KURT SCHÖNTHALER - Der Schichtarbeiter
Text
Thomas Fröhlich
Ausgabe
Braungebrannt, durchtrainiert, bei Wind und Wetter mit dem Fahrrad unterwegs: So kennt man ihn in St. Pölten. Demnächst ist sein bildnerisches Werk im Rahmen einer Solo-Ausstellung im Stadtmuseum zu bewundern: Kurt Schönthaler, Maler und Suchender.
Betritt man das Atelier, das einen eigenen Trakt im Haus von Christa und Kurt Schönthaler einnimmt, fällt sofort eines ins Auge: Entgegen des Bohème-Klischees, Kunstschaffende müssten im Chaos leben, wirkt alles sehr aufgeräumt. Ordentlich. „Ich habe mir soeben wieder eine vernünftige Mal-Situation geschaffen“, erklärt Kurt Schönthaler, dessen Aussehen übrigens eher dem eines Radrennfahrers oder Freeclimbers als jenem eines introvertierten Künstlers entspricht. Während wir einen Kaffee trinken und ich meine Blicke über die Schichtungen der Farben auf seinen Bildern schweifen lasse, frage ich ihn, ob er sich als abstrakten Maler sehe.
Er denkt kurz nach: „Im allgemeinen Sprachgebrauch wird ja der Begriff ‚abstrakte Malerei’ generell für alle Formen der ungegenständlichen und informellen Bildnerei angewandt, was so nicht ganz richtig ist. Meine Malerei ist bis vor einiger Zeit dem abstrakten Expressionismus zuzurechnen, einer Richtung, die die gegenständliche Abbildungshaftigkeit verlässt und dafür die emotionale Befindlichkeit des Malers einbringt.“ Neuerdings gehe es aber verstärkt in Richtung „reiner“ Abstraktion. „Abstraktion heißt für mich: das Unnotwendige weglassen, sodass der Kern erkennbar bleibt.“ Gegenständliches oder auch symbolisch Bedeutungsschwangeres könne von Dritten leicht vereinnahmt werden. „Bei der Abstraktion ist das nicht so leicht.“
Schönthaler spricht gerne von Landschaften, wenn es um seine Bilder geht. Ob innere oder äußere Landschaften, sei dann gar nicht so wichtig. „Wir erleben Landschaft oder Stadt sowieso nur im psychisch möglichen Anschauungsfeld.“
Und Schönthaler konkretisiert und wird persönlich: „2014 ist mein Vater gestorben. Ein Jahr lang konnte ich mich noch gut an seine Stimme erinnern, an seine Gestalt, ja, an seinen Geruch – und irgendwann erinnert man sich nur noch an die Erinnerung.“ Und diese werde Schicht für Schicht überdeckt.
Schönthaler nippt an seinem Kaffee und zeigt auf eine Serie soeben erst entstandener Bilder: Auch in seiner Kunst gehe es unter anderem um diese Schichtungen. „Der Anfang ist meistens schnell gemacht. Aber dann wird’s spannend.“ Und dann ist da noch die Sache mit dem Geruch: „Eitempera, Leinöl. Das ist ein Geruch, bei dem ich gut malen kann.“ Er öffnet einen kleinen Verschlag in der Wand und lässt mich am Material, das in einem Fläschchen abgefüllt ist, schnuppern. Intensiv, wie ein schwerer, etwas bitterer Likör, schlägt‘s mir entgegen.
„Die Maltechnik, das Malsystem müssen halt das tragen, was ich transportieren will.“
Er denkt kurz nach: „Im allgemeinen Sprachgebrauch wird ja der Begriff ‚abstrakte Malerei’ generell für alle Formen der ungegenständlichen und informellen Bildnerei angewandt, was so nicht ganz richtig ist. Meine Malerei ist bis vor einiger Zeit dem abstrakten Expressionismus zuzurechnen, einer Richtung, die die gegenständliche Abbildungshaftigkeit verlässt und dafür die emotionale Befindlichkeit des Malers einbringt.“ Neuerdings gehe es aber verstärkt in Richtung „reiner“ Abstraktion. „Abstraktion heißt für mich: das Unnotwendige weglassen, sodass der Kern erkennbar bleibt.“ Gegenständliches oder auch symbolisch Bedeutungsschwangeres könne von Dritten leicht vereinnahmt werden. „Bei der Abstraktion ist das nicht so leicht.“
Schönthaler spricht gerne von Landschaften, wenn es um seine Bilder geht. Ob innere oder äußere Landschaften, sei dann gar nicht so wichtig. „Wir erleben Landschaft oder Stadt sowieso nur im psychisch möglichen Anschauungsfeld.“
Und Schönthaler konkretisiert und wird persönlich: „2014 ist mein Vater gestorben. Ein Jahr lang konnte ich mich noch gut an seine Stimme erinnern, an seine Gestalt, ja, an seinen Geruch – und irgendwann erinnert man sich nur noch an die Erinnerung.“ Und diese werde Schicht für Schicht überdeckt.
