Alles dreht sich um den Domplatz
Text
Beate Steiner
Ausgabe
Die geplante Garage am Neugebäudeplatz schafft zusätzliche Stellflächen und wird von manchen durchaus auch als Ersatzparkplatz für den Domplatz betrachtet, was die Glaubensfrage „parking or no parking“ einmal mehr aufblubbern lässt.
Die ehemaligen Gewerbeflächen unterhalb der Wohntürme werden revitalisiert: 640 Autos sollen hier im stillgelegten Einkaufszentrum Platz finden. NV Immobilien entwickelt das Millionen-Projekt am Rande der Altstadt, gemeinsam mit der Palais Fanto Verwaltungsgesellschaft. „Vor allem Kurzparker werden hier zwischen Altstadt und Regierungsviertel Abstellmöglichkeiten finden“, sagt Manfred Wohlmetzberger, Direktor von NV Immobilien. Die Garage im Untergeschoß der kürzlich sanierten Wohntürme wird ebenfalls erneuert und soll weiterhin überwiegend den Wohnungseigentümern und deren Mietern zur Verfügung stehen. „Durch diese Investition in Millionenhöhe wird die Liegenschaft einen erheblichen Mehrwert erfahren“, wirbt Architekt und Miteigentümer Franz Arzberger um die Zustimmung der Wohnungseigentümer. Denn von deren Zustimmung wird es abhängen, ob und wie schnell das Projekt umgesetzt werden kann. Ihr Vorteil: „Freundliche und helle Hauszugänge und Passagen zu den Liften und zum Wohnbereich und natürlich eine Wertsteigerung ihrer Eigentumswohnungen“, so die Planer.
Der geforderte Ersatzparkplatz für den Domplatz?
Als zusätzliche Autoabstellmöglichkeit in der Innenstadt ist die geplante Neugebäudeplatz-Garage natürlich neben anderen Zukunftsgaragen (etwa zwischen Fuhrmannsgasse und Herrenplatz) auch möglicher Ersatz-Parkfläche für Domplatzparkplätze.
So sieht Bürgermeister Matthias Stadler die Neugebäudeplatz-Garage als „Schlüsselprojekt für den Osten der Innenstadt“, und für Plattform-2020-Obmann Josef Wildburger ist eine attraktive Großgarage am Neugebäudeplatz optimal: „Sie wertet die Wiener Straße im östlichen Bereich sowohl als Wohn- als auch als Handelslage massiv auf. Sie ist im Zentrum der innerstädtischen Verbindung Regierungsviertel – Altstadt gelegen, an der Kulturachse, leicht zu finden, leicht erreichbar – besser geht’s nicht.“ Der Masterplan-Erfinder sieht den Domplatz als Turbo für die Altstadtentwicklung – nicht verstellt mit Autos, sondern belebt mit Menschen, Markt und Gastro.
Das sehen die Oppositionsparteien im St. Pöltner Gemeinderat aus unterschiedlichen Gründen etwas anders. VP-Vizebürgermeister Matthias Adl steht hinter jenen besorgten Innenstadtkaufleuten und auf dem Standpunkt „Nix ist fix“: „Die Gespräche mit den Wohnungseigentümern am Neugebäudeplatz stehen noch aus, ebenso eine entsprechende Verkehrsplanung für Zu- und Abfahrten sowie die Vorlage technischer Konzepte. So zu tun, als ob die Parkplätze im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, ist unrealistisch und unredlich.“
Adls VP-Kollege und Wirtschaftsbundobmann Mario Burger begrüßt zwar die Garagenidee („Jedes zusätzliche Parkhaus in der Stadt ist positiv zu bewerten“), denn die innerstädtischen Parkplatzkapazitäten würden erhöht und die Fahrzeuge raumeffizient untergebracht. Aber als Autofahrer-Alternative zum Domplatzparkplatz ist der Neugebäudeplatz für Burger nur eingeschränkt tauglich: „Der Weg ist doch relativ weit – die Landhausgarage wurde bis dato ja auch kaum als alternative Innenstadt-Parkmöglichkeit wahr- bzw. angenommen.“
Auch der FP ist der Weg zu weit: „Ein autofreier Domplatz ist nur möglich, wenn es alternative zentrale Parkmöglichkeiten in der Innenstadt gibt, zum Beispiel eine erweiterte Rathausplatzgarage bis zum Karmeliterhof“, sagt Wirtschaftssprecher Martin Antauer.
