SPRACHKULTUR
Text
Beate Steiner
Ausgabe
Das Deppenapostroph hat‘s geschafft – es ist salonfähig geworden. Also fast. Der Duden sagt zwar noch immer, dass es im Deutschen kein Genitiv-S mit Apostroph gibt. Aber diese oberste Instanz für eine korrekte Sprache toleriert das hochgestellte Stricherl, um einen Eigennamen hervorzuheben. Zum Beispiel: „Oma’s Küche“ geht gar nicht, „Gerti’s Küchenkastl“ am Türschild ist akzeptabel, weil’s dem Marketing dient. Ja eh, es ist ziemlich egal, wie etwas geschrieben ist, wenn der Leser versteht, was der Schreiberling mitteilen will. Der sollte allerdings wissen, was er aufs Papier bringt oder ins Netz stellt – oder sich im Zweifelsfall vorher informieren. Ganz beliebt derzeit, auch in heimischen und bekannten Medien: „dabei waren unter anderem“. Das ist erstens eine unnötige Füllphrase und zweitens einfach diskriminierend, weil: Unter anderem bezieht sich auf Dinge, unter anderen auf Menschen. Weniger unserer Sprachkultur, sondern mehr der Intuition von Autoren unterworfen sind auch Groß- und Kleinschreibung und Beistriche, was allerdings in vielen Fällen sinnverändernd sein kann. „Er will, sie nicht.“ Versus: „Er will sie nicht.“ Das ist kein Luxusproblem. Wenn der Empfänger falsch versteht, was der Sender mitteilen will, dann entsteht nämlich ein Problem: „Du isst Schoko in Massen“ klingt wie ein Vorwurf, „du isst Schoko in Maßen“ wie ein Lob. Und außerdem: Wie kommen die armen Schüler dazu, schlechte Noten für „Großartig Feiern“ zu kassieren, wenn sie das so im Netz gelesen haben? Wem sollen sie nun glauben – der Frau Lehrerin oder den Medien?