Schönthaler nippt an seinem Kaffee und zeigt auf eine Serie soeben erst entstandener Bilder: Auch in seiner Kunst gehe es unter anderem um diese Schichtungen. „Der Anfang ist meistens schnell gemacht. Aber dann wird’s spannend.“ Und dann ist da noch die Sache mit dem Geruch: „Eitempera, Leinöl. Das ist ein Geruch, bei dem ich gut malen kann.“ Er öffnet einen kleinen Verschlag in der Wand und lässt mich am Material, das in einem Fläschchen abgefüllt ist, schnuppern. Intensiv, wie ein schwerer, etwas bitterer Likör, schlägt‘s mir entgegen.
„Die Maltechnik, das Malsystem müssen halt das tragen, was ich transportieren will.“
Schon Kandinsky spricht von Rhythmus und Klang
Geboren 1961, lebt und arbeitet er in St. Pölten. Dazwischen verbrachte er auch eine kurze Zeit in Barcelona, einem Sehnsuchtsort, der „immer eine große Verlockung war.“ Sieben Jahre unterhielt er in Amstetten ein Atelier, „und diese Zeit der bildnerischen Tätigkeit abseits des gewohnten häuslichen Umfeldes hat sich als sehr ergiebig und erkenntnisreich gestaltet, zumal in diesem klassischen Vierkanthof eines Freundes regelmäßig Kulturveranstaltungen mit namhaften Künstlern wie den Extremschrammeln oder Dobrek Bistro stattgefunden haben. Es gab genreüberschreitende Austauschebenen.“
Lesen konnte er recht früh – „am liebsten Comics, die hab‘ ich verschlungen.“ Die Mischung aus Bild und Text faszinierte ihn schon als Kind, auch wenn die Malerei „seine“ Kunst wurde. Die Nähe zur Literatur, speziell zur Lyrik, sei ihm aber klar, ebenso die zur Musik. „Schon Kandinsky spricht von Rhythmus und Klang.“ Früh begann er auch zu zeichnen, danach zu malen. Initiationserlebnis war unter anderem das Betrachten eines (verkleinerten) Bildes von Asger Jorn in einem Kunstbuch. „Das hat mich schon umgehauen. Und dann hab‘ ich‘s in der richtigen Größe gesehen. Wahnsinn!“ Auf der Akademie der bildenden Künste war er auch – „ein kurzes akademisches Zwischenspiel!“ Uninspirierend sei es gewesen, „zudem verspürte ich einen seltsamen ‚Institutionsdruck’, der mich massiv gehemmt hat.“ Schönthaler begab sich lieber auf die individuelle Wegsuche.
Selbsthinterfragung sei etwas ganz Wesentliches. „Nicht alles ist immer gleich der große Wurf.“ Manches müsse reifen. Irrwege seien auch notwendig. „Wir rasen alle auf unserem Planeten durchs All, ich als einer von acht Milliarden. Das relativiert auch den eigenen Wichtigkeitsanspruch.“ Ob er von seiner Kunst leben könne? Er lacht: „Die Frage wird mir oft gestellt; In Anspielung auf die oft schwierige ökonomische Situation als freischaffender Künstler lautet meine Antwort: ich lebe mit meiner Kunst, oder noch zugespitzter: ich lebe, trotz meiner Kunst.“ Gelegentlicher Müßiggang sei auch notwendig, „zum Innehalten. Ich muss nicht dauernd produzieren.“
Der Maler ist jedenfalls kein Kind von eigenbrötlerischer Weltabgeschiedenheit. „Da kann auch einmal ein Nachmittag im Cinema Paradiso-Schanigarten bis zur Sperrstunde hineinreichen.“ Theater, Kino, Konzerte und – vor allem – Ausstellungen werden von ihm häufig frequentiert. Als aktives Künstlerbundmitglied ist er auch Kollaborationen mit Malerkollegen wie etwa Florian Nährer nicht abgeneigt.
