MFG - In was für einer Stadt leben wir eigentlich...
In was für einer Stadt leben wir eigentlich...


MFG - Das Magazin
St. Pöltens gute Seite

In was für einer Stadt leben wir eigentlich...

Ausgabe 03/2012
...in der Anfang Mai ein grüner Arbeiterkammerrat und (für den Einzug in den Gemeinderat) gescheiterter Bürgerlistenkandidat vor dem St. Pöltner Landesgericht in Hungerstreik tritt. Auf den Spuren eines Mahatmi Gandi wandelnd ist dem medial oft als „Politrambo“ oder „Revoluzzer“ Geadelten, eine gewisse Aufmerksamkeit wohl gewiss. Kesetovic: „Internationale Medien werden den Protest verfolgen, bis zu 20 Leute überlegen mitzumachen.“ Doch gegen oder für was protestiert der vermeintlich arme Mann? „Für Kinderrechte. Richter entziehen den Kindern ihre Väter, das ist eine Form des Kindesmissbrauchs.“ Er selbst führt seit Jahren einen Rechtsstreit („Egal wie, aber ein Richter soll endlich entscheiden!“). Vielen Vätern ginge es ähnlich, „die werden besachwaltert und mundtot gemacht. Mein Hungerstreik ist intensiv überlegt. Wir werden sehen, wie die Justiz in meinem Fall reagiert.“
...in der Politiker einem bisweilen einigermaßen schizophren vorkommen. Solange ein Mitbewerber aktiv ist, schenken die Mandatare der unterschiedlichen Couleur einander verbal gehörig ein. Doch kaum zieht sich einer aus der aktiven Politik zurück, wird er nach dem Motto „Jetzt kann er uns eh nix mehr tun“ plötzlich mit Jubelnachrufen bedacht – wie zuletzt nach dem Rückzug von Susanne Kysela aus der Gemeindepolitik. Plötzlich waren von den politischen Mitbewerbern nur mehr Sätze zu hören wie „Ich danke Susanne Kysela für ihre Arbeit und ihren Einsatz für die Landeshauptstadt“, „Schade, dass ich mit ihr nicht arbeiten konnte“ oder „Sie hat ihren Part perfekt erfüllt“ Nicht dass dies nicht alles stimmte. Kysela hat sich ihre Meriten um die Stadt verdient. Aber hätte man ihr das nicht auch schon während ihrer aktiven politischen Laufbahn ausrichten können? Politiker – ein komisches Volk.
...in der die ÖVP St. Pölten am Ausländer-Populismus-Klavier spielt. So „nutzte“ Vize-Bürgermeister Adl den Raubüberfall auf einen Innenstadt-Juwelier, um eine Verschärfung des Staatsbürgerschaftsgesetzes zu fordern: „Die Staatsbürgerschaft ist kein Geschenk, sondern an Rechte und Pflichten gebunden!“ Dumm nur, dass zwei der Straftäter Ausländer sind. Nur beim dritten handelt es sich um einen 16-Jährigen Inländer mit Migrationshintergrund. Adl: „Das geht nicht gegen Ausländer im Allgemeinen. Der Vorstoß betrifft nur schlimme Verbrechen gegen Leib und Leben oder Hab und Gut. Innerhalb einer Bewährungsphase sollte die Staatsbürgerschaft entziehbar sein.“ Adl weiß aber sicher, dass die Verleihung der Staatsbürgerschaft an klare Bedingungen (z.B. Unbescholtenheit) geknüpft ist.  Das einzige, was zählt: Die Verbrecher werden, egal ob In- oder Ausländer, ihrer gerechten Strafe zugeführt werden.