Ganz anders und für einen autofreien Domplatz argumentieren die Grünen: Sie zweifeln die Notwendigkeit zusätzlicher Autoabstellplätze in der Stadt an, und: Für die Achse Innenstadt – Kulturbezirk bedürfe es neuer Ideen, um einen Anreiz zu schaffen, den Weg zwischen diesen beiden Polen auch zu gehen. „Eine Flaniermeile oder kulturelle Hot Spots zwischen hier und dort laden sicher mehr zur Nutzung ein als eine Tiefgarage genau dazwischen. Schon seit Jahren zeigt sich, dass Menschen, die mit dem Auto ins Regierungsviertel anreisen, nur die Tiefgarage kennenlernen, kaum aber St. Pölten“, sagt Grünen-Gemeinderätin Nicole Buschenreiter.
Als zusätzliche Autoabstellmöglichkeit in der Innenstadt ist die geplante Neugebäudeplatz-Garage natürlich neben anderen Zukunftsgaragen (etwa zwischen Fuhrmannsgasse und Herrenplatz) auch möglicher Ersatz-Parkfläche für Domplatzparkplätze.
So sieht Bürgermeister Matthias Stadler die Neugebäudeplatz-Garage als „Schlüsselprojekt für den Osten der Innenstadt“, und für Plattform-2020-Obmann Josef Wildburger ist eine attraktive Großgarage am Neugebäudeplatz optimal: „Sie wertet die Wiener Straße im östlichen Bereich sowohl als Wohn- als auch als Handelslage massiv auf. Sie ist im Zentrum der innerstädtischen Verbindung Regierungsviertel – Altstadt gelegen, an der Kulturachse, leicht zu finden, leicht erreichbar – besser geht’s nicht.“ Der Masterplan-Erfinder sieht den Domplatz als Turbo für die Altstadtentwicklung – nicht verstellt mit Autos, sondern belebt mit Menschen, Markt und Gastro.
Das sehen die Oppositionsparteien im St. Pöltner Gemeinderat aus unterschiedlichen Gründen etwas anders. VP-Vizebürgermeister Matthias Adl steht hinter jenen besorgten Innenstadtkaufleuten und auf dem Standpunkt „Nix ist fix“: „Die Gespräche mit den Wohnungseigentümern am Neugebäudeplatz stehen noch aus, ebenso eine entsprechende Verkehrsplanung für Zu- und Abfahrten sowie die Vorlage technischer Konzepte. So zu tun, als ob die Parkplätze im kommenden Jahr zur Verfügung stehen, ist unrealistisch und unredlich.“
Adls VP-Kollege und Wirtschaftsbundobmann Mario Burger begrüßt zwar die Garagenidee („Jedes zusätzliche Parkhaus in der Stadt ist positiv zu bewerten“), denn die innerstädtischen Parkplatzkapazitäten würden erhöht und die Fahrzeuge raumeffizient untergebracht. Aber als Autofahrer-Alternative zum Domplatzparkplatz ist der Neugebäudeplatz für Burger nur eingeschränkt tauglich: „Der Weg ist doch relativ weit – die Landhausgarage wurde bis dato ja auch kaum als alternative Innenstadt-Parkmöglichkeit wahr- bzw. angenommen.“
Auch der FP ist der Weg zu weit: „Ein autofreier Domplatz ist nur möglich, wenn es alternative zentrale Parkmöglichkeiten in der Innenstadt gibt, zum Beispiel eine erweiterte Rathausplatzgarage bis zum Karmeliterhof“, sagt Wirtschaftssprecher Martin Antauer.
Ganz anders und für einen autofreien Domplatz argumentieren die Grünen: Sie zweifeln die Notwendigkeit zusätzlicher Autoabstellplätze in der Stadt an, und: Für die Achse Innenstadt – Kulturbezirk bedürfe es neuer Ideen, um einen Anreiz zu schaffen, den Weg zwischen diesen beiden Polen auch zu gehen. „Eine Flaniermeile oder kulturelle Hot Spots zwischen hier und dort laden sicher mehr zur Nutzung ein als eine Tiefgarage genau dazwischen. Schon seit Jahren zeigt sich, dass Menschen, die mit dem Auto ins Regierungsviertel anreisen, nur die Tiefgarage kennenlernen, kaum aber St. Pölten“, sagt Grünen-Gemeinderätin Nicole Buschenreiter.