Er wird kurz nachdenklich: „Wenn ich was schaffe und sage, okay, das kann funktionieren, ist das ein wunderbarer Moment der Genugtuung. Es sind kleine Momente der Manifestation von Gedanken und Schwingungen.“ Als wäre er selbst ein wenig verwundert über den letzten Satz beginnt er breit zu grinsen: „Einfach großartig!“
Schönthaler öffnet – Schicht für Schicht – Türen zu einem uneingeschränkt bildlichen Erlebnisraum, „den sich jeder sinnlich Begabte auf seine Weise erschließen kann.“
Geboren 1961, lebt und arbeitet er in St. Pölten. Dazwischen verbrachte er auch eine kurze Zeit in Barcelona, einem Sehnsuchtsort, der „immer eine große Verlockung war.“ Sieben Jahre unterhielt er in Amstetten ein Atelier, „und diese Zeit der bildnerischen Tätigkeit abseits des gewohnten häuslichen Umfeldes hat sich als sehr ergiebig und erkenntnisreich gestaltet, zumal in diesem klassischen Vierkanthof eines Freundes regelmäßig Kulturveranstaltungen mit namhaften Künstlern wie den Extremschrammeln oder Dobrek Bistro stattgefunden haben. Es gab genreüberschreitende Austauschebenen.“
Lesen konnte er recht früh – „am liebsten Comics, die hab‘ ich verschlungen.“ Die Mischung aus Bild und Text faszinierte ihn schon als Kind, auch wenn die Malerei „seine“ Kunst wurde. Die Nähe zur Literatur, speziell zur Lyrik, sei ihm aber klar, ebenso die zur Musik. „Schon Kandinsky spricht von Rhythmus und Klang.“ Früh begann er auch zu zeichnen, danach zu malen. Initiationserlebnis war unter anderem das Betrachten eines (verkleinerten) Bildes von Asger Jorn in einem Kunstbuch. „Das hat mich schon umgehauen. Und dann hab‘ ich‘s in der richtigen Größe gesehen. Wahnsinn!“ Auf der Akademie der bildenden Künste war er auch – „ein kurzes akademisches Zwischenspiel!“ Uninspirierend sei es gewesen, „zudem verspürte ich einen seltsamen ‚Institutionsdruck’, der mich massiv gehemmt hat.“ Schönthaler begab sich lieber auf die individuelle Wegsuche.
Selbsthinterfragung sei etwas ganz Wesentliches. „Nicht alles ist immer gleich der große Wurf.“ Manches müsse reifen. Irrwege seien auch notwendig. „Wir rasen alle auf unserem Planeten durchs All, ich als einer von acht Milliarden. Das relativiert auch den eigenen Wichtigkeitsanspruch.“ Ob er von seiner Kunst leben könne? Er lacht: „Die Frage wird mir oft gestellt; In Anspielung auf die oft schwierige ökonomische Situation als freischaffender Künstler lautet meine Antwort: ich lebe mit meiner Kunst, oder noch zugespitzter: ich lebe, trotz meiner Kunst.“ Gelegentlicher Müßiggang sei auch notwendig, „zum Innehalten. Ich muss nicht dauernd produzieren.“
Der Maler ist jedenfalls kein Kind von eigenbrötlerischer Weltabgeschiedenheit. „Da kann auch einmal ein Nachmittag im Cinema Paradiso-Schanigarten bis zur Sperrstunde hineinreichen.“ Theater, Kino, Konzerte und – vor allem – Ausstellungen werden von ihm häufig frequentiert. Als aktives Künstlerbundmitglied ist er auch Kollaborationen mit Malerkollegen wie etwa Florian Nährer nicht abgeneigt.
Er wird kurz nachdenklich: „Wenn ich was schaffe und sage, okay, das kann funktionieren, ist das ein wunderbarer Moment der Genugtuung. Es sind kleine Momente der Manifestation von Gedanken und Schwingungen.“ Als wäre er selbst ein wenig verwundert über den letzten Satz beginnt er breit zu grinsen: „Einfach großartig!“
Schönthaler öffnet – Schicht für Schicht – Türen zu einem uneingeschränkt bildlichen Erlebnisraum, „den sich jeder sinnlich Begabte auf seine Weise erschließen kann.“
Was demnächst ganz leicht möglich ist: Die Solo-Ausstellung „Kurt Schönthaler“ lässt sich vom 3. Mai bis 28. Mai 2016 bei freiem Eintritt im Stadtmuseum St. Pölten zu den üblichen Öffnungszeiten betrachten.