhauptstadt wird. Ich wünsche der Glanzstadt, dass dort Studios entstehen, aber es wird nicht so einfach sein, dass es dann eine Auslastung hat.“
Der „Masterplan“ zur Glanzstadt sieht Umfangreiches vor: In den denkmalgeschützten, alten Glanzstoffhallen will man ein Kreativquartier entstehen lassen, im östlichen Teil Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebe ansiedeln und so für bis zu 1.000 Arbeitsplätze sorgen und im westlichen Teil schließlich 1.000 bis 1.300 Wohneinheiten. Doch bevor auch nur ansatzweise mit Arbeiten auf dem Gelände begonnen werden kann, muss der Flächenwidmungsplan geändert werden. Norbert Steiner, ehemaliger NÖPLAN Boss, war federführend bei der Entwicklung des Stadteilkonzeptes und erklärt den bevorstehenden Ablauf: Nach einer strategischen Umweltprüfung und der Erarbeitung eines teilräumlichen Entwicklungskonzeptes wurde beantragt, auf dieser Basis den Flächenwidmungsplan von Bauland Industriegebiet auf Bauland Wohn- und Kerngebiet zu ändern. „Dieses Änderungsverfahren läuft derzeit und soll im Frühjahr 2016 abgeschlossen werden.“
Millionenschweres Investment
Da im bisherigen Flächenwidmungsplan das gesamte Areal (durch den damals noch laufenden Betrieb des Unternehmens) als Industriegebiet eingeplant war, ist es erst später möglich, mit dem Bau von Wohnungen zu beginnen. Die Planungen für die erste Ausbaustufe sollen zeitgleich mit dem Flächenwidmungsplan abgeschlossen sein. Laut dem St. Pöltner Stadtplaner Jens de Buck könnte bereits 2017 mit einer ersten Bebauung begonnen werden. Der gesamte Ausbau wird aber, so der Plan der Glanzstadt-Projektentwickler, wohl 15 bis 20 Jahre in Anspruch nehmen. Genaue Kosten kann Steiner verständlicherweise noch nicht nennen, er geht aber von einem Gesamtinvestment in dreistelliger Millionenhöhe aus.
Das Anfang 2014 medienwirksam überlegte Filmstudio auf dem Areal steht übrigens offenbar nicht mehr zur Diskussion: Weder Stadt noch Land konnten auf Anfrage von neuen Konzeptideen berichten. Der bekannte Dokumentarfilmer Kurt Mündl, der gerade seinen Unternehmenssitz nach St. Pölten verlegt hat, kann der Idee aber nach wie vor viel abgewinnen: „Ich werde versuchen dazu beizutragen, dass die Landeshauptstadt zur Filmhauptstadt wird. Ich wünsche der Glanzstadt, dass dort Studios entstehen, aber es wird nicht so einfach sein, dass es dann eine Auslastung hat.“
WWE-Gründe: Wer gewinnt?
Doch nicht nur das Glanzstoff-Areal selbst ist für die Stadtentwicklung von großer Bedeutung. Vor 21 Jahren hat die „Wohn- und Wirtschaftspark-Entwicklungsgesellschaft“ eine acht Hektar große Fläche von der damaligen Glanzstoff abgekauft. Die heute als WWE-Gründe bekannte Fläche südlich des Viehofner Sees im Bereich zwischen der Austraße, der Dr. Doch-Gasse und der Traisen war Teil des EUROPAN13-Architekturwettbewerbs.
Dieser richtet sich dezidiert an junge Architekten, Stadt- und Landschaftsplaner unter 40 Jahren. Seit 1989 versucht man alle zwei Jahre einen neuen Zugang zu Urbanismus zu finden – und St. Pölten ist bei der dreizehnten Auflage das erste Mal mit dabei. Der diesjährige EUROPAN stand unter dem Motto „Die anpassbare Stadt“.
Mit 27 Einreichungen konnte St. Pölten fast alle anderen teilnehmenden Städte aus Österreich weit hinter sich lassen: Für Bruck an der Mur interessierten sich 18, für Linz 16 und für Wien 10 Architekten. Einzig Graz konnte mit 34 Einreichungen noch mehr Architekten ansprechen. EUROPAN Österreich ist erfreut und führt das Interesse an St. Pölten vor allem auf „die besondere Qualität des Standortes“ zurück. Leider war es bis Redaktionsschluss nicht möglich, erste Pläne und Überlegungen zu zeigen – die erste Bekanntgabe der Ergebnisse findet am 4. Dezember auf www.europan.at statt.
500 neue (architektonisch hoffentlich ansprechende) Wohnungen sollen auf den WWE-Gründen gebaut werden. Vor einigen Jahren, so Stadtentwickler de Buck, habe man begonnen, eine Grundsatzstudie zu entwickeln, „welches Potential der Standort haben könnte“ – das Ergebnis war die Teilnahme am EUROPAN-Wettbewerb.