Die Kulturachse zwischen den Hauptstadt-Territorien
Diese Flaniermeile mit kulturellen Hotspots, die Buschenreiter anspricht, ist im Masterplan zur Stadtentwicklung als „Kulturachse“ geplant – und die ist untrennbar mit der Neugestaltung des Domplatzes verbunden.
Die Kulturachse soll als fußläufige Verbindung zwischen dem Regierungsviertel und dem Rathausplatz als attraktiver Weg gestaltet werden. Wo diese Kulturachse genau laufen soll und wie sie zur bespielten Einheit und mit Leben erfüllt werden kann, darüber debattierten Betroffene aller kulturellen Einrichtungen beim Partizipationsprozess, der den Masterplan in die Realisierung begleitet. Erste Ideen: gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen, Kunst im öffentlichen Raum, Attraktivierung der anliegenden Gebäude und auch der Promenade. „Das hat großes touristisches Potenzial und könnte auch international Aufsehen erregen“, ist Josef Wildburger überzeugt. Denn diese Kulturachse würde neben den politischen Zentren der Landeshauptstadt auch die Zentren der Kunst verbinden, also ein historisch und architektonisch interessanter Pfad sein. Wie die Wiener Straße optisch davon (und von der Neugebäudeplatz-Garage) profitiert, steht noch nicht fest, erklärt Stadtbaudirektor Kurt Rameis.
Was es für eine funktionierende Kulturachse unbedingt braucht, ist allerdings ein übersichtliches Leitsystem. „Das bestehende ist verbesserungswürdig, es verschwindet in der Flut von Stelen, Plakaten. Es muss viel stärker ins Auge stechen“, sagt dazu etwa Lothar Fiedler. Der Präseident des Fördervereins Kulturbezirk findet auch Gefallen an der geplanten Neugebäudeplatz-Garage: „Zusätzliche Pkw-Stellplätze sind nach wie vor ein Gewinn für die Belebung der Stadt, noch dazu am Weg von der Innenstadt zum Kulturbezirk. Auch für die Belebung des Domplatzes ist das von Vorteil.“
Diese Flaniermeile mit kulturellen Hotspots, die Buschenreiter anspricht, ist im Masterplan zur Stadtentwicklung als „Kulturachse“ geplant – und die ist untrennbar mit der Neugestaltung des Domplatzes verbunden.
Die Kulturachse soll als fußläufige Verbindung zwischen dem Regierungsviertel und dem Rathausplatz als attraktiver Weg gestaltet werden. Wo diese Kulturachse genau laufen soll und wie sie zur bespielten Einheit und mit Leben erfüllt werden kann, darüber debattierten Betroffene aller kulturellen Einrichtungen beim Partizipationsprozess, der den Masterplan in die Realisierung begleitet. Erste Ideen: gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen, Kunst im öffentlichen Raum, Attraktivierung der anliegenden Gebäude und auch der Promenade. „Das hat großes touristisches Potenzial und könnte auch international Aufsehen erregen“, ist Josef Wildburger überzeugt. Denn diese Kulturachse würde neben den politischen Zentren der Landeshauptstadt auch die Zentren der Kunst verbinden, also ein historisch und architektonisch interessanter Pfad sein. Wie die Wiener Straße optisch davon (und von der Neugebäudeplatz-Garage) profitiert, steht noch nicht fest, erklärt Stadtbaudirektor Kurt Rameis.
Was es für eine funktionierende Kulturachse unbedingt braucht, ist allerdings ein übersichtliches Leitsystem. „Das bestehende ist verbesserungswürdig, es verschwindet in der Flut von Stelen, Plakaten. Es muss viel stärker ins Auge stechen“, sagt dazu etwa Lothar Fiedler. Der Präseident des Fördervereins Kulturbezirk findet auch Gefallen an der geplanten Neugebäudeplatz-Garage: „Zusätzliche Pkw-Stellplätze sind nach wie vor ein Gewinn für die Belebung der Stadt, noch dazu am Weg von der Innenstadt zum Kulturbezirk. Auch für die Belebung des Domplatzes ist das von Vorteil.“
Der Kampf um den Dom(Park?)platz geht weiter
Während für Plattform-Obmann Josef Wildburger klar ist, dass ein mit Markt und Menschen belebter Platz auch die Wirtschaft ankurbelt und fast mantraartig betont: „Ein Euro am Markt bringt zwei Euro in den umliegenden Betrieben!“, fürchten viele Anrainer um ihren bequemen nahen Dauerparkplatz (60 Parkpickerl-geschützte Autos werden so durchschnittlich am Tag dort gezählt, Anm.) und Innenstadtkaufleute um ihre Kundschaft, die gewohnt ist, mit dem Auto bis vor den Dom durchzurollen. „Jemand, der bei mir seine Brille abholt, braucht dazu fünf Minuten, wenn er am Domplatz parkt, fünf Minuten länger, wenn er sich einen Garagenplatz nimmt“, argumentiert etwa Optiker Roland Bacik.
Die Geschäftsleute haben 190 Unterschriften für einen Dom-Park-Platz gesammelt, Initiator Jörg Eibl will diese demnächst dem Bürgermeister übergeben.
Waffenhändler Eibl diskutiert das Park-Thema leidenschaftlich und ist überzeugt, dass seine Kunden weiterhin ihr Auto am Domplatz abstellen, auch wenn neben seinem Geschäft die Neugebäudeplatz-Garage entsteht.
Daniel Zinner, Betreiber eines Modeshops in der Marktgasse, sieht die Innenstadt gar am Aussterben, bevor noch die Parkplätze weg sind und meint: „Es müssen attraktive Möglichkeiten zum Parken geschaffen werden, auch am Domplatz – weil sonst bringt man die um, die hier ihr Geld verdienen.“ Diese Angst hat Maßschneiderin Monika Kerndl nicht, sie freut sich auf die Garage am Neugebäudeplatz: „Das wird der Wiener Straße guttun!“ Galerist Karl-Heinz Maringer pflichtet ihr bei: „Der Domplatz sollte kein Parkplatz bleiben, da bin ich fest davon überzeugt. Solange dort Ladeflächen eingerichtet sind, brauchen die Kaufleute keine Angst um ihre Kundenfrequenz haben.“
Während für Plattform-Obmann Josef Wildburger klar ist, dass ein mit Markt und Menschen belebter Platz auch die Wirtschaft ankurbelt und fast mantraartig betont: „Ein Euro am Markt bringt zwei Euro in den umliegenden Betrieben!“, fürchten viele Anrainer um ihren bequemen nahen Dauerparkplatz (60 Parkpickerl-geschützte Autos werden so durchschnittlich am Tag dort gezählt, Anm.) und Innenstadtkaufleute um ihre Kundschaft, die gewohnt ist, mit dem Auto bis vor den Dom durchzurollen. „Jemand, der bei mir seine Brille abholt, braucht dazu fünf Minuten, wenn er am Domplatz parkt, fünf Minuten länger, wenn er sich einen Garagenplatz nimmt“, argumentiert etwa Optiker Roland Bacik.
Die Geschäftsleute haben 190 Unterschriften für einen Dom-Park-Platz gesammelt, Initiator Jörg Eibl will diese demnächst dem Bürgermeister übergeben.
Waffenhändler Eibl diskutiert das Park-Thema leidenschaftlich und ist überzeugt, dass seine Kunden weiterhin ihr Auto am Domplatz abstellen, auch wenn neben seinem Geschäft die Neugebäudeplatz-Garage entsteht.
Daniel Zinner, Betreiber eines Modeshops in der Marktgasse, sieht die Innenstadt gar am Aussterben, bevor noch die Parkplätze weg sind und meint: „Es müssen attraktive Möglichkeiten zum Parken geschaffen werden, auch am Domplatz – weil sonst bringt man die um, die hier ihr Geld verdienen.“ Diese Angst hat Maßschneiderin Monika Kerndl nicht, sie freut sich auf die Garage am Neugebäudeplatz: „Das wird der Wiener Straße guttun!“ Galerist Karl-Heinz Maringer pflichtet ihr bei: „Der Domplatz sollte kein Parkplatz bleiben, da bin ich fest davon überzeugt. Solange dort Ladeflächen eingerichtet sind, brauchen die Kaufleute keine Angst um ihre Kundenfrequenz haben.“