Bis wann dort gebaut werden kann, steht noch in den Sternen: De Buck erklärt, dass nicht nur von Planungsseite noch vieles zu tun sei, sondern auch die Frage der Altlasten bis heute noch nicht geklärt sei. Das Umweltbundesamt hat zwar bereits eine Vorstudie gemacht und die Ergebnisse bis Sommer 2015 versprochen, bei de Buck sind diese bislang aber nicht angekommen. Eine weitere Herausforderung sei es zudem, eine „gemeinsame Sprache“ innerhalb der Eigentümergesellschaft über die Zukunft der Gründe zu finden.
Neben den zwei großen Projekten beschäftigt sich die Stadtplanung natürlich mit zahlreichen anderen Überlegungen über die Zukunft St. Pöltens. Jens de Buck sieht in den letzten Jahren eine viel stärkere Dynamik, dies v. a. durch die verbesserte Zuganbindung in Richtung Wien. Für die weitere Entwicklung der Stadt liegt der Fokus auf der Nutzung von gewidmeten Bauland-Reserveflächen und einer damit einhergehenden „Verdichtung der Stadt“. Diese Verdichtung ist maßgeblich relevant, um auch im Bereich der Verkehrsentwicklung Fortschritte zu erzielen. Für de Buck ist auch die Zone zwischen dem St. Pöltner Hauptbahnhof und dem Krankenhaus von großer Bedeutung. „Sie hat hohes Potential!“ Ziel sei es, dadurch „scheibchenweise von innen nach außen zu wachsen.“
Doch nicht nur das Glanzstoff-Areal selbst ist für die Stadtentwicklung von großer Bedeutung. Vor 21 Jahren hat die „Wohn- und Wirtschaftspark-Entwicklungsgesellschaft“ eine acht Hektar große Fläche von der damaligen Glanzstoff abgekauft. Die heute als WWE-Gründe bekannte Fläche südlich des Viehofner Sees im Bereich zwischen der Austraße, der Dr. Doch-Gasse und der Traisen war Teil des EUROPAN13-Architekturwettbewerbs.
Dieser richtet sich dezidiert an junge Architekten, Stadt- und Landschaftsplaner unter 40 Jahren. Seit 1989 versucht man alle zwei Jahre einen neuen Zugang zu Urbanismus zu finden – und St. Pölten ist bei der dreizehnten Auflage das erste Mal mit dabei. Der diesjährige EUROPAN stand unter dem Motto „Die anpassbare Stadt“.
Mit 27 Einreichungen konnte St. Pölten fast alle anderen teilnehmenden Städte aus Österreich weit hinter sich lassen: Für Bruck an der Mur interessierten sich 18, für Linz 16 und für Wien 10 Architekten. Einzig Graz konnte mit 34 Einreichungen noch mehr Architekten ansprechen. EUROPAN Österreich ist erfreut und führt das Interesse an St. Pölten vor allem auf „die besondere Qualität des Standortes“ zurück. Leider war es bis Redaktionsschluss nicht möglich, erste Pläne und Überlegungen zu zeigen – die erste Bekanntgabe der Ergebnisse findet am 4. Dezember auf www.europan.at statt.
500 neue (architektonisch hoffentlich ansprechende) Wohnungen sollen auf den WWE-Gründen gebaut werden. Vor einigen Jahren, so Stadtentwickler de Buck, habe man begonnen, eine Grundsatzstudie zu entwickeln, „welches Potential der Standort haben könnte“ – das Ergebnis war die Teilnahme am EUROPAN-Wettbewerb.
Bis wann dort gebaut werden kann, steht noch in den Sternen: De Buck erklärt, dass nicht nur von Planungsseite noch vieles zu tun sei, sondern auch die Frage der Altlasten bis heute noch nicht geklärt sei. Das Umweltbundesamt hat zwar bereits eine Vorstudie gemacht und die Ergebnisse bis Sommer 2015 versprochen, bei de Buck sind diese bislang aber nicht angekommen. Eine weitere Herausforderung sei es zudem, eine „gemeinsame Sprache“ innerhalb der Eigentümergesellschaft über die Zukunft der Gründe zu finden.
Neben den zwei großen Projekten beschäftigt sich die Stadtplanung natürlich mit zahlreichen anderen Überlegungen über die Zukunft St. Pöltens. Jens de Buck sieht in den letzten Jahren eine viel stärkere Dynamik, dies v. a. durch die verbesserte Zuganbindung in Richtung Wien. Für die weitere Entwicklung der Stadt liegt der Fokus auf der Nutzung von gewidmeten Bauland-Reserveflächen und einer damit einhergehenden „Verdichtung der Stadt“. Diese Verdichtung ist maßgeblich relevant, um auch im Bereich der Verkehrsentwicklung Fortschritte zu erzielen. Für de Buck ist auch die Zone zwischen dem St. Pöltner Hauptbahnhof und dem Krankenhaus von großer Bedeutung. „Sie hat hohes Potential!“ Ziel sei es, dadurch „scheibchenweise von innen nach außen zu wachsen.“